Archiv ‘Schweiz’

Mittwoch, 16. April 2008

Knallharte Halb-Opposition

Mit Blocher im Bundesrat war die Volkspartei eine halbe Regierungspartei – an der Macht und dennoch permanent am Opponieren. Heute ist sie eine halbe Oppositionspartei – trotz Anti-Classe-politique-Radau und Widmer-Schlumpf-Abstrafung behält sie einen Vertreter in der Machtzentrale. […]

[…] die Konkordanz ist nur dann das Beste aller Systeme, wenn alle Mitspieler an gemeinsamen Lösungen arbeiten. Sie ist das schlechteste aller Systeme, wenn die Regierungsparteien die kollektive Zuständigkeit lediglich missbrauchen, um sich aus der Verantwortung zu stehlen und die Politik, die sie mitgestalten müssten, narrenfrei zu sabotieren.

Quelle: BINSWANGER: SCHIZOPHREN MIT SYSTEM

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Dienstag, 15. April 2008

kann vom büro nicht auf partyguide


kann vom büro nicht auf partyguide
Originally uploaded by emeidi

Liebe lernende UBS-Kauffrau, lieber lernender UBS-Kaufmann: Es gibt halt einfach Web-Sites, die du auf der Arbeit nicht ansurfen sollst! Vor allem, wenn deine Bank derart in den Miesen steckt …

Vergesst nicht: Hätte es zu Marcel Ospels Stifti-Zeiten das Internet und Party-Portale gegeben, hätte er es garantiert nur zum Back-Office-Mitarbeiter dritten Ranges geschafft. Euer aller Idol wäre nicht dort, wo es heute ist – steinreich, arbeitslos, wohnhaft in einer angemessenen Villa in einem typisch schweizerischen Steuerparadies.

Erläuterung

Ich habe mir einen Spass daraus gemacht, Zugriffe von Proxy-Servern schweizerischer Unternehmen auf mein Blog speziell hervorzuheben (natürlich nur zum internen Gebrauch).

Unter anderem fand ich heute obigen Eintrag in meinem proprietären Analyse-Tool vor. Der Besucher hinter dem UBS-Proxy wurde mit einer Google-Suche „kann vom büro nicht auf partyguide“ (gekennzeichnet mit „[G]“ im Referer) auf mein Blog aufmerksam …

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Sonntag, 13. April 2008

Reisst Cablecoms Gärtlein nieder!

Experten gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2012 die Umstellung auf Digitalfernsehen abgeschlossen ist. Sie müssen dann alle die Set-Top-Box von Cablecom kaufen oder mieten, welche das digitale Signal für den Fernseher verständlich macht. Sie können weder eine andere Set-Top-Box im Fachhandel erwerben noch auf die Set-Top-Box verzichten, wenn Sie einen modernen Fernseher haben. Cablecom hat sein System (Verschlüsselung, Boxen und Steckkarte) bewusst so programmiert!

Quelle: Petition Grundverschlüsselung

Auch ich sehe nicht ein, wieso Cablecom das digitale Grundangebot, das analog ohne Verschlüsselung empfangbar ist, nur mit seiner eigenen Set-Top-Box zugänglich macht. DVB-C ist ein anerkannter Standard, für den es eigentlich unzählige Empfangsgeräte von Drittherstellern gibt. Sind die Nutzdaten aber verschlüsselt, können o.g. Boxen nichts mit dem Signal anfangen. Einzig SF info ist unverschlüsselt empfangbar.

(Selbstverständlich sehe ich ein, dass beim „Bezahl-Fernsehen“ – komischer Name, angesichts der Cablecom-Gebühren, die wir jeden Monat abdrücken müssen – nur zertifizierte Boxen verwendet werden dürfen, um den Schwarzsehern das Handwerk zu erschweren)

Via: Cablecom will den Schlüssel nicht hergeben

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Samstag, 12. April 2008

Wer ist dieser Hummler?

Da nach Smythe nun auch Arlesheim reloaded die Werbetrommel für den Herrn Hummler rührt, ist es wohl an der Zeit, sich ein wenig mit dieser Person auseinanderzusetzen … Wie könnte das besser geschehen als mit einem völlig unbedenklichen WOZ-Artikel?

«Sehen Sie», sagte Hummler dazu, «die Schweizer Elite ist zwiebelförmig, instinktiv pro Status quo, für die eigene Macht, in unendlich komplexen Netzwerken organisiert. Indirekt herrscht eine Subventionswirtschaft, in der Konzerne, Banken, Vereine, Gewerbe profitieren … ich frage mich nur, wer ist der Nettozahler bei diesem Umzug? Ich fürchte: der Mittelstand und die Start-up-Unternehmer. Das ist Glanz und Elend der Konkordanzdemokratie. Nie wird jemand ernsthaft infrage gestellt.»

