Posts Tagged ‘Ukraine’

Sonntag, 4. Februar 2024

„The pax americana seems to be ending“

Sehr guter Artikel des Historikers Niall Ferguson in Bloomberg News: The US and Europe Risk Flunking Geopolitics 101 (Paywall).

Unter anderem beschreibt er die drei Defizite des Amerikanischen Imperiums (als Nachfolger des Britischen Empire):

  • Economic deficit. Die USA sind überall auf der Welt verschuldet.
  • Manpower deficit. Amerikaner haben kein Bedürfnis, jahrelang in fremden Ländern mit niedrigen Lebensstandards zu verbringen.
  • Attention deficit. Wähler und Politiker verfügen nur über eine kurze Aufmerksamkeitsspanne von wenigen Jahren. Ist ein ausseramerikanisches „Problem“ bis dann nicht „gelöst“, zieht die Karawane weiter.

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Dienstag, 16. Januar 2024

„Friedensgipfel“ hat jetzt eine neue Bedeutung

Seit Wochen geistert in den Medien im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine immer wieder das Wort „Friedensgipfel“ herum. SRF hat eine solche Nachricht schon am 11. Dezember gebracht (damals unter dem Begriff „Friedensgespräche“), heute war DER SPIEGEL dran.

Wer von diesen Artikeln aber nicht nur den Titel liest, wird irgendwo tief im Text vergraben dann erkennen müssen, dass die Verkünder des „Friedensgipfels“ etwas völlig anderes darunter verstehen, als Otto Normalverbraucher: Ein Treffen der Ukraine mit seinen Verbündeten. Die Teilnahme Russlands steht nicht zur Diskussion:

und [Selensky] ließ damit durchblicken, dass eine Einladung Russlands nicht geplant ist.

Quelle: Russlands Angriffskrieg: Schweiz will Friedensgipfel für Ukraine ausrichten

Und so findet man sich in 1984 wieder, wo Begriffe eine völlig neue, oft die gegenteilige Bedeutung erfahren. Kann es wirklich einen Friedensgipfel geben, wenn nicht beide Kriegsparteien an einem Tisch sitzen, um über einen Waffenstillstand, wenn nicht sogar einen Frieden zu verhandeln?

Wenn es aber wie hier eher darum geht, dass Ukraine seine westlichen Verbündete um sich schart, um weiterhin mit Waffen und Abermilliarden unterstützt zu werden, damit der Krieg weitergeht — sollte man dann nicht eher von „Kriegsgipfel“ sprechen?

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Sonntag, 5. November 2023

Die goldene Regel für Kriegspropaganda auf Social Media?

After almost two years observing this war I have a rule – if the Ukrainians have something good to show they’ll show it in perfect 4K, with no cuts or edits. If they’re not doing that, they’re getting their asses kicked.

Quelle: Armchair Warlord (ArmchairW) am 3. November 2023, 04:07 Uhr, auf Twitter

Genial einfach — und da könnte tatsächlich viel daran sein.

Ich glaube aber, dass es nicht nötig ist, das spezifisch auf die Ukraine einzuschränken. Alle machen das so — ob gut, oder böse, ob Ukrainer, Russen, Hamas, Hezbollah oder Israelis.

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Sonntag, 10. September 2023

Presseschau Krieg in der Ukraine (September 2023)

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Montag, 28. August 2023

Presseschau Krieg in der Ukraine (August 2023)

Fazit: Das ganze Spektrum an Meinungen, Einschätzungen und Prophezeiungen wird abgedeckt. Noch ist alles offen, es kann in die eine oder andere Richtung gehen …

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Montag, 28. August 2023

Ukraines Diversität fassbar machen

Aber die Politik des Westens basiert auf einem großen Irrtum: dass es ein Volk der Ukrainer gäbe, eine nationale Identität. In Wahrheit gibt es die Krim, die Ost- und die West-Ukraine. Die Krim, einst Land der Tataren, kam erst in den 50er Jahren durch ein „Geschenk“ des russischen Staatschefs Chruschtschow zur Ukraine. Die West-Ukraine besteht größtenteils aus ehemaligen polnischen Gebieten, allesamt römisch-katholisch. Und die Ost-Ukraine, überwiegend russisch-orthodox, liegt auf dem Gebiet der Kiewer Rus, dem einstigen Kerngebiet Russlands.

