Posts Tagged ‘Einwanderung’

Samstag, 3. Januar 2015

Markus Somm und die kalifornische Initiative gegen japanische Einwanderer

Auf Flugreisen erhalte ich immer viel, viel Zeit, um auf Instapaper hinterlegte Artikel zu lesen. Während dem Rückflug aus den Weihnachtsferien hatte ich so Gelegenheit, mir das Geschreibsel des nationalkonservativen Markus Somm mit dem Titel Die Schweiz im Ausnahmezustand zu Gemüte zu führen.

Dabei fiel mir unter anderem folgende Aussage auf:

Als Kalifornien nach schweizerischem Vorbild vor dem Ersten Weltkrieg die direkte Demokratie ­einführte, richtete sich eine der frühen Volks­initiativen gegen chinesische und japanische Immigranten. Man nahm die Initiative an.

Spannend! Da ich seit einigen Jahren über Stephanie einen persönlichen Bezug zu Kalifornien, asiatischen Einwanderern und ABCs habe, nahm mich diese Episode besonders wunder.

Obwohl Somm äusserst unscharf schreibt und so nicht wirklich nachvollziehbar ist, auf welche Initiative er genau verweist, gehe ich nach einigen Recherchen davon aus, dass er sich auf das California Alien Land Law of 1913 bezieht:

The California Alien Land Law of 1913 (also known as the Webb-Haney Act) prohibited „aliens ineligible for citizenship“ from owning agricultural land or possessing long-term leases over it, but permitted leases lasting up to three years. It affected the Chinese, Indian, Japanese, and Korean immigrant farmers in California. Implicitly, the law was primarily directed at the Japanese. […] The law was meant to discourage immigration, primarily of Japanese immigrants, and to create an inhospitable climate for immigrants already living in California.

Quelle: California Alien Land Law of 1913

1920 wurde das Gesetz auf Grund des Resultats einer Volksinitative verschärft, weil es die japanische Einwanderung nicht stoppen konnte:

The 1920 Alien Land Law was passed in reaction to the intensification of anti-Japanese sentiment, and to the fact that the 1913 Alien Land Law was doing little to stem Japanese immigration to California.

Quelle: California Alien Land Law of 1913

Ich bin kein Verfassungsrechtler, aber ich glaube dass die Lex Koller das schweizerische Pendant zu diesem Gesetz ist — es aber nicht auf eine bestimmte Ausländergruppe abzielt. Der Gesetzgeber in Kalifornien hingegen formulierte den Gesetzestext aber so aus, dass europäische Einwanderer nicht von ihm betroffen waren:

The laws are widely held to have been discriminatory measures specifically targeting the Japanese, spurred by fears about the increasing number of Japanese immigrants settling in California. The choice to apply the laws only to those aliens ineligible for citizenship rather than to all aliens meant that European aliens would not be affected. Because of this, the bill was decidedly directed at Asians and specifically at the Japanese, who had become a strong presence in the agricultural labor market as well as in the control of farms. The Alien Land Laws were part of a larger trend of attempted discrimination against the Japanese through policy in California during the early 20th century.

Quelle: California Alien Land Law of 1913

Ein wichtiges Faktum, welches uns Somm — in typisch nationalkonservativem Thesenjournalismus — verschweigt:

The Alien Land Laws were invalidated in 1952 by the Supreme Court of California as a violation of the equal protection clause of the 14th Amendment to the United States Constitution […]

Quelle: California Alien Land Law of 1913

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Sonntag, 29. November 2009

Doch kein Greencard-Interview

One last thing; there’s no „Greencard“ (the movie) type interview either. Only thing we had to do was send in two signed letters from non-family members a year later signifying that we were indeed married and living together. Which was kind of a bummer, because my wife and I were excited to reenact that scene from the movie. I even learned the names of all her goddamn face creams.

Quelle: Would you believe I got my wife a greencard in 18 hours? : reddit.com

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Freitag, 13. November 2009

Köppel ist definitiv reif für den Vaterschaftsurlaub

Köppels Editorial in der Weltwoche 46.09 kann man ja nun wirklich kaum ernst nehmen — ich würde es als klaren Tiefpunkt in der Geschichte der Köppelschen Weltwoche klassifizieren:

Die vielen Ausfälle, Pannen und Verspätungen der SBB in letzter Zeit sind nicht das Resultat von schlechtem Management, sondern werden durch Übernutzung und Überlastung verursacht.

Quelle: Editorial: Zuwanderung, Weltwoche 46.09, S. 5.

… … …?! Habe ich jetzt richtig gelesen? Köppel zeigt Verständnis für die SBB? Einen Staatsbetrieb?! Zugleich entlässt er das SBB-Management aus jeglicher Schuld — obwohl einige Medien in letzter Zeit darüber berichtet haben, dass es gerade dieses „Management“ verpasst habe, rechtzeitig und in ausreichendem Mass in den Werterhalt der Infrastruktur zu investieren?

Er erwähnt auch die Staus auf den Autobahnen, um zu folgern, dass das Land übervölkert sei. Nun, Staus und Komplikationen im Zugsverkehr gründen nicht zuletzt doch gerade darauf, dass Leute von Köppels Weltauffassung seit jeher den Steuerwettbewerb zwischen den Gemeinden und Kantonen loben. Dies führt konsequenterweise dazu, dass man eben nicht in der Stadt, sondern auf der grünen Wiese sein Häuschen errichtet, mindestens zwei PKWs anschafft und in Zukunft frisch-fröhlich 10-20 Kilometer auf die Arbeit in die Stadt pendelt.

Hat nicht die Weltwoche gerade in der letzten Ausgabe die 150 besten Gemeinden gekürt und dem Ranking eine möglichst tiefe Steuersatz als Hauptkriterium zu Grunde gelegt? Der Verkehrskollaps ist ein Resultat dieser unsinnigen optimalen Fokussierung auf Dinge, die wirklich zählen im Leben! Wer will schon in 5 Minuten auf der Arbeit sein, wenn er alleine in seinem 3 Meter langem, 2 Tonnen schweren Gefährt eine Stunde im Stau stehen kann? Hauptsache, er bezahlt weniger Steuern.

Thomas Held, Chefdenker des Think Tanks Avenir Suisse, verwies in einer Fernsehdiskussion zum Thema kürzlich auf die japanische Metropole Tokio. Will die Schweiz mit ihren sperrangelweit geöffneten Grenzen zum europäischen Pendant eines asiatischen Models werden?

Herr Köppel, schauen sie, ein Rat unter Freunden: Möchten Sie den Chefredaktorposten nicht lieber abgeben und künftig einen mittelmässigen Blog führen? Ihre Recherchefähigkeiten stempeln Sie zu einem völlig inkompetenten Journalisten.

Zugegeben, Tokio ist eine Millionenstadt — als Moloch würde ich die Hauptstadt Japans aber dann doch wieder nicht bezeichnen. Abgesehen davon sollte die japanische Migrationspolitik gerade Sie zu impulsiven Freudentänzen verleiten: Ist es nicht Allgemeinwissen, dass die Japaner in Asien wohl die rigideste Migrationspolitik verfolgen (abgesehen vielleicht von Nordkorea), um ihr Volk und ihre Kultur möglichst homogen zu halten?

Und hier hat Sie dann wohl ihr Baby vom Beenden des Satzes abgehalten:

… Trotz komfortablen Mehrspurtunneln staut sich der Verkehr. Da es an bebaubaren Zonen fehlt, wurden seelenlose Wohnquartiere. Thomas Held, …

Hä?

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