Archiv ‘Wirtschaft’

Mittwoch, 29. August 2007

Steigern wir das Bruttosozialprodukt!

Heute aus dem Einmaleins der BSP-Messungen:

Apart from well-known conundrums such as the GDP going up if a wife divorces her husband and sells him sex thereafter, or the GDP rising with greater medical expenses on account of the growth in respiratory diseases from pollution, […]

Quelle: India: Industrial blunders

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Mittwoch, 29. August 2007

Billigflieger und die Gepäckstücke


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Ryanair-Sprecher Peter Sherrard weist die Kritik zurück: „Dem Passagier entstehen nur dann Kosten, wenn er Gepäck aufgibt.“ Auf Deutsch: Selber schuld, wer auf eine Reise Gepäck mitnimmt.

Quelle: Saldo, 13/2007, „Billigflieger: Jeder Koffer kostet extra“, S. 3.

Nun, im Grunde finde ich es gut, dass Easyjet und Ryanair die obligatorischen Abgaben auf jedes Gepäcksstück einführt. Es vereinbart sich wunderbar mit dem No-Frills-Ansatz: Jeder Wunsch kostet nun halt mal. (Zum Glück sind Flieger mit Stehplätzen noch nicht erlaubt …). Wer mit Easyjet & Co. fliegt ist ein Pfennigfuchser – wer will es denn der Airline verübeln, wenn sie selber auch zum Pfennigfuchser wird? Da haben sich zwei gefunden … Jö!

Freie Marktwirtschaft

Wem dieses Geschäftsgebahren nicht passt, darf gerne auf einen Linienflug einer altehrwürdigen Airline ausweisen und hat so seine 20 Kilo-Freigepäck auf sicher. Inklusive einem schöggeli unter einer adrett eingekleideten Flight Attendant.

Kollegenschwein

In diesem Zusammenhang möchte ich an eine kleine Anekdote erinnern, die ich auf meiner ersten Reise nach London diesen Mai erlebte: Da wir über das Wochenende in der Studentenbude eines Kollegen einquartiert waren, konnte ich seinen vor der Abreise geäusserten Wunsch kaum abschlagen, doch noch ein „kleines Gepäckstück“ mit auf den Flug zu nehmen …

Mit Blick auf das obige „Beweisfoto“ (Bild Nummer eins, geschossen zwecks Blog-Artikel) darf ich dem geneigten Leser verraten, dass mein Koffer eine braune Farbe trägt …

Rückblickend lässt sich über diese Aktion sagen:

  • Umständlich. Ich reise normalerweise mit meinem braunen Samsonite-Rollkoffer und einer Tasche (Laptop) desselben Herstellers. Wegen des zusätzlichen Gepäckstücks musste ich die handliche Tasche zu Hause lassen – dabei wäre diese Tasche äusserst nützlich, um darin Tickets, Mobiltelefone und das Portemonnaie zu versorgen. Zudem war es mit diesem sperrigen Koffer verdammt schwer, sich in den Doppelstöcker-Intercities umherzubewegen.
  • Übergepäck. Der Koffer war nicht nur gross, sondern auch schwer. „Kein Problem“, wurde mir am Telefon beschieden, „wenn ich Übergepäck zahlen muss, tischt ihr einfach ein paar Dinge in eure eigenen Koffer um!“ Ja, klar, du mich auch! Erstens stehe ich echt nicht darauf, mein Gepäck vor dem Check-In vor Zuschauern auszubreiten – und zweitens möchte ich den Check-In so rasch als möglich hinter mich bringen. Wir hatten Glück im Unglück: Der Koffer war über 20kg schwer, doch die freundliche Dame vom Check-In erliess uns die „Strafgebühr“ (ohne irgendwelche Intervention unsererseits).
  • Schmuggler. Obwohl der Besitzer des Gepäckstücks ein guter Kollege von mir war – Angst fliegt dennoch ein wenig mit. Selbstverständlich würde er nie im Leben Drogen in seinem Gepäck verstecken (besagte Person hat in ihrem Leben bisher ca. 5 Bier getrunken) … Doch wer weiss das wirklich so genau? Auch hätten die britischen Zollbeamten sicherlich ausgesprochen Freude, wenn ich ihnen während einer stichprobenartigen Kontrolle gestehen müsste, dass ich keine Ahnung habe, was in dem Koffer so alles um die Welt flöge – da ich den Behälter für einen Kollegen in das Land importiere. Vielleicht fände man einen Koran? Und schon tausche ich bei den hyperventilierenden Briten das kuschlige Hotelbett mit einem Lattenrost in einer Gefängniszelle … Köstlich denn auch die auf solche Fälle abzielenden Fragen der automatische Check-In-Lösung in Genf-Cointrin (GVA) (siehe Bild Nummer zwei). Natürlich haben wir … wahrheitsgemäss … geantwortet.

