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Donnerstag, 16. Dezember 2021

Wehe uns, wenn sie wieder modellieren …

Vor ein paar Tagen hörte man mich bereits freudig jauchzen „Yes, Paessler hat wieder modelliert!“:

Der RKI-Modellierer hat das nicht auf sich sitzen lassen — wer lässt sich schon von einem Hobby-Modellierer an die Wand modellieren?

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Samstag, 17. Oktober 2020

Binswanger fordert uns zu uneingeschränktem Wissenschaftsgehorsam auf

“Wir verfügen über hervorragende Wissenschafts­einrichtungen und über Forscherinnen, die zwar ganz bestimmt nicht allwissend sind, die aber ihre Erkenntnisse immer umsichtig und verant­wortungsvoll in die Debatte getragen haben. Warum werden sie nicht gehört?”

Quelle: Schluss mit dem Corona-Nonsens!

Aha. Meines Wissens sind „die“ Wissenschaftler seit Anfang 2020 auf Dauersendung, und tragen ihre Erkenntnisse „immer umsichtig und verantwortungsvoll“ in die Welt hinaus. Einige Beispiele?

Quelle: Forscher ist vorsichtig optimistisch

Lockdown eine Woche später hätte über 6000 Opfer mehr gefordert

Laut einer Modellrechnung der Uni Bern wären rund 1600 Leben gerettet worden, hätte der Bundesrat die Schweiz sieben Tage früher stillgelegt. Eine Woche später und die Spitäler wären überlastet gewesen. […] Christian Althaus, Epidemiologe der Universität Bern, ist dieser Frage nachgegangen.

Quelle: Berner Studie zu Corona-Massnahmen

Etwas anders sieht es ein emeritierter Professor, bei welchem ich seinerzeit (in grauer Vorzeit) die Einführungsvorlesung Politikwissenschaften besucht habe:

“Und so kamen Wissenschaftler mit anderen Fachbeurteilungen – vor allem auch kritische Volkswirtschafterinnen oder Juristen – gegenüber den meinungsführenden Virologen und Epidemiologen nicht zum Zug: Diese dominierten die Problemdefinition der Pandemie nicht nur zu Beginn des Prozesses, sondern auch während des gesamten Krisenmanagements. Das gab einer ebenso alten wie falschen Idee neuen Auftrieb: Dass «die» Wissenschaft die eine, richtige, gar einzig richtige Antwort auf neue Fragen finde.”

Und an die Adresse der Binswangers in den Redaktionsstuben:

“Die einseitige Medien-Berichterstattung samt den Versuchen, Kritiker insgesamt als «Verschwörungstheoretiker» zu denunzieren, ist unverzeihlich. Sie verletzt die Medien-Grundsätze der Unabhängigkeit wie des «audiatur et altera pars».”

Quelle: Wissenschaftler sollen zu den Grenzen ihres Wissens stehen

Den Kommentaren nach zu urteilen wünschen sich die meisten Republik-Leser das von Binswanger herbeifabulierte Coronistan herbei.

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Sonntag, 11. Oktober 2020

Die Tourismusregion Schwarzwald hat ihre Selbstzerstörung eingeleitet

Aktualisierung Samstag, 17. Oktober 2020: Dem Spuk wurde gerichtlich ein Ende gesetzt: Auch Saarland kippt Beherbergungsverbot.

Zwangsläufig Stuttgart

Dieses Wochenende besuchten wir (eher zwangsläufig) Stuttgart: Wir hatten im Frühjahr 2020, noch bevor der Corona-Zirkus seinen (ersten) Höhepunkt erreichte, ein Hotelzimmer für unseren alljährlichen Cannstatter Wasen-Besuch gebucht. Zwei Nächte sollten es sein; Freitag bis Sonntag — zum ersten Mal im Le Méridien, ist doch sonst das Steigenberger Graf Zeppelin unser Wasen-Stützpunkt. Notabene: Nächstes Jahr wird es wieder das Steigenberger sein: Bessere Lage für eine Anreise mit dem Zug, für den Besuch des Cannstatter Wasens und für’s Shopping am Samstag-Morgen.

Der 175. Wasen wurde bekanntermassen wenige Wochen später abgesagt, aber da unsere Buchung über Hotels.com nicht stornierbar war, entscheiden wir uns, die Reise wohl oder übel auf uns zu nehmen. Optimisten, wie wir sind, wollten wir das Beste aus der Sache machen.

