Archiv Dezember 2009

Sonntag, 6. Dezember 2009

Die bisher beste Reaktion auf das Minarettverbot

Böses Erwachen für Anti-MInarett-Initiant Ulrich Schlüer letzten Sonntag: Um halb acht hielt ein Auto mit aufgesetztem Lautsprecher vor seinem Haus und liess ohrenbetäubenden Muezzin-Gesang erschallen. Bevor die aufgewachten und aufgebrachten Nachbarn den Fahrer schnappen konnten, machte er sich aus dem Staub. Die avisierte Polizei soll ihn allerdings erwischt haben. […]

Quelle: SonntagsZeitung vom 6. Dezember 2009, „Politohr“, S. 3.

Tags: ,
Labels: Funny, Politik, Schweiz

1 Kommentar | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 6. Dezember 2009

Dubais Problem

Dubai has no oil…no natural resources…and no real industry. The rulers tried to turn it into a financial center. Entirely financed by debt. And now finance itself is falling apart.

Quelle: Dubai, the Financial Center Built on Sand

Tags: , ,
Labels: Allgemein

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 6. Dezember 2009

Der beste Kommentar zum Minarettverbot

Aus der Ecke der Linken, Toleranten und Gutmenschen (also auch aus meiner Ecke!) kommt aus der Feder von Charles Lewinsky der bisher beste Kommentar über den Ausgang der Initiative über das Verbot des Baus von Minaretten:

Im Lauf des Abstimmungskampfes haben wir viele Argumente gehört, die nur ein Eidenbenz (oder sein PR-Spezialist) erfunden haben konnte. «Ich bin gegen Minarette, weil ich mich für Frauenrechte einsetze.» Einleuchtend. Weil Frauenrechte und Minarette ja dasselbe sind. So wie Fahrräder und Bratwürste. «Ich bin für die Minarett-Initiative, weil man in Saudiarabien keine Kirchen bauen darf.» Klar. Man beweist seine moralische Überlegenheit am besten, indem man das, was man verurteilt, selber tut. «Ich bin für die Minarett-Initiative, weil die Schweiz sonst islamisiert wird.» Natürlich, die verdammten Ausländer wollen unser Land übernehmen. Die U-17-Nationalmannschaft haben sie schon unterwandert. Und im Zürcher Tram werden die Stationen auch schon hochdeutsch angesagt. Wehret den Anfängen.

Quelle: «Jetzt müssen wir sogar Köppels triumphierende Ironie schlucken» – News Kultur: Bücher – tagesanzeiger.ch

Der Hammer …

… folgt aber erst etwas später:

1893. Damals war die Familie Schlüer noch nicht einmal eingebürgert.

Wenn Schlüer so weitermacht, sollten wir echten Schweizer, die seit Jahrhunderten auf diesem Boden leben, diese deutschen Fötzel vom Stamme Schlüer und Blocher ein für allemal über Bord der MS Switzerland werfen. Aber halt! Dann würden wir den Feind mit seinen eigenen Methoden bekämpfen.

Tags: , ,
Labels: Medien, Politik, Schweiz

3 Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 6. Dezember 2009

The Onion über das Minarett-Verbot

„I guess there are some Swiss who believe Islamic customs are a threat to their national identity. This is all very eye-opening to me, because I never even knew there was a Swiss national identity.“

Quelle: Swiss Vote Down New Minarets | The Onion – America’s Finest News Source

So humorvoll The Onion ist — hier haben sie tatsächlich recht.

Tags: ,
Labels: Funny, Politik, Schweiz

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 6. Dezember 2009

Filmkritik: 2012

Ich habe es gestern doch getan — ich war tatsächlich Emmerichs 2012 im Pathé Westside schauen. Dies aber nicht des Films wegen, sondern weil ich wieder mal mit den Jungs im Kino abhängen holte. Normalerweise meide ich solche seichten Blockbuster von vornherein.