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Dienstag, 28. August 2007

Wie die USA kollabieren werden

Economically competing countries like China hold vast reserves of these dollars we have been printing. They are also wise to the fact that their dollar reserves are being eroded away by the day as we print more dollars. (The Saudis are also well aware of this. They are are effectively only getting$50/bbl thanks to the diluted dollar.) They have begun selling their dollars thereby reducing the global demand for dollars and our ability to inflate our way out of debt. Heaven help us if we ever really annoy them. They could destroy our country over night by flooding the world with dollars – more certainly than a nuclear strike! In fact, China has leaked military documents to this effect!

Quelle: Monetary Policy and Weaseling Out of Debt

Längst sind die ach so freien Vereinigten Staaten in Geiselhaft – und niemand hat es bisher realisiert. Mir scheint es, als ob die Besitzer der Schuldscheine seit längerem fieberhaft überlegen, wie sie den Vorteil auch wirklich zu ihren Gunsten ausnutzen.

Wargames

Ich selbst bin mir immer noch nicht sicher, ob sich China wirklich teuflisch ins Fleisch schneiden würde, wenn man den Markt mit Dollars fluten würde:

Those nations that hold enough dollar reserves to cripple the US would likewise be crippled by such a move. China needs the US market to keep its population employed. Saudi Arabia needs protection now as much as they ever have. That’s one reassuring angle on what is a scary subject. If the US sinks, the world will sink too.

Kommentar 232406

Ist das wirklich so? Ist ein heller Geist dieser Hypothese in den letzten Jahren nachgegangen? Stimmt sie? Oder haben wir uns (unbewusst) von der Mutter aller Demokratien emanzipiert?

His main points were that the US generates 85% of the world’s debt and China is buying it up not for political reasons. China is allowing the US to buy on credit to enable its high GDP growth. High GDP growth is needed to maintain high unemployment which could triger unrest.

The US and China are in a symbiotic relationship of mutual financial dependence. Other countries are able to profit from it, because they know how both countries are locked in.

China cannot let the US economy tank. Both countries would be damaged if this feedback cycle was damaged. Steven argues that China would be hurt more because of potential unrest, while the US would just be looking at a fairly deep recession.

Quelle: Kommentar 232405

Was macht man also, um diesen „social unrest“ zu verhindern? Logisch – Nazi-Deutschland hat es vorgemacht:

After Pearl Harbor, it took the US very little time to convert most of its civilian production over to weapons production.

Quelle: Kommentar 232449

Natürlich kann man nicht jahrzehntelang Rüsten, denn sonst fliegt der Betrug auf. Die Konsequenz daraus zu ziehen überlasse ich meinen Lesern …

Patt

Eine Möglichkeit könnte natürlich auch sein, dass man weniger an der wirtschaftlichen Zerstörung des Landes interessiert ist, sondern diese in den nächsten Jahren nur im Zaum halten möchte. Doch was passiert, wenn der Mohr einmal seine Schuldigkeit getan hat? Könnte die (auf vielfach auf Schulden basierende) Konsumkraft der USA nicht irgendwann einmal in naher oder ferner Zukunft durch ein anderes Land, eine andere Region, einen anderen Kontinent ersetzt werden?

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Montag, 27. August 2007

Vom Wilden Westen zum Wilden Osten

What’s happening halfway around the world may be disturbing, even disgraceful, but it’s hardly foreign. A century and a half ago, another fast-growing nation had a reputation for sacrificing standards to its pursuit of profit, and it was the United States.

As with China and Harry Potter, America was a hotbed of literary piracy; like China’s poisonous pet-food makers, American factories turned out adulterated foods and willfully mislabeled products. Indeed, to see China today is to glimpse, in a distant mirror, the 19th-century American economy in all its corner-cutting, fraudulent glory.

Quelle: A nation of outlaws

Und die Schweiz?

