Archiv 6. Oktober 2007

Samstag, 6. Oktober 2007

Ospel spricht "Klartext"

[…] Unsere Investmentbank hat ihr A-Team von Zinsspezialisten an DRCM abgetreten, und zurück blieb das B-Team. Beide haben in der Folge parallel notabene mehrheitlich AAA-Wertschriften auf ihre Bücher genommen, unterstützt durch die Verfügbarkeit interner Finanzierungssätze. Dies führte dazu, dass die Volumina die vernünftige Grösse überschritten. Nach der Schliessung von DRCM wurden diese Positionen zusammengelegt, mit dem Ziel, sie auf eine vertretbare Grössenordnung zurückzuführen. Mitten im Prozess begann sich dann der Markt für solche Produkte zu verwerfen. Namentlich die Liquidität brach völlig zusammen. Wir sind natürlich über die Folgen enttäuscht, ganz speziell mit Blick auf unsere Mitarbeiter und unsere Aktionäre. Unsere Kunden kamen nicht zu Schaden.

Quelle: Wir haben die Zinsentwicklung falsch eingeschätzt

Alles klar? Irgendwie beschwingt mich das Gefühl, dass an dieses Interview noch die PR-Abteilung Hand angelegt hat.

Egal. Manager aus der Finanzbranche sollten sich diese Verkettung ungünstiger Zufälle merken – so verliert man 4 Milliarden Franken …

Nun, lasst mich als einfachen Geschichts-Student versuchen zu erläutern, zu was der Mann mit einem Salär von jährlich 20 Millionen nicht im Stande ist (oder sein möchte):

In den USA haben findige Geschäftsleute unzähligen dahergelaufenen Personen Hypotheken verschafft (Provisionen winkten für jeden erfolgreichen Abschluss), ohne dass die Schuldner weder Geld auf einem Bankkonto noch einen Job als Sicherheit nachweisen konnten. Findige Finanzprofis haben diese Hypotheken mit anderen Krediten zu einer schönen Salami verwurstelt und deren Stückchen dann scheibchenweise auf den Markt gebracht. Die UBSler sahen die saftige Salamistückchen vor ihrem Kopf wedeln und schnappten zu. Um sich in Sicherheit zu wiegen, holten sie die Profis noch die Meinung einer „unabhängigen“ Bewertungsfirma ein (die mit hohen Bewertungen den Goodwill seiner grössten Kunden nicht verspielte). Blöd nur, dass diese selbst solchen Hypotheken eine AAA-Wertung vergab, die jeder mit einem normalen Menschenverstand als Müll eingestuft hätte … Und so nahm das Unglück seinen Lauf. Schöne, neue Finanzwelt!

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Samstag, 6. Oktober 2007

Kurz vor den Wahlen: Parteien von Journis infiltriert

Auch diesen Samstag versorgt einem die „bessere Weltwoche“ – Das Magazin -mit Blick auf die kommenden Parlamentswahlen mit Reportagen über die grössten schweizerischen Parteien. Geniale Idee!

Natürlich habe ich den Bericht über „meine“ Partei als erstes gelesen – und erkenne durchaus Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen.

Gut fand ich auch einen Vorschlag Rotens für bessere und griffigere Werbung:

Oder: Diese Velosattel-Badekappen-Schutzdinger, damit man keinen nassen Po kriegt, wenns geregnet hat, mit dem Gesicht von Blocher drauf und dem Satz: SVP – My Ass! und dem SP-Logo.

Quelle: SP

Als nächstes war die SVP dran, und auch dort las ich von hinlänglich Bekanntem:

Und eine Erklärung hatte ich sehr nötig, nachdem ich mich ausführlich mit den Luzerner Platzhirschen unterhalten hatte, fast schon archetypische Vertreter des SVP-Personals mit ihrer vaterländischen Direktheit, ihrem Hang zu Verschwörungstheorien und ihrer von undurchschaubaren Kränkungen genährten Eiferei gegen Andersdenkende.

Während Walter Häcki also eher der joviale Typ ist mit dieser Neigung, die Probleme in den eigenen Reihen bösen gegnerischen Mächten in die Schuhe zu schieben, […]

Quelle: SVP

Bei Gesprächen mit einem Kollegen und seineszeichen Bauernsohn treffe ich immer wieder auf genau diese paranoide Mentalität …

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Samstag, 6. Oktober 2007

Schweiz: 99.5 von 100 Punkten

The rest is the result of „intangible“ factors—such as the trust among people in a society, an efficient judicial system, clear property rights and effective government. All this intangible capital also boosts the productivity of labor and results in higher total wealth.

