Posts Tagged ‘Sprache’

Freitag, 14. April 2023

Taiwan romanisiert anders als die Volksrepublik China

Wer sich mit der chinesischen Sprache beschäftigt, kommt zwangsläufig mit (Hanyu) Pinyin in Kontakt: Es handelt sich dabei um eine Alphabetschrift, die uns im Westen erlaubt, chinesische Zeichen und Begriffe in lateinischer Schrift zu schreiben und (fast noch wichtiger) mehr oder weniger korrekt auszusprechen. Diese Konversion von chinesischen Zeichen in das lateinische Alphabet nennt man auch „Romanisierung“.

Nebenbemerkung: Es gibt auch den umgekehrten Weg: Das Japanische bedient sich der Lautschrift Katakana, um Fremdwörter in den japanischen Wortschatz aufzunehmen. Liest ein Japaner die Katakana-Zeichen „スイス“, so weiss er, dass das Wort als „Su-i-su“ ausgesprochen werden muss. Es handelt sich dabei um den Namen für die Schweiz. Genial! Dies erlaubt es, immer wieder neue Fremdwörter in den Wortschatz aufzunehmen, ohne ständig neue Schriftzeichen dafür erfinden zu müssen.

Pinyin wird in der Volksrepublik China seit 1956 verwendet. Wenn man aber nach Taiwan reist, merkt man mit Blick auf Schilder, Wegweiser und Plakate, dass hier nicht Pinyin angewendet wird!

Taipei, die Stadt im „Norden“ (chinesisch: bei), schreibt man mit „p“ anstelle mit „b“ (wie in Beijing, die „nördliche Hauptstadt“).

Was läuft denn da? Taiwan wandte früher die Wade-Giles Romanisierung an, welche folgende Unterschiede zu Pinyin aufweisen:

What’s the difference between Wade-Giles and Pinyin?

(Um es noch verzwickter zu machen: Zwischen 2002 und 2008 war Tongyong Pinyin der offizielle Standard zur Romanisierung in Taiwan, mittlerweile sollte Hanyu Pinyin verwendet werden).

Wo das (unter anderem) eine Rolle spielt: Der Ledigname meiner Frau ist Pai. Bei Nachfragen erzählt sie jeweils, dass ihr Familienname im chinesischen als 白 geschrieben werde und das dem Zeichen der Farbe „weiss“ entspreche (wäre sie Schweizerin, hätte ich somit Frau Wyss geheiratet …). In Pinyin wird er als bái (Wikipedia) geschrieben. Bei Wade-Giles hingegen eben pai.

Andere Beispiele sind die Taiwanesischen Familiennamen Tsai und Hsu — in Pässen der Volksrepublik China würden Leute mit diesen Familiennamen als Cài (Wikipedia) und (Wikipedia) romanisiert.

Ja, ich bin mir bewusst, dass die vier Töne im Hanyu Pinyin nicht abgedruckt werden.

Tags: , , , , , , , ,
Labels: Reisen

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 15. Januar 2019

Der mysteriöse Ohio-Dialekt

The Anglo ethnos reached its zenith in the wake of World War II, during which many social groups were intermixed in the military and their more intelligent members were allowed to become educated and to advance socially by the GI Bill.

Fantastic potential was unleashed when privilege—the curse of the Anglo ethnos since its inception—was temporarily replaced with merit and the more talented demobilized men, of whatever extraction, were given a chance at education and social advancement by the GI Bill. Speaking a new sort of American English based on the Ohio dialect as a Lingua Franca, these Yanks—male, racist, sexist and chauvinistic and, at least in their own minds, victorious—were ready to remake the entire world in their own image.

Quelle: Dmitry Orlov in The Five Stages of Collapse, 2019 Update

Was zum Teufel ist der „Ohio Dialect“? Leider finden sich mit Google nicht viele Hinweise darauf. Meint Orlov das Midland American English? Meint er den Cleveland Dialect? Bezeichnen beide ein- und dasselbe?

Tags: , , , , , ,
Labels: USA

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Freitag, 11. Juni 2010

Quasselnde Oberschicht

The book connects language use at home with socioeconomic status. According to its findings, children in higher socioeconomic homes hear an average of 2,153 words an hour, whereas those in working-class households hear only about 1,251; children in the study whose parents were on welfare heard an average of 616 words an hour.