Ich habe es hier schon mindestens einmal erwähnt, doch eine Wiederholung tut not: Es gab Zeiten, da war in unserer (damals noch) armen Nation Patentrecht ein Fremdwort – schliesslich waren unsere findigen Unternehmer noch so froh, wenn sie Produkte der Industrien anderer, weit fortschrittlicher Nationen bedenkenlos kopieren konnten:

[…] Also a vital role in this Swiss expansion during what is sometimes called the ‘Second Industrial Revolution’ is assigned to another free rider feature, namely the absence of a patent law until 1907. Denounced as ‘practices of robber barons’ and ‘a system of parasitism’ by foreign competitors, this institutional anomaly is believed to have facilitated the emergence of powerful food-processing, chemical, and engineering industries in the late 19th century, as Swiss entrepreneurs could adopt new technologies without having to bear any of the high development costs.

Was lernen wir daraus?

Hast du erst einmal eine entsprechende Position erreicht, fragt niemand mehr nach den Mitteln, die du zur Erlangung deiner Macht angewendet hast. Im Gegenteil, du darfst zur Sicherung deiner Existenz andere potentielle Anwärter des Missbrauchs derjenigen Mittel beschimpfen, die du selbst angewandt hast.

Pointiert ausgedrückt: Da das Verhalten der USA die Nation zur letzten verbliebenen Supermacht emporsteigen und die Schweiz – trotz Patentklau – zu einer der reichsten Nationen der Welt werden liess, sollte man weder vor vergifteten Nahrungsmitteln noch vor Parallelimporten und billigen asiatischen Kopien Angst haben. Alle drei Erscheinungen verheissen den Weg zum zeitweiligen Wohlstand.

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Mittwoch, 22. August 2007

Hypothekenblase für Dummies

Lender: „This is America! Everyone deserves a break, a second chance, a piece of the pie. I don’t even want to know the details. Do you have a dollar in your pocket?

Borrower: „Sure!“

Lender: „That’s your down payment! Simple as that. Now, how big a mortgage do you want?“

Borrower: „Uh, $200,000?“

Lender: „Two hundred K? In this market? Are you kidding? Let’s make it 600 K. You can get a nice little starter house in a marginal neighborhood for that. And here’s the best part: For the first year, your payments are only $49.95 a month. After that, rates and payment schedules change, but that’s a whole 12 months away and in between, you’ll be the envy of your friends. Shake, partner.“

Now, who on God’s earth thought that was a good idea? Couldn’t even the dullest adult (like, say, me) see disaster coming a mile away? It did not take a particular kind of genius to forecast despair and heartbreak.

Quelle: Jon Carroll

Schön, dass Häuslebauer/-käufer in der Schweiz in den weitaus meisten Fällen mindestens 20% des Kaufwertes auf dem eigenen Bankkonto liegen haben müssen. Das nennt man … „Sicherheit“.

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Montag, 20. August 2007

Greenspan ist mein Held

It is, of course, possible for home prices to fall as they did in a couple of quarters in 1990. But any analogy to stock market pricing behavior and bubbles is a rather large stretch. […] Local conditions dominate, even though mortgage interest rates are similar throughout the country. Home prices in Portland, Maine, do not arbitrage those in Portland, Oregon. Thus, any bubbles that might emerge would tend to be local, not national, in scope.

Quelle: Remarks by Chairman Alan Greenspan (4. März 2003)

Aber jetzt hat ja „Helicopter Ben“ die Zügel übernommen und reitet den amerikanischen Gaul in den Sonnenuntergang …

Bernanke zieht klare Ansagen vor. Wie Greenspan nennt er Preisstabilität als oberste Priorität. Mit seiner offenen Sprache hat er sich sogleich einen Spitznamen verdient. Er sehe sich im Besitz ausreichender Mittel, um Inflation wie Deflation zu bekämpfen. Als ein Naseweis wissen wollte, was Bernanke täte, wenn Amerika bei Deflationsgefahr bereits wieder auf einem Zinsrekordtief wäre wie Juni 2003, antwortete er: Selbst bei einem Zinssatz von null Prozent könne die Fed Geldbündel aus Helikoptern abwerfen. Prompt nannte man ihn „Helicopter-Ben“.

Quelle: „Helicopter-Ben“ bereit zur Landung

Gut zu Wissen, das der gute, alte Alan keinen Schaden mehr anrichten kann … oder halt! War da nicht etwas? Oh mein Gott: Deutsche Bank kauft Greenspan ein Na dann Feierabend! Räumt alle Kaugummis weg, sonst gibt es bald Unmengen von platzenden Bubbles in Frankfurt am Main.

