Archiv ‘Schweiz’

Sonntag, 7. Oktober 2007

Bilder aus Bern

Nachtrag: Erst jetzt sehe ich, dass Kollege smythe als Chronist der Gegenwart mit einer Digitalkamera in Bern zugegen war: Anti-SVP-Demo.

Lautundspitz war diesen Samstag an einer ganz besonderen Open-Air-Party in meiner Lieblingsstadt zugegen und hat einige beachtenswerte Bilder online gestellt:

Meine Meinung zu einem weiteren unrühmlichen Kapitel des Wahlkampfes 2007: Ich verstehe die stadtbernischen Polizeikräfte einfach nicht … Nach all den Antifaschistischen Abendspaziergängen sollte man doch eigentlich wissen, zu was diese Chaoten fähig sind?

Der Polizeidirektor wird nicht etwa von rot-grün gestellt, sondern von den „Wir Liberalen“. Weshalb sollte ein Bürgerlicher linksextreme Chaoten schonen?

Mir eröffnet sich eine andere Erklärung: Die stadtbernische Polizei ist unterdotiert (von Politikern zusammengespart – wäre spannend zu vergleichen, welche Fraktionen bei solchen Abstimmungen wie gestimmt haben). Mit der am Samstag demonstrierten Machtlosigkeit sollte es möglich sein, bis zur Euro 08 alle Hebel (und Geldquellen) in Bewegung zu versetzen, um das Korps aufzustocken.

Eine Mutmassung, die sich jeder Grundlage entzieht? Ich bin gespannt auf die Kommentare in den morgigen Ausgaben unserer Tageszeitungen. Wird das Debakel personelle Konsequenzen haben?

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Samstag, 6. Oktober 2007

Ospel spricht "Klartext"

[…] Unsere Investmentbank hat ihr A-Team von Zinsspezialisten an DRCM abgetreten, und zurück blieb das B-Team. Beide haben in der Folge parallel notabene mehrheitlich AAA-Wertschriften auf ihre Bücher genommen, unterstützt durch die Verfügbarkeit interner Finanzierungssätze. Dies führte dazu, dass die Volumina die vernünftige Grösse überschritten. Nach der Schliessung von DRCM wurden diese Positionen zusammengelegt, mit dem Ziel, sie auf eine vertretbare Grössenordnung zurückzuführen. Mitten im Prozess begann sich dann der Markt für solche Produkte zu verwerfen. Namentlich die Liquidität brach völlig zusammen. Wir sind natürlich über die Folgen enttäuscht, ganz speziell mit Blick auf unsere Mitarbeiter und unsere Aktionäre. Unsere Kunden kamen nicht zu Schaden.

Quelle: Wir haben die Zinsentwicklung falsch eingeschätzt

Alles klar? Irgendwie beschwingt mich das Gefühl, dass an dieses Interview noch die PR-Abteilung Hand angelegt hat.

Egal. Manager aus der Finanzbranche sollten sich diese Verkettung ungünstiger Zufälle merken – so verliert man 4 Milliarden Franken …

Nun, lasst mich als einfachen Geschichts-Student versuchen zu erläutern, zu was der Mann mit einem Salär von jährlich 20 Millionen nicht im Stande ist (oder sein möchte):

In den USA haben findige Geschäftsleute unzähligen dahergelaufenen Personen Hypotheken verschafft (Provisionen winkten für jeden erfolgreichen Abschluss), ohne dass die Schuldner weder Geld auf einem Bankkonto noch einen Job als Sicherheit nachweisen konnten. Findige Finanzprofis haben diese Hypotheken mit anderen Krediten zu einer schönen Salami verwurstelt und deren Stückchen dann scheibchenweise auf den Markt gebracht. Die UBSler sahen die saftige Salamistückchen vor ihrem Kopf wedeln und schnappten zu. Um sich in Sicherheit zu wiegen, holten sie die Profis noch die Meinung einer „unabhängigen“ Bewertungsfirma ein (die mit hohen Bewertungen den Goodwill seiner grössten Kunden nicht verspielte). Blöd nur, dass diese selbst solchen Hypotheken eine AAA-Wertung vergab, die jeder mit einem normalen Menschenverstand als Müll eingestuft hätte … Und so nahm das Unglück seinen Lauf. Schöne, neue Finanzwelt!

