Archiv ‘Schweiz’

Mittwoch, 5. September 2007

Blochers kleines Watergate

Nicht schlecht, was sich der rechtsbürgerliche Komplex da wieder einmal leistet. Solche Gspässe gibt es in der Politik wohl jahraus jahrein, in allen Parteien – für einmal kommt alles langsam aber sicher ans Licht. Wahrlich ein filmreifer Stoff. Nicht ganz auf dem Niveau von Oliver Jones JFK, aber für einen gutbürgerlichen Doku-Abend in der Eidgenossenschaft würde der Stoff allemal reichen.

Was ist geschehen?

Gemäss Erkenntnissen der Geschäftsprüfungskommission war Valentin Roschachers Absetzung als Bundesanwalt minutiös und verschwörungsmässig geplant. Ein Schreiben, das nur per Zufall bei einem flüchtenden Schweizer Bankier (Oskar Holenweger) in Deutschland entdeckt wurde, enthält äusserst brisante Informationen:

Dessen Inhalt: „Wer macht wann was und rapportiert an wen?“ Militärstabsmässig schien die ganze Aktion geplant – Ironie des Schicksals, dass das Schriftstück ausgerechnet bei einem guten Kameraden aus Blochers Militärtagen gefunden worden sein soll.

Gleichgeschaltete Medien

In die Aktion involviert scheinen aber auch Journalisten zu sein, die ihre Text-Bomben nicht von ungefähr an bestimmten Daten zündeten. Dass es sich dabei wohl kaum um WOZ-Schreiberlinge gehandelt hat, liegt auf der Hand … Man wird es mir nicht verübeln, wenn ich die Urheber in einem Neubau im zürcherischen Kreis 5 vermute. Dass bei der Weltwoche nicht die vierte Gewalt, sondern eher wie in den guten alten Zeiten der schweizerischen Parteizeitungen politische Agitation im Zentrum steht, wird von Kritikern desöfteren moniert. Mit den Andeutungen der GPK ist ein frisches Kapitel in der Angelegenheit eröffnet worden.

Mensch Christoph!

Da ich Herrn Blocher als unangenehmen, aber äusserst intelligenten Zeitgenossen einschätze, bin ich mir sicher, dass sich kein direkter Link herstellen lässt. Falls schon, dann hat er trotz seiner Erfahrung äusserst dilettantisch gehandelt und wird dementsprechend die Konsequenzen zu tragen haben.

Einem angehenden Historiker wie mir schlägt das Herz höher, wenn der GPK solch blumige Kritik entgegengeschleudert wird wie im folgenden Blog-Artikel:

Das tönt in meinen Ohren nach einer breitangelegten infamen Rufmordkampagne der Linken und der CVP, die zum Ziel hat Bundesrat Blocher auf ähnliche Art wie damals Bundesrätin Kopp loszuwerden.

Bei dieser offensichtlichen Intrige wird offenbar jegliches Mass der Niedertracht und Glaubwürdigkeit überschritten sogar der Zeitpunkt ist absolut passend.

Quelle: Blocher in der Kritik der GPK wegen Rorschacher

Naja – wenn sogar Clinton ein Impeachment überstanden hat, wird wohl auch Blocher im Amt bleiben – falls, ja falls er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen.

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Mittwoch, 29. August 2007

Verband Schweizer Presse kennt keine robots.txt

Der Verband Schweizer Presse (VSP) befürchtet, dass die Textanrisse auf Google News vielen Lesern genügen und sie deshalb gar nicht erst die Newsportale der Verlagshäuser besuchen. „Wir sind der Meinung, dass Google mit seinem Newsdienst das Urheberrecht verletzt und unlauteren Wettbewerb betreibt“, erklärt VSP-Präsidiumsmitglied Norbert Neininger gegenüber Persönlich.com. […] am wahrscheinlichsten ist, dass die Schweizer Verleger von Google eine finanzielle Entschädigung für die Verwendung ihrer Texte verlangen.

