Archiv ‘Bern’

Sonntag, 7. Oktober 2007

Bilder aus Bern

Nachtrag: Erst jetzt sehe ich, dass Kollege smythe als Chronist der Gegenwart mit einer Digitalkamera in Bern zugegen war: Anti-SVP-Demo.

Lautundspitz war diesen Samstag an einer ganz besonderen Open-Air-Party in meiner Lieblingsstadt zugegen und hat einige beachtenswerte Bilder online gestellt:

Meine Meinung zu einem weiteren unrühmlichen Kapitel des Wahlkampfes 2007: Ich verstehe die stadtbernischen Polizeikräfte einfach nicht … Nach all den Antifaschistischen Abendspaziergängen sollte man doch eigentlich wissen, zu was diese Chaoten fähig sind?

Der Polizeidirektor wird nicht etwa von rot-grün gestellt, sondern von den „Wir Liberalen“. Weshalb sollte ein Bürgerlicher linksextreme Chaoten schonen?

Mir eröffnet sich eine andere Erklärung: Die stadtbernische Polizei ist unterdotiert (von Politikern zusammengespart – wäre spannend zu vergleichen, welche Fraktionen bei solchen Abstimmungen wie gestimmt haben). Mit der am Samstag demonstrierten Machtlosigkeit sollte es möglich sein, bis zur Euro 08 alle Hebel (und Geldquellen) in Bewegung zu versetzen, um das Korps aufzustocken.

Eine Mutmassung, die sich jeder Grundlage entzieht? Ich bin gespannt auf die Kommentare in den morgigen Ausgaben unserer Tageszeitungen. Wird das Debakel personelle Konsequenzen haben?

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Sonntag, 19. August 2007

Mein erster YB-Match


DSCF2824.JPG
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Heute durfte ich Torkel, Smythe & Anhang sowie Wahlistar mit ins Stade de Suisse an das Derby YB – FC Thun begleiten. Seit Jahren war ich nicht mehr an einem Fussballspiel zugegen und war gespannt, ob ich meine Abwesenheit an solchen Spektakeln überdenken sollte.

Nun, der Match war … nicht wirklich interessant. Ich verglich ihn in etwa mit der Einvernahme vor Gericht letzten Mittwoch (wobei diese zumindest für mich natürlich spannungsgeladen war, während der eine oder andere Kollege auf der Zuschauerbank garantiert gegen Sekundenschlaf ankämpfen musste). Beruhigenderweise empfanden meine erfahrenen Begleiter den Match ebenfalls als nicht ereignisreich.

Einige Erkenntnisse:

  • Es gibt auch weibliche Zuschauerinnen – und einige davon sind verdammt hübsch!
  • Warme Kleidung ist Pflicht
  • Der Schiedsrichter (in unserem Falle: eine Schiedsrichterin) wird bei ihrer namentlichen Vorstellung ausgepfiffen Siehe Kommentare: Anscheinend ist die Dame bei YB-Fans nicht gern gesehen …
  • Es gibt ein YB-Lied, das man bei Spielbeginn singt
  • Es gibt zwei verschiedene YB-Bratwürste (derart verwirrt habe ich mich für eine Kalbsbratwurst entschieden)
  • Die richtigen Hardcore-Fans werden von mit einem Megaphon bewaffneten Animator angetrieben, der von einem Pfarrkanzel ähnlichen Gebilde seine Parolen in die Menge brüllt (vom Spiel kommt er nichts mit, da er mit dem Rücken zum Spielfeld steht)
  • Die letzte Viertelstunde eines Matches wird mit einer Ankündigung auf der Anzeigetafel zelebriert
  • Nach dem Match ist das Verkehrschaos vorprogrammiert

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Mittwoch, 15. August 2007

Partyguide: Die Posse nimmt kein Ende …

Heute Mittwoch-Nachmittag stand ich also vor Gericht und musste mich für meine Untaten verantworten – dachte ich zumindest. Im Schlepptau hatte ich viele Kollegen, die die Gelegenheit nutzten, endlich einmal (als Zuschauer) an einer Strafverhandlung teilzunehmen. Es waren derart viele an der Zahl, dass die für Zuschauer reservierte Bankreihe fast aus ihren Nähten platzte. Danke an alle, die mir den „Rücken gestärkt“ haben – und auch allen, die mir vorgängig viel Erfolg gewünscht haben.