Quelle: Your Brain on Computers – Plugged-In Parents – NYTimes.com

Tags: , ,
Labels: Allgemein

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Donnerstag, 3. Juni 2010

Berns Fussgängerinnenstreifen

Und das Gespött der Schweiz dürften sie nach der neuesten Veröffentlichung der rot-grünen Berner Stadtregierung auch nicht mehr sein. Denn diese hat im eifrigen Bestreben um politische Korrektheit den «Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung» herausgegeben. Und darin hat das Wort «Fussgängerstreifen» keinen Platz mehr. Das ist aus ihrer Sicht keine geschlechtergerechte Formulierung und sollte tunlichst vermieden werden. Stattdessen sollen die städtischen Angestellten künftig das Wort «Zebrastreifen» verwenden.

Quelle: 20 Minuten Online – Bern verbietet Fussgänger-Streifen – Bern

Genau aus solchen (leider ernstgemeinten!) Fürzen bin ich vor einigen Jahren aus der SUB ausgetreten. Nun ist also die Stadt Bern dran. Austreten kann man aus dieser nicht, aber immerhin wohne ich dort nicht und bezahle folglich auch keine Steuern, die für solch unnützen Scheiss ausgegeben werden. Man könnte wirklich meinen, wir hätten sonst echt keine anderen Probleme!

Via: Raffi

Tags: , ,
Labels: Bern, Politik

1 Kommentar | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 11. April 2010

Wirtschaftsstudenten und ihre Anglizismen

Unübertroffene Anpassungskünstler sind diesbezüglich die Wirtschaftsstudenten. Wenn sie imponieren möchten, dann verwenden sie mindestens zwei Anglizismen pro Satz, auch wenn ein deutsches Wort ebenso gut funktionieren würde. «Organizational behaviour», «empowerment» oder «core competency» klingen einfach professionell. Wer dagegen bloss von «Kernkompetenzen», «Ermächtigung» und vom «Verhalten der Belegschaft» spricht, dem hört man viel schneller an, dass dahinter eher Esoterik steckt als eine wirklich gute Idee.

Quelle: Das Kauderwelsch der Klugschwätzer

Seit mehreren Jahren bin ich bestrebt, das Englisch aus meinem Wortschatz fernzuhalten — jedenfalls dann, wenn ich zu Normalsterblichen spreche. In der IT-Branche ist das Englisch leider (?) übermächtig.

Nächste Woche werde ich an der Diplomfeier der HSG hoffentlich die Gelegenheit haben, die Gattung der Anglizismus-Geilen näher studieren zu können.

Im Grunde schiessen aber tatsächlich die Herren Kollegas mit ihrer ach so „adäquaten“ Sprache den Vogel ab:

Aber noch schlimmer sind die Juristen. Die setzen ursprünglich deutsche Worte so zusammen, dass sie frühestens nach acht Semestern Studium Sinn machen. «Sachgedankliches Mitbewusstsein» oder «Restfreiwilligkeit» sind solche Unworte. Um mit in die Alltagssprache übernommen zu werden, sind diese aber zu sperrig. Angehende Juristen verraten sich eher dadurch, dass sie das Wort «adäquat» benutzen, als hätten sie es schon im Kindergarten gelernt.

Tags: , , , , ,
Labels: Allgemein

1 Kommentar | neuen Kommentar verfassen

Montag, 5. April 2010

Die Romands und ihre Mühe mit dem Schweizerdeutsch

Weshalb aber tun sich viele Romands mit den Deutschschweizer Mundarten so schwer, während andere Minoritäten wie die Tessiner, die Italienischbündner und die Rätoromanen – und viele Immigrantengruppen – damit keine unüberwindbaren Probleme bekunden?

Quelle: Die Romands und das Schweizerdeutsch (Schweiz, NZZ Online)

Das habe ich mich auch schon mehrmals gefragt … und keine Antwort darauf gefunden. Der Autor des NZZ-Artikels vermutet folgenden Grund:

Die Schwierigkeiten vieler Romands mit den Deutschschweizer Mundarten stammen auch daher, dass die welsche Schweiz – wie der Grossteil der frankofonen Welt – ihre eigenen Dialekte weitgehend ausgemerzt hat. Es fehlt den meisten Romands deshalb am Verständnis dafür, dass Dialekte nicht etwa korrumpierte Formen einer «richtigen» Sprache darstellen; sie verkennen also, dass Dialekte selbst «richtige» Sprachvarianten sind, die aber aus geschichtlichen Gründen nicht den Status einer geschriebenen und über eine enge Region hinaus verbreiteten Sprache erlangt haben.

Tags: ,
Labels: Schweiz

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 13. Oktober 2009

Baaseldytsch

Es muss mal gesagt werden: Niemand ausser den Baslern ist der Meinung, ihr Dialekt höre sich auch nur im Ansatz sympathisch an. Wer Baseldeutsch spricht, ist in erster Linie ein Clown. Und in zweiter Linie zum Ohrenzuhalten.

