Sonntag, 13. April 2008, 14:59 Uhr

Der Amerikanische Traum anno 2008

„Wie soll ich ohne Auto zu meinem Job im Spielkasino Mohegan Sun kommen?“

Quelle: «Mein amerikanischer Traum ist geplatzt»

Symptomatisch ist diese Aussage zweierlei:

  • ohne Auto geht drüben rein gar nichts. Wenn es überhaupt einen funktionierenden öffentlichen Verkehr gibt, ist dieser auf Grund der ausgedünnten Fahrpläne nicht für das „daily commuting“ geeignet. Hinzu kommt der Traum von „Suburbia“ mit dem „suburban sprawl“ – möglichst weit weg vom Arbeitsort im Stadtzentrum zu wohnen, um die Ruhe, Friedlichkeit und die Natur zu geniessen. Zwei Stunden Autofahrt zur Arbeit sind im Land der unbegrenzten Arbeitszeit nichts aussergewöhnliches. Einziger Haken: Steigt der Benzinpreis, und das wird er in den kommenden Jahren unweigerlich, endet der Traum von Suburbia so abrupt, wie er in der Nachkriegszeit begonnen hat.
  • Job im Spielkasino – Henry Ford würde sich im Grabe umdrehen. Die Industrie wurde längst nach China ausgelagert, Industrie-Jobs sind für immer und ewig verloren, werden nie wieder kommen. Deshalb beschäftigt Amerika mittlerweile ein Grossteil der Bevölkerung im pseudo-wertschöpferischen „Gambling“ – sei es an der Wall Street oder in den Casinos (wie wir angesichts der derzeit herrschenden Finanzkrise sehen, ist der Unterschied zwischen den zwei Branchen nicht so gross wie anhin vermutet). Mit welchem Geld wird in den Casinos gespielt? Mit Geld, das man sich von China geborgt hat. Leben auf Pump hat sich in den USA als modus vivendi durchgesetzt. Irgendeinmal muss aber auch die letzte, noch so grosse Rechnung bezahlt werden.

Nachtrag

General Electric used to be company that made money by making things. Now it’s a company that loses money by lending money. It’s a pretty good symbol for much of what’s wrong about American capitalism. The truth is, it should probably be two companies, not one.

Quelle: General Electric & Lift Capital Usher in Rough Start for ASX

Nachtrag 2

Nun doppelt auch der Spiegel nach:

Im Falle der Immobilienkrise, die mit Zeitverzögerung die Banken erreicht hat und nun die Aktienmärkte insgesamt verunsichert, zeigen die Märkte sogar an, was Politiker und Notenbank-Gouverneure am vergangenen Wochenende erneut verschwiegen haben: Das Leben der Amerikaner muss sich ändern – oder es wird gewaltsam verändert.

Der kreditfinanzierte Konsumrausch der vergangenen Jahre geht unter Schmerzen zu Ende. Der heutige American Way of Life hat keine Chance, die kommenden Jahre unbeschadet zu überstehen. Das Virus innerhalb des Finanzsystems wird so lange weiter wüten.

[…] Wer Hauskredite an Menschen vergibt, die praktisch zahlungsunfähig sind, schaut auch bei den Möchtegernkäufern von Kühlschränken, Autos und Möbeln nicht so genau hin.

Quelle: Das Kreditvirus killt den Konsum

Labels: Gesellschaft, USA, Wirtschaft

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