Lonesome Cowboy

Nachdem wir am Amthaus in der Hodlerstrasse 7 eintraffen, durch die Schleuse gelassen wurden und danach vor Raum 002 warteten, sass da wie erwartet schon jemand auf der Wartebank. Es war definitiv kein Bekannter von uns. Wie sich später herausstellen sollte, war es aber nicht etwa der Anwalt von Partyguide, sondern Oliver Walzer, damals Freelancer, mittlerweile CTO von Partyguide. Während sich sein Chef im sonnigen Kalifornien die Nacht um die Ohren schlägt, vertrat Oliver die Firma vor Gericht.

Oli hat sich bereits mehrere Male in Kommentaren zu meinen Blog-Artikeln als Partyguide-Entwickler zu erkennen gegeben, war mir also (aus virtueller Sicht) kein Unbekannter.

Kein Vergleich möglich

Dieser Umstand führte kurz nach Verhandlungsbeginn bereits zum ersten Problem: Der Richter, auf ein möglichst schlankes und rasches Verfahren bedacht (das kostet alles!), hatte so keine Möglichkeit, die beiden Streithähne Parteien gleich zu einem Vergleich zu bewegen.

Wie ich mir nach der Verhandlung erklären liess, schliessen Kläger und Beklagter bei einem Vergleich einen Vertrag. Darin ist festgehalten, dass der Kläger die Klage zurückzieht, während der Beklagte im Gegenzug einen vereinbarten Betrag zahlt, der Teile des verursachten Aufwandes und Schadens decken.

Erste Abklärungen in dieser Richtung waren aber nicht möglich, da hierzu der Geschäftsführer selbst (oder sein bevollmächtigter Anwalt) hätten vor Ort sein müssen.

Jason Fellmann macht übrigens in einer Privatklage eine Schadenssumme von 20’000 SFr. geltend (Behebung der Sicherheitslücke, Ändern der Passwörter, Information der Benutzer, Verlust von Werbekunden, Imageschaden). Dieser Betrag wird in einem Prozess klar zu belegen sein – in einem Vergleich hinterfragt die Herleitung der Summe aber niemand (ausser höchstens der Beklagte, der aber nichts gegen Fantasiezahlen auswirken kann).

Kollege Smythe stellte einen treffenden Vergleich an: Durch meinen Hack müsste ein Arbeiter mit einem äusserst anständigen Nettolohn von 5’000 SFr. vier Monate lang arbeiten.

Die Vertretung des Klägers kommt zu Wort …

Der Richter ging deshalb zu der Befragung über. Zuerst kam Oliver an die Reihe, der aus Sicht der „Geschädigten“ schilderte, wie sie vom dritten Partyguide-Hack erfuhren und welche Massnahmen sie damals ergriffen. Im Anschluss stellte Richter Riesen einige gezielte Fragen, die ihm relevant erschienen (z.B., ob Partyguide zu dem Zeitpunkt Kreditkartendaten auf dem Server gespeichert hatte). Gemäss Aussagen von Oli entschloss man sich bei Partyguide anscheinend erst deshalb zu einer Anzeige, als ich Jason Fellmann in meinem Blog als „unfähig“ bezeichnet hatte.

Erstaunlich war, dass dem Vertreter der Klägerin der Nachname des Mitinhabers von Partyguide, Manuel Kern, entfallen war. Aber es sei sowieso Jason, der in der Angelegenheit die Federführung inne habe.

… und dann der Beklagte

Dann durfte ich auf dem Sessel in der Mitte des Raumes, vor dem Richter und der Protokollführerin, Platz nehmen. Nachdem ich über meine Rechte aufgeklärt worden war und meine Zustimmung gegeben hatte, Aussagen machen zu wollen, durfte ich aus meiner Sicht erklären, wie ich auf das Datenleck stiess. Mit der Partyguide-Suche konnte nach beliebigen Passwörtern gesucht werden, worauf ich innert 7 Tagen 13’000 Passwörter ergatterte. Auch mir stellte der Gerichtspräsident gewisse Fragen, um meinen Antrieb hinter meinem Vorgehen zu ergründen.

To Be Continued …

Am Schluss teilte der Gerichtspräsident uns Anwesenden mit, dass ein nächstes Treffen unumgänglich sein. Dann aber müsse ein Vertreter von Partyguide erscheinen, der dann auch (wenn nötig) einen Vergleich schliessen könne (sprich der Geschäftsführer). Auf die Frage von Oliver, in welchem Zeitraum die nächste Sitzung etwa stattfinden würde, wurde uns ein Zeitpunkt innerhalb der nächsten Monaten, aber garantiert noch vor Ende Jahr, versprochen.