Quelle: Der Bankieranarchist

Was uns Smythe aber bisher verschwiegen hat:

„Ich habe mich gegen Blocher im Bundesrat ausgesprochen. Seine Wahl hat nur die Konkordanz endgültig zementiert.“

Unwissentlich schlägt Hummler in einem NZZ-Kommentar dann aber in die Kerbe der Peak Oil-Verfechter, die längst schon die Rückbesinnung auf die lokale Gemeinschaft postulieren:

[…] Man könnte sich einen Gegenentwurf der Welt mit unendlich vielen, nicht einmal zwingend territorial definierten, kleinen Organisationseinheiten vorstellen. Sie würden zwar manches in Schnapsmatrizenqualität herstellen, dafür aber in hoher Eigenverantwortlichkeit. Durch die enorme Vielfalt von subsidiär entscheidenden Milizkommissionen und, warum auch nicht, Taschenformat-Napoleonen würden vielleicht weniger grosse Würfe, vor allem aber auch weniger Super-GAUs produziert. Die Welt als ein Meer von kleinen Schweizen.

Quelle: Im Geruch von Schnapsmatrizen

Als Gegenüberstellung Aussagen der Warner vor dem nahen Ende des Zeitalters der fossilen Energie:

The current economic system (based on high fossil fuel energy use) rewards population concentration and size while punishing smallness and community cooperation. Peak Oil will provide the opportunity for resurgence of small communities. Agraria will be a practical model for this small town renewal, including the revitalization of the many skills and traditions lost in the rush for industrial urbanization.

[…] finally Community implies a way of living together and is also based on the principles of our organization which views a cooperative way of life to be preferable to current competitive ways of living.

Quelle: Food

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Samstag, 12. April 2008

Winkelried übt sich als Nostradamus

Was dann folgt ist im Minimum die Rückkehr Blochers – das wäre für die anderen Parteien noch das kleinste Übel, wenn auch die Presse den Anfang des Weltuntergangs sehen wird. Doch das ist nur das “kleine” Szenario. Da die Linken die Konkordanz willentlich zerstört haben, wäre auch ein Mitte-Rechts-Regierung denkbar. Theoretisch. Wie auch immer die politische Zukunft der Schweiz aussieht, sie wird unstabil – und das wird uns den Wohlstand kosten. Den Linken sei Dank.

Quelle: Das schweizerische Schisma

  1. Blocher wird nicht ein zweites Mal SVP-Bundesrat. Erstens hat er durch die Abwahl die Aura des Unbesiegbaren verloren, zweitens ist er zu alt.
  2. Eine Mitte-rechts Regierung gäbe es theoretisch frühestens 2011 – doch ich bin immer noch der Meinung, dass die Schweiz mit einem Regierungs-Oppositionssystem unregierbar würde.
  3. Die unstabile Zukunft wird kommen, da hat Winkelried für einemal Recht. Es wird dabei aber weniger um SVP oder SP (Kindergarten-Schlägereien, sozusagen) gehen, sondern viel mehr um Energie- und Ressourcenmangel, Überbevölkerung und Klimawandel gehen (Erwachsenen-Themen).
  4. Den Wohlstand kosten werden uns obige Probleme – doch zu verantworten haben dies die Linken genau so wenig wie die Bürgerlichen nichts dafür können.

Gut gebrüllt, Löwe.

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Freitag, 11. April 2008

Switzerland sucks!

Spannend, was Leute über unser Land und das Volk sagen (nachfolgend sei nur ein Fazit wiedergegeben – die Konversation sollte unbedingt ganz gelesen werden):

SWITZERLAND, and the SWISS are the most dull and uneventful bunch of people you could ever wish to meet.

[…] in my very humble opinion the Swiss are possibly the most boring race on the planet, and perhaps the galaxy.

Quelle: Switzerland is boring!!!!

Manchmal tut es gut, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Aber eben, wer vor der Immigration in unser schönes Land Margaret Ortigs Beyond Chocolate: Understanding Swiss Culture nicht gelesen hat und sich mit dem Gesagten auseinandergesetzt hat, wird hierzulande eine äusserst langweilige Zeit verbringen …

Während Ortig versucht, den Kulturshock in eine positive Erfahrung umzuwandeln, tritt Paul Bilton in seinem Buch weiter auf uns Kuhschweizer ein, während unser Völklein längst mit einem Schädelbruch am Boden liegen:

Swiss farmers are tough, independent, hard-working, resilient, well-prepared for every kind of natural disaster and above all staunchly conservative. These characteristics have been passed on to Swiss town-dwellers, who go about their day as if they too were farming a lonely mountain cliff.

Quelle: The Xenophobe’s Guide to the Swiss

Na dann, das sind ja optimale Aussichten für die kommende Euro 08 …

Dank: Melanie

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Donnerstag, 10. April 2008

Die Bündner sind die wahren SVPler

Die SVP Graubünden widersteht dem Druck der SVP Schweiz. Die Kantonalpartei schliesst Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf nicht aus – und will auch in der Mutterpartei bleiben.

