Donnerstag, 20. September 2007, 17:32 Uhr

Ein einig Volk von Hypothenschuldnern

Nicht schlecht staunte ich, als ich heute die Schweiz endlich wieder einmal in einer Rangliste unangefochten auf Platz 1 sah:

Quelle: Housing burdens

Alle Hypothekenschulden dieses Landes zusammengefasst entsprechen deutlich mehr als 125% des Bruttosozialproduktes – auf weiter Flur kein Konkurrent. Da soll einer noch sagen, dass die Amis auf Pump leben (immerhin kaufen wir mit dem Geld nicht Billig-Schrott aus China, Panzer SUVs oder gesundheitsgefährdenden Fast-Food, sondern lebensnotwendigere Dinge wie z.B. ein Dach über dem Kopf).

Ex-Kommunisten

Ich vermute übrigens, dass es kein Zufall ist, dass die Tschechen und Ungaren das „Schlusslichtlein“ bilden. Die Wurzeln dazu liegen wohl im Kommunismus.

It can also be said that the Soviet economy was run either very well or very badly. On the plus side, that system, for all its many failings, managed to eradicate the more extreme forms of poverty, malnutrition, many diseases, and illiteracy. It provided economic security of an extreme sort: everyone knew exactly how much they would earn, and the prices of everyday objects remained fixed. Housing, health care, education, and pensions were all guaranteed. Quality varied; education was generally excellent, housing much less so, and Soviet medicine was often called „the freest medicine in the world“.

Quelle: Post-Soviet Lessons for a Post-American Century

Spannend ist hierbei das Gedankenspiel von Dmitry Orlov, was passieren würde, wenn die USA kollabierten …

The United States remains a powder keg of ethnic tension, where urban blacks feel oppressed by suburban whites, who in turn fear to venture into the cities. In a time of permanent crisis, the urban blacks are likely to riot and loot the cities, because they don’t own them, and the suburban whites are likely to get foreclosed out of their „little cabins in the woods“, as James Kunstler charmingly calls them, and decamp to a nearby trailer park. Add to this already volatile mixture the fact that firearms are widely available, and the fact that violence permeates American society.

… und hier, was in den 1990ern beim Kollabieren der Sowjetunion passierte (der ganze Text ist äusserst lesenswert!):

Another key difference: in the Soviet Union, nobody owned their place of residence. What this meant is that the economy could collapse without causing homelessness: just about everyone went on living in the same place as before. There were no evictions or foreclosures. Everyone stayed put, and this prevented society from disintegrating.

Sollte unserer Wirtschaft also irgendwann einmal etwas zustossen, könnte es auf Grund der Besitzverhältnisse (den Banken gehören – wenn ich diese Grafik richtig verstehe – einiges an Wohnraum in der Schweiz) bitter werden. In solchen Fällen würde ich den Kapitalismus gerne mit dem Kommunismus tauschen (wenn es mit der Wirtschaft rund läuft, ist jeder ein Kapitalist und möchte den Gewinn für sich alleine, wenn es mit der Wirtschaft bachab geht, möchte man die Verluste lieber sozial abfedern).

Ich frage mich hingegen, ob man bei einem Kollaps des Kapitalismus wirklich die Leute aus ihren Häusern jagen würde. Was nützte dies den Banken, wenn kaum neue Kauf-Interessenten vorhanden wären? Schliesslich würde kein Wohlhabender in eine mickrige 4.5 Zi-Wohnung ziehen, nur weil er diese für einen Schnäpchenpreis erwerben könnte … Die Alternative? Die Banken beissen in den sauren Apfel, tun nichts (oder nicht viel) und hoffen, dass irgendwie weiter Geld zurückfliesst. Irgendwie auch nicht wirklich plausibel.

Anstelle solchen hypothetischen Schmarren weiterzudenken: Die liberale Marktwirtschaft muss weiterhin ein Erfolgsmodell bleiben. Auf Biegen und Brechen, immer weiter Aufwärts, langfristig einige Prozent mehr Wachstum pro Jahr.

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Labels: Schweiz, USA

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