Freitag, 25. Januar 2008, 14:19 Uhr

Weltwoche nimmt das iPhone auseinander

Der Beitrag „iPhone vs. Blackberry“ von Alix Sharkey, in der Weltwoche aus dem Englischen übersetzt, ist zwar schon etwas älter, doch zeugt von der törichten Grundhaltung des Schreiber

[…] Beide stellen absurde Behauptungen auf: Der Blackberry nennt sich «subtil und stilvoll», das iPhone prahlt damit,· «revolutionär» zu sein. In Wahrheit ist der Blackberry ein nüchterner, aber nützlicher virtueller Sekretär, der sich verzweifelt um ein bissehen Glamour bemüht. Das iPhone ist ein schwerfälliger Handcomputer, aufgemotzt mit Glitzersoftware und hübschen Icons. […]

Quelle: Die Weltwoche, 43/07, „iPhone vs. Blackberry“, S. 75.

Wohl eines der grössten Understatements in der Technologie-Reportage. Selbstverständlich mag man sich über die Apple-Jünger und Fanatiker aufregen. Doch das iPhone ist in verschiedener Hinsicht revolutionär:

  • Multitouch. Bisher haben es auch die etablierten Hersteller (Nokia, Sony Ericsson) geschafft, ein Gerät vorzustellen, dessen Funktionen allesamt mit den Händen benutzt werden können. Klar gibt es diese Stift-Gerätli, die manchmal sogar mit dem Zeigfinger-Nagel bedienbar sind. Apple bietet aber als einziger Hersteller die Multitouch-Bedienung an. Wer auf einem iPhone einzig und allein mit einfachen, von Kleinkindern erlernbaren Fingergesten einmal vertikal und horizontal gescrollt und Bilder verkleinert vergrössert hat, wird das „revolutionäre“ erkennen.
  • Mobiles Internet. Und zwar so, wie am PC zu Hause, dank des für Mobiltelefone riesigen Bildschirms (auch bezüglich der Auflösung – 160ppi). Auch hier hat Apple den Meilenstein gesetzt. Je länger desto mehr werden wir uns daran gewöhnen, dass wir „das Internet“ nun auch in der Hosentasche mit uns herumtragen. Gerade Google Maps-Anwendungen werden den Tourismus revolutionieren. Beispiel? Ich bin in Basel und habe Lust auf einen Kebap. Ich hole mein Gerät hervor, lade Google Maps, gebe „Kebap“ in „Basel“ ein und erhalte auf einer Karte die Buden in der näheren Umgebung von mir aufgezeigt.
  • Operator-Branding. Apple hat die Hoheit über das graphische Benutzeroberfläche behalten. Kein Vodafone-Logo, kein Klingelton, keine verkrüppelte WAP-Startseite, die aufpoppt, wenn man sich ins Internet einwählt. Einzig der Name des Operators wird ganz klein oben links neben der Signalstärke-Anzeige erwähnt. Ansonsten fehlt jeglicher Hinweis auf den Betreiber des Mobilfunk-Netzes. Wer zu Tode gebrandete Mobiltelefone gekauft hat, weiss, wie schön es ist, ein auch in dieser Hinsicht formvollendetes (sprich: von den Operator-Marketing-Fuzzis verschontes) Produkt zu kaufen. Apple geht diesbezüglich gar noch einen Schritt weiter:
  • Umsatzbeteiligung. Apple geht mit einem Telefonie-Anbietern eines Landes einen Exklusiv-Vertrag. Niemand anderes als der Anbieter darf das Gerät verkaufen. In Zeiten des gesättigten Mobilfunkt-Marktes (jeder hat heute ein Handy) ist das die beste Strategie, Kunden von anderen Anbietern wegzulocken. Und jeder Kunde spült nicht nur Geld in die Kasse der Telcos, sondern auch in Apple. Denn Apple war sich des Potentials seines Gerätes bewusst und stieg selbstsicher in den Verahndlungsring – und holte zweistellige Umsatzbeteiligungen heraus.

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Labels: Apple

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