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Sonntag, 19. August 2007

Die nächste Bubble kommt bestimmt

Grundlegende Kritik (jetzt darf man ja – „Ich hab’s immer gewusst!“):

The dirty secret of bankers is that they are bad at science and maths, and do not understand that a model, however sophisticated, cannot provide output of a quality better than the input. Lots of data does not mean better data; […]

[…] the supposed superiority of the „efficient markets“ to drive economic behavior, that over the insistence that things be valued in dollars (discounted cash flow) or be worthless, and that over the idea that greed is good and leads to socially acceptable outcomes. The core of the Reagan-Thatcher revolution is that greed (especailly that of financiers capturing future cash flows of the real world for their personal, immediate profit) spontaneously improves the common good, and that all regulations and taxes that limit it should be dismantled.

[…] unregulated markets always eventually lead to bubbles/collapses and obscenely inequitable wealth distribution. That is the reason that throughout history democratic governments always end up intervening to regulate and moderate the effects of „free“ markets. Only those willfully ignoring history could believe that the invisible hand of the market place magically maximizes human happiness, and yet it is not hard to find the true believers.

[…] there are two types of economies: savings based or debt based. Being a saver in a debt economy means you lose wealth. Just as being a debtor in a saving economy loses you wealth.

Quelle: So they all knew it was a bubble, now?

Todsicher

Investors who come to believe that certain investments are “sure-things” often learn painful lessons at the most inopportune times (like when far too much leveraged speculation pushes the asset class to unsustainable levels). And, by definition, those lessons are learned when investors least expect it. The NASDAQ crash of 2000-2002 should have indoctrinated people to some extent, but our Fed’s goofball monetary policy was so extreme, any sense of the first leg down (“hey, maybe you really CAN lose all of your money investing!”) realization was lost like a fart in a hurricane.

Quelle: Real Estate and Asset Deflation 11: Death of the “Sure Thing”

Roth hat den Durchblick

Schön, dass der Chef der Nationalbank den Durchblick hat:

Immerhin sei in den USA «Unglaubliches passiert. Da erhielten Leute Kredite, die weder Einkommen noch Vermögen hatten.» Man habe dann diese faulen Kredite weitergereicht, in strukturierte Produkte umgewandelt und mit einem Gütesiegel versehen. «Und nun sehen wir, dass es für solche Papiere keinen Markt gibt. Jetzt schlägt die Realität zurück. […] Für ihn ist klar, dass die Zentralbanken nicht Hedge-Funds und Institute retten, sondern sicherstellen müssen, dass das System der Liquiditätsversorgung funktioniert.

Quelle: «Es ist Unglaubliches passiert»

Subprime – kehrt der Boom schon bald zurück?

Erstaunt hat mich, dass ein entfernter Bekannter, der im Investment-Sektor tätig ist, vor kurzem verlauten liess, dass man in wenigen Monaten wieder in den Subprime-Markt investieren sollte. Ich verstehe ja kaum etwas von der Materie, aber wie soll man jemals Geld mit mittellosen Hausbesitzern generieren können? Wie sagen Blogger aus den USA: „Turn shit into gold“.

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Dienstag, 14. August 2007

Alles wird gut

Oder doch etwa nicht? In einem Artikel über das us-amerikanische Spekulations-Kartenhaus lese ich einen köstlichen Vergleich:

Still, even though the subprime contagion has spread to all loan categories, the glut of homes continues to increase, and the mortgage industry is flatlining on the emergency room floor; there is room for optimism. Consider the comforting comments of Secretary of Treasury Henry Paulson: „I don’t think it [the subprime mess] poses any threat to the overall economy. . . . .In an economy as diverse and healthy as this, losses may occur in a number of institutions, but that overall this is contained and we have a healthy economy.“

“Contained?” This is “contained?”

Newsweek’s Daniel Gross had this reaction to Paulson’s remarks: “If the containment policy of the Cold War worked as well as this subprime-mess containment policy, we’d all be speaking Russian and living on collective farms.”

Quelle: The Grim Reaper pays a visit to Wall Street

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Sonntag, 12. August 2007

Peak Oil-Schockwelle: Innert drei Tagen

Expect food shortages in our just-in-time system within three days. What then? Obviously we cannot plant seeds and wait for mature plants. If we redirect fuel to critical needs, then all other needs suffer. Put a finger in the dyke and another leak springs up.

