Posts Tagged ‘Sozialismus’

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Vom us-amerikanischen Turbo-Kapitalismus noch nicht erreicht: Die Autobahn

Gefühlte 20 Mal bin ich seit meinem ersten Aufenthalt im Juni 2001 wohl schon in die USA geflogen.

Ich kenne die Sitten und Gebräuche in den zwei Ballungszentren an der Westküste (das Bernerische San Francisco und das Zürcherische LA) und habe mittlerweile verinnerlicht, dass man (auch) in den USA ein „schönes“ Leben führen kann. Schön, gemessen an anderen Massstäben und Werten als man es hierzulande kennt. Aber anders ist ja nicht schlechter.

Schön, auf demselben, wenn vereinzelt vielleicht sogar höheren Standard als in der Schweiz. Sofern man als Familie einen Zapfen von sagen wir mindestens $250,000 jährlich heimbringt.

Dann steht einem alles offen: Ruhige, besinnliche Nachbarschaft, mit einem Zaun umgeben und einem Wachmann am Eingangstor, zwei stattliche Karrossen auf der Einfahrt zur Doppelgarage, ein schlecht isoliertes Holzhäuschen (Bretterbude), die für einen Schweizer unerklärbarerweise rasch einmal einen Wert im einstelligen Millionenbereich aufweisen, Privatschule für die Kinder, inklusive direktem Weg in Richtung einer namhaften Universität. Und natürlich einer Heerschaar an oftmals lateinamerikanisch-stämmigen Hilfskräften, die den Pool säubern, den Rasen mähen, den Haushalt schmeissen, die Kinder hüten und vielleicht sogar kochen.

Geld regiert die Welt, und hat man dieses in den USA, ist das Leben durchaus angenehm zu ertragen.

Was mir aber bei meinen mehrwöchigen Aufenthalten im 2011 aufgefallen ist und bis heute fasziniert, ist der eklatante Sozialismus, welcher im sonst so kapitalistisch orientierten Land in einem bestimmten Bereich vorherrscht: Nämlich auf der Autobahn!

Bewegt man sich im Grossraum LA oder in der Bay Area, stauen sich morgendlich und abendlich die Karrossen der Einwohner auf den Hauptverkehrsachsen, dem Highway 101, der I-280 und der I-405. „Bumper to bumper“, wie der Lokalansässige sagen würde. Was hat das mit Sozialismus zu tun? In Amerika, wo ich mir sonst mit ein paar grünen Scheinen Sonderbehandlungen erkaufen kann, funktioniert diese Methode ausgerechnet auf den Lebensadern des Landes nicht. Dort tummelt sich dann in Stauzeiten vom 30-jährigen, unversicherten mit Lackschäden verunstalteten Pick-Up des illegalen Einwanderers aus dem Süden über den Tesla S (die $100,000-Karrosse) bis hin zum Lamborghini und McLaren einfach alles. Teilweise nur ein Meter mit ein wenig Blech voneinander getrennt prallen hier Welten aufeinander. Die Käfige stellen aber wie die Gated Communities sicher, dass sich die verschiedenen Schichten nicht wirklich mischen. Gemeinsam am selben Ort, aber von Austausch keine Spur.

Würde man den in den USA durchaus als erstrebenswert propagierten Kapitalismus auch auf die Autobahn übertragen, hätte man doch seit jeher eine Spur mit freier Fahrt für die Reichen. Mit einem jährlichen, saftigen Obolus an den Staat (oder nicht besser doch an ein privates Unternehmen?) würde man sich das Recht erkaufen, auf dieser Spur fahren zu dürfen.

Nun, mögen einige einwenden, Kalifornien hat indirekt etwas ähnliches längst umgesetzt: Wer seinerzeit den Toyota Prius, den wohl ersten massenhaft in Serie hergestellten, kommerziell erfolgreichen Hybrid gekauft hat, erhielt die Energieplakette und durfte damit die Carpool Lane benutzen (die Spur, welchen Autos mit mindestens 2 Insassen offensteht), auch wenn das Auto nur einen Insassen aufwies.

Doch der Fakt bleibt: Die Highways in den USA sind eines der sozialsten Umgebungen, die das Lsnd hervorgebracht hat. Egal ob jemand für den Mindestlohn von vielleicht $8 arbeitet oder mit jeder Minute Fahrt einen Tausender verdient: Alle teilen sich alle Spuren der Autobahn, fahren über dieselben Schlaglöcher. Einzig vielleicht die Behandlung durch die CHP (California Highway Police) ist je nach Gegenüber etwas freundlicher und toleranter. Oder eben nicht.

John Gruber hat mich kürzlich darauf hingewiesen, dass es auch im Nahrungsmittelbereich ein ähnliches Phänomen gibt (festgestellt bereits von Andy Warhol):

What’s great about this country is that America started the tradition where the richest consumers buy essentially the same things as the poorest. You can be watching TV and see Coca-Cola, and you know that the President drinks Coke, Liz Taylor drinks Coke, and just think, you can drink Coke, too. A Coke is a Coke and no amount of money can get you a better Coke than the one the bum on the corner is drinking. All the Cokes are the same and all the Cokes are good. Liz Taylor knows it, the President knows it, the bum knows it, and you know it.

