Montag, 9. Juli 2007
Jetzt reicht’s, ich trete aus diesem Emanzen-Verein aus! Wie es soweit kam? Lest selbst:
Zensur wie in der Diktatur
[Das OK des Unifestes Bern] hatte 10’000 Stück eines Festführers drucken lassen und wollte diesen bereits zu verteilen beginnen. Glücklicherweise konnte der SUB-Vorstand in letzter Minute eingreifen und Schlimmeres verhindern: Statt unter die Leute, kamen die 10’000 druckfrischen Prospekte gleich wieder aufs Altpapier. Kostenpunkt: 3’000 Franken.
Der Grund für die radikale Massnahme: «Das Booklet wies einige nicht geschlechterneutrale Formulierungen auf», wird SUB-Vorständin Anja Peter im «Unikum» zitiert. Alleine dieser Lapsus wäre natürlich Grund genug gewesen, die Büchlein sofort einzustampfen. Aber damit nicht genug. Ausgerechnet die Jura-Studierenden hatten ihre Bar auf den Namen «Pimps and Whores» getauft. Eine Huren- und Zuhälterbar am Unifest! Da hört der Spass für die SUB endgültig auf: «Das ist eine Barbezeichnung, die man wohl sexistisch nennen darf», so Vorständin Peter.
Quelle: BernerZeitung, 9. Juli 2007, „Huren und Zuhälter um Unifest“.
Das jagt mir doch glatt den Nuggi raus! Insbesondere dann, wenn die SUB gleichzeitig herumheult, dass in ihrem Sozialfonds für notleidende StudentInnen Ebbe herrscht. Es soll mir niemand sagen, dass dort 3’000 Stutz nichts bewirkt hätten? Henusode, jetzt veranstaltet man halt ein „Spielinamittag“, an dem man einen finanziellen Zustupf an die serbelnde Kasse zu erwirtschaften erhofft:
«Eine Zahnarztrechnung kann einen in den Ruin treiben – Studierende sowieso.» Anna Leissing vom SUB-Vorstand weiss, wie leer der Geldbeutel der Studis manchmal sein kann. Wird aus der Geldknappheit eine richtige Notlage, kann Leissing aber vielleicht weiterhelfen – nämlich mit einem Zustupf aus dem Sozialfonds der SUB. Verzweifelte Studierende können bei der Sozialkommission einen Antrag um finanzielle Unterstützung einreichen. «Wir zahlen Beträge bis höchstens 5000 Franken aus», so Leissing.
«Der Fonds stösst nämlich langsam an seine Grenzen», erklärt Anna Leissing: Während 2004 noch 9 und 2005 insgesamt 18 Gesuche eingingen, hatte die Sozialkommission der SUB im letzten Jahr über 35 Anträge zu entscheiden. Zwar wirft die Stiftung Sozialkasse der Uni Bern jährlich 70’000 Franken in den Topf des Fonds, aber bei den steigenden Gesuchen sei dieses Geld schnell verteilt, wie Leissing sagt.
Quelle: Zustupf für bankrotte Studis
Mir tun die Fondsverwalter selbstverständlich leid – die Linke leidet nun unter der schlechten (amüsierten?) Presse, weil die Rechte wie vom Affen gebissen herumfuchtelt. Der SUB würde es gut tun, den durch sexismusbedingte Hyperventilation roten Kopf wieder zu einer anständigen Farbe zu bringen – und himmelherrgott die Relationen zu wahren! Mir soll keiner kommen, dass 3’000 Stutz für diesen Sozialhilfefonds Peanuts wären?!
Die (leidige) Vorgeschichte
Die StudentInnenschaft der Universität Bern, WiederholungstäterIn der schlimmsten Sorte, hatte bereits vor einigen Jahren für Aufsehen (und enormes) Kopfschütteln gesorgt, als man im Kampf für geschlechtsneutrale Bezeichnungen auf den Affenschwanz, genauer: um das was darauf folgt, kam: Die Geschlechterpolizei störte sich an der Subdomain student.unibe.ch als eines der letzten Zeichen des immerwährenden Patriarchats. Abhilfe musste her, und in einem unvergleichlichen Akt von Nötigung mussten die Informatikdienste die Subdomain auf students.unibe.ch umschreiben:
Nach langer Ruhe des ausgeprägten unipolitischen Desinteressens dann also der Sturm: Die Verantwortliche des Ressorts Gleichstellung der Studierendenschaft der Universität Bern (SUB) hatte veranlasst, die Emailadressen aller Studierender in eine geschlechtsneutrale Version umzuwandeln, students statt student. Ein Aufschrei des Entsetzens dröhnte durch Unigänge, über Mensatischchen hinweg, vielerorts durch Wohngemeinschaften, und manch einer liess seinem gerechten Zorn freien Lauf, machte seinem Ärger über die Adressänderung, die Frauen und die Welt Luft, explodierte förmlich, alle aufgestaute Wut über die SUB ausschüttend. Die verbalen Reaktionen glichen Rückschlägen ins tiefe Mittelalter.
Quelle: Der kleine Unterschied
Englisch zwar – schade drum, aber Anglizismen scheinen das Blut einiger in den 70ern tiefgefrorenen und im 21. Jahrhundert wieder aufgetauten Alice Schwarzer-Anhängerinnen weniger in Wallung zu bringen als jedes noch so harmlose maskulin tönende Wort. Der Geschlechterfrieden an der Uni war so zumindest für die nächsten Jahre sichergestellt.
Aus Protest an der Sache maile ich auch heute noch, im Juli 2007, mit dem Absender mario.aeby@student.unibe.ch durch die Gegend, wohlwissend, bei jedem Klick auf den „Absenden“ Knopf der Frauenschaft der SUB so richtig einen an das Schienbein zu ginggen.
Wer noch nicht genug hat
Merkblatt der SUB für die Anwendung geschlechtergerechter Sprache im Lehrbetrieb an der Universität Bern
Disclaimer
Bin ich ein Emanzen-Allergiker? Ja. Bin ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau? Ja. Habe ich an den Wahlen für den StudentInnenrat teilgenommen? Ja, sogar damals, als man noch brieflich abstimmen musste.
Liebe Kämpferinnen des Matriarchats: Anstelle nun uns Männern für Millionen Jahre der Unterdrückung büssen zu lassen, sollte man lieber die Abkürzung nehmen und all den Schmarren um Männlein und Weiblein für ein und allemal hinter sich lassen. Das Leben könnte so schön sein, wenn man sich nicht um die Schreibweise jedes zweiten Wortes streiten müsste …