Quelle: Bündner SVP will keinen «Bückling machen»

Welcher SVPler würde sich denn schon freiwillig von der Classe politique aus dem fernen Zürich auf die Kappe scheissen lassen? Die Bündner wollen keine fremden Vögte. Ein (völlig uneigennütziges) Bravo an die Steinböcke – Viva La Grischa!

Das sind sie wohl nun, die „Erbfolgekriege“, die ich nach der Abwahl Blochers prophezeit habe … Dass sie derart rasch eintreten würden, habe ich mir aber nicht erträumt:

Wäre Widmer-Schlumpfs Annahme der Wahl Startschuss für die hier bereits angekündigten Erbfolgekriege (obwohl damals noch leicht unter anderen Umständen angedacht) innerhalb der SVP – mit der fantastischen Möglichkeit der Schwächung der SVP von Innen heraus?

Quelle: Bye bye, Bundesrat Blocher

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Donnerstag, 3. April 2008

Der Ostfeldzug beginnt am 30. April 2008

SVP startet Ostfeldzug gegen sture (Stein-)Böcke

Die Schlumpf-hat-uns-Verraten-Partei will ihre Bundesrätin, die eigentlich gar nicht mehr die ihre ist, nun komplett aus der Partei verbannen. […]

Quelle: SVP startet Ostfeldzug gegen sture (Stein-)Böcke

Und im Kommentar auch treffend:

Wozu bräuchte es einen Beschluss des Fussvolkes, wo doch die Parteielite genau weiss, was das Volk will?

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Donnerstag, 3. April 2008

SVP Schweiz schaltet einen Gang höher

Die SVP war schon immer eine besondere, nonkonformistische Partei. Welcher Zeitgenosse hat schon jemals ein solches Puff erlebt mit fraktionslosen Bundesräten, Ausschluss- und Morddrohungen? Schöne neue Welt!

die SVP Graubünden [muss] Widmer-Schlumpf bis zum 30. April aus der Partei ausschliessen. Kommen die Bündner dieser Aufforderung nicht nach, werde ein Verfahren zum Ausschluss der Kantonalpartei aus der SVP Schweiz eingeleitet.

Quelle: SVP stellt Widmer-Schlumpf Ultimatum

Langsam aber sicher nähern wir uns dem dritten Akt des Dramas. Mit solch klaren, öffentlich geäusserten Forderungen wird es für beide Akteure schwer, vom eingeschlagenen Kurs abzurücken (man könnte meinen, dass wir in einem Regierungs-Oppositionssystem leben – dabei geht es in der Schweiz doch um Konkordanz und Konsens. Verräter!).

Die Frage ist momentan noch, wer tiefer in der Sch im Schlamassel steckt: Die SVP Schweiz oder Bundesrätin Widmer-Schlumpf? Am 30. April wissen wir hoffentlich mehr.

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Donnerstag, 3. April 2008

Autarke Privatspitäler?

Auch im Gesundheitswesen gilt anscheinen „Privatize profits, socialize risks“:

Die Ideen und Konzepte der Hirslanden-Gruppe greifen nur dann im wirtschaftlichen Sinn, wenn die Privatspitalgruppe in ihrem Hinterland ein staatlich subventioniertes Gesundheitswesen weiss, das ihr die unrentablen Fälle abnimmt. […]

Wenn die Leistungsstatistik der HIrslanden jedoch repräsentativ wäre für die gesundheitlichen Probleme der Schweizer Bevölkerung, so leidern wir offenbar in erster Linie an operationswürdigen orthopädischen Erkrankungen, gefolgt von Problemen der inneren Medizin (nicht näher definiert im Bericht), der Kardiologie und Gynäkologie (S. 8). Wo sind Geriaterie, Rehabilitation, Rheumatologie, d.h. die häufigen Probleme der hausärztlichen Praxis, zu finden? […]

Nur verschweigen alle diese Berichte, dass die Hirslanden-Ärzte ihr Rüstzeug und ihre grosse Erfahrung zunächst an öffentlichen Spitälern gewinnen konnten und erst nach jahrelanger abgeschlossener Weiterbildung ihre Arbeit in der Hirslanden-Gruppe aufnahmen […] In diesem Lichte betrachtet, ist die Behauptung, die „private Medizin [würde] den Staat massiv entlasten“ (S. 10), wohl nicht so einfach zu belegen, wie dies im Bericht den Anschein hat. Wer nur reife Spitzenkräfte für seinen Betrieb rekrutiert, aber nichts oder wenig in den jahrelangen und streckenweise unrentablen Bildungsweg vom jungen Medizinstudenten zum erfahrenen Träger eines spezialärztlichen Facharzttitels investiert, macht sich die Sache denn doch zu einfach.

Quelle: Martin F. Fey: „Privatklinikgruppe Hirslanden Jahresbericht 2006 – ein paar kritische Kommentare“, in: Schweizerische Ärztezeitung, 2007;88: 31/32, S. 1310.

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