Archiv 14. November 2007

Mittwoch, 14. November 2007

Widersprüchliche SVP

Dieser Leserbrief im gestrigen Bund war so gut, dass ich ihn hier in seiner Gänze wiedergeben möchte:

Die Versuche einzelner SVP-Exponenten, insbesondere von Nationalrat Mörgeli, Samuel Schmid als «halben» Bundesrat der SVP oder als «dritten» der FDP hinzustellen, bieten Anlass zum Nachdenken. Es stellt sich die Frage, welche (charakterlichen) Eigenschaften einen Repräsentanten der SVP im BR auch zu einem anerkannten SVP-Vertreter machen.

Was kennzeichnet Bundesrat Samuel Schmid? Er ist ein Patriot und hat eine klare bürgerliche Position; er ist durchdrungen von einer liberalen Haltung; er ist in seinen politischen Positionen dezidiert, respektiert aber auch die politischen Positionen der anderen; er verzichtet auf Beschimpfungen seiner politischen Gegner; er behandelt politische Gegner nicht als politische Feinde; er anerkennt, dass das Gemeinwohl, der Ausgleich und die Gerechtigkeit Grundlagen unserer Schweiz sind – passt er deshalb nicht mehr zu der Schweizerischen Volkspartei?

Die Frage ist, ob Patriotismus, liberales Denken, Respekt vor anderen Meinungen, Verzicht auf Beschimpfungen und die Einsicht, dass die Schweiz ihre Kraft gerade aus dem Ausgleich aller Interessen schöpft, mit einer Mitgliedschaft in der SVP unvereinbar sind.

Ich habe mich wiederholt gefragt, wie sich wohl aufrechte SVP-Sympathisanten fühlen, wenn die Parteileitung den politischen Gegnern mit Begriffen wie «gierige Hintergedanken, Hinterhältigkeiten zum Machterhalt, perfide und erlogene Komplottvorwürfe, Kampf um eigene Pfründen, Kriminellenverhätschelung, Missbrauch und budgetäre Sorglosigkeit» eindeckt. (SVP-«Klartext», Ausgabe 10/2007, Editorial Nationalrat Ueli Maurer, Parteipräsident). Er bezichtigt damit den politischen Gegner mit anderen Worten als gierig, hinterhältig, perfide, verlogen, selbstsüchtig, sorglos und naiv – mithin alles Eigenschaften eines äusserst schlechten, wenn nicht kriminellen Charakters.

Der Nationalrat Ueli Maurer verunglimpft und diskreditiert den politischen Gegner; ist solches die Voraussetzung, dass man zur SVP passt?

Patrioten – als solche verstehen sich ganz speziell die Sympathisanten der SVP – identifizieren sich mit dem eigenen Land und dem Volk. Zum Volk gehört aber gerade auch der politische Gegner! Ihn auszugrenzen, zu beschimpfen, zu diskreditieren und als quasi kriminell hinzustellen, weil er eine andere als die eigene politische Meinung vertritt, ist höchst unpatriotisch.

Ich hoffe, dass die vielen aufrechten SVP-Mitglieder, die ich auch aus meinem Arbeitsumfeld kenne, den Mut und die Kraft aufbringen werden, sich gegen den momentanen Strom der schweizerischen Parteileitung zu stellen und die liberalen Werte innerhalb dieser Volkspartei hochzuhalten, wie es BR Schmid tut.

Ich glaube, dass sich dieser Mut lohnt, denn ich bin der festen Überzeugung, dass die grosse Mehrheit der SVP-Wähler und viele Vertreter dieser Partei in den Parlamenten Menschen mit anderer politischer Ausrichtung respektieren und deren Beitrag zum gemeinsamen Ganzen wertschätzen.

Stefan Bleuer, Niederwangen

Quelle: Der Bund, 13. November 2007, „Gegen RGM- und Schmid Bashing“, S. 9.