What the World Bank economists have brilliantly done is quantify the intangible value of education and social institutions. According to their regression analyses, for example, the rule of law explains 57 percent of countries‘ intangible capital. Education accounts for 36 percent.

Switzerland scores 99.5 out of 100 on the rule-of-law index and the U.S. hits 91.8. By contrast, Nigeria’s score is a pitiful 5.8; Burundi’s 4.3; and Ethiopia’s 16.4. The members of the Organization for Economic Cooperation and Development—30 wealthy developed countries—have an average score of 90, while sub-Saharan Africa’s is a dismal 28.

Quelle: The Secrets of Intangible Wealth

Kurz: Der funktionierende Rechtsstaat trägt zu 57, die Bildung 36 Prozent zum „immateriellen Kapital“ eines Landes bei. Ist dieses Kapital vorhanden, folgt das Geld automatisch, so die Autoren des Artikels.

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Samstag, 6. Oktober 2007

John Rawls Schleier des Nichtwissens

Als ich den letzten Kommentar zum Magazin-Artikel WER NICHT LIBERAL IST, HEBE DIE HAND las und dort vom „Schleier des Nichtwissens“ die Rede war, kam mir die vor Jahren absolvierte Vorlesung „Einführung in die Politikwissenschaft“ bei Wolf Linder wieder in den Sinn. Dort hatte ich das erste Mal von diesem (für einen Sozi äusserst) ansprechenden philosophischen Konzept gehört, es in der Zwischenzeit aber wieder vergessen.

Was sagt Rawls mit dem „veil of ignorance“?

„Der Schleier des Nichtwissens“ besagt, dass man sich bei jeglicher Gesetzgebung denken soll, dass man in einem Zustand ist, in dem man nicht weiss in welche Position in der Gesellschaft man hineingeboren wird. Ausserdem weiss man nicht zu welcher Zeit und an welchem Ort auf der Welt man geboren wird.

Quelle: John Stuart Mill/ John Rawls

Daraus folgt aus dem (hier noch) gesunden Eigeninteresse eines Menschen, dass er darauf achten wird, dass es für die Ärmsten der Gesellschaft immer noch so gut geht, dass sie ein würdiges Leben leben können. Denn schliesslich könnte man ja genau in diese Schicht hineingeboren werden.

Faszinierend! Unter solchen Umständen wüssten wir dann sehr rasch, was die lautesten Verfechter des Manchester Kapitalismus für sich selber als noch gerade zu akzeptierende Lebensumstände erachten würden – Ich habe das Gefühl, dass diese dann doch etwas moderater ausfallen würden, als man sonst lautstark in den Medien propagiert.

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Samstag, 6. Oktober 2007

Alle ein bisschen Liberal

Das Magazin, seineszeichen die bessere Weltwoche, hat wieder einmal einen guten Riecher gehabt und beleuchtet die grassierende Liberalismus-Manie:

[…] ein paar krachende Katastrophen haben eindrücklich belegt, dass Deregulierung und Staatsabbau kein gottgegebenes Universalheilmittel sind, sondern ein sehr gezielt einzusetzendes Instrument darstellen.

Zu den notorischen Beispielen zählen die desaströse Privatisierung der britischen Eisenbahnen, die von kostspieliger Monopolbildung begleitete Deregulierung des kalifornischen Strommarktes und das Fortsetzungsdrama an Ineffizienz und Ressourcenverschwendung des US-Gesundheitssystems, das miserable Standards der Durchschnittsdeckung erreicht, obwohl es das teuerste der Welt ist.

[…] Häufig werden gesellschaftspolitische Fragen wie die Gleichberechtigung als Nebenschauplätze abgetan, auch wenn dies gerade aus liberaler Sicht nicht zulässig ist. Wenn das freie Spiel der Marktkräfte in entscheidenden gesellschaftlichen Fragen nicht zu Freiheit und Chancengleichheit führt, dann wird das für die liberale Weltsicht in ihrer Gesamtheit zur Herausforderung.

[…] Wer die schweizerischen Debatten über Ordnungspolitik verfolgt, kann leicht den Eindruck bekommen, Liberalismus bestehe aus fanatischem Anti-Etatismus – und sonst aus gar nichts.

[…] Eigenverantwortung zu predigen, ist das eine. Sich selber oder die eigene Klientel der marktwirtschaftlichen Konkurrenz auszusetzen, ist dann noch einmal etwas ganz anderes.

Quelle: WER NICHT LIBERAL IST, HEBE DIE HAND

Und ja, auch ich bezeichne mich auf StudiVZ als „links-liberal“ …

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