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Samstag, 6. Oktober 2007

Kurz vor den Wahlen: Parteien von Journis infiltriert

Auch diesen Samstag versorgt einem die „bessere Weltwoche“ – Das Magazin -mit Blick auf die kommenden Parlamentswahlen mit Reportagen über die grössten schweizerischen Parteien. Geniale Idee!

Natürlich habe ich den Bericht über „meine“ Partei als erstes gelesen – und erkenne durchaus Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen.

Gut fand ich auch einen Vorschlag Rotens für bessere und griffigere Werbung:

Oder: Diese Velosattel-Badekappen-Schutzdinger, damit man keinen nassen Po kriegt, wenns geregnet hat, mit dem Gesicht von Blocher drauf und dem Satz: SVP – My Ass! und dem SP-Logo.

Quelle: SP

Als nächstes war die SVP dran, und auch dort las ich von hinlänglich Bekanntem:

Und eine Erklärung hatte ich sehr nötig, nachdem ich mich ausführlich mit den Luzerner Platzhirschen unterhalten hatte, fast schon archetypische Vertreter des SVP-Personals mit ihrer vaterländischen Direktheit, ihrem Hang zu Verschwörungstheorien und ihrer von undurchschaubaren Kränkungen genährten Eiferei gegen Andersdenkende.

Während Walter Häcki also eher der joviale Typ ist mit dieser Neigung, die Probleme in den eigenen Reihen bösen gegnerischen Mächten in die Schuhe zu schieben, […]

Quelle: SVP

Bei Gesprächen mit einem Kollegen und seineszeichen Bauernsohn treffe ich immer wieder auf genau diese paranoide Mentalität …

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Samstag, 6. Oktober 2007

Alle ein bisschen Liberal

Das Magazin, seineszeichen die bessere Weltwoche, hat wieder einmal einen guten Riecher gehabt und beleuchtet die grassierende Liberalismus-Manie:

[…] ein paar krachende Katastrophen haben eindrücklich belegt, dass Deregulierung und Staatsabbau kein gottgegebenes Universalheilmittel sind, sondern ein sehr gezielt einzusetzendes Instrument darstellen.

Zu den notorischen Beispielen zählen die desaströse Privatisierung der britischen Eisenbahnen, die von kostspieliger Monopolbildung begleitete Deregulierung des kalifornischen Strommarktes und das Fortsetzungsdrama an Ineffizienz und Ressourcenverschwendung des US-Gesundheitssystems, das miserable Standards der Durchschnittsdeckung erreicht, obwohl es das teuerste der Welt ist.

[…] Häufig werden gesellschaftspolitische Fragen wie die Gleichberechtigung als Nebenschauplätze abgetan, auch wenn dies gerade aus liberaler Sicht nicht zulässig ist. Wenn das freie Spiel der Marktkräfte in entscheidenden gesellschaftlichen Fragen nicht zu Freiheit und Chancengleichheit führt, dann wird das für die liberale Weltsicht in ihrer Gesamtheit zur Herausforderung.

[…] Wer die schweizerischen Debatten über Ordnungspolitik verfolgt, kann leicht den Eindruck bekommen, Liberalismus bestehe aus fanatischem Anti-Etatismus – und sonst aus gar nichts.

[…] Eigenverantwortung zu predigen, ist das eine. Sich selber oder die eigene Klientel der marktwirtschaftlichen Konkurrenz auszusetzen, ist dann noch einmal etwas ganz anderes.

Quelle: WER NICHT LIBERAL IST, HEBE DIE HAND

Und ja, auch ich bezeichne mich auf StudiVZ als „links-liberal“ …

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Donnerstag, 4. Oktober 2007

Crédit Suisse erachtet mich als kreditwürdig


Credit Suisse "Zahlung nach Mass"
Originally uploaded by emeidi

Seit mehreren Monaten liegt mir Crédit Suisse auf den Ohren. Anscheinend kaufe ich mit meiner Kreditkarte einfach zu wenig und zu billige Dinge.

Die Vernunft („Kaufe nur das, was du dir leisten kannst!“) hat nun ein Ende. Crédit Suisse erachtet mich seit neuestem als kreditwürdig. Bis 25’000 SFr. könnte ich mit meiner Kreditkarte verpulfern und müsste die Summe dann zu einem effektiven Jahreszins von 14.75% zurückzahlen. Wahrlich ein Schnäppchen!