Entgegen anderer Filmkritiken hier auf diesem Blog (u.a. Star Trek XI, Indiana Jones 4 , James Bond: Casino Royale) halte ich mich hier kurz:

Meine Blase wäre fast explodiert! Die sich über 3 Stunden hinziehenden oberflächlichen Liebes- und Familiengeschichten sowie Gutmenschen-Stories hätten fast dazu geführt, dass ich in den Kinosessel gepinkelt hätte. Dies machte die Tortur durch den mit Visual Effects und Gigantomanie überladenen Film doppelt so schlimm, da physisch äusserst schmerzhaft spürbar. Selber schuld, man geht halt auch nicht Emmerich-Streifen schauen.

Ich träume von einer Filmbranche, die uns zukünftig vor solchen Emmerich-Blockbustern erschont. Keine Ahnung, wieso die Hollywood-Studios diesem Typen unablässig Abermillionen in den Hintern stossen, damit er sich einem Wiederholungstäter gleich immer wieder an CGI-Orgien mit äusserst flacher Story versuchen darf. Einfach fürchterlich!

Sonstiges:

  • Deutsche Synchronfassungen sind schlicht und ergreifend Scheisse!
  • Columbia Pictures — und der Film ist übersät mit Sony Vaio-Laptops …
  • Die Erdkrustenverschiebung rettet die Storyline, in dem die Antonov urplötzlich im Himalaya-Gebirge auftaucht, statt im südchinesischen Meer.
  • Der Russe (Yuri) war das Highlight des Films
  • Die Staatschef stimmen ungefähr mit der Realität überein — aber würde Berlusconi wirklich mutig mit seinen Landsleuten dem Untergang entgegen sehen? Der Höseler wäre doch der erste, der die Arche besteigen würde …

Tags: , , , ,
Labels: Allgemein

2 Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Freitag, 4. Dezember 2009

Climategate — oder: Hier sind Rohdaten!

So sehr ich Messmers Ergüsse mag (er schreibt sozusagen die Weltwoche unter den wenigen Schweizer Blogs, die ich mir regelmässig zu Gemüte führe) … aber was zum Teufel schwafelt er da?

Und wie es sich gehört, für eine richtige Glaubensgemeinschaft, gibt es die Esoteriker, welche die Rohdaten zu den Glaubenssätzen besitzen (gut, die sind inzwischen vernichtet worden), die sie uns, dem profanen Volk in einfache Glaubenssätze und Regeln übersetzen.

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Der Hockey Stick-Kult

Herr Messmer, die Datengrundlagen für den Hockey-Stick sind sehr, sehr simpel! Wenn man den Klimawandel aufzeigen will, zieht man am Besten die guten, alten Temperaturmesswerte herbei. Den aus irgendeinem Grund sprach man früher immer von Klimaerwärmung — auch wenn der Begriff heute mit dem allgemeineren „Klimawandel“ ersetzt wird.

In der Schweiz wurden diese beispielsweise seit 1864 von der Schweizerischen Meteorologischen Centralanstalt mit unzähligen, über das ganze Land verteilten Messstationen erhoben und jährlich in den Annalen abgedruckt.

Abgedruckt, Herr Messmer! Sie können also — man verzeihe mir den Ausdruck — gopferdelli nochmal in die nächste wissenschaftliche Bibliothek (oder direkt zur SMA nach Zürich) gehen und dort die Annalen eines jeden Jahres seit 1864 auf Papier bestaunen.

Da Sie ja (korrekterweise) den baldigen Tod der klassischen Presse auf Grund des Internets predigen, möchte ich es nicht unterlassen, Sie auch noch darauf hinzuweisen, dass Meteoschweiz — man höre und staune! — die Monatsmittel der wichtigsten Messstationen kostenlos im Netz zum Download anbietet. Diese Dienstleistung nennt sich treffenderweise …

Langjährige homogene Temperatur- und Niederschlagsreihen der Schweiz

Sie können diese Daten also abgreifen, in Excel importieren und ihre eigenen Plausibilitätsberechnungen anstellen. Es ist nicht so kompliziert — wer in der Schule Arithmetik und Statistik gelernt hat, sollte über die nötigen Grundlagen verfügen, um mit den Rohdaten die nötigen Berechnungen anzustellen.

