Gestern durfte ich an den Aufnahmen zu zwei Mini-Sendungen „Entscheidung 07: Parteien zur Wahl“ des Schweizer Fernsehens teilnehmen. Ab dem 24. September werden diese täglich im Zeitslot nach Meteo ausgestrahlt (19.50 – 20.00).
Mangelware Studenten – für Ersatz ist gesorgt
Studenten der Universität Bern waren vor einigen Wochen dazu aufgefordert, an der Veranstaltung teilzunehmen und sich Fragen auszudenken. Da sich bis letzte Woche nur gerade vier Studenten gemeldet hatten (darunter ich, aber nicht etwa Bernhard Eicher), musste das Fernsehen in einer notfallmässigen Übung bernische BMS-Klassen aufbieten (jedenfalls haben ich mir das mit einem ebenfalls anwesenden Kommilitonen so zusammengereimt). Dadurch war das Publikum heterogener zusammengesetzt, was ich nur begrüssen konnte. Unter anderem als Dank für den spontenen Einsatz durften pro Sendung zwei BMSler „Fragen“ stellen.
Heimelige Atmosphäre
Nun, die Fragen (und Antworten) werde ich nicht verraten. Die beiden Sendungen mit meiner (unsichtbaren?) Präsenz werden am 27. September 2007 (CSP mit Monika Bloch Süss) und am 2. Oktober 2007 (Grüne mit Ruth Genner) ausgestrahlt.
Ich kann nicht sagen, dass ich mich unter den anwesenden Parteigängern unwohl gefühlt hätte …
Opfer der Sendezeit
Wir Studenten kamen bei der Fragerei nicht zum Zuge. Wieso auch? Meine Frage hatte ich für einen Studenten üblich 24 Stunden zu spät eingereicht. Rückblickend war sie auch viel zu ausführlich – was könnte man in weniger als zehn Minuten Sendezeit auch Kritisches aus den ParteipräsidentInnen herauskitzeln? Einzeiler waren gefragt mit Themen, die die Jugend bewegt. Leider war uns das vorgängig nicht gesagt worden – auch war ich bis Ende letzter Woche der Meinung, dass wir an einer Elefantenrunde teilnehmen würden.
Nach dem Abfilmen lässt sich klar sagen: Die Sendung wird daher als seichtes Infotainment daherkommen, aber das passt ja mehr denn je zum diesjährigen Wahlkampf.
Dann halt hier …
Doch da es heutzutage glücklicherweise Blogs gibt, kann ich ja meine „Frage“ (es ist eher eine Feststellung, die ich auch mit Blick auf eine Publikation im Blog geschrieben habe) hier äussern:
USA: Am 1. August 2007 stürzte in Minneapolis (Minnesota, USA) eine den Mississippi querende Autobahnbrücke ein und forderte 13 Todesopfer. Obwohl die Untersuchungen über die Ursache des Einsturzes noch nicht vorliegen, gehen Experten davon aus, dass das Unglück auf die Vernachlässigung des Unterhalts zurückzuführen ist – massgeblich bestimmt durch den prekären Finanzhaushalt des Staates und die Sparbemühungen der Regierungspartei.
Schweiz: Bei den heftigen Regenfällen vom 8. August 2007 wurde das Bahntrasse zwischen Flamatt und Schmitten im Kanton Fribourg unterspült. Während mehrerer Woche verkehrten deshalb keine Züge mehr auf der Strecke Bern-Fribourg.
Die beiden Ereignisse zeigen zwei bedenkliche Entwicklungen auf, die sich im nächsten Jahrzehnt gegenseitig verstärken könnten:
- Durch die ausgedehnten Sparübungen der letzten Jahre besteht zu befürchten, dass man wichtige Erneuerungsarbeiten an der alternden Infrastruktur aufgeschoben hat. Dies ist nicht nur in den USA der Fall, sondern höchst wahrscheinlich auch in der Schweiz
- Durch den Klimawandel bedingt wird es in Zukunft vermehrt zu Witterungsextremen wie Starkniederschlägen kommen. Zusätzlich neben altersbedingten Schwächen genügen deshalb viele Bauten wohl bald auch der seinerzeit berechneten Maximalbelastung nicht mehr. Vgl. auch SonntagsZeitung, 26. August 2007, „Wasserschutzbauten genügen nicht mehr“, S. 9:
Hans-Peter Willi vom Bafu: „Die den Schutzbauten zu Grunde gelegten Bemessungswerte für die Abflusskapazitäten sind häufig zu tief.“ […] Wegen der gehäuften Grossereignisse müsse man die Bemessungsgrundlagen für die so genannten Jahrunderthochwasser überprüfen und anpassen.
Als Beispiel sei der Hagneck-Kanal genannt, dessen Dämme im August ab den enormen Wassermassen zu bersten drohten. Der Jahrzehnte alte Kanal ist zwar renovationsbedürftig, wäre aber so oder so nicht für solche Wassermassen ausgelegt. Während am Bielersee der Ernstfall glücklicherweise nicht eintrat, hat sich in meinem Wohnort, Neuenegg im Kanton Bern, gezeigt, dass Röhren für unterirdische Bachläufe nicht genügend gross dimensioniert wurden, um die Wassermassen ohne Beeinträchtigung der Siedlungen abzuführen. Als Folge davon wurden Keller und Tiefgaragen geflutet – einige gleich drei Mal in diesem Sommer.
Als Folge davon sehe ich in den kommenden Jahren Kosten in unerwarteter Höhe auf Bund, Kantone und Gemeinden zukommen. Dies entweder, indem man die Infrastruktur zügig erneuert und den neuen Gegebenheiten anpasst. Oder aber indem man mögliche Katastrophen und deren enormen Schadenssummen in Kauf nimmt.
Solche Ereignisse können mittels Reduktion des CO2-Ausstosses und anderen Vorkehrungen kaum mehr verhindert werden, da diese Massnahmen erst langfristige Wirkung zeigen. Die Politik täte gut daran, sich hier und jetzt mit den bedrohlichen Szenarien auseinanderzusetzen und sich der Gefahren für das ganze Land bewusst zu werden.
Frage: Wie stehen die anwesenden Parteien solchen Befürchtungen gegenüber?