Die Mühlen mahlen

Juhui. Langsam verstehe ich, wieso die Gesetzeshüter und Strafbehörden nicht mit ihrer Arbeit nachkommen. Übrigens: Wenn ein Vergleich nicht zustande kommt (Oliver machte Andeutungen in diese Richtung – und auch ich habe eigentlich nicht vor, Jason mit meinem sauer verdienten Geld einen neuen Porsche kaufen zu lassen), wird man nicht darum herum kommen, die mächtige Prozessmaschinerie anzuwerfen. Das bedeutet: Gutachten, Gerichts- und Anwaltskosten, die der Verlierer dann bezahlen muss. Dabei bleibt der Weg durch die Instanzen selbstverständlich vorbehalten – wogegen der Swissair-Prozess wie ein Klacks aussehen wird.

Dr Aut hat jedenfalls schon angetönt, dass er nötigenfalls die Lokalität für eine Atriiichete in Lausanne (Bundesgericht) bereitstellen werde.

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Dienstag, 14. August 2007

Gymnasium Bern-Kirchenfeld 1999


Gymerfilme V
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Als die Schüler noch brav in der Schulstube sassen, keine Handies auf sich herumtrugen, im WG anstelle Prüfungen zu schreiben Filme produzierten (und so wohl die Matur bestanden) – aber schon zu Zeiten, als man sich als Tertianer mit einer Zigarette zeigen konnte. Und noch zu Zeiten, wo man nicht normale Desktop-Rechner mit iMovie zum Schneiden der Filme beizog, sondern enorm teure Hardware, die in der Gymerbibliothek eingelagert wurde. Zu Zeiten, wo sich Lehrer auch noch ungeniert auf Zelluloid bannen lassen konnten, ohne zu befürchten, innert Minuten auf YouTube in entwürdigen Posen der Lächerlichkeit Preis gegeben zu werden.

Erstaunlich: Ich erinnere mich an das Schulhaus, aber kaum an die Lehrer – doch als wäre es erst gestern gewesen an all die enorm hübschen Mädchen aus Lit- und Wirtschaftsgymnasium, die für einen Realgymnasiasten wie mich während all der Jahre unerreichbar fern bleiben sollten:

Gymerfilme

Der Clou am Ganzen: Der Macher der Filme hat es mittlerweile nach Hollywood geschafft. Sein Name flimmert hie und da in einem Abspann eines Blockbusters über die Kinoleinwand. Nächste Erwähnung: The Incredible Hulk, der derzeit in Toronto gefilmt wird.

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Donnerstag, 9. August 2007

Steht Berns Web-Server etwa in der Matte?


www.bern.ch – (111) Connection refused
Originally uploaded by emeidi

Da heulen in Bern die Sirenen – und wenige Minuten* später liegt der Web-Server der Stadt ab. Der war wohl dem Besucheransturm nicht gewappnet.

Dabei wissen wir doch alle, dass Beamte Punkt 17.00 Uhr Feierabend machen. Die Web-Site wird frühestens heute Morgen um 08.00 Uhr aktualisiert worden sein *zwinker*

Andere Erklärung: Der Web-Server steht als Zeichen des Vertrauens in die nach 2005 eingeführten Schutzmassnahmen in einem Keller irgendwo in der Matte. Da ist wohl einfach jemand über das Kabel gestolpert …

Dank: Steve

* 21:15:55 GMT entspricht 23:15:55 in Bern; die Sirenen sollen um 22:45 Uhr geheult haben.

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Samstag, 4. August 2007

Hauptbahnhof Bern: Freitag, 22.00 Uhr

Ich humple gerade vom Bankomaten der Crédit Suisse zurück an den Treffpunkt, als ich einer hübschen Blondine in die Augen blicke. In ihrer rechten Hand trägt sie ein 20iger-Nötli. Ich wende mein Blick schon wieder Richtung Treffpunkt, als sie mich anquatscht. Ich fühle mich geschmeichelt (Krücken scheinen einen anziehenden Effekt zu haben), bis die ersten Worte über ihre Lippen kommen:

„Grüessech! [Verdammt, sehe ich schon so alt aus?!] Sit dir scho 18i gsi?“

Ich: „Ehm, i wür meine, ja …“

Sie: „Chöntet dir mir ga Alk choufe? [Verdammt, quatsche deswegen das nächste Mal keinen Halb-Invaliden mehr an!]“

Ich: „Nei, sorry … Tuet mer leid.“

Zurück bei meinen wartenden Kollegen am Treffpunkt erzähle ich die Geschichte – und werde (vom Juristen, notabene!) gefragt, wieso um Himmels Willen ich der Dame nicht ihren „Stoff“ besorgt habe.