Die Geister, die ich rief …

Es besteht zu befürchten, dass die Schweizer bald ihren US-Amerikanischen Kollegen in die Schuldenhölle folgen werden. Bund, Kantone und Gemeinden machen es seit Jahrzehnten vor – wieso sollte der gemeine Bürger nicht nachziehen? Schliesslich verfügt heute jeder Spacko dank Coop und MIGROS über eine Kreditkarte – wäre doch gelacht, wenn man dieses Potential nicht auch ausnutzen würde.

Der ideale Konsument

Die Kreditkarte hat also jeder, doch das nötige Wissen, wie mit Geld umzugehen ist, wurde bereits meiner Generation kaum mehr gelehrt. Buchhaltung ist für viele meiner Kollegen ein Fremdwort. Erst wenn man seine monatlichen Ausgaben (mehr oder weniger auf den Rappen genau) erfasst, kann man im Notfall reagieren und Abstriche vornehmen. Auch wird einem erst so bewusst, wie hoch die monatlichen Fixkosten sind, um knapp überleben zu können.

Ein kleines bisschen Luxus

Zurück zum Werbebrief: Neuer Plasma-Fernseher? Neue Polstergruppe? Neuwagen? Exklusive Ferien auf einer kleinen Insel irgendwo im Pazifik? Crédit Suisse hilft mir tatkräftig dabei und bewahrt mir „meine finanzielle Freiheit“ (ein Schelm, wem hier spontan Newspeak in den Sinn kommt).

Wie hiess es damals, 1961? „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“. Ähnlich verhält es sich beim Kleinkredit unserer netten Banken: Der Kreditnehmer suchte die „finanzielle Freiheit“ und fand die lebenslange Versklavung.

Mahnfinger

Zu welchen Auswüchsen die staatlich legitimierte Kreditmafia führt, zeigt der Doku-Streifen Maxed Out. Im Film ist von mindestens drei Selbstmorden die Rede – darunter zwei junge Studenten, der eine davon mit 12’000 USD Schulden dank seiner Kreditkarte.

Lasst sie doch!

Der liberal denkende Mensch wird sagen: Eigenverantwortung! Durchaus. Es besteht aber zu befürchten, dass den Schlamassel schlussendlich die Allgemeinheit tragen muss. Schliesslich ist unser Sozialsystem deutlich besser ausgebaut als in den USA. Doch sogar ich als Linker möchte niemanden unterstützt sehen, der mit Kleinkrediten über seinen Verhältnissen gelebt hat. Plasma-Fernseher statt das tägliche Brot? Wer vom fernsehen satt wird, soll sich’s leisten können – aber dafür die Konsequenzen tragen.

Kleingedrucktes

Dem Schreiben lag auch noch die Option ProtectionPlus bei. Damit ermöglicht der Kunde es der Bank, ihn im Notfall (sprich wohl bei verdächtigen Bezahlvorgängen) mit ihm in Kontakt zu treten. Löblich!

Nur das Kleingedruckte macht mich ein wenig stutzig:

Ich nehme zur Kenntnis, dass beim elektronischen Informationsaustausch Informationen über ein offenes, länderübergreifendes, für jedermann zugängliches Netz transportiert werden und, auch bei entsprechender Datenverschlüsselung, unter Umständen von Dritten eingesehen werden können. Rückschlüsse auf eine bestehende oder zukünftige Bank- oder Geschäftsbeziehung sind somit möglich.

Ich habe das Gefühl, dass dieser Passus kaum mit dem Datenschutzgesetz und dem Bankkundengeheimnis vereinbart werden kann …

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Donnerstag, 20. September 2007

Ein einig Volk von Hypothenschuldnern

Nicht schlecht staunte ich, als ich heute die Schweiz endlich wieder einmal in einer Rangliste unangefochten auf Platz 1 sah:

Quelle: Housing burdens

Alle Hypothekenschulden dieses Landes zusammengefasst entsprechen deutlich mehr als 125% des Bruttosozialproduktes – auf weiter Flur kein Konkurrent. Da soll einer noch sagen, dass die Amis auf Pump leben (immerhin kaufen wir mit dem Geld nicht Billig-Schrott aus China, Panzer SUVs oder gesundheitsgefährdenden Fast-Food, sondern lebensnotwendigere Dinge wie z.B. ein Dach über dem Kopf).

