Samstag, 11. Juni 2005, 21:17 Uhr

Wieso die SVP (für mich) unwählbar ist

Diese Woche hatte die SVP wieder einmal mit sich selber, als mit ukrainischen Raub- und Mörderbanden zu kämpfen. Irgendwie ist das ja nichts Neues, zeigt aber dennoch exemplarisch auf, wieso diese Partei für mich nie wählbar sein wird.

Es ist ja nicht so, dass sich die Flügel innerhalb der Partei nie selbst zerfleischen würden – mit Mörgelis Attacke auf Bundesrat Schmid, der übrigens in den letzten Tagen trotz seines „fehlenden Organs“ recht munter und fröhlich wirkte, als er der Queen zum Geburi gratulieren durfte, ist dieser Kampf nur um eine Facette reicher.

Ich möchte weder den Mahnfinger erheben, noch öffentlich „alte“ Geschichten aus unserem nördlichen Nachbarland wiederkäuen – doch mit genau solchen Attacken zeigen die Mitglieder dieser Partei ihren wahren Kern. Eines ist dem Schema immer gemein: Man drischt unaufgefordert auf Andersdenkende und Schwache los. Aus einer überheblichen und arroganten Warte aus nimmt man alles ins Visier, was nicht in das schöne, konservative Weltbild passt. Wie bei Bush: Wer nicht mit uns, ist gegen uns. Bisher haben darunter zwar nur Ausländer, Asylbewerber, ukranische Raub- und Mörderbanden, Scheininvalide, Sozialschmarotzer, EU-Freunde, etwa alle zur Zeit amtierenden Bundesräte usw. usf. gelitten. Ich war somit noch nie direkt davon betroffen. Doch für mich sind genau diese Aktionen der grosse Mahnfinger, der über dieser populistischen Partei schwebt:

Schau an, wie sie ihre Feinde behandeln, und sei dir bewusst, dass du ohne weiteres sehr schnell zu ihren Feinden werden kannst. Na dann Feierabend!

Nicht, dass die Saalschläger in der Partei bisher die Überhand erhalten hätten (obwohl es gegen aussen sehr oft so scheint!), doch sollte man sich doch bewusst sein, wie schnell je nachdem die Lage kippen könnte. Ich vertraue fest darauf, dass innerhalb dieses Klüngels noch eine Mehrzahl der Leute dem Rechtstaat verpflichtet sind und auch annähernd so etwas wie Anstand und Toleranz gegenüber Andersdenkenden an den Tag legen – zumeist die Personen, die sich in einer Exekutive um pragmatische Lösungen behaupten müssen. Wenn die reaktionäre Splittergruppe dieser Partei aber die Schweiz in einen Einparteienstaat verwandeln würde und plötzlich das Sagen hätten – wer würde mir meine Sicherheit garantieren? Ich, der aus Sicht dieser Leute derart suspekten Dingen anhänge wie der Sozialdemokratie, einem EU-Beitritt?

Vielleicht hyperventiliere ich nur etwas mit etwas detailliertere Kenntnis der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts – doch genau wie eben damals diese Machtübernahme, Gleischaltung und nicht Verfolgung und Vernichtung „Falschdenkender“ abgelaufen ist, mahnt zur Vorsicht. Meiner Meinung nach war die Auffassung der Linken und Netten vor 1933 von einer Leichtigkeit des Seins geprägt. Einzelne Mahnstimmen beachtete man nicht. Dafür musste man im Anschluss der Machtergreifung der „Bewegung“ einen unglaublich hohen Preis bezahlen.

Zum Abschluss erinnere ich mich nur noch an einer der letzten Szenen des Streifens „Aufstieg des Bösen“, als die Frau des Journalisten nur noch die Brille ihres Mannes zugeschickt erhält …

Malen wir aber nicht den Teufel an den Wand – nur 25% der Stimmenden (nicht der Bevölkerung, notabene!) geben dieser Partei die Stimme. Hoffen wir, dass es in Zukunft nicht die kritische Grösse übersteigt.

Labels: Politik

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