Ich weiss es nicht genau, aber ich habe das Gefühl, dass es meiner Entwicklung gut getan hat, dass ich Bier erst ab ca. 18 Jahren getrunken habe (wobei Kompensationseffekte nicht auszuschliessen sind – meine Leber weiss mehr dazu). Ausserdem bin ich ja bereits schon in eine Strafuntersuchung verwickelt.

Bevor wir das Thema ausdiskutieren können, müssen wir einem Reinigungsangestellten mit Putzgefährt Platz machen. Vor uns liegt in einer grossen Lache eine zerbrochene Wodka-Flasche. Schade um den Sprit!

Unweit von uns zieht eine Horde pubertierender Gören die Aufmerksam auf sich. Zuerst diskutieren sie mit jemandem, der auf der Promenade steht – danach fluchen sie lauthals empor und zeigen dem „chline Giu“ den Arschfinger. Dass bei den Mädchen dabei gleichzeitig eine Glasflasche mit likörhaltigem Inhalt die Runde macht, brauche ich kaum zu erwähnen. Ich halte mich zurück, gackernde Geräusche von mir zu geben – in solchen Situationen überkommt mich immer die Lust, die Gören subtil zu demütigen.

Während Hebo sein Ciabatta Grande verspeist (und Teile davon auf dem frischgeputzten Boden landen), fällt mir plötzlich die elektronische Anzeigetafel am Promenadengeländer auf. Zuerst lese ich eine Reklame, auf der das Gesicht eines Mannes zu sehen, unter dem geschrieben steht: „Mein bester Freund ist alkoholkrank.“ Über den Treffpunkt bewegen sich Leute in allen Richtungen – und fast jeder hält eine Getränkeflasche oder Dose in den Händen.

Wieso man heute alkoholkrank und nicht mehr -süchtig ist, bleibt mir ein Rätsel. Ist unkontrollierter Alkoholexzess etwa vergleichbar mit einer Grippe und Schnupfen, der einen mindestens einmal pro Jahr befällt? Ich glaube definitiv nicht. Wider diesem Neusprech!

Als ich das nächste Mal auf die Anzeigetafel blicke, trifft mich erneut der Schlag – und ich muss schmunzeln: Es wird für das morgen Samstag erscheinende Magazin geworben (meine Leser wissen: Das Magazin ist die besseren Weltwoche!). Der Hauptartikel lautet:

Die Jungen von nebenan

Jugendliche Sexualtäter sind die Bösewichte der heutigen Zeit. Doch immer schon gab es mehr von ihnen, als man wissen wollte. Wer sind sie, was richten sie an? Besuch bei Tätern und Opfern.

Quelle: Die Jungen von nebenan

Fast unreal die Szenerie: Im Vordergrund die tobende Meute allmählich besoffen werdender Jugendlicher, im Hintergrund die regelmässig aufleuchtenden mahnenden Worte, die wohl kaum absichtlich zu dieser Zeit an diesem Ort gezeigt werden.

Wir sind uns einig, dass solche Anzeigen auf Tafeln nichts bringen – „kann die heutige Jugend noch lesen? Ich glaube nicht …“ murmeln wir uns gegenseitig zu – und verlassen die „Schaubühne“ Richtung Front, wo wir uns ein paar Bierchen genehmigen werden.

Brave, new world!

Irgendwie beschleicht mich an solchen Orten immer ein wenig das Gefühl der drohenden Apokalypse. Hoffen wir, dass ich mich irre. Andererseits: Immer mehr Schweizer suchen psychiatrische Hilfe

Utopie

Soll im Bahnhof auch nach 21 Uhr weiterhin Alkohol verkauft werden? Ja. Weil wir das Problem sonst nur einfach nur weiter in den Vorabend verschieben würden: Dann kaufen die Boys & Girls ihren „Stoff“ halt einfach nach Feierabend. Und wie meine Leser wissen: Wenn selbst minderjährige Mädchen keine Skrupel haben, den 27-Jährigen als Einkäufer einzuspannen, werden sie wohl auch sonst Wege finden, die Alterskontrolle zu umgehen.