Quelle: Altkanzler Helmut Schmidt (95, SPD) über Europa und die Ukraine-Krise (16. Mai 2014)

Eine kritische Replik blieb nicht lange aus. Der FOCUS brachte am 21. Mai 2014 Osteuropa-Forscher zu Wort: Helmut Schmidt sagt: Die Ukraine ist keine Nation! Stimmt das überhaupt?. Als Schweizer versteht man die Kritik sofort: Es kann auch (langlebige und prosperierende) Willensnationen geben, die sich aus unterschiedlichen Ethnien zusammensetzen.

Obwohl ich bereits wusste, dass man an Hand der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2014 die Ukraine in pro-westlich und pro-russisch gesinnte Oblasten unterscheiden kann, war mir nicht geläufig, dass die Leute im Westen der Ukraine katholisch sind, und nicht orthodox. Aber: Die Karte im Wikipedia-Artikel Religionen in der Ukraine relativiert Schmidts Aussage auch gleich wieder — ich hätte erwartet, dass die ganze Westukraine purpur eingefärbt ist, und nicht nur zweieinhalb Oblasten.

A propos: Noch was gelernt: Das ist die Westukraine. Ich war immer der Meinung, alles westlich von Donezk und Luhansk als Westukraine bezeichnet wird. Falsch! Es sind „nur“ die Oblaste Tscherniwzi, Iwano-Frankiwsk, Lwiw, Ternopil, Transkarpatien, Wolhynien und Riwne (Karte).

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Sonntag, 4. Juni 2023

Fake News: Sagt Lindsey Graham wirklich „The Russians are dying. The best money we’ve ever spent“?

Gemäss dem Video, veröffentlicht vom Büro des Ukrainischen Präsidenten (!), sagt Lindsey Graham (R–SC):

Wolodymyr Selenskyi: Free or die?

Lindsey Graham: Free or death.

Selenskyi: Now we are free. And we will be.

Graham: And the Russians are dying. […] And it’s the best money we’ve ever spent.

Selenskyi: Thank you so much.

Zu gut um Wahr zu sein! Als ich das Video zum zweiten Mal schaute, fiel mir auf, dass der Blinkwinkel der Kamera zwischen den zwei gemäss Video aufeinanderfolgenden Aussagen Lindsey Grahams wechselt.

In Zeiten der Kriegspropaganda in sehr wichtiges Indiz, das Gesagte genau zu analysieren. Und siehe da:

The video representing the remarks in that way had been edited and released by Ukraine’s presidential office.

Gemäss Did Lindsey Graham Say, ‚The Russians Are Dying — It’s the Best Money We’ve Ever Spent‘? lief die Konversation so ab:

Selenskyi: Yes, it’s very important, so we appreciate for… We know that from (inaudible) we have total support. It’s $38 billion, and big, big support. Very important.

Graham: It’s the best money we’ve ever spent.

Erst viel später (45 Sekunden nach der Geld-Aussage) wird die Aussage „And the Russians are dying.“ geäussert.

Interessanterweise hätte ich eher erwartet, dass die russische Kriegspropaganda das Gespräch so zusammenschneidet, damit es am besten in deren Narrativ passt. Aber nein: Das Video kam vom Büro des Ukrainischen Präsidenten. Wäre Russland der Urheber des Zusammenschnitts gewesen, wäre das Ziel gewesen, die Heimatfront anzustacheln („Die wollen uns alle umbringen. Der Krieg ist gerechtfertigt und sinnvoll!“). Da aber die Ukraine der Urheber des Zusammenschnitts ist, verfolgt diese Kriegspartei mit dem Video meiner Meinung nach folgendes Ziel: „Seht her, der berühmte Amerikaner sagt, dass die Russen am Sterben sind. Ergo: Wir sind am gewinnen! Habt Ausdauer und Vertrauen, alles wird wieder gut. Wir schaffen das!“

A propos: Russlands Reaktion.

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Dienstag, 18. April 2023

Ist die russische Armee jetzt (von uns eher ungewollt) NATO-kampferprobt?

Seit gefühlt vierzehn Monaten erklären uns die westlichen Medien, dass der Kollaps der russischen Armee, ja sogar Russlands (politisch, wie wirtschaftlich), kurz bevorstünde.

Dutzende „Experten“ haben sich bereits mit ihren allzu präzisen Prophezeiungen selbst ins Abseits manövriert.

Merke: Wenn man als „Experte“ Voraussagen macht, dann bitte den Zeitpunkt möglichst vage benennen (oder gleich ganz weglassen). Tritt die Prophezeiung nicht ein, hat man nichts zu befürchten. Ansonsten wird es für Umstehende offensichtlich, wenn man von der Sache offenbar doch nicht so viel versteht, als man vorgibt.

