Archiv ‘Schweiz’

Dienstag, 15. September 2009

Bundesratswahl vom 16. September 2009: Die (Un)Prognose

Morgen ist gleich ein doppelt (un)bedeutender Tag: Einerseits wählt die Bundesversammlungen ein neues Mitglied in die Exekutive des Landes, andererseits mühe ich mich für 45 Minuten durch die mündliche Lizentiatsprüfung. Themen: Landesstreik 1918 und Französische Revolution. Die Bundesratswahl wird wohl ohne vor- und nachgängigen Streik auskommen und eine Revolution, nun, die ist dieses Jahr irgendwie auch nicht zu erwarten.

Da die Medien bezüglich der Bundesratswahl derzeit förmlich ausflippen – wohl nicht zuletzt auf Grund der Wirtschaftskrise, die die Journalisten unter Druck setzt, ihre Titel mit boulevardesken Mitteln en masse zu verkaufen – halte ich mich für einmal äusserst kurz. Die Sache muss nüchtern betrachtet werden und rechtfertigt den bisher kolpotierten Wahlkrimi garantiert nicht.

Meine Prognose:

Didier Burkhalter wird zum 112. Bundesrat der Schweiz gewählt

Wieso? Nun, er wäre aus meiner Sicht ein perfektes Exekutivmitglied der Schweiz. Erst seit der Ankündigung des Rücktritts von Pascal Couchepin kennt man ihn, als das Kandidatenkarussell so richtig in Schwung gekommen ist. Für mich ist er ein unbeschriebenes Blatt, ein Leisetreter und wird im Bundesrat sicherlich fleissig und pflichtbewusst an die Arbeit gehen – genau wie wir Schweizer uns insgeheim eben einen Bundesrat vorstellen. Wir mögen Leute vom Kaliber Obamas und Kennedys irgendwie nicht wirklich – und das ist meiner Meinung nach auch gut so.

Natürlich darf man die Wahlarithmetik nicht aus den Augen lassen. Wie ich Kollege Zgräsch bereits am Samstag in der Enge des Fonds von Hebos 206er erläutert habe, glaube ich nämlich nicht, dass die SP geschlossen für Schwaller stimmen wird. Nicht wenige der welschen Sozialdemokraten werden sich meiner Meinung nach für Burkhalter entscheiden, weil der Schwaller aus ihrer Sicht ein Deutschschweizer ist (was ich ebenfalls so sehe).

Damit wir uns recht verstehen: Burkhalter ist meine Prognose, nicht mein Wunschkandidat. Denn logischerweise hege ich grosse Sympathien für Schwaller, da er nur wenige Kilometer von meinem Heimatort lebt und – viel wichtiger – Seislerdeutsch spricht. Der deutschsprachige Sensebezirk des Kanton Fribourg – früher das Armenhaus des Kantons – hätte nun wirklich einmal einen Bundesrat verdient! Schade, dass Schwaller in der Arena angekündigt hat, nur dieses eine Mal zur Wahl anzutreten. Wenn ich aber mit den Ohren eines Politikers seine Aussage richtig verstanden habe, bleibt ein Hoffnungsschimmer: Wählt die Bundesversammlung ihn nach 2009, ohne dass er kandidiert hat, würde er die Wahl annehmen …

Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die SP wohl über kurz oder lang ihren Leuenberger ersetzen muss. Deshalb könnte dies ein weiterer Punkt für Burkhalter und gegen Schwaller sein – denn so hätte man (hoffentlich, den so sicher ist bei Bundesratswahlen leider seit einigen Jahren nichts mehr) bei der Besetzung des SP-Sitzes die FDP im Boot.

Aber äbe – meistens kommt es anders, zweitens als man denkt.