Wenn schon etwas gemacht werden soll, dann à la dem skandinavischem Modell: Alkohol wird mit enorm hohen Taxen belegt und kann nur in ausgewählten Shops gegen Vorweisung einer Identitätskarte gekauft werden. Noch orwellianischer: Auf der Karte wird gespeichert, wieviel Gesöff man im Monat/Jahr bereits gekauft hat. Wer die staatlich festgesetzte Limiten überschreit, bezahlt höhere Krankenkassenprämien, wird automatisch in eine Entzugsklinik eingewiesen und muss mit einem Kleber am Auto herumfahren, die vor potentiell besoffenen Fahrern warnt.

Spass beiseite: Schlussendlich muss man sich eingestehen, dass Alkohol nicht die Ursache, sonder nur ein Symptom des Problems ist, das einige Politiker mit dem 21-Uhr-Alkoholverkaufsverbot lösen möchten.

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Montag, 23. Juli 2007

Begriff des Monats: "Hie jäsets!"

Anlässlich dem Zusammentreffen von Kollege Torkel mit dem Gurtenfestival und der diesjährigen Schlammschlacht auf Berns Hausberg lernten wir Unterland-Berner einen neuen Begriff kennen, um die widrige Geruchsentwicklung zu bezeichnen:

Hie jäsets!

Torkel vermutete als Quelle der Geruchsentwicklung zuerst meine Wenigkeit: Aus mir unerfindlichen Gründen wird auch heute noch kolportiert, dass ich für gewöhnlich an allen vier Tagen des Festivals dieselbe Kleidung trage, was eindeutig falsch ist: Ausser den Kampfstiefeln, den eingetragenen Socken (Blatern!) und den Hosen aus Restbeständen der US-Army werden bei mir – wie es sich für einen sauberen Burschen gehört – alle potentiellen Stinkquellen bei der Rückkehr in die Waschküche verfrachtet.

Natürlich war nicht ich der Urheber, sondern das sich unter den Bodenplatten ansammelnde Wasser, die naheliegenden Toiletten und besonders ab Samstag der auf Grasflächen lagernde zentimeterhohe Schlamm.

Import aus dem ärmsten Bezirk des Kantons Bern

Zurück zum Wort: Auf Grund der Herkunft der Mutter des Torkels vermuten wir, dass es sich dabei um einen Schwarzenburgischen Insider-Begriff handelt. Kollege Randal, der während Jahren in dieser Region der Tagelöhnerei nachging, konnte dies ebenfalls bestätigen. Zur dreifachen Absicherung werde ich mein aus Wahlern stammendes Grosi beim nächsten Zusammentreffen fragen, ob ihr der Begriff auch geläufig ist.

Stimmt gar nicht – dieser Begriff scheint auch von Stadtbernern benutzt zu werden, wie meine Mutter gerade per SMS meldet. Hintergrundinfos liefert Hene:

jäse = gären

Quelle: Wörterbuch Berndeutsch

Es ist wahrscheinlich, dass jäsen das Gären des Käseleibs bezeichnet – und gären verursacht vermutlich einen unausstehlichen Gestank.

Exzessiver Gebrauch und Auswüchse

In der Folge wurde dieser Begriff wohl mindestens stündlich einmal von einem Gruppenmitglied in den Mund genommen – ob treffend oder weniger, spielte gar keine Rolle. So soll sich Kollege Hebeau dem Vernehmen nach bei der Heimfahrt am Samstag auf dem Rücksitz des Kleinen Weissen eigenhändig „eingejäst“ zu haben –

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Sonntag, 22. Juli 2007

Gurtenfestival 2007


Gurtenfestival 2007 – Sunday
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Bis auf den sprichwörtlichen „Abgang“ alles Okey. Zum Glück gibt das keine Narben!

Nachtrag

Mittlerweile war ich beim Arzt, der den Fuss geröngt und mich mit Schmerzmitteln und Krücken ausgestattet hat. Gebrochen ist nichts, aber die Bänder scheinen gezerrt (oder gar gerissen, so genau wurde das nicht abgeklärt) zu sein. Für mich bedeutet das primär einmal die Absage meiner Ferien in Nizza und eine Arbeitspause.

