Mittwoch, 15. Oktober 2008
Das ehrgeizige Klimapaket der EU im Kampf gegen die Erderwärmung ist in Gefahr: Gegner wollen die Finanzkrise als Vorwand nutzen, um den Pakt hinauszuzögern.
Quelle: Klima ist ein weiteres Opfer der Finanzkrise – News Ausland: Europa – tagesanzeiger.ch
Besuch vom TV-Pfarrer
Ich kann mich gut an ein Referat des norwegischen Lobbysten Paal Frisvold erinnern, dem ich während des Challenge Europe 2008 in der Schweizer Mission in Brüssel beiwohnen durfte.
Von all den Referaten, die wir während der ganzen Woche gehört hatten, war Frivolds Darbietung die erfrischendste. Manchmal wähnte man sich gar in einer us-amerikanischen TV-Show, in der ein Fernsehpfarrer sein Bestes gibt. Lieber Paal Frisvold, wenn sie etwas können, dann mit ihrem Redetalent Dinge an den Mann bringen. Lange hat ein Redner derart positive Gefühle in mir geweckt …
Trotzdem: Paal redete viel, sagte aber wenig. Als Norweger (die sind wie wir auch nicht in der Union) war er betrübt, dass sein Land bei diesem ambitionierten Projekt namens EU nicht ganz vorne mit dabei sei. Und ja, der Rohstoffreichtum seines Landes hätte wohl dazu beigetragen, dass man noch etwas Abstand zur EU hält.
Und dann kam er auf den Klimawandel und den Kampf dagegen zu sprechen … Vollmundig erzählte er uns von den wegweisenden Beschlüssen der EU, bis 2020 den CO2-Ausstoss markant zu reduzieren. Kein anderes Land, keine andere Staatengemeinschaft dieser Welt hätten sich auf solche hochtrabenden Ziele geeinigt. Dank der EU werde der ganzen Welt gezeigt, dass man doch gemeinsam etwas gegen den Klimawandel tun könne. Schon nur dieses Vorhaben sei der beste Grund, der Union lieber gestern als morgen beizutreten.
Meine spitzfindige Frage
Bei der anschliessenden Fragerunde dann wollte ich es doch ein bisschen genauer wissen. Ich fragte ihn (hier sinngemäss und zugespitzt):
Wir allen wissen, dass diese Verträge von Politikern unterzeichnet wurden. 2020 wird keiner dieser Personen mehr im Amt sein – es war für diese Zeitgenossen also relativ einfach, einschneidende Massnahmen zu bestimmen. Umsetzen müssen die verantwortlichen Politiker die Beschlüsse garantiert nicht mehr persönlich. Haben Sie nicht Angst, dass die Bevölkerung, sobald sie die Tragweite der Einschränkungen realisiert und am eigenen Leib zu spüren bekommt, abspringen könnte?
Eines muss ich ihm lassen – Frisvold blieb ganz cool und antworte:
Aber schauen Sie doch – das sind GESETZE! Diese wurden unterzeichnet und ratifiziert. Die Dinger sind bombenfest!
Schwupps, und schon war die nächste Frage dran.
Fazit
Dabei weiss jedes Kind, dass Gesetze da sind … nun, nicht unbedingt um sie zu brechen (das machen nur die Leute, die sich wirklich die Finger schmutzig machen wollen) … nein, Gesetze sind da, um angepasst zu werden! Und siehe da, genau diese Anpassungen treffen anscheinend schneller ein, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Zu gern würde ich Kollege Paal den ausgedruckten Artikel unter die Nase halten und ihn um einen weiterhin euphorischen Kommentar bitten.