Montag, 27. März 2006
[…] An was erinnern sich erwachsene Männer, wenn sie an ihre Väter denken? Was war das Wichtigste, was einem der eigene Vater mitgegeben hat?
Am besten, man fragt in seinem Freundeskreis nach. Was auffällt ist, wie banal oder pathetisch manche dieser Geschichten sind. In vielen Erinnerungen tauchen die Väter als tragikomische Gestalten auf, als eine Mischung aus Grand Guignol und Tyrann. «Ich erinnere mich», erzählt ein Freund, «wie mein Vater mir mal feierlich im Zug gezeigt hat, wie man eine Zeitung so faltet, dass man sie mit einer Hand lesen kann.» Ein anderer: «Er gab mir einen einzigen Satz mit auf den Weg: Wenn du schwul bist, mache ich dich kaputt.» Noch ein anderer: «Ich erinnere mich an den grossen Löffel, der während des Essens immer in meine Richtung geflogen kam.» Oder: «Er konnte zu meinem grossen Vergnügen auf Kommando furzen.» Nick: «Im einzigen wirklich persönlichen Gespräch, das mein Vater je mit mir geführt hat, erklärte er mir, warum er meine Mutter verlassen hat.»
Quelle: Mütter zweiter Klasse
Gelerntes
a) Ich muss wieder vermehrt Das Magazin lesen.
b) Nach der Lektüre des gesamten Artikels bin ich das, was den Männern von heutzutage immer wieder vorgeworfen wird: verunsichert.
Die dann folgenden Vorwürfe sind Klassiker: Mal ist die Wohnung zu klein (95 Quadratmeter), dann das Auto (VW Golf), dann Nicks Lohn (100 000 brutto). Auf einem Spaziergang treffen die beiden ein befreundetes Paar, ebenfalls mit Baby. Und mit Bugaboo. Der Bugaboo, muss man wissen, ist statusmässig so was wie der BMW X5 unter den Kinderwagen – und deshalb für Zürcher Szenenmamis ein absolutes «must have». Verglichen damit, lag Gabriel in einem zwanzig Jahre alten VW Passat. «Den ganzen Abend musste ich mir anhören, was für eine blöde Idee es gewesen ist, auf Ebay diesen Schrotthaufen von einem Kinderwagen zu ersteigern», sagt Nick.
Oh Gott! Das könnte morgen auch mir passieren. Aber es kommt noch schlimmer:
Der Dämon schlich sich in Form eines einzigen Satzes in die Wohnung. Nun schlängelt er sich durch den Alltag der Eheleute, wetzt nachts sein schärfstes Messer. Der Satz lautete: «Ich liebe dich als Hausmann, erotisch finde ich dich in dieser Rolle aber nicht mehr.»
Ende, aus. Spätestens jetzt hätte ich die Reissleine gezogen. Erzeuger, Financier – und als Dank ein warmer Händedruck? Gescheitert an den überhöhten Anforderungen der Partnerin? Rückenschuss? Jetzt krieg‘ ich wirklich langsam Angst.
Ist die Rollenteilung des 21. Jahrhunderts vielleicht doch nicht das gelbe vom Ei? Dabei war ich gerade bis vor Kurzem noch Fan der Vorstellung, im Haushalt anzupacken. Scheitert eine Ehe/Konkubinat/Partnerschaft mit Kind dann schon nach drei statt zwanzig Jahren? Was ist dann besser für das Kindeswohl, abgesehen, dass das Vater- (und aus meiner Sicht: ferner) das Mutterwohl ja auch nicht zu vernachlässigen ist?
Handelt es sich hierbei um einen Kampf, den der „moderne“ Mann (die Neandertal-Rolle gefällt mir eigentlich aber auch nicht schlecht, wenn ich ehrlich bin …) schlichtwegs nur verlieren kann? Düstere Aussichten!
Das Magazin weiss leider auch nicht weiter:
Die zentrale Frage ist jedoch offen geblieben: Wie funktioniert eine moderne Familie am besten?
Ich hoffe und bete, dass man es bis in etwa fünf Jahren herausgefunden hat.
Dank: Kollege Stuker (ohne Nachwuchs).