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Montag, 9. Juli 2007

Die Emanzen-SUB hat jeglichen Goodwill verspielt!

Jetzt reicht’s, ich trete aus diesem Emanzen-Verein aus! Wie es soweit kam? Lest selbst:

Zensur wie in der Diktatur

[Das OK des Unifestes Bern] hatte 10’000 Stück eines Festführers drucken lassen und wollte diesen bereits zu verteilen beginnen. Glücklicherweise konnte der SUB-Vorstand in letzter Minute eingreifen und Schlimmeres verhindern: Statt unter die Leute, kamen die 10’000 druckfrischen Prospekte gleich wieder aufs Altpapier. Kostenpunkt: 3’000 Franken.

Der Grund für die radikale Massnahme: «Das Booklet wies einige nicht geschlechterneutrale Formulierungen auf», wird SUB-Vorständin Anja Peter im «Unikum» zitiert. Alleine dieser Lapsus wäre natürlich Grund genug gewesen, die Büchlein sofort einzustampfen. Aber damit nicht genug. Ausgerechnet die Jura-Studierenden hatten ihre Bar auf den Namen «Pimps and Whores» getauft. Eine Huren- und Zuhälterbar am Unifest! Da hört der Spass für die SUB endgültig auf: «Das ist eine Barbezeichnung, die man wohl sexistisch nennen darf», so Vorständin Peter.

Quelle: BernerZeitung, 9. Juli 2007, „Huren und Zuhälter um Unifest“.

Das jagt mir doch glatt den Nuggi raus! Insbesondere dann, wenn die SUB gleichzeitig herumheult, dass in ihrem Sozialfonds für notleidende StudentInnen Ebbe herrscht. Es soll mir niemand sagen, dass dort 3’000 Stutz nichts bewirkt hätten? Henusode, jetzt veranstaltet man halt ein „Spielinamittag“, an dem man einen finanziellen Zustupf an die serbelnde Kasse zu erwirtschaften erhofft:

«Eine Zahnarztrechnung kann einen in den Ruin treiben – Studierende sowieso.» Anna Leissing vom SUB-Vorstand weiss, wie leer der Geldbeutel der Studis manchmal sein kann. Wird aus der Geldknappheit eine richtige Notlage, kann Leissing aber vielleicht weiterhelfen – nämlich mit einem Zustupf aus dem Sozialfonds der SUB. Verzweifelte Studierende können bei der Sozialkommission einen Antrag um finanzielle Unterstützung einreichen. «Wir zahlen Beträge bis höchstens 5000 Franken aus», so Leissing.

«Der Fonds stösst nämlich langsam an seine Grenzen», erklärt Anna Leissing: Während 2004 noch 9 und 2005 insgesamt 18 Gesuche eingingen, hatte die Sozialkommission der SUB im letzten Jahr über 35 Anträge zu entscheiden. Zwar wirft die Stiftung Sozialkasse der Uni Bern jährlich 70’000 Franken in den Topf des Fonds, aber bei den steigenden Gesuchen sei dieses Geld schnell verteilt, wie Leissing sagt.

Quelle: Zustupf für bankrotte Studis

Mir tun die Fondsverwalter selbstverständlich leid – die Linke leidet nun unter der schlechten (amüsierten?) Presse, weil die Rechte wie vom Affen gebissen herumfuchtelt. Der SUB würde es gut tun, den durch sexismusbedingte Hyperventilation roten Kopf wieder zu einer anständigen Farbe zu bringen – und himmelherrgott die Relationen zu wahren! Mir soll keiner kommen, dass 3’000 Stutz für diesen Sozialhilfefonds Peanuts wären?!

