Mittwoch, 4. Juli 2007, 20:59 Uhr

AKWs: Vom Regen in die Traufe

Demonstrativ (und taktisch klug) hat die axpo gestern bekannt gegeben, ihre Pläne für den Bau eines Gaskraftwerks auf Eis zu legen und stattdessen voll auf die Atomkraft (neutraler: „Kernkraft“) zu setzen.

Aha. Ich verstehe zwar durchaus, dass CO2-produzierende Gaskraftwerke in Zeiten des Klimawandels äusserst fragwürdig sind – doch aus meiner Optik gäbe es ja noch den dritten Weg: Spart endlich mal Strom! (Diesbezüglich gilt: Sozial ist, wenn andere Strom sparen! *grins*) Dieser Vorschlag ruft in der Stromindustrie nur Kopfschütteln hervor und ich gebe sogar zu, dass es wohl unmöglich sein wird, soviel Strom einzusparen, dass ein ganzes AKW überflüssig werden würde. Zumindest versuchen könnte man es ja! Was könnte die Forschung mit dem Geld alles anstellen, dass wir in einen neuen Reaktor verbuttern?

Henusode. Also bauen wir ein neues Atomkraft (Gibt es Freiwillige? Irgendwelche Gemeinden und Regionen, anyone?) und überleben die Stromkrise um 2020 ohne dass wir uns gross einschränken müssten.

Doch ausgerechnet jetzt platzt der britische Guardian ins Geschehen und macht auf Spielverderber:

For nuclear power to make any significant contribution to a reduction in global carbon emissions in the next two generations, the paper says, the industry would have to construct nearly 3,000 new reactors – or about one a week for 60 years.

It argues that worldwide stocks of high-grade uranium are expected to have run dangerously low within 25 years and that a significant increase in nuclear power beyond then will require a new generation of „breeder“ reactor.

A scramble for uranium to feed the new generation of nuclear plants in China and Russia has led to a huge price increase: the commodity shot up 45% to $138 a pound in the past three months alone – as compared with $10.75 in early 2003, when atomic power was out of favour and nobody wanted to construct facilities.

Quelle: Nuclear expansion is a pipe dream, says report

Folgende Probleme sind imminent:

  • Uran wird auf Grund der hohen Nachfrage knapp – und demzufolge teurer. Es droht eine ähnliche Entwicklung wie bei Peak Oil.
  • Anstelle Uran kann man weitsichtig auf Plutonium-Reaktoren setzen. Hierzu werden „schnelle Brüter“ benötigt, wie der Superphénix in Frankreich. Solche Reaktoren gelten als unsicher und verursachen höhere Kosten als Standardreaktoren
  • Brüter produzieren Material, das sich vorzüglich für den Bau von Atombomben eignet. In der Schweiz sehe ich keine Probleme diesbezüglich – instabile und „blutrünstige“ Staaten werden sich aber die Hände reiben.
  • Die (finanziellen) Risiken eines GAUs übernimmt der Staat – nur durch Staatsgarantien können Firmen wie die axpo Reaktorprojekte überhaupt in Angriff nehmen.
  • Wenn viele Länder gleichzeitig neue Reaktoren bauen wollen, könnte es zu Engpässen vielfältiger Art kommen (das reime ich mir einfach mal so zusammen)

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Labels: Energie, Schweiz

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