[…] Herrn Kreis zuzuhören ist etwa so, wie wenn jemand mit den Fingernägeln über die Wandtafel kratzt.

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Georg Kreis‘ sprachliches Baslerdialektgewürge

Schön, dass so etwas auch einmal in der Blogosphäre aufgenommen wird – wo sonst als hier hätte man einen solchen Zerriss eines Dialekts und seinem wichtigsten Protagonisten gelesen?

Tags: , , ,
Labels: Allgemein

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 28. Juni 2009

Nominal- oder Verbalstil?

[Hans-Rudolf] Merz‘ Sätze sind sehr schlicht aufgebaut. Oft reiht der Appenzeller einfach Sachverhalte aneinander. Selten verknüpft er die Sätze kausal. Es dominiert der sogenannte Nominalstil, der wegen seiner vielen Substantive schwerfällig wirkt. Typisch sind Wendungen wie „Die Gefahr ist gross“ oder „Die Globalisierung erreicht…“

Gerne formuliert Merz so, dass der Urheber einer Handlung oder eines Sachverhalts nicht klar benannt wird. Beispiel: „Die Ausgaben des Bundes erhöhten sich.“ Rhetorisch und politisch sind solche Sätze eine Todsünde. „Wer so formuliert, legt sich nicht genau fest“, sagt Sprachforerscherin Ebling.

Wortwahl, Satzaufbau und die formelhaften Wendungen erinnern „stark an Behördensprache“, bilanzieren die Forscher.

Quelle: SonntagsZeitung, 28. Juni 2009, „Sehr nüchtern und ohne Emotionen“, S. 15.

Und was stand in den Anmerkungen zu meiner Lizentiatsarbeit? Genau:

besser Verbalstil als Nominalstil

*hmpf*

Tags: , , ,
Labels: Medien, Politik, Schweiz

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Dienstag, 31. März 2009

Ortograffie bei Newsnetz

Bei den Einbrüchen über den vergangenen Jahreswechsel erbeutete das Trio in wechselnder Zusammensetzung Laptopbs und einen Beamer im Gesamtwert von rund 60’000 Franken. Das Deliktsgut wurde unterdessen vollumfänglich sichergestellt und der Schule zurückgegeben.

Quelle: Teenager machten in Schulhäusern Beute für 60’000 Franken – News Zürich: Kanton – tagesanzeiger.ch

„ep“, lern mal schreiben!

Tags: ,
Labels: Medien

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen

Sonntag, 7. Dezember 2008

Von Gutmenschen

Heute gings von Basel SNCF aus nach Strasbourg. Dass die Jungs hier in der schweizerischen Rhein- und Chemiestadt einen doch eher kurligen Dialekt sprechen, wissen wir spätestens seit Federer, Ospel und den alljährlichen Schnitzelbänken zu genüge. Da es der Zufall wollte, dass mein Ausflug nach Basel mit dem 6. Dezember, dem „Sankt Nikolaus“-Tag (als Berner würde ich sagen: Samichlaus!), zusammenfiel, entdeckte ich an der MIGROS-Auslage am Bahnhof Grättimänner. Mensch, das heisst doch Grittibänz!

Um 11.30 Uhr in Strasbourg angekommen, gönnten wir uns in einer der vielen Bäckereien einen Grättimann. Doch oh schreck – hier hiess dieses Gebäck nun plötzlich Bonhomme. Gutmensch? Davon sprechen also Smythe, Winkelried und rechtsbürgerliche Kreise also, wenn sie ihren Missmut über rote und grüne Socken zum Besten geben. Nun gut, dann bin ich nun halt in deren Augen ein Grittibänz …

A propos: Im altehrwürdigen Elsässerdeutsch („Winstub“ ist mein Lieblingsbegriff) heisst der Grittibänz doch tatsächlich Männele

Nachdem ich mit Melanie ein wenig über die (wahre) Bedeutung von Bonhomme gesprochen habe (bedeutet soviel wie „der Typ da“, „dr Töggu“ etc.), erwähnte sie auch den Begriff false friend. Damit bezeichnet man falsche Übersetzungen eines deutschen Muttersprachlers, der sich im englischen Versucht. Bestes Beispiel: Kein englischsprachiger Zeitgenosse wird hinter einem undertaker einen Unternehmer vermuten …

Tags: , , ,
Labels: Funny

Keine Kommentare | neuen Kommentar verfassen