Archiv ‘Schweiz’

Sonntag, 22. März 2009

Kopfschmerzen dank Doppelbesteuerungsabkommen

Die Lösung läge im einseitzigen Nachvollzug der Schweiz, indem auf Neuverahndlungen von Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ganz verzichtet wird und stattdessen bloss die den DBA nachgelagerten Verordnungen abgeändert würden. Damit würde die Legislative ausgehebelt und ein Referendum verunmöglicht. […] In der Krise ist unser Regierungssystem heillos überfordert.

Quelle: SonntagsZeitung, Markus Gisler: „OECD: Die Lösung überfordert die Schweiz“, S. 53.

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Sonntag, 22. März 2009

Britisches Bonus-Baby über Konsumgüter und Schweizer

Es gibt diesen berühmten, etwas rüden Spruch: If it fucks, flies oder [sic] float – rent it! Mit andern Worten: Kauf nie ein Flugzeug oder ein Schiff, und heirate nie eine Frau. […]

Ich spreche hier nur von den Schweizer Investoren in Zürich. Einige dieser Leute strahlten keinerlei „joie de vivre“ aus. Es war, als ob sie tot wären. […] die Investoren in Zürich liessen sich nicht davon beeinflussen, wenn man sie in ein Strip-Lokal einlud, sie kamen auch nicht auf einen Drink mit. Ich weiss nicht, was diese Leute auf dem Sterbebett denken. Es schien mir, als ob sie ausschliesslich für ihren Job leben und überhaupt nicht merken, wie kurz das Leben ist. […] [sie] liessen sich nicht durch Drogfen oder Striptease beeinflussen. In dieser Hinsicht waren sie professioneller und seriöser als andere Leute.

[…] Ich bekam den Eindruck, dass die grossen Schweizer Banken extrem ineffizient sind. Riesige Institutionen. In einer Bank musste ich vier verschiedenen Leuten das Gleiche erzählen.

Quelle: SonntagsZeitung, 22. März 2009, Sonntagsgespräch mit Geraint Anderson: „Es war nicht nur Gier, was war auch Skrupellosigkeit und Bösartigkeit“ S. 23ff.

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Samstag, 21. März 2009

Kleine Fehler in der Steuererklärung?!

„Allerdings finde ich es persönlich bedauerlich, dass die Schweiz sich nun für ausländische Bankkunden auch auf ein System einlässt, das kleine Fehler in der Steuererklärung sofort kriminalisiert.“

Quelle: FTD.de – Steuerhinterziehung: Deutsche Banken geraten ins Zwielicht – Deutschland

Für Multi-Millionäre und -Milliardäre wird es tatsächlich eine Lappalie sein, wenn man vergisst, dem Fiskus einige im Ausland lagernde Milliönchen anzugeben. Für den Staat und all die anderen Steuerzahler, für die keine Stiftungen in Liechtenstein arrangiert werden, sind solche Aussagen Herbert Scheidts (Bank Vontobel) nichts weiter als blanker Hohn.

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Samstag, 21. März 2009

Käufer für Finanz-Ramsch gesucht

if we get investors to understand that toxic waste is really, truly worth much more than anyone is willing to pay for it, all our problems will be solved.

[…] financial operations with very little capital but lots of government-guaranteed liabilities.

Quelle: Despair over financial policy – Paul Krugman Blog – NYTimes.com

In der Schweiz wurde von der UBS ein so dämlicher Investor längst gefunden: Die Nationalbank!

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Freitag, 20. März 2009

Wuala passt zu LaCie wie …

… Skype damals zu eBay gepasst hat. Die Wuala-Eigentümer sind aber ganz anderer Meinung:

We believe it’s the perfect match! Wuala stands for innovative online storage, while LaCie has become a synonym for premium quality and well-designed external storage hardware in the past 20 years.

Quelle: Wuala Blog

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Donnerstag, 19. März 2009

Mousseman entdeckt Politik mit kapitalistischer Prägung

Offenscheinlich gibt es in den USA eine Korrelation zwischen Politikern, die von gewissen Firmen geschmiertmit Wahlkampfspenden bedacht wurden, und den Firmen, die dann subsequent vom US-amerikanischen Steuerzahler für viel Geld gerettet werden ‚mussten‘, da sie ein ’systemisches Risiko‘ darstellten, wenn sie konkurs gehen würden.

Quelle: Wurde AIG ‚gerettet‘ weil die Demokraten geschmiert wurden? | Snoop InfoSystems

Dass das Big Business wohl in jedem Land in der Politik seine Finger im Spiel hat, sollte – abgesehen von Moussi – den wenigsten von uns verwundern. Nur in China ist es anders: Dort sind systembedingt die Politiker diejenigen, die beim Big Business die Hände im Spiel haben.