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Mittwoch, 14. November 2007

Das Volk auswechseln

„[…] Vielleicht wird mittlerweile auf den Verleger- und den Chefredaktorensesseln in den Archiven gewühlt, um Rat zu finden. Da fänden sich im „Berner Tagblatt“ von damals zuhauf Artikel, in denen den Stalinisten in der DDR der Rat gegeben wurde, das Volk auszuwechseln, wenn es nicht nach ihrer Geige tanzen wollte.“ –– Peter Sigerist, Bern

Quelle: Der Bund, 13. November 2007, „Gegen RGM- und Schmid Bashing“, S. 9.

Übrigens: Das Volk sollte man wohl langsam auch in Möhlin auswechseln – „richtig sturi Gringe si das“:

Die Gemeindeversammlung von Möhlin muss ein drittes Mal über die Einbürgerung einer Familie aus Mazedonien entscheiden. Das Bundesgericht hat den ablehnenden Entscheid der Gemeinde vom letzten Dezember wegen eines Formfehlers als verfassungswidrig aufgehoben.

Quelle: Möhlin muss zum dritten Mal über Einbürgerung befinden

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Mittwoch, 14. November 2007

Katholische Kirche in fragwürdigen Gewässern

Bischof Kurt Koch braucht in seiner Stellungnahme harte Worte: Eine Anerkennung des Urteils im Streit um den Röschenzer Priester Franz Sabo käme «einer Kapitulation der Kirche vor dem Staat gleich». Aus dem gleichen Grund könne er das Urteil auch nicht ans Bundesgericht weiterziehen. Der Gerichtsentscheid sei «eine «ungeheuerliche Infragestellung der ganzen Rechtsordnung der römisch-katholischen Kirche».

[…] Ein solcher Kniefall dürfe «einem Bischof nicht zugemutet werden». Kein souveräner Staat würde eine solche Kritik an seiner Rechtsordnung akzeptieren, schreibt Koch. Angesichts dieses «totalen Affronts» habe er unverzüglich den Vatikan informiert.

Quelle: Der Bund, 13. November 2007, „Kniefall vor dem Staat“, S. 5.

Mutet es nicht komisch an, wenn in den letzten Jahren eine Minderheit von hier lebenden Muslimen gegeisselt wurde, weil das Grüppchen die Scharia (oder welche religiös hergeleiteten Gesetze auch immer) über hier geltende Gesetze stellten – und die katholische Kirche diese fragwürdige Bewegung völlig überraschend links überholt?

Nun also bläst auch ein Katholischer Bischof in dasselbe Horn – doch wo bleibt der Aufschrei derjenigen, die noch vor kurzem einer Islamisierung unseres Landes mitsamt der Einführung der Scharia befürchteten? Ob nun Mohammed, Bischof Koch oder der Heilige Christoph B. die Autorität des Staates und seiner Gerichte in Frage stellt, spielt aus meiner Sicht keine Rolle. Alle sind sie Ewiggestrige, die an alten (bis uralten) Zöpfen nachhängen, von einem romantisierten Bild der vergangenen Tagen träumen und damit die heutige Welt schlicht und einfach verkennen.

Lieber Bischof Koch, lieber Papa Razzinger, liebe Katholische Kirche – wachen Sie bitte endlich im 21. Jahrhundert auf!

Säkularer Staat – jetzt!

Wenn Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten Schule machen sollte, liess der offensichtlich zornige Bischof erklären, müsste die Kirche für eine völlige Trennung von Kirche und Staat eintreten. Eine Entlassung eines Priesters, sagen dazu die Staatsrechtler , wäre dann als rein privatrechtliche Angelegenheit tatsächlich einfacher. Sie erinnern aber daran, dass dann auch die Privilegien einer Landeskirche verloren gingen, zum Beispiel die Möglichkeit , Kirchensteuern durch den Staat eintreiben zu lassen. Eine Trennung von Kirche und Staat sei nur über eine Volksabstimmung zu machen .

Lieber Würdenträger Koch – mit dieser Aussage haben sie mit mir nun doch noch einen Anhänger gefunden. Sie haben Recht! Es wird endlich Zeit, die marginalisierte Rolle der Landeskirchen anzuerkennen und die letzte Nabelschnur vom Staat zu trennen.