Quelle:

Kürzlich habe ich mit einem ehemaligen Schulkollegen gesprochen, der für die Verteilzentrale von Coop in Bern-Brünnen als Techniker arbeitet. Jede Nacht werden dort hunderte von tausenden Brote gebacken, die in den frühen Morgenstunden von LKWs in alle Filialen der Region gebracht werden.

Autobahnanschluss

Die unmittelbare Nähe zum Autobahnanschluss ist kein Zufall – die Verteilzentrale wurde bewusst an dieser Stelle errichtet, damit der Warenverkehr über Schnellstrassen abgewickelt werden kann. Darunter fällt nicht nur die Auslieferung von Backwaren, sondern auch die Anlieferung der Rohstoffe wie Mehl und Zucker.

Schiene

Wer genau hinschaut und in das Satellitenbild hineinzoomt, wird zudem Eisenbahnschienen entdecken. Diese scheinen in das Gebäude hineinzulaufen. Ich wundere mich, wie hoch der Anteil der Lieferung per Schiene ist. Reine Vermutung: Die Anlieferung der Rohstoffe könnte mehrheitlich per Güterwagons erfolgen, die Auslieferung der Brot-Laibe hingegen per LKW. Ich glaube nämlich nicht, dass die Brote per Eisenbahn rechtzeitig frisch duftend in den Filialen eintreffen würden.

Diese Zentralisierung der Produktion hat in Zeiten von billigem Erdöl durchaus Sinn gemacht, könnte sich aber bei einer starken Preissteigerung rasch als „Bottleneck“ herausstellen. Wenn das Brot bei einer grossen Ölknappheit überhaupt noch in den Läden ankommt, wird es erheblich teuer sein als heute.

Ob die Schockwelle hierzulande innert drei Tagen spürbar wird, kann ich nicht sagen. Der Kommentator scheint einen us-amerikanischen Hintergrund zu haben – und ich weiss nicht, ob dort Verteilzentren neben Trucks auch per Schiene an den Rohstoffverkehr angebunden sind.

Nun, vielleicht sollten wir wieder lernen, zu Hause Brote zu backen, die 14 Tage lang haltbar sind

Frappante Transportkosten

Der Transport einer Konservendose von China nach Hamburg kostet heute etwa 15 Rappen. Der Seetransport ist so billig, dass der Weg von Honkgong bis Hamburg günstiger ist als der anschliessende Transport auf dem Landweg von Hamburg in die Schweiz.

Quelle: Der Bund, „Der Boom auf den Weltmeeren“, 21. August 2007, S. 2.

Nachtrag

Seit zwei Tagen streiken in Italien die Lastwagenfahrer. Bereits werden an den Tankstellen der Treibstoff und in den Läden Früchte und Gemüse knapp.

Nach nur zwei Tagen Streik herrschte in Rom und in anderen italienischen Städten bereits der Ausnahmezustand: An den Tankstellen bildeten sich lange Schlangen, weil Hunderttausende von Autofahrern noch schnell volltanken wollten. Viele standen vergeblich an: Eine Zapfsäule um die andere schloss, weil die Reserven aufgebraucht waren. In Rom war es bereits am frühen Nachmittag kaum noch möglich, Benzin zu erhalten.

In den Läden und Supermärkten leerten sich die Regale, weil die Warenanlieferung ausblieb. Gemüse und Früchte gab es gestern kaum noch, Milch- und Fleischprodukte dürften heute ausgehen. In vielen Supermärkten kam es zu Hamsterkäufen. Der sizilianische Bauernverband hat bereits den Einsatz der Armee gefordert, weil auch die Häfen von den Lastwagen blockiert werden und tonnenweise Mandarinen und Orangen nicht aufs Festland geliefert werden können und zu verfaulen drohen. Erste Fabriken standen still, weil die Materialzulieferung ausfiel. […]

In Italien erfolgen rund 85 Prozent der Gütertransporte auf der Strasse, das Land ist deshalb bei Arbeitsniederlegungen der Lastwagenbranche besonders verletzlich.

Quelle: Der Bund, „In Italien droht das totale Chaos“, 12. Dezember 2007, S. 5.

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Freitag, 10. August 2007

Börsen auf Talfahrt

Socialize the risk, privatize the profit.

Genau das geht gerade in den Aktienmärkten ab: Die Fed und die EZB haben Unmengen von Geld in den Markt gepumpt, um die armen, armen Finanzjongleure vor dem drohenden Untergang zu retten. Ist das der Inbegriff freier Marktwirtschaft?

Gute Lektüre: Credit markets: ‚Don’t panic‘, they beg

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