Posts Tagged ‘Initiative’

Sonntag, 22. Mai 2016

Milchkuhinitiative: Ich bin auch ein Velofahrer und Fussgänger …

Vor einigen Wochen erhielt unser Haushalt eine Broschüre zugestellt, welche sich für die Annahme der Milchkuhinitiative stark macht … Obwohl sich die Vorlage klar an die gefühlten Könige der Strasse Autofahrer des Landes richtet, hat man realisiert, dass man so wohl nicht genügend Stimmen zusammenkriegt, um das Land mit achtspurigen Autobahnen zu überziehen.

Die geniale Idee des Politmarketings: Wir müssen auch Velofahrer und Fussgänger ansprechen! Gesagt getan:

Milchkuhinitiative Velofahrer Fussgänger

Nun, ich bin nicht ganz sicher, ob sich diese beiden Gruppierungen für blöd verkaufen lassen. Auf den Strassen wird es für uns dann sicherer, wenn nicht mehr motorisierter Individualverkehr unterwegs ist, sondern weniger. Jeder Hinterwäldler sollte begreifen, dass man mit grösseren und breiteren Strassen nicht weniger Verkehr, sondern mehr Verkehr anlockt …

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Donnerstag, 26. August 2010

Kurz etwas zur Todesstrafen-Initiative

Sie forderten die «Todesstrafe bei Mord mit sexuellem Missbrauch» — und liessen als Erstes ihr eigenes Projekt sterben.

Quelle: Der Bund, „Nach Todesstrafen-Aus: Wird jetzt ein Verfassungsgericht geschaffen?“, 26. August 2010.

Das Vorhaben nimmt nach nur einer Woche totaler Medienpräsenz eine äusserst überraschende Wendung. Aber gut, dann wenden sich die Medien wohl wieder der bevorstehenden Bundesratswahl mit Doppelvakanz zu. Haben sich über das Wochenende noch ca. 12 neue Kandidaten gemeldet? Offensichtlich ist man als Nicht-Kandidierenden ja bald in der Minderheit …

Item. Ich erwähne diese Initiative deshalb, weil mich vor kurzem ein guter Kollege per ICQ darauf angesprochen hat. Er — gebürtiger Schweizer und Berner — lebt und arbeitet seit unzähligen Jahren in London und wird demnächst (aus mir völlig schleierhaften Gründen) die Staatsbürgerschaft dieses Staates beantragen. Wo doch alle Welt weiss, dass die Briten ihren machtpolitischen und wirtschaftlichen Höhepunkt mehr als 100 Jahre zurückliegen haben. Heute ist das Land in einem äusserst schlechten Zustand und halb bankrott. Egal. Wahrscheinlich kommen wir in ein Alter, wo „Steueroptimierung“ plötzlich kein Fremdwort mehr ist …

Nun, da sprach er mich also im Chat auf diese „peinliche“ Initiative an und gab mir zu verstehen, dass sich die Schweiz mit einer solchen Aktion wieder einmal vor der ganzen Welt der Lächerlichkeit preisgebe. So wie bereits vor einiger Zeit, als man es doch tatsächlich wagte, Ghaddafis Sohn in Genf festzunehmen. Wieso denn dies niemand verhindere, fragte er mich.

Bezüglich Ghaddafi war der Fall schnell abgehandelt: Soweit kommt es noch, dass wir wieder damit anfangen, Diktatorensöhnchen mit anderen Ellen zu messen als Normalsterbliche. Beim zweiten Kritikpunkt musste ich etwas mehr ausholen:

Als überzeugter (Direkt-)Demokrat gab ich ihm dann deutlich zu verstehen, dass der Initiant nur von seinem Grundrecht auf freie Meinungsäusserung und der Einreichung einer Initiative Gebrauch mache — im gesetzlichen und verfassungsmässigen Rahmen (ausser ein Jurist beweist nach einigen Jahren Forschung das Gegenteil). Diese beiden Punkte müssen uns Schweizern heilig sein: Unser Staat baut seit 1891 darauf, dass jeder Bürger die Möglichkeit hat, mittels einer Volksinitiative (unter entsprechender Beteiligung einer angemessenen Zahl anderer Bürger) Einfluss auf die Politik zu nehmen. Diese Errungenschaft, die die wenigsten Demokratien auf dieser Welt vorweisen können, gilt es bis auf’s Bitterste zu verteidigen. Selbstverständlich kann mit solchen Initiativen auch (moralisch-ethisches) Schindluder getrieben werden, wie die Abstimmung über das Minarettverbot gezeigt hat. Die Initiative entsprach aber offensichtlich den geltenden Verfassungsgrundsätzen, wurde von einer Mehrheit der Bevölkerung angenommen — und ist jetzt deshalb zu geltendem Recht geworden. Wer A wie Initiative sagt, muss notfalls B sagen und in den sauren Apfel beissen.