Neben dem Porsche-Museum am Freitag (noch gerade rechtzeitig, bevor es die grüne Intelligenzia auf die Liste der subversiven Wallfahrtsorte setzt) besuchten wir am Samstag erstmals auch den örtlichen Zoo (Wilhelma) (noch gerade rechtzeitig, bevor es militante Tierschützer auf die Liste der verbotenen Zonen setzen) und liessen es uns kulinarisch gutgehen (The Cube war auch schon besser, aber die Aussicht und die Architektur ist immer noch etwas vom Besten, was Stuttgart zu bieten hat; Valle: wer hier hungrig rausläuft hat etwas falsch gemacht; Weinwirtschaft Weingut Franz Keller: Das Wiener Schnitzel war top!).

Dunkle Wolken ziehen auf

Heute Sonntag-Morgen verliessen wir die Stadt, nichtsahnend, dass gestern Samstag das Robert Koch Institut (RKI) Stuttgart als Risikogebiet deklariert hat, weil im Schnitt der letzten sieben Tage 50.48 Personen auf 100’000 SARS-CoV-19 positiv getestet worden waren. Der Schwellenwert liegt bei 50.

Gemäss Zeitungsartikel werden nun drastische Massnahmen in Betracht gezogen, um der Verbreitung des Virus Herr zu werden.

Unter uns: Auf den ersten Blick sah die Stadt ganz OK aus, vielleicht sogar ein bisschen besser als wenn sie normalerweise von den Lederhosen und Dirndl einem Blitzkrieg gleich überfallen wird. Aber ich muss mich getäuscht haben, Gevätterchen Tod lauerte vermutlich hinter jedem Büschchen und jeder Hausecke? Da haben wir ja noch einmal verdammt Glück gehabt!

Ab in den schwarzen Wald: Essen

Auf dem Weg zu einer Übernachtung im Fritz Lauterbad, unserem (bis heute) Wellness und Spa-Hotel unserer Wahl im Schwarzwald (eine Entdeckung vom letzten Dezember) kehrten wir in einer der Gourmettempel in der Region Freudenstadt ein. Am Tisch neben uns genoss ein älteres Paar aus Stuttgart das grandiose Mittagessen. Zufälle gibt’s! Abgesehen von der Maskenpflicht war das Thema Corona nicht präsent. Schön.

Übernachten … NOT!

Nach dem etwas längeren, fantastischen Mittagessen trudelten wir um ca. 16 Uhr im Hotel in Lauterbad ein. Den auf dem ganzen Areal parkierten Autos zu entnehmen muss das Etablissement extrem gut besucht sein.

Der Check-In verlief so lange reibungslos, bis uns die Empfangsdame eine tagesaktuelle Liste von deutschen Regionen und Städten unter die Nase hielt. Ob wir uns kürzlich in einer dieser Orte aufgehalten hätten, fragte sie. Und siehe da, ganz zuunterst stand „Stuttgart“. Zur Empörung meiner Frau gab ich als ehrlicher, und höchst naiver Bürger brav an, dass wir tatsächlich gerade aus Stuttgart angereist seien.

Das erwies sich als die 0 Punkte-Antwort, wie sich äusserst rasch herausstellen sollte. Die Dame verschwand ins Hinterzimmer, und schon nur die Wartezeit liess nichts Gutes verheissen. Nun nahm sich die Chefin im Schlepptau der Empfangsdame unseres Falles an: Ob wir denn einen negativen Corona-Test hätten, fragte sie allen Ernstes. Nein, natürlich nicht, denn wer lässt sich am Sonntag-Morgen vor der Abfahrt in den Schwarzwald in Stuttgart auf SARS-CoV-19 testen? Insbesondere, da die Resultate ja locker 24 Stunden auf sich warten lassen. Wir hätten vermutlich von Glück reden können, hätten wir die Testresultate rechtzeitig in der Hand gehabt, wenn wir uns am Freitag noch beim Überqueren der Stadtgrenze hätten testen lassen.

Nun, beschied man uns, in dem Fall sei ein Check-In nicht möglich. Die Dame erklärte uns mehrere Arten von Schreckensszenarien für ein KMU in der Hotelleriebranche: Von Bussen bis Betriebsschliessung wurde alles erwähnt, falls man als Unternehmen bewusst Leute aus Risikoregionen beherbergen und dann „etwas passieren“ würde.