Ihr Einwand, dass die heutigen Forscher die Rohdaten absichtlich unter Verschluss halten oder gar löschen, um ihre Manipulationen zu verschleiern, ist damit nichtig. Denn wie soll ein Wetterbeobachter um 1920 von der viele Jahrzehnte später etablierten globalen Verschwörung um den Klimawandel gewusst und die Daten dementsprechend getürkt haben? Wenn Sie also an eine Verschwörung glauben, holen sie sich lieber die Annalen auf Papier. Denn so ist ausgeschlossen, dass ein neumodischer Klimawissenschaftler dreingepfuscht hat.

Anmerkung 1: Für die Kenner der Materie: Ja, ich weiss, dass die elektronischen Daten von SMA „homogenisiert“ werden. Messmer würde gerade hier die Scharlatanerie der Meteorologen vermuten — in Tat und Wahrheit geht es aber nur darum, dass die Messreihen angepasst werden müssen, wenn die Messstation verschoben wird. So lag die Messstation Bern um 1916 beispielsweise noch am westlichen Ende der Schanzeneckstrasse.

Anmerkung 2: Ich gehe mit meiner studentischen Naivität natürlich davon aus, dass sich die Temperaturkurve des Hockeysticks bereits mit solchen Messdaten klar aufzeigen lässt. Ich habe diese Kurve aber noch nie selbst berechnet! Sollte dies nicht der Fall sein, würde ich gewisse Zweifel der Climategatler selbstverständlich verstehen.

Tags: ,
Labels: Blogosphäre, Politik

4 Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Freitag, 4. Dezember 2009

Gedankenfetzen zum Minarettverbot

  • Ironie des Schicksals: Mit dem Begriff „Minarett“ enthält nun sogar die Schweizerische Bundesverfassung ein arabisch-islamisches Wort …
  • Ich wünsche den Bundesrichtern bereits jetzt viel Spass, eine juristische Definition von „Minarett“ zu ergrübeln. Handelt es sich um einen Turm? Oder muss ein Turm noch zusätzliche besondere Eigenschaften aufweisen, damit er ein Minarett ist? (Ja, ich weiss — der Stammtischpolterer und Büetzer wird sagen: Bullshit, wo liegt das verdammte Problem? Doch lasst euch sagen, ich weiss langsam, wie Juristen ticken — und die Herleitung einer Definition für „Minarette“ ist ein verdammt riesiges Problem für diese Berufsgruppe!)
  • Die Abstimmung ist korrekt abgelaufen; weshalb entschuldigen sich nun unsere Bundesräte für das Stimmverhalten „ihres“ Volkes?! Auch wenn ich ein Nein in die Urne gelegt habe — Plebiszit ist Plebiszit, dafür muss man sich (derzeit noch) nun wirklich nicht entschuldigen. Alle politischen Pappnasen, die sich jetzt schon bei irgendwem aus dem Ausland entschuldigt haben, sollen ihren Job an den Nagel hängen. Damit man mich aber nicht falsch versteht: Ich begrüsse es selbstverständlich, wenn Micheline Calmy-Rey ausländischen Botschaftern die direkte Demokratie Schweizerischer Prägung erklärt und damit die Wogen glättet. Aber Entschuldigen? Für was?
  • Aus diesem Grund habe ich auch lange gezögert, der „Ich schäme mich …“-Facebook-Gruppe beizutreten. „Schämen“ ist irgendwie das falsche Wort … so emotional.
  • Die Aufforderung der Facebook-Grüppeler, ein weisses Armband als Protest gegen den Ausgang der Abstimmung zu tragen, finde ich hirnrissig.
  • Roger Köppel sollte in den Rang eines ausserordentlichen Botschafters gehievt werden — so wie er derzeit Medienauftritte für ausländische Stationen realisiert …
  • Mich nerven die Trittbrettfahrer!
    • Insbesondere das katholische „Fähnchen im Wind“ Darbellay und seiner bescheuerten Idee, nun auch noch die Totenruhe in die Verfassung aufzunehmen („Die Erstellung nicht-christlicher Friedhöfe ist verboten“?). Stoppt den mal jemand?
    • Und da gibt es ja noch all diese Jesus-Parteien wie die EDU, die nach hunderttausenden Kirchenaustritten nun auch ihre Glanzstunde kommen sehen. Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geists — bitte verschont mich mit dem Christentum. Und nun soll ausgerechnet noch die „christliche Leitkultur“ plötzlich in der Bundesverfassung verankert werden? Wer gibt zu sowas seine Unterschrift her? Wann die Mehrheit der Minarettverbötler wohl das letztes Mal andächtig in der Kirche sass?
    • Und natürlich nervt auch dieser türkische Europaminister, der — völlig uneigennützig, versteht sich — seine Glaubensbrüder dazu aufruft, alles Geld von Schweizer Bankkonti in das osmanische Reich überzusiedeln … Trotz Minarettverbot und UBS-Debakel ist unser Ruf als Finanzplatz noch nicht derart am Arsch, dass die reichen Ölscheiche im Nahen Osten ihr Geld (viel Geld!) vollständig den einheimischen und regionalen Banken anvertrauen würden.
  • Das Geschrei um Boykotte ist völlig übertrieben. Wenn wir in 3–6 Monate Bilanz ziehen, wird sich kaum ein Einbruch bemerkbar machen. Protestieren ist das eine — die so schön glänzende Rolex im Schaufenster dann deshalb nicht zu kaufen, verbietet das Ego.
  • Heute Abend hat ein Bekannter erzählt, dass alle akademisch Gebildeten in seinem Kollegenkreis ausnahmslos ein Nein in die Urne gelegt hätten. Sobald er aber seine Büetzer-Kollegen gefragt hätte, seien alle für ein Ja eingestanden.