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Montag, 14. September 2009

Unsere Berufsweltmeister

Am 7. September sind die diesjährigen Berufsweltmeisterschaften „WorldSkills“ in Calgary (Kanada) für Berufsleute bis 22 Jahre zu Ende gegangen. Die fünf jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Kanton Bern waren überaus erfolgreich: Sie gewannen zwei Medaillen und zwei Diplome. Jürg Kühni aus Langnau hat im Bereich „Dacheindeckungen“ die Goldmedaille gewonnen und André Reusser aus Unterlangenegg die Silbermedaille im Bereich „Maschinenbau CADD“. Markus Trachsel aus Reichenbach und Patrick Haldi aus Lohnstorf bekamen je ein Diplom in den Bereichen „Mechatronik“ und „Industrieelektronik“.

Quelle: Medienmitteilung des Kantons Bern

Was wäre geworden, hätte man diese Leute an den Gymer geschickt und zu Ärzten, Juristen und Historikern ausgebildet? Eben, jedenfalls keine Weltmeister. Dann hätten sie wenigstens aktiv mitgeholfen, die Gesundheitskosten auf neue Höhen zu treiben; neue Gesetze zu erlassen, gegen diese anzukämpfen oder ihre Klienten in Konflikt mit diesen Gesetzen für viel Geld zu beraten – oder wären schlicht und ergreifend zu nebenamtlichen Bloggern geworden.

Deshalb: Es lebe die Berufslehre und das duale Bildungssystem der Schweiz. Auf dass es uns gelingt, diesen Standard weiterhin zu halten, ohne dass wir dereinst wie Frankreich drei Viertel unseres Nachwuchses zu Theorie- und Fachidioten ausbilden. Denn am Ende des Tages muss irgendwer das von den „Intelligenten“ Ertüftelte mit viel Schweiss umsetzen.

Nachtrag

Natürlich sollte man diesbezüglich auch noch erwähnen, dass Fabian Vogler, ein Angestellter der Liip AG, Gold heimgeholt hat.

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Freitag, 11. September 2009

Islam als Landeskirche?

Die Islamische Gemeinde im Kanton Luzern soll den Status einer Landeskirche bekommen. Damit wäre sie berechtigt, Kirchensteuern einzuziehen.

Quelle: Kanton Luzern will Islam zur Landeskirche machen (Schweiz, NZZ Online)

Ich bin dagegen. Aber aus anderen Gründen als wohl 99.9 % der restlichen Gegner: Aus meiner Sicht sollten nämlich nicht noch mehr Kirchen den Status einer „Landeskirche“ erhalten, sondern im Gegenteil, allen Kirchen sollte dieser Status gestrichen werden.

Religion ist Privatsache, die man zu Hause in den eigenen vier Wänden praktizieren soll. Der Staat hat nur sicherzustellen, dass bei der Ausübung der Religion die hierzulande geltenden Gesetze – insbesondere die Verfassungsartikel – eingehalten werden.

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Donnerstag, 10. September 2009

Die wohl kurzlebigste Zeitung der Schweiz

Die „Bürgerliche Presse Zürichs“ erschien nur gerade 5 Mal – während des Landesstreiks im November 1918.

Durch den Streik war die Druckerei der NZZ lahmgelegt, das Bürgertum konnte sich nur noch über das sozialistische „Volksrecht“ informieren, weshalb vom Militär und besorgten Bürgern kurzerhand eine Ersatzzeitung aus dem Boden gestampft wurde.

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Donnerstag, 10. September 2009

Schwizer Nati

Zu 80 Prozent ist die Schweiz an der WM

Quelle: Zu 80 Prozent ist die Schweiz an der WM – News Sport: Fussball – bernerzeitung.ch

Wie ich die Truppe kenne, wird sie es mit 120-prozentiger Wahrscheinlichkeit schaffen, die 20 Prozent-Chance durchzufallen auf 100 Prozent zu erhöhen.

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Dienstag, 8. September 2009

Bye bye, Gebärmutter!