Ex-Kommunisten

Ich vermute übrigens, dass es kein Zufall ist, dass die Tschechen und Ungaren das „Schlusslichtlein“ bilden. Die Wurzeln dazu liegen wohl im Kommunismus.

It can also be said that the Soviet economy was run either very well or very badly. On the plus side, that system, for all its many failings, managed to eradicate the more extreme forms of poverty, malnutrition, many diseases, and illiteracy. It provided economic security of an extreme sort: everyone knew exactly how much they would earn, and the prices of everyday objects remained fixed. Housing, health care, education, and pensions were all guaranteed. Quality varied; education was generally excellent, housing much less so, and Soviet medicine was often called „the freest medicine in the world“.

Quelle: Post-Soviet Lessons for a Post-American Century

Spannend ist hierbei das Gedankenspiel von Dmitry Orlov, was passieren würde, wenn die USA kollabierten …

The United States remains a powder keg of ethnic tension, where urban blacks feel oppressed by suburban whites, who in turn fear to venture into the cities. In a time of permanent crisis, the urban blacks are likely to riot and loot the cities, because they don’t own them, and the suburban whites are likely to get foreclosed out of their „little cabins in the woods“, as James Kunstler charmingly calls them, and decamp to a nearby trailer park. Add to this already volatile mixture the fact that firearms are widely available, and the fact that violence permeates American society.

… und hier, was in den 1990ern beim Kollabieren der Sowjetunion passierte (der ganze Text ist äusserst lesenswert!):

Another key difference: in the Soviet Union, nobody owned their place of residence. What this meant is that the economy could collapse without causing homelessness: just about everyone went on living in the same place as before. There were no evictions or foreclosures. Everyone stayed put, and this prevented society from disintegrating.

Sollte unserer Wirtschaft also irgendwann einmal etwas zustossen, könnte es auf Grund der Besitzverhältnisse (den Banken gehören – wenn ich diese Grafik richtig verstehe – einiges an Wohnraum in der Schweiz) bitter werden. In solchen Fällen würde ich den Kapitalismus gerne mit dem Kommunismus tauschen (wenn es mit der Wirtschaft rund läuft, ist jeder ein Kapitalist und möchte den Gewinn für sich alleine, wenn es mit der Wirtschaft bachab geht, möchte man die Verluste lieber sozial abfedern).

Ich frage mich hingegen, ob man bei einem Kollaps des Kapitalismus wirklich die Leute aus ihren Häusern jagen würde. Was nützte dies den Banken, wenn kaum neue Kauf-Interessenten vorhanden wären? Schliesslich würde kein Wohlhabender in eine mickrige 4.5 Zi-Wohnung ziehen, nur weil er diese für einen Schnäpchenpreis erwerben könnte … Die Alternative? Die Banken beissen in den sauren Apfel, tun nichts (oder nicht viel) und hoffen, dass irgendwie weiter Geld zurückfliesst. Irgendwie auch nicht wirklich plausibel.

Anstelle solchen hypothetischen Schmarren weiterzudenken: Die liberale Marktwirtschaft muss weiterhin ein Erfolgsmodell bleiben. Auf Biegen und Brechen, immer weiter Aufwärts, langfristig einige Prozent mehr Wachstum pro Jahr.

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Dienstag, 18. September 2007

Crédit Suisse ohne SP-Nationalratskandidat

Schon komisch – auch wenn ich nicht gerade Herscharen von SPlern in den Reihen meiner Hausbank erwartet habe, mindestens einer hätte es schon sein können:

  • SVP: 6
  • FDP: 4
  • CVP: 4
  • EVP: 1
  • SP: 0
  • Grüne: 0

Quelle: Von der Bank ins Bundeshaus

Warum nur? Es gibt zwei Erklärungsversuche: Ein Linker heuert (aus welchen Gründen auch immer) nicht bei der Crédit Suisse an (ich höre Smythe schon hervorpoltern, dass Linke ja eh allesamt Staatsangestellte, Studenten oder Lehrer sind). Umkehrschluss: Eine Bank zieht halt einfach bürgerlich-denkende Arbeitnehmer an. Und wenn doch ein ungerades Mal ein Linker in das Finanzunternehmen eintritt, wird dieser innert Jahresfrist zum Bürgerlichen zurecht-sozialisiert. Mehr oder weniger freiwillig – oder möchte sich jemand vorstellen, wie es ist, sich als linker Nationalratskandidat zu outen?

