Archiv 14. März 2009

Samstag, 14. März 2009

Mein Senf zum Bankgeheimnis

Beginnen wir mit Renés samstäglichen Erguss zum Thema:

Unsere Gegner auf dem internationalen Finanzmarkt haben jetzt Blut gerochen und werden Forderung nach Forderung stellen, bis auch die Schweiz ‚freiwillig‘ sämtliche Finanzdaten von EU- und anderweitigen Bürgern an ihre Finanzämter übermittelt, zwecks Finanzierung von überbordenden Staatsausgaben und ‚Konjunkturpaketen‘, und um für ihren Bankenplatz mehr Marktanteile zu sichern, und wenn’s hochkommt, ‚dürfen‘ wir der EU bald auch ganz ‚freiwillig‘ direkt Geld spenden, im Kampf gegen ‚Armut‘ usw, oder so wie die USA es von Deutschland verlangen, weitere Konjunkturprogramme finanzieren.

Quelle: BOHICA | Snoop InfoSystems

Als Linker ist meine Meinung klar (ja, diesbezüglich bin ich ein wahrhafter Linker): Das Bankgeheimnis (von einigen Klugscheissern immer noch schonfärberisch Bankkundengeheimnis genannt) nützte nur reichen Ausländern etwas, die ihr Vermögen vor den Augen allzu seriös arbeitenden Steuerämtern verstecken wollten. Deshalb schmerzt es mich überhaupt nicht, wenn dieser Steuerflucht nun (anscheinend!) ein Riegel geschoben wird. Ob begüterte Amis, Deutsche und Franzose nun wirklich massenhaft ihre Gelder aus der Schweiz abziehen, wird sich weisen.

Schwerer wiegt, dass Schweizer Banken damit auch Kundengelder verloren gehen. Doch als Linker ist man eben gerade kein Verfechter der rücksichtslosen Profitmaximierung. Unsere Banken sind das Risiko eingegangen, solche Gelder zu beheimaten – und grosses Risiko bezahlt man halt manchmal mit einem Totalverlust. Jeder von uns hat indirekt durch die Machenschaften der Grossbanken profitiert. Nun sollten wir auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.

Nebenbei: Dass bei einem Schwund der Vermögen wohl auch Arbeitsplätze vernichtet werden, ist ein notwendiges Übel. Die fähigen, bis anhin gut bezahlten Bänkeler sollten aber kaum Schwierigkeiten haben, in anderen Betrieben einen neuen ansprechenden Arbeitsplatz zu finden.

Wo ich aber all den Kritikern aus dem rechten und ultrarechten Lager Recht geben muss: Der Bundesrat, allen voran die Herren Merz und Roth, sind beim ersten, kleinen Windstoss geknickt. In einer solchen Situation ist ein solches Verhalten einfach nicht tolerabel – hier hätte ich von gutbezahlten Führungspersönlichkeiten erwartet, dass sie sich die Hände wenigstens etwas schmutzig machen würden und in harten Verhandlungen das Maximum herausholen. Gerne hätten die Herren mir so beweisen dürfen, wie aussichtslos die Lage tatsächlich ist. Die Kollateralschäden an der Realwirtschaft (die Leute, die im Gegensatz zu den Bänkelern noch tatsächlich etwas Greifbares produzieren) hätte ich persönlich gern in Kauf genommen. Einerseits als Beweis, dass die USA, die EU und die OECD ihre (angeblich hinter den Kulissen geäusserten) Drohungen wahr gemächt hätten, andererseits, weil man so mit grosser Wonne wieder einmal so richtig auf die kriminellen Helfershelfer bei der UBS und Crédit Suisse hätte einschlagen können. Denn eines ist klar: Dem Bankgeheimnis würde man in den kommenden Jahren viel weniger nachtrauern, wenn die ganze Exportwirtschaft empfindlich getroffen worden wäre.

So wie die Chose nun aber gelaufen ist, bedeutet dies für viele Kreise ein fruchtbarer Grund, um nette, kleine „Dolchstosslegenden“ spriessen zu lassen. Das Bankgeheimins – im Felde ungeschlagen, aber von schwachen, defätistischen Zivilisten an der Heimatfront ans Messer geliefert.

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Samstag, 14. März 2009

Microsoft im Browser-Krieg am Scheideweg?

Some are still claiming that Microsoft will go with WebKit, which, thanks to the popularity of Apple’s Safari browser and also Google’s Chrome, is rapidly becoming a de facto standard for all non-IE and non-Firefox implementations.

Quelle: Is IE8 the end of the line for Internet Explorer? | InfoWorld | Weblog | March 10, 2009 | By Randall C. Kennedy

Das wäre die eine Möglichkeit, den verschissenen Microsoft Internet Explorer in die Wüste zu schicken (wobei es immer noch einige Leute da draussen gibt, die voll und ganz auf das Geschwür setzen – Torquie?). Die andere Option wäre, die Rendering-Engine durch den Prototypen Gazelle zu ersetzen, der derzeit in Microsoftschen Laboratorien entwickelt wird (siehe Artikel).

So oder so – die Kompatibilität wird kaputt gehen. Schlägt man sich auf Seiten WebKits, verwendet man a) eine quelloffene Engine (bis Microsoft in berühmter Manier rumzufrickeln beginnt, fremde Körperteile anbaut und so die Standardkonformität in die Wüste schickt), deren Entwicklung b) zu alledem noch massgeblich von Apple beeinflusst wurde. Ist Microsoft wirklich bereit zu diesem Schritt, der Web-Entwickler aus der ganzen Welt in Freudestränen ausbrechen lassen würde?

Mit Gazelle wiederum geht ebenso die Kompatibilität verloren, ohne Gewähr, dass Web-Entwickler jemals die zweite Rendering-Engine aus dem Hause Microsoft unterstützen werden: Man stelle sich vor, standardkonforme Web-Sites, die unter Safari, Firefox und Opera bereits sauber funktionieren, sowohl unter MSIE als neu auch noch unter Gazelle, sozusagen dem zweiten Browser-Versuch aus der Frickelbude, zum Laufen zu bringen – der blanke Horror!

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