… buk mein Onkel und Götti Paul in den 60er-Jahren. 15 Laibe à ungefähr 2kg. Alle zwei Wochen am Mittwoch-Abend. Zu Hause im Sandsteinbackofen. Damit stellte er das Grundnahrungsmittel her für sich, meinen Vater, ihre acht Geschwister und nicht zuletzt auch seinen Vater auf dem heimischen Hof in Obertswil.
Wie er sich gestern beim Abendessen im Sternen in Rechthalten an diese Episode erinnerte, nahm mich Wunder, ob das Brot am Ende der vierzehn Tage nicht gar etwas hart wurde. Er verneinte dies (er hat seine Lehre in einer Bäckerei absolviert), da das heutige industriell hergestellte Brot kaum mit demjenigen zu vergleichen sei, dessen Teig er damals knetete. Ein Brot aus dem Coop, vielleicht sogar noch im Laden gebacken, hält doch heute kaum mehr als drei Tage – maximal. Heute geschehe der Herstellungsprozess unter einem solchen Zeitdruck, dass die Qualität unweigerlich darunter leiden müsse. Aber auch die verwendeten Mehl- bzw. Getreidesorten trügen heute zum Austrocknen der Laibe bei.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich, solche Zeitzeugnisse zu hören. Es sind kaum 40 Jahre vergangen und doch hat sich in dieser relativ kurzen Zeit derart viel verändert. Für mich wird es erst mit solchen Berichten klar, wieso mein Vater sich manchmal derart über verfallene Produkte im Kühlschrank aufregt. Oder wieso er es nicht verstehen kann, wenn ich am nächsten Tag nicht die Essensreste des Vorabends esse, sondern mir lieber etwas „Abwechslung“ gönne und etwas komplett frisches zubereite. Aber man sollte meiner Generation auch etwas Verständnis entgegenbringen – würden unsere Eltern sich wirklich anders verhalten, wenn sie im nahrungstechnischen Schlaraffenland aufgewachsen wären wie wir? Wo es nie Knappheit gab? Wo Leute mittlerweile dazu übergehen, im McDonalds nicht mehr nur ein einziges Menu zu kaufen, wenn sie zu Abend essen? Wo wir im Coop mit Jumbo-Packungen Güetzi erschlagen werden?