Ceterum censeo …

… und übrigens bin ich der Meinung, dass wir die Leute ernst nehmen sollten, die „statt Harmonisierung Wettbewerb“ fordern. Soll heissen: Schweizer Banken müssen sich dem internationalen Wettbewerb zwischen den Banken stellen und das Bankgeheimnis abschaffen. Es müssen Schutzschilde abgebaut werden, damit der freie Markt diejenigen Banken belohnt, die am wirtschaftlichsten arbeiten, und nicht die, die vom Staat beschützt werden.

(Gerne würde ich zu diesem Punkt die Meinungen der Herren Smythe und Zgräsch hören. Catalina ist selbstverständlich auch willkommen, sich zu meinem Vorschlag zu äussern)

Labels: Politik, Schweiz

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Montag, 10. September 2007

Akute Polit-Frustration

Dies sind die dritten Nationalratswahlen, die ich als Stimmbürger miterleben darf – und wisst ihr was? Mich k*tzt die ganze Sache mächtig an wie nie zuvor. Mehr als einen Monat muss ich mich in der Stadt durch einen Plakatdschungel schwarzer Schafe, explodierender Atomkraftwerke, Ziegen und Legastheniker-Phrasen („Hop Sviz“) durchkämpfen – um hinter jedem Hausecken dazu noch einen wildgewordenen GPKler, Komplotteur oder Blocher-Abwähler zu wähnen.

Kurz: Ich kann es kaum erwarten, wenn für die nächsten vier Jahre wieder Ruhe einkehrt!

Es kommt noch schlimmer …

Und nun hat mich mein Bruder auch noch auf das umwerfende Zottel-Game der Volkspartei aufmerksam gemacht:

Zottel-Game.ch

Die SVP-Jungs sind komplett übergeschnappt.

In meiner derzeitigen Lethargie ruft dies nur noch ein müdes Lächeln hervor. Die Reizschwelle wurde in den letzten Tagen und Wochen kontinuierlich erhöht, dass mich wohl nicht einmal mehr eine Terror-Attacke aus der Ruhe bringen würde.

Vertrauensverlust in die Politik

Wer auch immer von den vier Clown-Parteien in diesem Affentheater das Rennen machen wird – keine hat den „Sieg“ verdient, keine wird das Land weiterbringen. Wo bleibt die fünfte Kraft? Diese Partei muss wohl erst noch gegründet werden …

Beste Wahlkampfwerbung von …

Für den diesjährigen Wahlkampf ist es anscheinend symptomatisch, dass die beste Wahlwerbung von niemand geringerem als einem Gastronomie-Betrieb stammt:

Via: Vegi Resti Hiltl grillt Zottel

Generation Klingelton zappt weiter

Kein Wunder, dass Jugendliche jegliches Interesse an diesem Theater verloren haben – auf MTV & Co. gibt es Unterhaltung pur. Wer will sich schon Unterhaltung mit einem Mikrogramm Politik (= diesjähriger Wahlkampf) antun, wenn es völlig unbeschwert geht?

«Ähm, kei Ahnig!», Teil II

Dank: Raffi

Nicht alleine in weiter Flur

Es freut mich, dass auch andere, lebenserfahrenere Personen ähnlich denken wie ich:

Und in der Tat: Es ist den Parteien bis jetzt gelungen, den Wahlkampf`07 ohne auch nur ein einziges politisches Thema zu bestreiten. Eine wirklich starke Leistung, das muss man anerkennen.

Quelle: Gigantisches Wahlkomplott

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Sonntag, 9. September 2007

Schwarzes SVP-Schaf schafft es nach Grossbritannien

Die Zeitung The Independent on Sunday hat vor wenigen Tagen einen längeren Artikel über das wohl einzige wahrnehmbare Wahlplakat gebracht. Obwohl die Schweizerischen Medien als Reaktion darauf umgehend darauf hingewiesen haben, dass die lieben Briten doch lieber zuerst den Rassismus in ihrem eigenen Land unter Kontrolle bringen – ist es nicht spannend, einmal aus den Augen eines ausländischen Korrespondenten auf unser Land und das Wahlkampfgebahren zu schauen? Einige Ausschnitte aus dem Text von Paul Vallely:

It will be the first such law in Europe since the Nazi practice of Sippenhaft – kin liability – whereby relatives of criminals were held responsible for their crimes and punished equally.