Tags: ,
Labels: Politik, Schweiz

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Bald wieder 1933?

Die Moslems können wir nicht in hohem Bogen aus der Schweiz ausweisen und deren Religion verbieten – noch haben wir eine Glaubensfreiheit, […]

[…] gibt es keine Not, etwas daran zu ändern, so wiederwärtig viele Sitten des Islams, und rückschrittlich viele Länder, wo er in Rein- und Reinstkultur ausgelebt, sind.

… (und dabei nicht gemerkt haben, dass in Brüssel schon mehr als die Hälfte der Säuglinge, die in den Spitälern zur Welt kommen, auf ur-belgische Vornamen wie Mohammed, Omar oder Aisha hören)

Quelle: Die Minarettinitiative und ihr wahres Ziel | Snoop InfoSystems

Wenn die in René Läderachs geäussertem Blog-Artikel Worte aber von allen 57.4 Prozent der Stimmenden geteilt werden, sollten diese lieber heute als morgen mit dem Bau von Konzentrationslagern und den Deportationen beginnen. Irgendwie wäre es doch ineffizient, im Rythmus von einigen Jahren hier ein Bauverbötchen und dort ein Kleidungsverbötchen (Burka) in die Bundeverfassung aufzunehmen, wenn das eigentliche Ziel doch längst beschlossen ist: Die Ausschaffung aller Muslime aus dem Lande.

Und da auch die Deutschen es in den 1930er nicht geschafft haben, die unliebsamen Juden aus den besetzten Gebieten zu schaffen … nun, wir wissen, wie die „Endlösung der Judenfrage“ schlussendlich ausgesehen hat.