Selbstverständlich entspricht diese Einflussnahme nicht dem Grundgedanken einer Demokratie – und doch muss man sich mit Blick auf unser eigenes Land vor Augen führen, dass unsere Geschicke während Jahrzehnten von einer freisinnigen Politikergarde gesteuert wurden, die mit dem urschweizerischen Unternehmen gleichzusetzen sind. Ihnen verdanken wir populär ausgedrückt die Grossbanken, die ETH, unsere Eisenbahn-Infrastruktur, aber auch einen Grossteil der Maschinenindustrie.

Ich bezweifle aber, ob das, was damals unserem Land äusserst nützlich war, auch heute noch Geltung hat …

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Donnerstag, 19. März 2009

Messmer prophezeit wieder mal Rücktritte

Es ist nicht das erste Mal, das Mani M. aus Arlesheim Rücktritte prophezeit. Das letzte Mal taten weder Widmer-Schlumpf noch Ursula Wyss das, was er sich in seinen wildesten Träumen ausmalte. Deshalb sollte man auch Messmers jüngsten Aussagen kritische Beachtung schenken.

Wir können davon ausgehen, dass die aktuelle Krise an der Aussenfront schon in den nächsten Wochen zu Rücktritten im Bundesrat führen wird. Von geordnetem Rückzug kann keine Rede mehr sein.

Quelle: Arlesheim Reloaded. Mäuse schultern Elefanten. – Keine Schonfrist mehr

Und doch: Wenn es nach mir ginge, könnten gleich drei oder vier unserer Bundesräte das Weite suchen. Eine Auffrischung ist längst überfällig. Maurer rangiert nur deshalb nicht unter den Abgängern, weil er erst vor einigen Monaten ins Bundesratszimmer eingezogen ist. Das ist sein einziger Vorteil. Obwohl ich eigentlich noch viel auf den vom Saulus-Zum-Paulus gewandelten Exekutivpolitiker halte, bin ich mir nicht sicher, ob er für solche unruhigen Zeiten die richtige Person ist. Irgendwie stimmen die Dimensionen der Krise und diejenigen Maurers nicht überein …

Mousseman wiederum hat Maurers Widerstand gegen eine rasche Verwässerung derart gefallen, dass er Uelis sechs KollegInnen in die Wüste schicken würde – ihn aber als einziger nicht.

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Mittwoch, 18. März 2009

OECD-Liste beste Werbung für die Schweiz?

Es scheint jedenfalls alles so weiterzugehen wie gewohnt … Ein Tagi-Journalist begibt sich Undercover auf die Suche nach einem Hort für 2.5 Millionen unversteuerte Euro seines „Vaters“. Und berichtet anschliessend über die hilfsbereiten Bänkeler unseres Landes:

Ein Deutscher in der Bahnhofstrasse. Er sucht Sicherheit für drei Millionen Schwarzgeld. Wer nimmt es? Die UBS? Die CS? Oder gar die Deutsche Bank?

Quelle: Der Schwarzgeld-Test: Welche Bank will es? – News Wirtschaft: Unternehmen – tagesanzeiger.ch

Genau solcher Scheiss ist es, der uns in die ganze Sache mit OECD-Oasen reingeritten hat. Die Signalwirkung an hunderttausende ehrliche und geflissentliche Chrampfer in unserem Land ist fatal: Ihr seid die Dummen – weil ihr euren Lohn brav versteuern müsst und mit den Steuergeldern dann auch noch diese willigen Helfer von der Bahnhofstrasse rausboxen müsst, wenn sie mal wieder den Mund nicht vollkriegen konnten …

Jedenfalls mache ich mir bald auch Visitenkarten ohne Logo:

[…] grinste der UBS-Berater. Dann gab er mir zwei Visitenkarten, eine mit, eine ohne verdächtiges UBS-Logo. Und sagte: «Sie wissen ja, warum ich Ihnen zwei gebe?»

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Samstag, 14. März 2009

Mein Senf zum Bankgeheimnis

Beginnen wir mit Renés samstäglichen Erguss zum Thema:

Unsere Gegner auf dem internationalen Finanzmarkt haben jetzt Blut gerochen und werden Forderung nach Forderung stellen, bis auch die Schweiz ‚freiwillig‘ sämtliche Finanzdaten von EU- und anderweitigen Bürgern an ihre Finanzämter übermittelt, zwecks Finanzierung von überbordenden Staatsausgaben und ‚Konjunkturpaketen‘, und um für ihren Bankenplatz mehr Marktanteile zu sichern, und wenn’s hochkommt, ‚dürfen‘ wir der EU bald auch ganz ‚freiwillig‘ direkt Geld spenden, im Kampf gegen ‚Armut‘ usw, oder so wie die USA es von Deutschland verlangen, weitere Konjunkturprogramme finanzieren.