Die (leidige) Vorgeschichte

Die StudentInnenschaft der Universität Bern, WiederholungstäterIn der schlimmsten Sorte, hatte bereits vor einigen Jahren für Aufsehen (und enormes) Kopfschütteln gesorgt, als man im Kampf für geschlechtsneutrale Bezeichnungen auf den Affenschwanz, genauer: um das was darauf folgt, kam: Die Geschlechterpolizei störte sich an der Subdomain student.unibe.ch als eines der letzten Zeichen des immerwährenden Patriarchats. Abhilfe musste her, und in einem unvergleichlichen Akt von Nötigung mussten die Informatikdienste die Subdomain auf students.unibe.ch umschreiben:

Nach langer Ruhe des ausgeprägten unipolitischen Desinteressens dann also der Sturm: Die Verantwortliche des Ressorts Gleichstellung der Studierendenschaft der Universität Bern (SUB) hatte veranlasst, die Emailadressen aller Studierender in eine geschlechtsneutrale Version umzuwandeln, students statt student. Ein Aufschrei des Entsetzens dröhnte durch Unigänge, über Mensatischchen hinweg, vielerorts durch Wohngemeinschaften, und manch einer liess seinem gerechten Zorn freien Lauf, machte seinem Ärger über die Adressänderung, die Frauen und die Welt Luft, explodierte förmlich, alle aufgestaute Wut über die SUB ausschüttend. Die verbalen Reaktionen glichen Rückschlägen ins tiefe Mittelalter.

Quelle: Der kleine Unterschied

Englisch zwar – schade drum, aber Anglizismen scheinen das Blut einiger in den 70ern tiefgefrorenen und im 21. Jahrhundert wieder aufgetauten Alice Schwarzer-Anhängerinnen weniger in Wallung zu bringen als jedes noch so harmlose maskulin tönende Wort. Der Geschlechterfrieden an der Uni war so zumindest für die nächsten Jahre sichergestellt.

Aus Protest an der Sache maile ich auch heute noch, im Juli 2007, mit dem Absender mario.aeby@student.unibe.ch durch die Gegend, wohlwissend, bei jedem Klick auf den „Absenden“ Knopf der Frauenschaft der SUB so richtig einen an das Schienbein zu ginggen.

Wer noch nicht genug hat

Merkblatt der SUB für die Anwendung geschlechtergerechter Sprache im Lehrbetrieb an der Universität Bern

Disclaimer

Bin ich ein Emanzen-Allergiker? Ja. Bin ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau? Ja. Habe ich an den Wahlen für den StudentInnenrat teilgenommen? Ja, sogar damals, als man noch brieflich abstimmen musste.

Liebe Kämpferinnen des Matriarchats: Anstelle nun uns Männern für Millionen Jahre der Unterdrückung büssen zu lassen, sollte man lieber die Abkürzung nehmen und all den Schmarren um Männlein und Weiblein für ein und allemal hinter sich lassen. Das Leben könnte so schön sein, wenn man sich nicht um die Schreibweise jedes zweiten Wortes streiten müsste …

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Freitag, 6. Juli 2007

Andere Erklärung für Berns Misere

Von 1885 bis 1914 gab es so etwas wie ein Berner Wirtschaftswunder. In dieser Zeit holte Bern die industrielle Revolution nach. […] Träger des Wirtschaftswunders waren Angehörige der freisinnigen Grossfamilie, die bis etwa 1920 im Kanton Bern die Mehrheit inne hatten. […] das neue Proporzwahlrecht verhalf der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei BGB, der späteren SVP, um 1920 zur Mehrheit in den Kantonsbehörden. Die BGB förderte die traditionalen Wirtschaftssektoren: die Landwirtschaft und das Kleingewerbe.

Quelle: BernerZeitung, 25. Oktober 2003, Berns Leiden am Kanton

Wie Pfister im Interview aber klarstellt, wäre es töricht, der BGB ohne eingehende Untersuchung den „schwarzen Peter“ in die Schuhe zu schieben.

Die erwähnte Machtverschiebung muss aber im Hinterkopf behalten werden, wenn man Bern- (und damit verbunden Rot-Grün-)Bashing betreibt und die Misere in pseudo-wissenschaftlicher Manier Staatsangestellten in die Schuhe schieben will. Könnte es nicht sein, dass der Grundstein für den wirtschaftsschwachen Kanton nicht in der unmittelbaren Vergangenheit liegt, sondern bereits in der Zwischenkriegszeit gelegt wurde?

Für mich jedenfalls ist die Hypothese äusserst verfänglich – der Entscheid, Agrarkanton zu bleiben, kann seine Wirkung in voller Breite auch erst Jahrzehnte später entfalten. Ich kann aber nicht ausschliessen, dass hier der Parteibüchli-Bias unterbewusst wirkt. Dafür gibt es ja die glücklicherweise die Kommentarfunktion.

Sind wir gespannt, ob sich die Geschichtswissenschaft dieser Frage in den nächsten Jahren annehmen wird.

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