Quelle: Schweizer Verleger überlegen Klage gegen Google

Liebe Verleger, ich habe euch folgendes zu sagen:

  • Eure Webmaster sollten fähig sein, eine robots.txt ins Web-Root zu stellen, wo alle Spider auf Disallow: / angehalten werden.
  • Ich lese die Nachrichten von Tagi und NZZ – nicht etwa via Google News, sondern dank (mittlerweile) akzeptierten RSS-Feeds der Online-Redaktion
  • Google News benutze ich, wenn ich Informationen zu einem bestimmten Thema suche und dabei a) an der unterschiedlichen Berichterstattung in den verschiedenen Medien interessiert bin sowie b) eine Metasuchmaschine benutzen möchte. Leider hat es die Nachrichtenindustrie bisher verpasst, sich zusammenzuraufen und eine eigene Suchmaschine für Inhalte zu realisieren … Auch überzeugen mich die Suchfunktionen auf den Online-Ausgaben der Presse überhaupt nicht.

… werfe den ersten Stein!

A propos: Leider muss man bei 3a) immer wieder feststellen, dass auch ihr Zeitungsfritzen kaum besser seid als Google, indem ihr einfach Agenturmeldungen wiedergebt. Resultat: Ich finde 700 gleichlautende Artikel zu einem Thema. Bravo! Zum Schutz dieser Klon-Texte würde ich auch vor Gericht ziehen …

Meinungsumschwung in Übersee

Medienmogul Murdoch scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben:

[…] A free WSJ.com, likely with access to a larger, re-energized ad sales force, would likely see an increase in visitors and subsequently ad revenue, potentially siphoning ad dollars from the incumbent premium financial sites. Beyond any explicit marketing of WSJ.com, we believe the site’s audience growth would result from an increase in organic cross-linking from other sites around the Internet as bloggers and other sites would increasingly link to WSJ.com articles (freed from subscription barriers), ultimately driving greater relevancy in algorithmic search rankings for the site’s articles.

Quelle: «NYT» und «WSJ»: More for free?

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Montag, 27. August 2007

Vom Wilden Westen zum Wilden Osten

What’s happening halfway around the world may be disturbing, even disgraceful, but it’s hardly foreign. A century and a half ago, another fast-growing nation had a reputation for sacrificing standards to its pursuit of profit, and it was the United States.

As with China and Harry Potter, America was a hotbed of literary piracy; like China’s poisonous pet-food makers, American factories turned out adulterated foods and willfully mislabeled products. Indeed, to see China today is to glimpse, in a distant mirror, the 19th-century American economy in all its corner-cutting, fraudulent glory.

Quelle: A nation of outlaws

Und die Schweiz?

Ich habe es hier schon mindestens einmal erwähnt, doch eine Wiederholung tut not: Es gab Zeiten, da war in unserer (damals noch) armen Nation Patentrecht ein Fremdwort – schliesslich waren unsere findigen Unternehmer noch so froh, wenn sie Produkte der Industrien anderer, weit fortschrittlicher Nationen bedenkenlos kopieren konnten:

[…] Also a vital role in this Swiss expansion during what is sometimes called the ‘Second Industrial Revolution’ is assigned to another free rider feature, namely the absence of a patent law until 1907. Denounced as ‘practices of robber barons’ and ‘a system of parasitism’ by foreign competitors, this institutional anomaly is believed to have facilitated the emergence of powerful food-processing, chemical, and engineering industries in the late 19th century, as Swiss entrepreneurs could adopt new technologies without having to bear any of the high development costs.

Was lernen wir daraus?

Hast du erst einmal eine entsprechende Position erreicht, fragt niemand mehr nach den Mitteln, die du zur Erlangung deiner Macht angewendet hast. Im Gegenteil, du darfst zur Sicherung deiner Existenz andere potentielle Anwärter des Missbrauchs derjenigen Mittel beschimpfen, die du selbst angewandt hast.

Pointiert ausgedrückt: Da das Verhalten der USA die Nation zur letzten verbliebenen Supermacht emporsteigen und die Schweiz – trotz Patentklau – zu einer der reichsten Nationen der Welt werden liess, sollte man weder vor vergifteten Nahrungsmitteln noch vor Parallelimporten und billigen asiatischen Kopien Angst haben. Alle drei Erscheinungen verheissen den Weg zum zeitweiligen Wohlstand.

