Samstag, 4. Dezember 2021, 11:42 Uhr

Alains „Weihnachtsgeschenk“ für Ferienreisende

(Siehe Nachtrag am Ende des Artikels)

ibis budget Zurich Airport, Donnerstag-Abend, 22:23 Uhr. Wir stehen an der Reception, vor uns eine Mutter mit drei Teenagern, und viel Gepäck.

Wir würden sehr gerne endlich zügig einchecken und auf das Zimmer verschieben, da unser Flug ZRH um 7 Uhr verlässt.

Leider dauert alles etwas länger: Die Mutter hat sich ausführlich über das Frühstücksangebot informieren lassen, und kauft dieses nun für die Teenager. Sie hat ihr Portemonnaie auf den Tresen ausgeleert und klaubt dutzende Münzen zusammen, um die insgesamt 36 Franken zu berappen.

Wir sind uns nicht sicher, ob hier einfach jemand Kleingeld loswerden will, oder ob die Familie mit Geldproblemen kämpft, oder einfach knapp bei Kasse ist (geht man dann noch auf Flugreisen?).

Zu dem Zeitpunkt ärgern wir uns über die Verzögerung. Der Fall nimmt aber bald eine Wendung:

Gestern Freitag-Abend ruhen wir uns im Hotelzimmer in Barcelona aus. Ich scrolle durch die Schweizer Nachrichten des Tages und entdecke, dass der Bundesrat definitiv die neuen Massnahmen verkündet hat, die uns endlich, beim gefühlt 31. Anlauf aus der grössten Pandemie aller Zeiten herausbringen sollen (oder so).

Alle Omikron Quarantäne-Vorgaben sind aufgehoben. Stattdessen muss beim Antritt von Flugreisen mit Destination Schweiz ein negativer PCR-Test vorgelegt werden.

Wir nerven uns natürlich über den Entscheid, bedeutet das doch, dass wir am Wochenende (am Montag ist hier zu alledem noch ein Feiertag) nun kurzfristig ein PCR-Testcenter in der Innenstadt Barcelonas finden müssen, welches uns rechtzeitig bis zum Check-In am frühen Sonntag-Nachmittag ein Testresultat zusenden kann.

Wir landen auf komischen, inoffiziellen Web-Sites, die überteuerte Tests anbieten. Die Fachperson kommt sogar ins Hotel, wenn man das wünscht. Kostenpunkt für Probeentnahme am Sonntag um 8 Uhr, mit garantiertem (?) Resultat bis 11 Uhr: 175 EUR pro Person.

Schlussendlich fragen wir noch kurz bei der Reception an; diese verweisen uns auf Diagnostictest an der Carrer de l’Hospital 16, vier Minuten vom Hotel entfernt. Kostenpunkt für einen PCR-Test mit Resultat innert 12 Stunden: 105 EUR. Pro Person. Um 9 Uhr 15 haben sie dann in unseren Nasen rumgestochert, das Resultat soll uns bis 20:30 Uhr per Email mitgeteilt werden.

Hoffentlich werden 36 Stunden alte Tests akzeptiert (ja, sie dürfen bis 72 Stunden alt sein — sprich ein von uns vor der Abreise gemachter Test würde uns das Boarding auch noch erlauben. Lustig.). Ah, und ganz toll wäre natürlich, wenn jemand von uns positiv getestet würde: Denn eine 10-tägige Quarantäne in einem Hotel in Barca im Dezember 2021 steht zuoberst auf unserer To Do-Liste.

Der Bundesrat hat weiter entschieden, dass wir uns 4 bis 7 Tage nach unserer Rückkehr in der Schweiz noch einmal testen müssen. Auf eigene Kosten. ab 119 CHF, sagt eine Google-Suche.

Extrem mühsam. Wobei ich mir ja eigentlich schon seit langem bewusst bin, dass 1G (für „Getestet“) das einzig Wahre ist, falls man immer noch der Illusion anhängt, die Pandemie kontrollieren zu wollen. Immerhin dämmert es hoffentlich dem letzten Impffanatiker und Ja-Stimmer, was hier abläuft.

Ich denke plötzlich wieder an die Familie im ibis budget. Egal wohin die am Freitag geflogen sind — auch sie müssen nun ein PCR-Testcenter finden, vier Tests durchführen sowie bezahlen. Und dann sind noch einmal weitere vier Tests nach der Rückkehr fällig.

Wir sprechen für diese Familie locker von Mehrkosten in der Höhe von 800 CHF. Völlig unerwartet, aus dem nichts. Ich bin mir nicht sicher, dass das alle Reisende „einfach so“ bezahlen können. Verantwortet vom BAG unter der Führung eines SP-Bundesrats. Sozial geht anders.

Übrigens: Die Swiss hat die U-Boot-Ankündigung gut gemeistert; wir wurden zügig per Email und SMS über die neuen Anforderungen informiert. Heute scheint nun auch endlich die BAG-Seite aktualisiert worden zu sein (gestern stand ganz zuoberst noch etwas von noch nicht aktualisiert, und ein Link auf die Pressemitteilung).

Nachtrag 1

Gute Nachrichten! Die Verordnung verlangt nicht explizit einen PCR-Test nach der Rückkehr der Schweiz (siehe Art. 8 Abs. 2bis und Anhang 2a im PDF). Ein Schnelltest ist auch möglich. In Bern kostet ein Antigen-Schnelltest zwischen 30 (Le Ciel) bis 45 CHF (pcr.ch).

Somit sprechen wir von Mehrkosten von ca. 150 CHF pro Reisenden, und nicht wie oben behauptet 200 CHF.

Nachtrag 2

Ein erstes Medium hat entdeckt, wie teuer Flugreisen mit dem neuen Testregime werden: 299 Franken: Jetzt kommt der wohl teuerste PCR-Test der Schweiz. Greta wird sich freuen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Airlines ihr Schicksal bereits realisiert haben.

PS: So viel zum „Gamechanger“ Impfung.

Nachtrag 3

Der Bundesrat überlegt laut, die Testpflicht vor der Einreise in die Schweiz wieder aufzuheben.

Natürlich nur für die Geimpften und Genesenen, denn diese können den Virus ja bekanntermassen weder einschleppen, noch weiterverbreiten. Wait a second …

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Labels: Gesundheit, Schweiz

2 Kommentare Kommentare

Mark sagt:

„Sozial geht anders.“

Während einer Weltweiten Pandemie rumzureisen und Infektionen von Land zu Land zu schleppen ist auch nicht gerade sozial, wenn nicht sogar gänzlich asozial.

Severin sagt:

Tja, überall will man 2G weil ja die Getesteten offensichtlich nicht gleich sicher sind. Aber bei der Einreise müssen die Geimpften und Genesenen dann noch noh einen „unsicheren Test“ machen. Logik?

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