„Unsere“ Kirche ist das Wankdorf Center, unsere Kirche ist Westside in Brünnen – dort erlangen wir unsere Erlösung, dort legen wir unsere Schulden ab zu. Und schliesslich sind diese „Kirchen“ deutlich grösser, als alle Gebilde, die die Protestanten und Katholiken in ihrer Geschichte je erbaut haben. Nämlich.

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Mittwoch, 14. November 2007

Mathematik in der Finanzwirtschaft

According to the Goldman Sachs mathematical models… August, Year of Our Lord 2007, was a very special month. Things were happening then that were only supposed to happen about once in every 100,000 years.

Either that… or the Goldman Sachs models were wrong…

Quelle: Goldman Sachs Was Wrong & 2 Million Families May Lose Their Homes

“We are seeing things that were 25-standard deviation events, several days in a row,” said David Viniar, CFO of the smartest financial firm in the world, Goldman Sachs […]

When you make loans to people who can’t pay the money back, trouble is only a couple standard deviations away. […]

Vielleicht sollte man in der Finanzwirtschaft wieder auf etwas mehr Grips und etwas weniger mathematische Modelle vertrauen … Aber was weiss ich Tor schon?

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Mittwoch, 14. November 2007

Microsoft Internet Explorer 3.0 bis 6.0

Wer als Web-Entwickler tätig ist, fürchtet sich täglich vor dem Zeitpunkt, wo sein Werk im Microsoft Internet Explorer getestet werden muss. Eins ist klar: Es wird wird sich immer irgendein Darstellungsfehler finden, der auf einen Bug in der Rendering-Engine des Krüppel-Browsers aus Redmond zurückzuführen ist.

Entweder, weil nicht standardkonform gecodet wurde (als Monopolanbieter hat man für Standards nur ein müdes Lächeln übrig, denn schliesslich setzt man durch seine Marktmacht diskussionslos „Standards“), oder weil eine Kombination von verschiedenen Seitenelementen zu ganz kuriosen Darstellungsresultaten führt (Stichwort: Peek-a-boo Bug, stand auch heute wieder auf dem Programm).

Egal – da wohl immer noch so gegen 80% der Interbenutzer das Browser-Scheusal von Kleinweich benutzen, muss man diese Tests zwangsweise über sich ergehen lassen.

Damit man Web-Sites auf einem einzigen Gerät gleichzeitig mit dem Microsoft Internet Explorer 6.0 und 7.0 testen kann, sei folgende Anleitung empfohlen:

IE 6 und IE 7 parallel installieren

Kurzzusammenfassung

  1. Internet Explorer 7 installieren
  2. Internet Explorer All Versions Installer herunterladen
  3. Installer ausführen und Browser selektieren, welche standalone installiert werden sollen

Der Anbieter des Installations-Päckchens lautet Tredosoft, die Hintergründe zum Paket werden auf einer eigenen Seite beschrieben.

Nachtrag

Nachfolgende Web-Dienstleistungen sind für einen Web-Entwickler kein guter Ersatz für eine lokale Installation des Internet Explorers – schliesslich arbeitet man oft auf einem über das Internet nicht zugänglichen Testsystem. Auch kann ich mir vorstellen, dass Reloads nach Anpassungen im Code äusserst träge – wenn nicht gar limitiert – sind:

Dennoch „Danke!“ für die Hinweise!

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Mittwoch, 14. November 2007

Quartalszahlen: Wieso nicht einfach?

Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der ECM-Anbieter aus Basel, Day Software, den Umsatz um 40 Prozent auf 6,29 Millionen Franken steigern. Der operative Gewinn lag bei 0,119 Millionen Franken, der Nettogewinn bei 0,719 Millionen Franken. […]

Quelle: Day steigert Umsatz und Gewinn

Wieso so kompliziert? Zwar würde es dem CFO wohl ein Tränlein ins Gesicht drücken, doch anstelle von „0,119 Millionen“ schreibt man doch besser lesbar 119’000 SFr. Oder gelten nun die „0,719 Millionen“, für Normalsterbliche: 719’000 SFr., als tatsächlichen Gewinn?

Labels: Schweiz, Web, Wirtschaft

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