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Sonntag, 19. August 2007

Die nächste Bubble kommt bestimmt

Grundlegende Kritik (jetzt darf man ja – „Ich hab’s immer gewusst!“):

The dirty secret of bankers is that they are bad at science and maths, and do not understand that a model, however sophisticated, cannot provide output of a quality better than the input. Lots of data does not mean better data; […]

[…] the supposed superiority of the „efficient markets“ to drive economic behavior, that over the insistence that things be valued in dollars (discounted cash flow) or be worthless, and that over the idea that greed is good and leads to socially acceptable outcomes. The core of the Reagan-Thatcher revolution is that greed (especailly that of financiers capturing future cash flows of the real world for their personal, immediate profit) spontaneously improves the common good, and that all regulations and taxes that limit it should be dismantled.

[…] unregulated markets always eventually lead to bubbles/collapses and obscenely inequitable wealth distribution. That is the reason that throughout history democratic governments always end up intervening to regulate and moderate the effects of „free“ markets. Only those willfully ignoring history could believe that the invisible hand of the market place magically maximizes human happiness, and yet it is not hard to find the true believers.

[…] there are two types of economies: savings based or debt based. Being a saver in a debt economy means you lose wealth. Just as being a debtor in a saving economy loses you wealth.

Quelle: So they all knew it was a bubble, now?

Todsicher

Investors who come to believe that certain investments are “sure-things” often learn painful lessons at the most inopportune times (like when far too much leveraged speculation pushes the asset class to unsustainable levels). And, by definition, those lessons are learned when investors least expect it. The NASDAQ crash of 2000-2002 should have indoctrinated people to some extent, but our Fed’s goofball monetary policy was so extreme, any sense of the first leg down (“hey, maybe you really CAN lose all of your money investing!”) realization was lost like a fart in a hurricane.

Quelle: Real Estate and Asset Deflation 11: Death of the “Sure Thing”

Roth hat den Durchblick

Schön, dass der Chef der Nationalbank den Durchblick hat:

Immerhin sei in den USA «Unglaubliches passiert. Da erhielten Leute Kredite, die weder Einkommen noch Vermögen hatten.» Man habe dann diese faulen Kredite weitergereicht, in strukturierte Produkte umgewandelt und mit einem Gütesiegel versehen. «Und nun sehen wir, dass es für solche Papiere keinen Markt gibt. Jetzt schlägt die Realität zurück. […] Für ihn ist klar, dass die Zentralbanken nicht Hedge-Funds und Institute retten, sondern sicherstellen müssen, dass das System der Liquiditätsversorgung funktioniert.

Quelle: «Es ist Unglaubliches passiert»

Subprime – kehrt der Boom schon bald zurück?

Erstaunt hat mich, dass ein entfernter Bekannter, der im Investment-Sektor tätig ist, vor kurzem verlauten liess, dass man in wenigen Monaten wieder in den Subprime-Markt investieren sollte. Ich verstehe ja kaum etwas von der Materie, aber wie soll man jemals Geld mit mittellosen Hausbesitzern generieren können? Wie sagen Blogger aus den USA: „Turn shit into gold“.

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Sonntag, 19. August 2007

Junge Säufer sollen zahlen

Besser wäre es, wenn die Eltern die Kosten für den Spitalaufenthalt der jungen Trinker übernehmen müssten. Damit würden sie an ihre Erziehungspflicht erinnert. «Die Rechnung für den Spitalaufenthalt begleichen zu müssen – das ist eine Sprache, die verstanden wird», sagt Bortoluzzi.

Quelle: Junge Trinker sollen Arbeitsdienst leisten

Auf den ersten Blick handelt es sich durchaus um eine praktikable Lösung: Gemäss einer Bekannten, die auf der Notfallstation in Bern arbeitet, kommt es immer wieder vor, dass 15-jährige innert Monatsfrist ein zweites Mal im Spital landen um am nächsten Tag von den Eltern abgeholt werden. Die Erziehungsberechtigten in solchen Fällen, was ihre Zöglinge anstellen – und unternehmen dennoch nichts dagegen? Traurig, aber wahr: (einige) Eltern können in solchen Fällen anscheinend nur noch über das Portemonnaie „erzogen“ werden. Hoffen wir es zumindest!

Ich frage mich dann einfach nur, wann auch an Lungenkrebs erkrankte Raucher oder an Fettleibigkeit leidende Mitbürger plötzlich zur Kasse gebeten werden?