Wie ich später auf der Web-Site des Europaparks feststellen durfte: Die Anweisungen der Gesundheitswächter sind tatsächlich unmissverständlich:

Übernachtungsgäste, die aus einer Zone mit erhöhtem Ansteckungsrisiko aus der Bundesrepublik Deutschland anreisen möchten oder dort ihren Wohnsitz haben, müssen einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, und diesen für 14 Tage aufbewahren. Ansonsten ist es untersagt, diese Personen zu beherbergen (laut § 2 Corona VO Beherbergungsverbot). Bei einem Schwellenwert jenseits von 50 Neuerkrankungen/100.000 Einwohner gilt ein Kreis als Zone mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Richtwert ist die Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts.

Quelle: ALLE INFOS ZUM EUROPA-PARK

Die Liste der Risikogebiete in Baden-Württemberg war heute Sonntag noch auf dem Stand vom 8. Oktober 2020 und listet nur den Landkreis Esslingen (südlich an Stuttgart angrenzend), Stuttgart fehlte. Eine interaktive Karte des Robert Koch Instituts zeigt heute Sonntag bereits die Hiobsbotschaft:

Als Zugabe hier noch der Lagebericht des heutigen Tages.

Immerhin: Das Zimmer hatten wir zwar nicht stornierbar gebucht, aber auch noch nicht bezahlt. Das Hotel verzichtete auf die Belastung der Kreditkarte, und gab uns noch eine Ausfahrtskarte, um die Tiefgarage kostenlos zu verlassen.

Uns blieb also nichts anderes übrig, als den langen Heimweg auf uns zu nehmen. Verrückte Zeiten.

Offene Fragen

  • Haben die Hoteliers echt keine bessere Idee, als Gäste ohne Vorwarnung anreisen zu lassen und sie schlimmstenfalls wieder nach Hause zu schicken? Gibt es keine etwas kundenfreundlichere Methode, welche beiden Parteien Aufwand, den Kunden eine herbe Enttäuschung und den Hoteliers ungenutzte Buchungen ersparen?
  • Hätte man uns kommentarlos einquartiert, falls ich gelogen und gesagt hätte, dass wir direkt aus der Schweiz angereist seien? Hätte ich — hypothetisch — dann bei einem von mir verursachten Corona-Ausbruch im Hotel etwas zu befürchten zu haben? Busse? Gefängnisstrafe? Auspeitschen? Und: Wäre das Hotel aus juristischer Sicht wirklich ausreichend seinen Sorgfaltspflichten nachgekommen, wenn es meinen gelogenen Aussagen ohne irgendwelchen Beleg geglaubt hätte?
  • Wann genau kommt man aus einer Risikozone wenn man seine Wohnadresse nicht dort hat? Reicht es schon, wenn der Zug dort ein Zwischenhalt eingelegt hat und man während des Haltes kurz nach draussen frische Luft schnappen gegangen ist? Oder wenn man bei der Durchfahrt an einer Tanke das Auto gefüllt und Zigaretten gekauft hat? Muss ich mindestens eine Stunde dort geshoppt haben, oder doch acht Stunden allein mit meiner Partnerin in einem Hotelzimmer geschlafen haben?
  • Während das BAG alle 7 Tage Einreisebestimmungen aktualisiert, scheint es in Deutschland für Binnentourismus täglich wechselnde Zahlengrundlagen zu geben. Wie zum Teufel sollen Touristen wie auch die Tourismusindustrie bei sich stets in Bewegung befindlichen Parametern klarkommen? Stichwort: Planungssicherheit. Das muss doch zwangsläufig im absoluten (ökonomischen) Disaster enden, so wie wir es ja bereits in der Fliegerei sehen.
  • Was passiert, wenn nicht alle Tests gemeldet werden (Wochenende und so), meine Herkunftsregion unter dem Schwellenwert bleibt, ich mich erfolgreich in das Hotel einchecke und am nächsten Tag die gestrige Zahl rückwirkend nach oben korrigiert wird? Werde ich dann aus dem Hotel rausgeworfen?
  • Was passiert, wenn ich einen Early Check-In vor der Veröffentlichung der Zahle mache, mein Herkunftsort noch kein Hotspot ist, und nach der Veröffentlichung der Zahlen ein, zwei Stunden später aber offiziell einer wird? Werde ich dann aus dem Hotel rausgeworfen?

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Labels: Gesundheit, Reisen

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