Wo kämen wir hin, wenn eine bestimmte Person, eine Regierung, eine Partei oder ein Parlament plötzlich entscheiden würde, welche Initiativen ihnen genehm sind? Dafür haben wir das Volk. Und das Schweizer Volk hat über all die Jahre hinweg bewiesen, dass es in den wenigsten Fällen ein Bevormundung durch selbsternannte Moralapostel benötigt und auch in kritischen Fragen konsensorientierte und moderierende Entscheide fällen kann. Etwas, das viele demokratisch gewählte Regierungen auf der Welt ihren Bürgern nicht zutrauen. Amen.

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Sonntag, 21. Dezember 2008

Der Bund mag keine Online-Referenden

Laut Sigg ist die Bundeskanzlei bei ihrer Analyse zu kritischen Schlüssen gekommen: «Wir haben festgestellt, dass man heute praktisch unter Umgehung einer öffentlichen Diskussion ein Referendum einreichen kann», sagt er. Zum Beispiel der Widerstand gegen die biometrischen Pässe kam für Parteien und Bundesverwaltung aus heiterem Himmel. Problematisch sei weiter, dass ein Referendum «in völliger politischer Anonymität» ergriffen werden kann, sagt Sigg. So wurde lange nicht bemerkt, dass sich am Referendum gegen die Personenfreizügigkeit die Organisation eines Rechtsextremen beteiligte, die nun Anrecht auf Erwähnung im Abstimmungsbüchlein hat.

Quelle: Die Demokratie geht Online (Schweiz, NZZ Online)

„unter Umgehung der öffentlichen Diskussion“ – Skandal! Der Bund verliert also die „Kontrolle“ über das Referendums- und Initiativ-Geschäft. Kein Wunder, dass dies Gegner auf den Plan ruft.

Abgesehen davon finde ich Siggs Bedenken über die „Anonymität“ äusserst peinlich. Wenn sich der Rechtsextreme nichts zu Schulden hat kommen lassen, soll er auch so viele Unterschriften sammeln und Referenden starten dürfen, wie es ihm beliebt (selbst wenn der Leumund (nicht der Blogger, notabene!) des Rechtsextremen nicht sauber ist: Auch aus dem Gefängnis dürfte dieser meines Wissens völlig problemlos eine Unterschriftensammlung starten).

Meine Position zu den zwei genannten Online-Referenden/Initiativen:

  • Bye, bye Billag. Ganz klar: Die Billag muss weg. Ein Wasserkopf (nicht verwunderlich, dass die Swisscom hier ihre Finger drin hat), der zum Platzen gebracht werden muss. Obwohl nach liberaler Manier im Grunde nur diejenigen zur Kasse gebeten werden sollten, die auch tatsächlich das TV- und Radio-Angebot in Anspruch nehmen, finde ich die mit der Steuerrechnung „eingetriebene“ Kopfsteuer äusserst pragmatisch. Eine Erhebung, wer das Angebot nutzt, wäre äusserst kompliziert und noch viel kostspieliger als der jetzige Modus. Andererseits: Man verschlüsselt alle Sender (so wie es beim Empfang des Schweizer Fernsehens bereits über Satellit nötig ist) und lässt die Leute Entschlüsselungskarten kaufen, die am Ende des Jahres verfallen. Das widerspräche aber wiederum meinen liberalen Grundvorstellungen, dass Informationen möglichst frei sein sollten.
  • Biometrischer Pass Obwohl die Ablehnung des biometrischen Passes im Reiseverkehr für uns zu grossen Problemen führen könnte, bin ich gewillt, das Risiko auf mich zu nehmen. Schauen wir mal, ob es ohne biometrischen RFID-Pass tatsächlich kein Durchkommen an den Grenzen mehr geben wird. (Genauso wie ich es eigentlich gern gesehen hätte, wenn man die UBS in einem minutiös beobachteten Experiment kaputt hätte gehen lassen. Auch hier warnen alle, dass der Kollaps der Bank ungeheure Konsequenzen für das Land gehabt hätte. Als von Natur aus skeptische Persönlichkeit bin ich davon noch nicht überzeugt.)

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