Quelle: Daring Fireball. Linked List

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Donnerstag, 24. September 2009

Die materialistischen Frauen von heute

Die Liebe spielt in der Welt eine grosse Rolle. Schon deshalb ist es wichtig, zu wissen, welches die Ideale der Frauen und Mädchen seien. Der Jüngling zieht die Cravatte an, von der er überzeugt ist, dass sie seiner Angebeteten gefalle. Die Jungfrau die Bluse, die dem Jüngling imponiert. Der junge Mann strebt nach all den Eigenschaften, die dem jungen Mädchen erstrebenswert sind. Ebenso das Mädchen. Für die Entwicklung der jungen Menschen ist es deshalb von höchster Bedeutung, wie die Ideale der jungen Mädchen beschaffen seien. Und mit denen ist es heute noch recht schlimm bestellt, womöglich noch schlimmer als mit denen der jungen Männer. Die Mädchen aller Klassen finden den jungen Mann am idealsten, der ihnen ein ungesorgtes Heim verspricht – dass er eine nette Cravatte auch noch haben soll, ist selbstverständlich. Nicht dass die jungen Mädchen etwa schlimmer wären von Natur als die jungen Männer. Aber ihnen wird so viel vorgeschwatzt von frühester Jugend an, dass sie schon Heldinnen sein müssten, wenn ihnen die Wissenschaft, die Kunst und der Sozialismus wichtiger scheinen, als eine schöne Blouse und Büsibändel, an dem man einen guten Versorger anbinden kann.

Quelle: Fritz Brupbacher: „Zweck des Lebens“, Zürich 1912.

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Dienstag, 21. Juli 2009

Staatssozialismus – Feind der Freiheit!

„[…] Ein anderer Feind der Freiheit geht lautloser, aber direkter auf sein Ziel los: der Staatssozialismus, eine bizarre Allianz von Despotismus und Sozialismus, die die Kompetenzen der Regierung immer mehr erhöht, deren Handlungsspielraum erweitert, etwa auch dadurch, dass sie den Staat nicht nur mit der Armenfürsorge beauftragt, sondern überhaupt mit der Fürsorge für eine ganze Armee von Leuten, die nicht selber für sich sorgen können. Diese Armee, die der Staat auf Kosten der Arbeiter von ihren Sorgen befreit, besteht aus Nichtsnutzen und Faulpelzen. Die Regierung ihrerseits wird von dieser Armee, dem verdorbensten Teil der Bevölkerung, gestützt. Dieser Fortschritt ist im Begriffe, sich zu verwirklichen.“

Gonzague de Reynold, 1890, zitiert nach: Jost, „Die reaktionäre Avantgarde“, 1992, S. 84.

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Dienstag, 14. Juli 2009

Polit-Einmaleins für die sozialistischen Arbeiter von 1918

Emil Sonderegger, Kommandant der Truppen in Zürich während des Landesstreiks im November 1918:

Ich habe nie etwas mit der Politik zu tun gehabt und besitze nur die einfachen, aber nicht von den Details der Praxis getrübten politischen Grundbegriffe des einfachen Bürgers. Diese sagen mir, dass es Pflicht einer Regierung ist, Verfassung und Gesetz durchzuführen. Verfassung und Gesetz aber erforden die volle Handlungsfreiheit des Bürgers. Wohl kann man ja der Ansicht sein, der Schutz der wirtschaftlich schwächeren Klasse erfordere für sie ein besonders Koalitionsrecht unter Opferung eines Teiles der persönlichen Freiheit des einzelnen. Wenn man dieser Ansicht ist, muss man suchen, ihr gesetzliche Form zu geben. Ist sie dann der Wille der Mehrheit des Schweizervolkes, so wird sie Gesetz. Die Regierung wird dann dieses Gesetz durchführen, und die Truppe wird sie unterstützen. Bis jetzt aber ist nichts davon vorhanden, es besteht nicht einmal ein Vorschlag dafür.

Quelle: Frey, Daniel: „Vor der Revolution? Der Ordnungsdienst-Einsatz der Armee während des Landesstreiks in Zürich“, Zürich, 1998, S. 204.

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Mittwoch, 22. Oktober 2008

Franz Jäger hat die Schuldigen an der Finanzkrise ausgemacht

Wäre ja komisch gewesen, wenn die HSG für einmal ihre gutausgebildeten, neoliberalen Studienabgänger für den Schlamassel verantwortlich gemacht hätten. Direkt aus einer seiner Vorlesungen hören wir:

Franz Jäger told us that the financial crisis is the fault of the state and the socialists.

Quelle: Facebook | P. W.

Mich regen solche Kommentare langsam auf. Sie stellen die Banker als hirnlose Zombies dar, die sich wie hungrige Hunde auf den Fleischgeruch von „Staatsgeschenken“ stürzen. Selbst wenn der us-amerikanische Staat Geld viel zu billig verscherbelt hat, selbst wenn er den Wohnungsbau über Mass gefördert hat – es wurde doch keiner dieser Banker gezwungen, in diesem Spiel mitzumachen?!

Zumal gerade diejenigen Bänkeler, die so intelligent und leistungsfähig sind, dass sie zweistellige Millionenboni erhalten … diese Superhirne hätten die vom pöhsen, pöhsen Staat gestellte Falle aus 100 Kilometern erblicken müssen! Aber anscheinend verfügt der Homo oeconomicus bankensis kein Denkvermögen, das über mehr als ein, zwei Quartale hinausgeht. Profit now, think later (oder gar nicht, denn im Notfall erscheint der Staat und behebt den Schaden). Das macht mir nicht gerade Mut, mein Geld bei solchen Joggeln anzulegen.

Was meint denn Franzrl zu den jetzigen Staatsinterventionen? Begrüssen kann er diese ja nicht wirklich, denn gemäss seiner Auffassung (und meiner Befürchtung) wird das Problem vergrössert und verlängert.

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