Doch wer gedacht hat, dass diese wiedergeborenen Faschisten spätestens dann aufhören, wenn sie den hinterletzten Anhänger des Islams aus der Schweiz vertrieben haben, hat sich gewaltig getäuscht:

der Initiative wahres Ziel waren die vereinigten Gutmenschen, die sich seit Sonntag Abend schämen, Schweizer zu sein. Die Gutmenschen, oder wie es Martin Beglinger vom Tagi ausdrückt, das „linksliberale, städtische Milieu“, auf das sich der Tagi konzentriert. Alle ‚Islamversteher‘, ‚Menschenrechtler‘, Anhänger der Political Correctness, Stars und Sternchen,

[…] diejenigen, die heute in den Städten gegen das Abstimmungsresultat demonstriert haben, […] und sich noch nicht die Frage gestellt haben (aber sollten), ob sie noch in dieses Land gehören.

Nachdem die „Muslimfrage“ gelöst ist und die Islamgegner sich nach getaner Arbeit auf die Schultern klopfen, ist dann gleich noch der linke Abschaum dran. Mit dem hat man nämlich noch einige grosse Rechnungen zu begleichen.

Wer auch immer am Sonntag ein Ja in die Urne gelegt hat, muss damit leben, solchen xenophoben Spinnern einen unglaublichen Schub und eine (jetzt noch nicht in ihrer vollen Tragweite fassbare) Bestätigung ihrer Sichtweise gegeben zu haben. Ob man es nun wollte oder nicht:

Und wenn die Linke gemeint hat, dass wir jetzt bis 2011 unser Pulver verschossen haben – nach dem blauen Auge vom Sonntag dürfte die noch ihr blaues Wunder erleben. Unsere Verfassung hat noch ein grosses Verbesserungspotential, und in zwei Jahren sind wieder Wahlen.

Und plötzlich könnte die Sache eine Eigendynamik annehmen, die den Kontinent nach Jahrzehnten des Friedens wieder ins Elend stürzt. Gegen Minderheiten einen „Präventivkrieg“ führen, damit diese in 20–30 Jahren nicht Krieg gegen uns führen, wenn sie — wie vorausgesagt — mehr als 50 Prozent der europäischen Bevölkerung ausmachen? Das ist durchaus legitim und rechtfertigt alle Mittel. Offensichtlich denken einige Subjekte unter uns genau nach diesem Schema.

Tags: , ,
Labels: Politik, Schweiz

1 Kommentar | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 1. Dezember 2009

Die Volksmeinung zur Minarett-Initiative

Heute hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit zwei Büetzer — sprich: Automechanikern — in meinem Alter (ca. 30-jährig) nach Hause zu fahren. Irgendwann einmal fiel das Thema unweigerlich auf die Minarettverbots-Initiative. Nachfolgend in drei träfen Kernaussagen die Stimmung, wie sie derzeit wohl von vielen im „Stimmvolk“ geteilt wird:

  • Über Menschenrechte abstimmen? Der Moritz L. habe heute im Radio in einem Interview in Frage gestellt, ob dem Volk wirklich Vorlagen zur Abstimmung unterbreitet werden sollten, die Menschenrechte tangieren oder diese gar abschaffen wollten. Meine Beifahrer waren klar der Meinung, dass man durchaus über Artikel der Menschen- und Bürgerrechte abstimmen sollte. Beschämend war eine solche Aussage besonders deshalb, weil einer der beiden französisch-schweizerischer Doppelbürger ist und sein Vater aus dem Land der Aufklärung — und der Menschenrechte! — stammt. Um den guten, alten Benjamin zu zitieren: „Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.“ Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. In der Gefahr, mich als elitärer Intellektueller hinzustellen: Wer solchen Müll rauslässt, hat vergessen, was unser Land die letzten 150 Jahre zu dem gemacht hat, was es heute ist. Offensichtlich aber ohne die politische Mitwirkung der Frauen.
  • O-Ton: „Wieso das Geschrei? Die Muslime können ihre Religion ja weiterhin ausüben! Auch ohne Minarett!“ In dieselbe Kerbe schlägt auch Köppels lapidare Aussage im österreichischen Fernsehen, dass die Muslime ja niemand gezwungen habe, sich in der Schweiz niederzulassen. Falls sie wirklich ein Minarett auf ihrer Glaubensstätte benötigten, sollen sie halt in ein anderes Land auswandern. Als liberal denkender Mensch ist die Frage, ob Muslime nun zwingend ein Minarett brauchen oder nicht, nebensächlich. Das Problem ist anderweitig gelagert: Darf ich als Nicht-Muslim (und in meinem Fall: Atheist) dieser Religionsgruppe vorschreiben wie — respektive wie nicht — sie ihre Religion auszuüben hat? Und zwar auch dann, wenn gegen keine hierzulande geltende Gesetze verstossen wurde? Wenn diese Tendenz weiterbesteht und zu wuchern beginnt, stehen wir bald vor verdammt grossen Problemen.
  • „Versuch mal, in Saudi-Arabien eine Kathedrale zu bauen!“ Diese Aussage, die ich bereits in meinem gestrigen Blog-Artikel auseinandergenommen habe, ist paradox: Einerseits sagen wir ja gerade, dass wir westlich (und meinetwegen christlich) geprägt sind, eine Demokratie haben, die Menschenrechte und Gleichstellung der Frau verteidigen. Wir unterscheiden uns dadurch klar von Saudi-Arabien und dergleichen. Doch um unser Vorgehen zu begründen, ziehen wir dann genau solche Unrechtsstaaten heran und bedienen uns deren ureigensten Mittel. Damit stellen wir uns auf dieselbe Stufe wie die autoritären, von Männern dominierten Gemeinschaften auf der arabischen Halbinsel, die sich aus irgendeinem Grund „Staat“ nennen. Die Argumentation meiner Beifahrer ging aber noch weiter: „Wenn du meine Wohnung betrittst, sage ich auch, was ich toleriere und was nicht!“ Meine Gegenfrage, wer so anmassend sei, die Schweiz, ein Kanton oder eine Gemeinde als „sein“ Haus zu bezeichnen, wurde leider nicht beantwortet. Selbst eine Wohnung ist meistens von mehr als einer Person bewohnt, und es lebt sich erfahrungsgemäss besser, wenn nicht einer befiehlt und der andere zu gehorchen hat, sondern wenn man sich gegenseitig respektiert und die Bedürfnisse des Anderen wenn schon nicht völlig nachvollziehen kann, dann zumindest achten sollte.

Auch ich bin kein glühender Verfechter des Islams — im Grunde bin ich der Meinung, dass Religion in den eigenen vier Wänden ausgeübt werden und Aussenstehende damit nicht behelligt werden sollten. Durchaus sind zu diesem Thema noch viele Diskussionen zu führen. Aber bitte auf einer Ebene, die dem selbsterklärten liberalen Rechtsstaat würdig sind.

Und doch möchte ich wieder einmal davor warnen, den Anfängen zu wehren — und so zwangsläufig wieder die Nazi-Keule hervorzuholen. Denn jetzt sind (aus Sicht der Befürworter der Initiative) ausschliesslich Fremde und eine kleine Religionsgemeinschaft von einem Verbot betroffen. Doch wer garantiert, dass nun nicht alsbald weitere Verbote lanciert werden sollen, die plötzlich auf „Einheimische“ wie dich und mich abgemünzt sind — auf Romands, die Romanen im Graubünden oder italienischsprachige im Tessin; auf Frauen oder Männer; Linke oder Grüne; Blonde oder Braunhaarige; blauäugige oder hellbraunäugige; Homosexuelle oder Bisexuelle?

Genau vor solchen Aktionen habe ich mit Blick auf einige Rechtsaussen-Exponenten der SVP immer Angst. Sobald sie sich genügend sicher fühlen und die Macht auf ihrer Seite wähnen, könnte es sehr rasch sehr ungemütlich werden für sehr viele Leute unserer Gesellschaft — auch solche, die am Sonntag das Verbot noch unterstützt haben. Wer solches Misstrauen und einen derartigen Menschenhass schürt, ist nur allzuschnell der Zauberlehrling, der die aufgeschäumte Wut plötzlich nicht mehr unter Kontrolle hat. Die Kraft der Emotionen entlädt sich plötzlich gegen sich selbst, die Seinen und nur allzurasch auch gegen die zu verteidigenden Werte. Und stürzt im Kampf gegen das Fremde und Andersartige die Nation vollends ins Verderben.

