Dienstag, 10. Juli 2007
Natürlich war Bloggin Tom (wie immer) etwas schneller (als Student hatte ich gestern über wichtigeres zu motzen), doch mit einem reissenden Titel könnten auch bei mir eine Ladung Kommentare landen *zwinker*
„Change Happens“
Wie wohl immer, wenn das oberste Kader in einer grösseren Bude (und ihrer Besitzerin) ausgewechselt wird (dieses Mal waren es Flüchtlinge (Alder, Brand) aus einem überall geschätzten Ex-Monopolbetrieb), geht es darum, sein BWL-Wissen und die im Berufsalltag erlernten Fähigkeiten in das neue Unternehmen einfliessen lassen. Man kann dies eher im Stillen tun, indem man allerhand Prozesse optimiert und das Chef-Büro neu einrichtet. Doch dem heutigen, eher kurzlebigen Manager geht es mehr um Schein als Sein – es muss ein Feuerwerk her, das es den Vorgesetzten unmöglich macht, die „bahnbrechenden“ Änderungen zu übersehen – und das Unternehmen verpflichtet, Ende Jahr den Bonus auszuzahlen. Sonst wackelt der Sessel schneller, als einem Lieb ist.
Bei Swisscom war es so, alls Schloter das Ruder übernahm: Nachdem man die Bude vor noch nicht allzu langer Zeit (10 Jahre? Anyone?) in Unternehmensbereiche nach Technologien aufteilte (Fixnet, Mobile, IT Services, Bluewin (Breitband-Internet)), folgt wieder eine Umstellung. Diesmal konzentriert man sich nicht auf Technologien, sondern auf den Kunden. Wie schön – wir sind halt eben Könige …
Sunrise „gibt“ sich eine neue Identity, ich mir die Kugel
Bei Sunrise ist es nicht anders: Anscheinend setzt man hier primär auf den Neuanstrich der Fassade und lanciert eine neue Corporate Identity:
Als neues Logo dient schlicht der Namenszug Sunrise, der neu grossgeschrieben wird. Die warmen und freundlichen Farben des Sonnenaufgangs – Gelb, Orange, Rot und Purpur – wollen positive Emotionen wecken. Sie werden in einer einzigartigen Kombination von Streifen dargestellt. Als Unternehmenschrift kommt Frutiger zum Zug, was die schweizerische Verankerung des TelekomAnbieters unterstreicht.
Quelle: sunrise gibt sich eine neue Identität
Liebe Sunrise-Manager: Da hat man euch aber gehörig über den Tisch gezogen. Das hätte sogar ein(e) StudentIn (der SUB-Effekt wirkt nach) einer schweizerischen Kunstschule im ersten Semester etwas besseres hingekriegt als die „Profi“-Bude aus England.
Übersetzung
„einzigartige Kombination von Streifen“ – das Projekt stand unter Zeitdruck; wir hatten einen Personalengpass (glücklicherweise half ein Teenager mit Photoshop-Kenntnissen aus der Nachbarschaft aus); die Kreativabteilung stand über das Resultat derart in Schockstarre, dass der frisch eingestellten Praktikantin am Vorabend freie Hand gelassen wurde.
Jö! Sälber gmacht?
Quelle: Kommentar von Manuel bei BloggingTom
„kommt Frutiger zum Zug, was die schweizerische Verankerung … unterstreicht“ – Aha, deshalb lässt man auch Engländer das CI gestalten (jedenfalls behauptet ein Kommentator drüben bei Tom, dass es sich um eine englische Agentur handelt)? Frutiger ist in der Regel keine schlechte Wahl – Schweizer Schriften rocken! Doch der hier verwendete Schnitt erinnert mich eher an die (vor allem in Print-Produkten) amateurhaft wirkende Verdana …
Schweizer anfällig für enttäuschende CI-Wechsel
Wieder ein CI-Wechsel, der eine Verschlechterung herbeiführt. Schweizer Unternehmen scheinen allzu anfällig auf mangelhaft durchgeführte Fassadenrenovationen zu sein.
Es kündigte sich bereits lange an …
Ein erster Hinweis auf den CI-Wechsel kam übrigens vor einigen Wochen (Monaten?), als ich an einer Online-Umfrage eines schweizerischen Marktforschungsinstituts teilnahm. Die Fragerei begann völlig unkonkret über den Telefoniemarkt, bis schlussendlich das Sunrise-Logo (ohne Schriftzug, soweit ich mich erinnern kann) auftauchte und man seinen Senf darüber abgeben konnte. Wie es sich im Nachhinein herausstellt, wollten Alder, Brand & Co. nichts falsch machen und die Meinung der Zielgruppe einholen …
Leider ging es damals wohl eher um den Entscheid, ob man überhaupt ein neues CI einführen sollte oder nicht. Rückblickend muss ich sagen: Das goldene Lächeln auf blauem Grund war zeitlos, einfach, simpel – effektiv.
Verkauf: Gestorben
Weiter munkelt man zudem, dass Alder Sunrise fittrimmen will, um das Unternehmen im nächsten Jahr an den Meistbietenden zu verkaufen. Tjach, ob das mit einem solchen CI gelingt? Ich wage es zu bezweifeln.