Dienstag, 18. September 2007, 22:37 Uhr

Oelpreis steigt weiter

Heute stieg der Erdölpreis auf den höchsten je registrierten Wert von 81 US-Dollar. Im Gegensatz zu anderen Jahren führt kein Land einen frischen Kriegszug durch, noch hat sich ein Terror-Anschlag ereignet – und auch die Hurrikan-Saison hat bisher zu keinen ernst zunehmenden Schäden an den Förderplattformen im Golf von Mexiko und den Raffinerien darum herum geführt. Wieso also steigt Preis in einen Bereich, wo es uns allen weh tut?

Ich mache zwei Gründe dafür aus:

Dollar-Inflation

Indem Ben und die Fed Millionen von US-Dollars in den Markt pumpen (sei es durch Zins-Senkungen oder Instant-Kredite an Banken), brauchen die Produzenten einfach mehr Dollars pro Barrel, um keine Miesen zu machen. Deshalb sollte der Erdölpreis immer inflationsbereinigt angeschaut zu werden, bevor man Superlative verwendet.

Vielleicht sollten sich die Förderländer auch überlegen, mit Iran gleichzuziehen und das kostbare Gut nicht mehr gegen sog. „Petrodollars“, sondern Euro zu verkaufen – Wie ich gerade lese, ist gestern nun auch Hugo Chavez von der zukünftigen Junk-Währung – Motto: „Greenback zukünftig nur noch als Toilettenpapier zu gebrauchen“ – auf andere, stabilere Währungen zur Bezahlung des schwarzen Goldes umgestiegen.

Wenn zu viele alle nur das Eine wollen

Es gibt ernstzunehmende Anzeichen dafür, dass die Weltnachfrage grösser ist als die mögliche Produktion. Irgendwann wird dies zu einem ernsten Problem werden. Und das kann durchaus schon bald passieren.

Quelle: Der Ölpreis: Fluch und Segen

Die Inder und Chinesen machen sich langsam aber sicher bemerkbar. Mittlerweile sind wohl alle Rohstoffe – von Metall bis zu Milchpulver – teils orbitant teurer geworden. Wenn dieselbe (oder gar eine abnehmende Menge) an Rohstoffen auf mehr Nasen verteilt werden muss, gibt es ein Gerangel – und der Lieferant kann Preise erhöhen („Angebot und Nachfrage“).

Schön, dass sich bei Finanz-Experten langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass Erdölvorkommen „beschränkt“ sind.

Interessant ist zudem, dass Mark Flannery aufzeigt, dass es derzeit keinen ernst zu nehmenden Ersatz für Erdöl gibt, sofern es für den Individualverkehr eingesetzt wird. Weder haben wir Autos mit Atomreaktoren als Motoren, noch einen Flux-Kompensator – es gibt schlicht und einfach nichts, was den derart einfach zu transportierenden und in Kraft umzuwandelnden Energieträger Erdöl kurzfristig ersetzen könnte.

Dass er Biotreibstoffe – momentan unheimlich gehypt – erwähnt, ist kaum verwunderlich. Man muss sich aber immer vor Augen führen, dass die Felder gedüngt werden müssen (Dünger wird heute grösstenteils aus/mit Erdöl gefertigt). Und die Ernte macht auch nur Spass, wenn man in einem grossen Fahrzeug sitzt, dessen Motor … der intelligente Leser errät es … mit Erdöl läuft. Es wäre illusorisch, Biotreibstoffe als Lösung all unserer Erdölprobleme zu sehen – zumal in Zukunft es sich niemand wird leisten können, wertvolle Nahrungsmittel zwecks einer Sonntagsausfahrt auf den Gurnigel zu verbrennen.

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