As I made my way through the concourse, I wondered what Dr Schlüer made of this station of hyper-efficiency and cleanliness that has a smiling Somali girl selling pickled herring sandwiches, a north African man sweeping the floor, and a black nanny speaking in broken English to her young Swiss charge.

Switzerland has the toughest naturalisation rules in Europe. To apply, you must live in the country legally for at least 12 years, pay taxes, and have no criminal record.

[…] It can also ask, as one commune did of 23-year-old Fatma Karademir – who was born in Switzerland but who under Swiss law is Turkish like her parents – if she knew the words of the Swiss national anthem, if she could imagine marrying a Swiss boy and who she would support if the Swiss football team played Turkey.

[…] The big unspoken fact here [Einbürgerungsbestimmungen] is how a citizen is to be defined. „When a Swiss woman who has emigrated to Canada has a baby, that child automatically gets citizenship,“ Dr Schlüer says. But in what sense is a boy born in Canada, who may be brought up with an entirely different world view and set of values, more Swiss than someone like Fatma Karademir who has never lived anywhere but Switzerland?

Quelle: Switzerland: Europe’s heart of darkness?

Nicht gewusst

At the end of 2006, 5,888 people were interned in Swiss prisons. 31 per cent were Swiss citizens – 69 per cent were foreigners or asylum-seekers.

Äusserst spannend – 6’000 von 7’500’000 Menschen sitzen im Knast (0.08%) …

Zum Vergleich: In den USA sind es 2’135’901 oder 0.72% der Gesamtbevölkerung (Quelle: Americans behind bars)

Weiterführendes

Eine in der Schweiz lebende Amerikanerin zeigt auf, wie sie die Plakate erlebt:

Baa baa black sheep

Wenn das so weitergeht, ist unser Ruf endgültig ramponiert. Danke, SVP!

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Samstag, 8. September 2007

Journalist versteht den Telekom-Markt nicht

Letzte Woche berichtete die SonntagsZeitung über ein neues Angebot der Swisscom. Es verknüpft erstmals schnelles Internet mit Mobiltelefonie. Keine grosse Geschichte, eine kleine Notiz.

Und was machen die Konkurrenten der Swisscom? Sie machen nicht das nahe Liegende und lancieren neue, noch bessere Angebote. Sie beklagen sich und jammern lieber. Sunrise will sogar rechtlich gegen das Angebot vorgehen und bereitet eine Klage bei der Wettbewerbskommission vor.

Die Konkurrenten befürchten, dass die Swisscom ihre Marktstellung weiter ausbauen könnte. Sunrise-CEO Christoph Brand glaubt gar, dass wir bald wieder eine PTT haben werden.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die Swisscom ihre Marktposition hartnäckig verteidigt. Bei den Breitbandanschlüssen konnte sie deutlich zulegen – auf Kosten der jammernden Konkurrenz.

Die Swisscom für ihren Erfolg zu schelten, zeugt von geringem Unternehmergeist. Wenn überhaupt, müssten die Kritiker die Schweizer Politiker an den Pranger stellen, die während Jahren die Entbündelung der Hausanschlüsse verschlafen haben.

Bald zehn Jahre nach der Öffnung des Telekommunikationsmarktes haben die Konsumenten Besseres verdient. Zum Beispiel innovative und günstige Produkte. Gerade im Mobilfunk wäre dies längst möglich. So wie in den umliegenden Ländern. Das ist der eigentliche Jammer.

Quelle: SonntagsZeitung, 2. September 2007, „Jammern bringt nichts“, S. 23

Lieber Beat Schmid, Sie haben doch schlicht und ergreifend keine Ahnung von dem ganzen Schlamassel, den uns die Swisscom seit Jahren einbrockt … Wie bitteschön soll der Markt spielen, wenn die Monopolbude ihre Leitungen mit Zähnen und Füssen verteidigt, gleichzeitig das zufälligerweise zum Unternehmen gehörden Bluewin bevorzugt?

Immerhin gehe ich mit Ihnen einer Meinung, wenn Sie die Politiker in Bundesbern in die Pflicht nehmen – aber auch dort versagen die Papier-Privatisierer auf der ganzen Linie; getreu dem Motto: „Wir unechten Liberalen“.

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