Es sei richtig, bei der Erziehung der Jugendlichen anzusetzen. Aber im Krankenversicherungsgesetz gebe es keine Bestimmung, wonach Selbstverschulden geahndet werde. «Da müssten noch ganz andere Leute zum Arbeitseinsatz antraben», so Dürr.

Nicht, dass ich solche Überlegungen per se abwegig finde – doch welche Krankheiten und Unfälle kann man heute schon nicht auf unüberlegtes Handeln zurückführen? Könnte man mit dieser Logik nicht selbst dem an einem Rückenschaden leidenden Bauarbeiter vorwerfen, doch gefälligst einen neuen Job zu suchen – am Besten in einem Büro?

So sehr die verschuldungsbasierte Versicherung in liberalen Zeiten Anklang findet, desto unpraktikabel würde diese umzusetzen sein: Ein riesiges Heer an Experten, einem politisch-medizinisch-juristischen Komplex gleich, würde über Krankenkassenleistungen entscheiden und müsste in jedem Fall Rekursrecht gewähren. Die Mediziner wiederum müssten Krankheitsbilder einer eindeutigen Ursache zuordnen – ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Einzigen, die von solchen Massnahmen profitieren würden, wären die Juristen respektive deren Bankkonten – ohne Garantie, dass sich mit diesem Schritt die Gesundheit der Wohnbevölkerung merklich verbessern würde.

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Freitag, 10. August 2007

Abzocker-Switch verschenkt Geld

Tippen Sie, in welchem Planquadrat der Halter des 1-millionsten .ch Domain-Namens zu Hause ist.

Wenn Sie richtig tippen, nehmen Sie an der Verlosung von einer Million Rappen (Gesamtsumme CHF 10’000.–) teil – aufgeteilt in einen ersten Preis von CHF 5000.– und zehn zweite Preise von je CHF 500.–.

Quelle: Switch 1-Million

Jahrelang zahlten sich Domainnamen-Besitzer fast zu Tode – bis der Preisüberwacher einschritt. Seither fallen die Preise für .ch-Domains regelmässig. Der Preis fiel von 35.– SFr. auf 27.– (November 2006) und liegt ab September 2007 noch bei 22.– SFr.. Auch die „einmalige Registrierungsgebühr“ fiel vor einiger Zeit weg. Die Erstregistration einer Domain kostete bis dahin viel Bares zusätzlich.

Mehr zu der Philosophie hinter den SWITCH-Preisen (BWL-Deutsch „Pricing“) findet sich im SWITCHjournal vom Juni 2007.

SWITCH ist ein Monopolunternehmen und hat es deshalb nicht nötig, Werbung zu machen. Es gibt schlicht keine Konkurrenz auszuschalten. Was ist also Sinn und Zweck hinter dieser Marketingaktion? Da muss wohl wieder einmal ein Marketing-Fuzzi seinen Job rechtfertigen.

(Nachtrag: Wie ich erfahren habe, gibt es in dieser von Bund und den Universitäten getragenen Stiftung eine ganze Marketing-Abteilung – Himmelarsch!)

Wenn man mit einem Wettbewerb 10’000 SFr. (das sauer verdiente Geld von uns Domaininhaber, die jahrelang grundlos geschröpft wurden) verschenken kann, verdient die Registrierungsstelle schlicht und einfach zu viel. Ich bin für kostendeckende Preise – nicht mehr, nicht weniger. Solche sinnlosen Wettbewerbe sind keine Kernaufgabe einer Registrierungsstelle und gehören deshalb abgeschafft.

(Ich möchte beifügen, dass ich mit den Leistungen des Unternehmens durchaus zufrieden bin – bis jetzt hatte ich keine Vorfälle zu vermelden.)

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Donnerstag, 9. August 2007

Futter für den Wahlkampf

Letzten Freitag hat sich Kollege Smythe noch sichtlich erfreut darüber gezeigt, dass wir dieses Jahr keinen „Jahrhundertsommer“ à la 2003 erleben mussten – und so die Grünen mit Blick auf die Parlamentswahlen im Herbst nicht noch den dritten oder vierten Nachbrenner zünden konnten.