Quelle: BOHICA | Snoop InfoSystems

Als Linker ist meine Meinung klar (ja, diesbezüglich bin ich ein wahrhafter Linker): Das Bankgeheimnis (von einigen Klugscheissern immer noch schonfärberisch Bankkundengeheimnis genannt) nützte nur reichen Ausländern etwas, die ihr Vermögen vor den Augen allzu seriös arbeitenden Steuerämtern verstecken wollten. Deshalb schmerzt es mich überhaupt nicht, wenn dieser Steuerflucht nun (anscheinend!) ein Riegel geschoben wird. Ob begüterte Amis, Deutsche und Franzose nun wirklich massenhaft ihre Gelder aus der Schweiz abziehen, wird sich weisen.

Schwerer wiegt, dass Schweizer Banken damit auch Kundengelder verloren gehen. Doch als Linker ist man eben gerade kein Verfechter der rücksichtslosen Profitmaximierung. Unsere Banken sind das Risiko eingegangen, solche Gelder zu beheimaten – und grosses Risiko bezahlt man halt manchmal mit einem Totalverlust. Jeder von uns hat indirekt durch die Machenschaften der Grossbanken profitiert. Nun sollten wir auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.

Nebenbei: Dass bei einem Schwund der Vermögen wohl auch Arbeitsplätze vernichtet werden, ist ein notwendiges Übel. Die fähigen, bis anhin gut bezahlten Bänkeler sollten aber kaum Schwierigkeiten haben, in anderen Betrieben einen neuen ansprechenden Arbeitsplatz zu finden.

Wo ich aber all den Kritikern aus dem rechten und ultrarechten Lager Recht geben muss: Der Bundesrat, allen voran die Herren Merz und Roth, sind beim ersten, kleinen Windstoss geknickt. In einer solchen Situation ist ein solches Verhalten einfach nicht tolerabel – hier hätte ich von gutbezahlten Führungspersönlichkeiten erwartet, dass sie sich die Hände wenigstens etwas schmutzig machen würden und in harten Verhandlungen das Maximum herausholen. Gerne hätten die Herren mir so beweisen dürfen, wie aussichtslos die Lage tatsächlich ist. Die Kollateralschäden an der Realwirtschaft (die Leute, die im Gegensatz zu den Bänkelern noch tatsächlich etwas Greifbares produzieren) hätte ich persönlich gern in Kauf genommen. Einerseits als Beweis, dass die USA, die EU und die OECD ihre (angeblich hinter den Kulissen geäusserten) Drohungen wahr gemächt hätten, andererseits, weil man so mit grosser Wonne wieder einmal so richtig auf die kriminellen Helfershelfer bei der UBS und Crédit Suisse hätte einschlagen können. Denn eines ist klar: Dem Bankgeheimnis würde man in den kommenden Jahren viel weniger nachtrauern, wenn die ganze Exportwirtschaft empfindlich getroffen worden wäre.

So wie die Chose nun aber gelaufen ist, bedeutet dies für viele Kreise ein fruchtbarer Grund, um nette, kleine „Dolchstosslegenden“ spriessen zu lassen. Das Bankgeheimins – im Felde ungeschlagen, aber von schwachen, defätistischen Zivilisten an der Heimatfront ans Messer geliefert.

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Donnerstag, 12. März 2009

Hätte und wäre im Fall Lucie

Es wird erwartet, dass die Kantonspolizei Aargau bei der Medienorientierung am Donnerstagmorgen unter anderem auch den ungefähren Todeszeitpunkt bekanntgibt. Unter Umständen könnte sich das Missverständnis als fatal herausstellen. Dann nämlich, wenn aufgrund der rückwirkenden Teilnehmer-Identifikation der Täter frühzeitig hätte eruiert werden können.

Quelle: Fatales Missverständnis im Fall Lucie ? (Zürich , NZZ Online)

Selbstverständlich wäre es äusserst tragisch, hätte die richterliche Bürokratie um (in diesem Fall) übertriebenen Datenschutz den Tod Lucies mitverursacht. Bei der Schilderung in der NZZ kommt mir aber zwangsläufig meine Kritik an der Schweizerischen Fussballnationalmanschaft in den Sinn: Es ist logisch, dass wer 89 Minuten lang kompletten Müll zusammenspielt, in der letzten verbleibenden Minute einen übermenschlichen Effort leisten müsste, um die längst geschehenen Fehler wettzumachen. Probleme sollte man in Minute 1 und nicht erst in Minute 89 zu lösen beginnen!

Gleiches gilt – im übertragenen Sinne – auch im Mordfall Lucie: Vielleicht, ja vielleicht hätte die Preisgabe der Telefondaten Lucies Leben gerettet. Aber was wenn Lucie gar kein Handy auf sich getragen hätte? Oder der Unhold ein anderes Mädchen in seine Wohnung gelockt hätte? Das Hauptproblem liegt doch (auch) in diesem Fall darin, dass dieser Typ auf freien Fuss gelassen, von den Behörden aber nicht weiter behelligt wurde. Auch wenn ich als „Gutmensch“ ein Strafsystem europäischer Prägung deutlich bevorzuge, welches auf Rehabilitation setzt – bei solchen Halunken darf es nicht zur Anwendung kommen.

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