Wie kritisch die Lage in Russland sowohl militärisch, politisch wie auch wirtschaftlich wirklich ist, kann ich nicht beurteilen. Sowohl die Auffassung, die Russen würden innert drei Kriegstagen Kiev erreichen, erobern, und die Ukraine unter ihre Kontrolle bringen, als auch der Kollaps der russischen Armee bis spätestens Anfangs April 2022, erwiesen sich als kreuzfalsch.

Doch als ich kürzlich ein wenig über den nicht enden wollenden Krieg Russlands in der Ukraine nachgedacht habe, realisierte ich etwas: Gehen wir davon aus, dass die russische Regierung langfristig denkt und sich bewusst ist, dass ein Konflikt mit der NATO in sagen wir den nächsten zehn Jahren unausweichlich ist. Ist der Ukraine-Krieg — trotz der horrenden Verluste an Mensch und Material — unter diesem Aspekt nicht ein optimaler Trainingsfall? So makaber das klingen mag.

Lernt die russische Armee hier gerade in der Praxis, wie die NATO kämpft, wie stark das NATO-Kriegsgerät ist, wo dessen Schwachstellen liegen, und ob und wie die russische Armee es mit diesem Gegner aufnehmen kann, wenn der Ernstfall eintritt? Denn wir müssen uns im Klaren sein, dass die Ukrainische Armee seit spätestens 2014 nicht nur von den Waffenhändlern der NATO ausgerüstet, sondern auch von NATO-Militärs ausgebildet wird. Fernziel: Die ukrainische Armee mit der NATO kompatibel machen, damit das Land schlussendlich problemlos in das Bündnis integriert werden kann.

Ist der Ukraine-Krieg somit der Ernstfalltest, ob und wie die russische Armee gegen die NATO bestehen kann, ohne direkt mit der NATO kämpfen zu müssen?

Ein kürzlich erschienener Artikel erwähnt die NATO zwar mit keiner Silbe: The Russians Keep Evolving: Building a Foundation to Counter Russian Adaptation. Aber der Autor anerkennt, dass die russische Armee wie auch die Gruppe Wagner nicht statisch agieren, sondern ihre taktische, operationelle und strategische Vorgehensweise durchaus anzupassen vermögen, und angepasst haben.

Der Optimist wird nun sagen, dass die Ukraine und die NATO-Staaten Russland derart geschwächt haben, dass in den nächsten Jahren von Russland nichts mehr zu befürchten ist. Pessimisten hingegen werden darauf hinweisen, dass wir es auf russischer Seite nun mit Veteranen (Soldaten, wie auch Führungspersonal) zu tun haben, die den Gegner nun mit erprobten Mitteln zumindest hinhalten, wenn nicht sogar erfolgreich schlagen können.

PS: Eines ist sicher: Auch die NATO schaut garantiert ganz genau hin und versucht, ihre Militärschulung entsprechend auf die Fähigkeiten und Taktiken der russischen Armee anzupassen. Ob und wie viele ukrainische Veteranen aber überleben werden, die in einem weiteren, zukünftigen Ernstfall einsatzfähig sein werden, muss sich noch zeigen. Selbstverständlich gilt dies auch für die russische Armee — beide Seiten scheinen horrende Verluste vorzuweisen.

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Sonntag, 5. Februar 2023

Die traurige Wahrheit hinter jedem Krieg

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Montag, 23. Januar 2023

Bomben für den Frieden

Die Lieferung sei dringend nötig, «um die russische Aggression zu stoppen, der Ukraine zu helfen und den Frieden in Europa schnell wieder herzustellen», teilte am Samstag der lettische Aussenminister Edgars Rinkevics mit.

Quelle: Deutsche Panzerdebatte: Welche Rolle spielen amerikanische Rüstungsinteressen?

Wie sagte die Generation unserer Mütter und Väter damals so schön:

Bombing for Peace Is Like Fucking for Virginity

Faszinierend, wie die schweizerischen Rot-Grünen, welche bis zum 23. Februar 2022 die hiesige Waffenindustrie vernichten und die Armee abschaffen wollten, nun danach geifern, Waffen in den Osten zu liefern:

Ein Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf (paraphrasiert): Wir sollten die Politiker, die Waffenlieferungen fordern, in eine Uniform stecken und mitsamt den Waffen an die Front schicken.

Ich lebe in einem Orwellschen-Alptraum.

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