Die Ereignisse der letzten Tage, insbesondere der gestrigen Nacht und des heutigen Tages, haben der ganzen Schweiz (wieder einmal) vor Augen geführt, dass die Natur uns auch heute, im 21. Jahrhundert, auf Trab halten kann. Die letzte „echte“ (und unberechenbare) Supermacht auf diesem Planeten, sozusagen.

Herr Blocher mag noch lange beschwichtigen, dass ihm der Klimawandel nicht zu schaffen mache – im Gegenteil, ein Temperaturanstieg von einigen Grad Celsius wäre doch optimal. Der Haken am Ganzen: Dass die Temperaturen steigen, ist leider nur eine Entwicklung von vielen. Die Veränderungen in den Niederschlagsmustern müssen genau so in Betracht gezogen werden. Ich wage zu behaupten, dass die Niederschläge der massgebende Faktor für das „Wasserschloss“ Schweiz sind …

Inwiefern die Grünen diese Ereignisse in bare Wählerstimmen umwandeln können, muss sich zeigen.

Merke: Sommer können heiss-trocken (wie bspw. 2003) oder aber eben kalt-nass (wie dieses Jahr) ausfallen. Dazwischen gibt es unzählige Variationen.

Ein Experten-Bericht über die zu erwartenden Veränderungen für die Schweiz postuliert:

Temperaturerhöhung im 21. Jahrhundert

Von 1990 bis 2100 steigt die globale mittlere Temperatur um 1.4 bis 5.8°C (Abbildung 6b). Dieser Bereich ergibt sich aus den SRES-Szenarien und verschiedenen Klimamodellen. Die Erwärmung ist 2- bis 10-mal grösser als diejenige im 20. Jahrhundert und ist sehr wahrscheinlich einzigartig seit dem Ende der letzten Eiszeit vor ungefähr 10’000 Jahren.

Klimaänderungen sind regional sehr unterschiedlich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Temperatur über Land und im Alpenraum stärker erhöht als im globalen Mittel. Es ist ebenfalls sehr wahrscheinlich, dass Häufigkeit und Intensität von sommerlichen Hitzewellen in ganz Europa zunehmen und dass die Anzahl Frosttage abnimmt.

Niederschläge im 21. Jahrhundert

Niederschläge werden wahrscheinlich in mittleren bis hohen nördlichen Breiten zunehmen. In den meisten Gebieten mit zunehmenden Niederschlägen werden Schwankungen im jährlichen Niederschlag sehr wahrscheinlich grösser. Für den Alpenraum zeigen die Modelle tendenziell eine Abnahme der Niederschläge im Sommer und eine Zunahme der Niederschläge im Winter. Es ist wahrscheinlich, dass die Häufigkeit von Starkniederschlägen, vor allem im Winter, in Europa zunimmt. Für einige weitere extreme Wetterphänomene gibt es zurzeit nur ungenügende Information, um Trends abschätzen zu können, weil die globalen Klimamodelle für verlässliche Vorhersagen noch nicht genügend räumlich aufgelöst sind. Zum Beispiel werden kleinräumige Wetterphänomene wie Gewitter, Tornados und Hagel in Klimamodellen nicht simuliert.

Quelle: Das Klima ändert – auch in der Schweiz

(Hinweis: Ich will damit keinesfalls behaupten, dass dieses Naturspektakel als Anzeichen des vielbeschworenen Klimawandels gedeutet werden soll – um damit zu argumentieren, muss man die Tendenz der langjährigen Mittelwerte heranziehen)

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Donnerstag, 9. August 2007

Sense bringt Hochwasser


DSCF2772.JPG
Originally uploaded by emeidi

Gestern Abend nach 10vor10 liessen es sich mein Vater, meine Schwester und ich es uns nicht nehmen, das das gefürchige Naturspektakel praktisch vor unserer Haustür (zum Glück ca. 50 Höhenmeter Unterschied zu unserem Vorteil) zu begutachten. In strömendem Regen wanderten wir hinab zur Autobahnzubringer-Brücke über die Sense. Ich kann mich nicht erinnern, den Fluss jemals derart hoch und derart schnell strömend gesehen zu haben.

