Im Fernseher in der Stube läuft die 999. Folge der diesjährigen Zirkusshow namens „Wahlkampf 2007“ mit vielen Clowns und unzähligen Affen. Eigentlich wollte ich mich ja bis nach den Wahlen nicht mehr zum Thema äussern, doch als Geschichtsstudent hat man noch einen anderen Zugang zu Politik als der Durchschnittsbürger. Und siehe da, mein Bauchgefühlt hat sich nach einer kurzen Recherche bestätigt:
Im Deutschland der 1930er-Jahre rückten eine einzige Person in den Vordergrund. Gemäss der NSDAP-Propaganda war nur mehr allein Adolf Hitler fähig, das Land vor dem drohenden Untergang zu retten.
Bis vor kurzem war ich der Meinung, dass unser Land unmöglich anfällig auf solche Propaganda werden könnte – seit Anbeginn der Eidgenossenschaft sind wir „ein einig Volk von Schweizern“. Während um uns herum noch Jahrhunderte lang Monarchien herrschten, ging die Macht von den einfachen Leuten aus (jedenfalls so der heute oft kolportierte Irrglaube). Der Mangel eines Monarchen zieht sich bis in die Moderne – wir kennen keinen Staatspräsidenten, sondern nur einen „primus inter pares“. Es ist meiner Meinung nach Urschweizerisch, dass die Macht auf die vielen verschiedenen Interessengruppen verteilt wird und sie niemand für sich alleine vereinnahmen kann.
Schade, dass gerade diejenige Partei mit dieser Tradition bricht, die sich ansonsten immer auf die „Schweizerischen Werte“ beruft.
„Seit vier Jahren ist unser Land zur alten Stärke zurückgekehrt. Seit vier Jahren ist die Schweiz wieder weltweit Spitze, beneidet und bewundert.“
Der Christoph in Bundebern alleine hat es ganz alleine geschafft, die Weltwirtschaft auf Vordermann zu bringen. Sorry, aber wie blöd muss man sein, um ein solchen Mumpiz zu glauben? Just als gegen den Chrigu vom Herrliberg ein Komplott geschmiedet wird, stürzt auch die Börse in den USA ab. Jawohl! Dass dort faule Kredite verteilt wurden, hat nichts zu Sache – einzig und allein die Attacke auf Chrigu. Nämlich! Und wenn Chrigu morgen einen Regentanz aufführt, werden wir am Sonntag die Jahrhundertsintflut erleben. Ehrenwort. Dafür steht der Chrigu mit seinem Namen.
Könnte man nicht ein klein bisschen wenig schon von einem Personenkult um Herrn Blocher sprechen? Nicht? Och neee!
Merkmale von Personenkult können sein:
- übertrieben devote Haltung aller öffentlich auftretenden Personen zum Führer
- unkritische Rezeption aller Äußerungen der gehuldigten Person in der Öffentlichkeit
- Verfolgung kritischer Haltungen gegenüber der gehuldigten Person, teilweise mit Gefahr für Leben und Gesundheit des Kritikers, Verhaftung oder „Verschwindenlassen“ von Regimekritikern
- übertriebene Präsenz von Bildnissen und Losungen (Huldigungen an diese Person oder Aussprüche derselben), zum Beispiel in Privathäusern, Schulen oder Betrieben, sowie in sämtlichen Medien
- Benennung von Betrieben, öffentlichen Gebäuden, Schulen, Straßen, Plätzen, Sportstätten, Städten nach dem Führer (zum Beispiel Stalinstadt)
- Herstellung von (bei kritischer Betrachtung oft absurden) Zusammenhängen zwischen der Person des Führers und sämtlichen Lebensbereichen.
Quelle: Personenkult