Ärzte im Kanton Bern haben 30 Prozent mehr Frauen die Gebärmutter entfernt als Ärzte in den Kantonen St. Gallen oder Wallis und 15 Prozent mehr als im Schweizer Durchschnitt. Die Berner Frauen sind damit nicht etwa besser versorgt. Nach einer Studie der Gesellschaft für Gynäkologie und des Bundesamts für Gesundheit war bei jeder siebten Frau das Risiko grösser als der Nutzen, wenn die Gebärmutter wegen eines Myoms entfernt wurde. Insgesamt seien vier von zehn analysierten Gebärmutterentfernungen unzweckmässig.

Quelle: Prämienschock für Bern – Kassen 20 Prozent teurer als in Zürich – Schweiz: Standard – bernerzeitung.ch

Kaum verwunderlich, dass ich zwei Frauen im Bekanntenkreis kenne, denen die Gebärmutter tatsächlich entfernt wurde. Warnung an alle Frauen: Ist euch eure Gebärmutter lieb, zügelt aus Bern weg! Oder holt wenigstens eine Zweitmeinung ein – bspw. in St. Gallen. Oder in Brig.

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Mittwoch, 2. September 2009

Auslaufmodell Journalist

Sie unterliegen dem fundamentalen Irrtum, dass die technische Revolution, die sie in den letzten Jahren durchlebt haben, aus ihnen Newsleute gemacht habe, die sich auf der Höhe der Entwicklung bewegen. Doch ihre Arbeitsmethoden und Arbeitsabläufe sind immer noch dieselben wie vor zwanzig Jahren, […]

Quelle: Arlesheim Reloaded. Mäuse schultern Elefanten. – Frühstück mit Zeitung

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Dienstag, 1. September 2009

Ein einig Volk von Kartellisten

1953 stellten die Experten der Preiskommission des EVD fest, dass „64 % der Schweizer Unternehmungen in Form von Kartellen funktionierten. Jenes der Uhrenindustrie war zwar etwas umständlich, aber dafür sehr anpassungsfähig.“

Quelle: Zit. nach Koller: „De la lime à la machine“, S. 510.

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Donnerstag, 27. August 2009

Ungeduldige Newsnetz-Journis

Wem dient die Geheimniskrämerei? Den Geiseln oder Merz?

Quelle: Wem dient die Geheimniskrämerei? Den Geiseln oder Merz? – Schweiz: Standard – bernerzeitung.ch

Egal, wem’s wirklich nützt – ich jedenfalls weiss, wer sich tödlich darüber aufregt: Die ganze Online Journalisten-Bande, die mangels Informationen alte Artikel rezyklieren und sich Vermutungen und Hypothesen aus den Fingern saugen müssen. Ach ihr armen, armen Newsnetzschreiberlinge … *tätschel*

Nachtrag

Seit zwei Tagen steht das Flugzeug des Bundes auf dem Militärflughafen in Tripolis. Schweizer Politikern reisst langsam der Geduldsfaden.

Quelle: Wie lange steht der Bundesratsjet noch in der libyschen Sonne? – Schweiz: Standard – bernerzeitung.ch

Den Journalisten von Newsnetz übrigens auch …

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Montag, 24. August 2009

Zutreffende Prophezeiung über die Stromzukunft

„Wir sehen die Zeit kommen, da die elektrischen Kraftleitungen unseren Erdboden durchziehen werden, wie jetzt die Telegraphendrähte die Luft, die Gas- und Wasserleitungen den Untergrund der Städte, da jedem Handwerker, Gewerbetreibenden und Fabrikanten die Möglichkeit geboten ist, mittels Druck auf den elektrischen Knopf die ihm nothwendige und nützliche Kraftleistung zu erhalten, Lasten zu heben, Maschinen in Bewegung zu setzen, Vehikel mit elektromotrischer Triebkraft zu versehen.“

Quelle: Initiativtext von 1892, zitiert nach Gugerli: „Redeströme. Zur Elektrifizierung der Schweiz 1880-1914“, Zürich 1996, S. 249.

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