Auf Grund der Lichtverhältnisse musste ich eine lange Belichtungszeit wählen (2 Sekunden, wenn ich die Anzeige richtig gelesen habe), weshalb man den turbulenten Abfluss nur schwer nachvollziehen kann:

Sense bei Neuenegg, 8. August 2007

Parkplatz für Wasserfeste

Das nachfolgende Video zeigt den Parkplatz auf der bernischen Seite. Normalerweise stehen dort, wo jetzt das Wasser über das Ufer trat, den Tag hindurch Fahrzeuge. Ein Fussgängerweg führt unter der Brücke hindurch gegen Thörishaus:

Wildwasserbahn

Auf der Mitte der Brücke stehend und in Flussrichtung schauend bot sich ein wildes Schauspiel. Wir versuchten uns gar nicht erst auszumalen, wie die Situation bei Laupen beim Zusammenfluss von Saane und Sense ausgesehen haben mag …

Weitere Berichterstattung

hochwasser – sense und schwarzwasser

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Samstag, 4. August 2007

Hauptbahnhof Bern: Freitag, 22.00 Uhr

Ich humple gerade vom Bankomaten der Crédit Suisse zurück an den Treffpunkt, als ich einer hübschen Blondine in die Augen blicke. In ihrer rechten Hand trägt sie ein 20iger-Nötli. Ich wende mein Blick schon wieder Richtung Treffpunkt, als sie mich anquatscht. Ich fühle mich geschmeichelt (Krücken scheinen einen anziehenden Effekt zu haben), bis die ersten Worte über ihre Lippen kommen:

„Grüessech! [Verdammt, sehe ich schon so alt aus?!] Sit dir scho 18i gsi?“

Ich: „Ehm, i wür meine, ja …“

Sie: „Chöntet dir mir ga Alk choufe? [Verdammt, quatsche deswegen das nächste Mal keinen Halb-Invaliden mehr an!]“

Ich: „Nei, sorry … Tuet mer leid.“

Zurück bei meinen wartenden Kollegen am Treffpunkt erzähle ich die Geschichte – und werde (vom Juristen, notabene!) gefragt, wieso um Himmels Willen ich der Dame nicht ihren „Stoff“ besorgt habe.

Ich weiss es nicht genau, aber ich habe das Gefühl, dass es meiner Entwicklung gut getan hat, dass ich Bier erst ab ca. 18 Jahren getrunken habe (wobei Kompensationseffekte nicht auszuschliessen sind – meine Leber weiss mehr dazu). Ausserdem bin ich ja bereits schon in eine Strafuntersuchung verwickelt.

Bevor wir das Thema ausdiskutieren können, müssen wir einem Reinigungsangestellten mit Putzgefährt Platz machen. Vor uns liegt in einer grossen Lache eine zerbrochene Wodka-Flasche. Schade um den Sprit!

Unweit von uns zieht eine Horde pubertierender Gören die Aufmerksam auf sich. Zuerst diskutieren sie mit jemandem, der auf der Promenade steht – danach fluchen sie lauthals empor und zeigen dem „chline Giu“ den Arschfinger. Dass bei den Mädchen dabei gleichzeitig eine Glasflasche mit likörhaltigem Inhalt die Runde macht, brauche ich kaum zu erwähnen. Ich halte mich zurück, gackernde Geräusche von mir zu geben – in solchen Situationen überkommt mich immer die Lust, die Gören subtil zu demütigen.

Während Hebo sein Ciabatta Grande verspeist (und Teile davon auf dem frischgeputzten Boden landen), fällt mir plötzlich die elektronische Anzeigetafel am Promenadengeländer auf. Zuerst lese ich eine Reklame, auf der das Gesicht eines Mannes zu sehen, unter dem geschrieben steht: „Mein bester Freund ist alkoholkrank.“ Über den Treffpunkt bewegen sich Leute in allen Richtungen – und fast jeder hält eine Getränkeflasche oder Dose in den Händen.

Wieso man heute alkoholkrank und nicht mehr -süchtig ist, bleibt mir ein Rätsel. Ist unkontrollierter Alkoholexzess etwa vergleichbar mit einer Grippe und Schnupfen, der einen mindestens einmal pro Jahr befällt? Ich glaube definitiv nicht. Wider diesem Neusprech!