Tags: , ,
Labels: Politik, Schweiz

4 Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 1. Dezember 2009

Pakistaner pochen auf "interreligiöse Harmonie"

Erst am späten Montagnachmittag versammelten sich die ersten wütenden Menschen in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, um gegen das Schweizer Minarett-Verbot zu demonstrieren. […]

Yahya Mudschahid, ein Sprecher der islamischen Hilfsorganisation Jamaat-ud-Dawa, der eine Nähe zur Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba nachgesagt wird, nannte die Schweizer Entscheidung einen „Schlag gegen die interreligiöse Harmonie“. „Diese Entscheidung verletzt die Prinzipien der gegenseitigen Verständigung und der religiösen Toleranz.“ Der Westen rühme sich immer, „Meister der religiösen Toleranz und der interreligiösen Harmonie“ zu sein, aber das Ergebnis der Schweizer Volksabstimmung offenbare die Vorurteile gegen Muslime.

Quelle: Erste Proteste gegen Schweiz: Islamische Welt entsetzt über Minarett-Verbot – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

Eine 5-sekündige Google-Suche bringt dann folgenden Text zu Tage:

Besonders seit den 1990ern wurden Christen wegen angeblicher Blasphemie verhaftet. Laut dem Daily Telegraph wurden in Faisalabad Kirchen zerstört. In Pakistan gab es 2005 Bombendrohungen.

Die Christen in Pakistan werden nach dem Tod von Benazir Bhutto wieder zunehmend verfolgt; es erfolgen immer wieder Massaker an der christlichen Bevölkerung.[2][3] Bei einem Brandanschlag von mehreren hundert Mitgliedern einer islamistischen Gruppe auf die Christengemeinde in der Provinz Punjab waren am Samstag mindestens acht Menschen getötet worden. Über 70 Häuser und zwei Kirchen wurden zerstört. Grund für die Übergriffe von Islamisten ist das geltende Blasphemie-Gesetz sowie die hudud-Verordnungen (Hadd-Strafe).[4][5]

Quelle: Christentum in Pakistan – Wikipedia

Natürlich sollte sich die Schweiz nicht an Pakistan messen — wir sind eine aufgeklärte Demokratie, die den Menschenrechten verpflichtet ist. Nur weil in Saudi Arabien keine christliche Kirchen gebaut werden dürfen, ist dies noch lange kein Grund, uns auf dieses Niveau herabzulassen und deren Messlatte auch für unsere Politik zu verwenden. Wir müssen uns mit anderen westlichen Nationen messen, nicht mit autoritären muslimischen Regimes!

Und doch sollte man zumindest Aussagen gerade solcher Pakistaner in einen entsprechenden Kontext setzen, wie ich es gerade getan habe.

Abgesehen von den paar Heissmachern am rechts-aussen-Flügel, die sich nun in ihrem Wahlerfolg sonnen, wird es die Schweizer Bevölkerung garantiert nicht soweit kommen lassen. Kein Zweifel, dass Polizei und Rechtstaat hierzulande gegen solche Übergriffe vehement einschreiten würden. Auch die Bevölkerung würden spätestens dann ein klares Statement abgeben, — nämlich, dass zwischen einem Bauverbot für Minarette und tätlichen Übergriffen auf Religionsgemeinschaften ein himmelweiter Unterschied existiert. Davon bin ich überzeugt. Sonst steht die Neuauflage des Dritten Reichs in den Startlöchern, und ich müsste nach Skandinavien auswandern.

Tags: , , ,
Labels: Politik, Schweiz

2 Kommentare | neuen Kommentar verfassen