Sonntag, 12. August 2007, 21:15 Uhr

Peak Oil-Schockwelle: Innert drei Tagen

Expect food shortages in our just-in-time system within three days. What then? Obviously we cannot plant seeds and wait for mature plants. If we redirect fuel to critical needs, then all other needs suffer. Put a finger in the dyke and another leak springs up.

Quelle:

Kürzlich habe ich mit einem ehemaligen Schulkollegen gesprochen, der für die Verteilzentrale von Coop in Bern-Brünnen als Techniker arbeitet. Jede Nacht werden dort hunderte von tausenden Brote gebacken, die in den frühen Morgenstunden von LKWs in alle Filialen der Region gebracht werden.

Autobahnanschluss

Die unmittelbare Nähe zum Autobahnanschluss ist kein Zufall – die Verteilzentrale wurde bewusst an dieser Stelle errichtet, damit der Warenverkehr über Schnellstrassen abgewickelt werden kann. Darunter fällt nicht nur die Auslieferung von Backwaren, sondern auch die Anlieferung der Rohstoffe wie Mehl und Zucker.

Schiene

Wer genau hinschaut und in das Satellitenbild hineinzoomt, wird zudem Eisenbahnschienen entdecken. Diese scheinen in das Gebäude hineinzulaufen. Ich wundere mich, wie hoch der Anteil der Lieferung per Schiene ist. Reine Vermutung: Die Anlieferung der Rohstoffe könnte mehrheitlich per Güterwagons erfolgen, die Auslieferung der Brot-Laibe hingegen per LKW. Ich glaube nämlich nicht, dass die Brote per Eisenbahn rechtzeitig frisch duftend in den Filialen eintreffen würden.

Diese Zentralisierung der Produktion hat in Zeiten von billigem Erdöl durchaus Sinn gemacht, könnte sich aber bei einer starken Preissteigerung rasch als „Bottleneck“ herausstellen. Wenn das Brot bei einer grossen Ölknappheit überhaupt noch in den Läden ankommt, wird es erheblich teuer sein als heute.

Ob die Schockwelle hierzulande innert drei Tagen spürbar wird, kann ich nicht sagen. Der Kommentator scheint einen us-amerikanischen Hintergrund zu haben – und ich weiss nicht, ob dort Verteilzentren neben Trucks auch per Schiene an den Rohstoffverkehr angebunden sind.

Nun, vielleicht sollten wir wieder lernen, zu Hause Brote zu backen, die 14 Tage lang haltbar sind

Frappante Transportkosten

Der Transport einer Konservendose von China nach Hamburg kostet heute etwa 15 Rappen. Der Seetransport ist so billig, dass der Weg von Honkgong bis Hamburg günstiger ist als der anschliessende Transport auf dem Landweg von Hamburg in die Schweiz.

Quelle: Der Bund, „Der Boom auf den Weltmeeren“, 21. August 2007, S. 2.

Nachtrag

Seit zwei Tagen streiken in Italien die Lastwagenfahrer. Bereits werden an den Tankstellen der Treibstoff und in den Läden Früchte und Gemüse knapp.

Nach nur zwei Tagen Streik herrschte in Rom und in anderen italienischen Städten bereits der Ausnahmezustand: An den Tankstellen bildeten sich lange Schlangen, weil Hunderttausende von Autofahrern noch schnell volltanken wollten. Viele standen vergeblich an: Eine Zapfsäule um die andere schloss, weil die Reserven aufgebraucht waren. In Rom war es bereits am frühen Nachmittag kaum noch möglich, Benzin zu erhalten.

In den Läden und Supermärkten leerten sich die Regale, weil die Warenanlieferung ausblieb. Gemüse und Früchte gab es gestern kaum noch, Milch- und Fleischprodukte dürften heute ausgehen. In vielen Supermärkten kam es zu Hamsterkäufen. Der sizilianische Bauernverband hat bereits den Einsatz der Armee gefordert, weil auch die Häfen von den Lastwagen blockiert werden und tonnenweise Mandarinen und Orangen nicht aufs Festland geliefert werden können und zu verfaulen drohen. Erste Fabriken standen still, weil die Materialzulieferung ausfiel. […]

In Italien erfolgen rund 85 Prozent der Gütertransporte auf der Strasse, das Land ist deshalb bei Arbeitsniederlegungen der Lastwagenbranche besonders verletzlich.

Quelle: Der Bund, „In Italien droht das totale Chaos“, 12. Dezember 2007, S. 5.

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Labels: Wirtschaft

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