Als ich das nächste Mal auf die Anzeigetafel blicke, trifft mich erneut der Schlag – und ich muss schmunzeln: Es wird für das morgen Samstag erscheinende Magazin geworben (meine Leser wissen: Das Magazin ist die besseren Weltwoche!). Der Hauptartikel lautet:

Die Jungen von nebenan

Jugendliche Sexualtäter sind die Bösewichte der heutigen Zeit. Doch immer schon gab es mehr von ihnen, als man wissen wollte. Wer sind sie, was richten sie an? Besuch bei Tätern und Opfern.

Quelle: Die Jungen von nebenan

Fast unreal die Szenerie: Im Vordergrund die tobende Meute allmählich besoffen werdender Jugendlicher, im Hintergrund die regelmässig aufleuchtenden mahnenden Worte, die wohl kaum absichtlich zu dieser Zeit an diesem Ort gezeigt werden.

Wir sind uns einig, dass solche Anzeigen auf Tafeln nichts bringen – „kann die heutige Jugend noch lesen? Ich glaube nicht …“ murmeln wir uns gegenseitig zu – und verlassen die „Schaubühne“ Richtung Front, wo wir uns ein paar Bierchen genehmigen werden.

Brave, new world!

Irgendwie beschleicht mich an solchen Orten immer ein wenig das Gefühl der drohenden Apokalypse. Hoffen wir, dass ich mich irre. Andererseits: Immer mehr Schweizer suchen psychiatrische Hilfe

Utopie

Soll im Bahnhof auch nach 21 Uhr weiterhin Alkohol verkauft werden? Ja. Weil wir das Problem sonst nur einfach nur weiter in den Vorabend verschieben würden: Dann kaufen die Boys & Girls ihren „Stoff“ halt einfach nach Feierabend. Und wie meine Leser wissen: Wenn selbst minderjährige Mädchen keine Skrupel haben, den 27-Jährigen als Einkäufer einzuspannen, werden sie wohl auch sonst Wege finden, die Alterskontrolle zu umgehen.

Wenn schon etwas gemacht werden soll, dann à la dem skandinavischem Modell: Alkohol wird mit enorm hohen Taxen belegt und kann nur in ausgewählten Shops gegen Vorweisung einer Identitätskarte gekauft werden. Noch orwellianischer: Auf der Karte wird gespeichert, wieviel Gesöff man im Monat/Jahr bereits gekauft hat. Wer die staatlich festgesetzte Limiten überschreit, bezahlt höhere Krankenkassenprämien, wird automatisch in eine Entzugsklinik eingewiesen und muss mit einem Kleber am Auto herumfahren, die vor potentiell besoffenen Fahrern warnt.

Spass beiseite: Schlussendlich muss man sich eingestehen, dass Alkohol nicht die Ursache, sonder nur ein Symptom des Problems ist, das einige Politiker mit dem 21-Uhr-Alkoholverkaufsverbot lösen möchten.

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Donnerstag, 2. August 2007

Bye bye, Betty TV!

Die Vögel zwitscherten tiefgreifende Änderungen in den letzten Tagen von den Dächern, nun scheint das Ende nicht mehr fern:

Swisscom will Betty TV einstellen

Swisscom überlegt sich, die interaktive Fernbedienung Betty TV wieder vom Markt zu nehmen. Ein Entscheid sei noch nicht gefallen, erklärt Swisscom-Sprecher Carsten Roetz gegenüber Cash Daily. Seit Anfang Jahr seien nicht viele neue Kunden dazu gekommen und neue Marketing-Aktionen seien keine geplant, schreibt die Wirtschaftsgratiszeitung.

Quelle: Swisscom will Betty TV einstellen

Wie immer: Jemand hatte eine glänzende Idee, fand einen Geldgeber – und nach Unsummen von Ausgaben merkt man, dass man lieber auf das Bauchgefühl und den Common Sense gehört hätte: Fernsehen ist etwas äusserst passives (abgesehen von diesen ollen Telefon-Quizshows), die Zuschauer lassen sich kaum über Nacht zu „aktiven“ Nutzern erziehen. Hinzu kam die umständliche Installation der Gerätschaften – der Todesstoss war vorprogrammiert.

Schenkt mir jemand seine Betty-Fernbedienung, wenn der Laden endgültig dicht macht? Das wäre ein ausgesprochen schönes Sammlerstück für den Setzkasten …

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