Archiv 6. Juni 2007

Mittwoch, 6. Juni 2007

Wir unechten Liberalen werden immer mehr

Hilfe, schon wieder so ein unechter:

[…] Der Gewerbler, der beim Bauern Randen kauft, diesen wäscht, kocht und weiterverkauft, wird zum potenziellen Subventionsbezüger. Der Metzger, der sein Schlachtvieh beim Bauern kauft, kriegt vom Staat zinsfreie Darlehen. Dass Letzteres genau so verstanden wird, machte Rolf Bütiker (fdp, SO) klar, der die Geneseis der neuen staatlichen Förderquelle mit Interesse verfolgte: Aus Sicht der Fleischverarbeiter sei die neue Giesskanne noch „zu käselastig“, befand Bütiker als beckennender Lobbyist der Schweizer Fleischfachverbände.

Quelle: Der Bund, 7. Juni 2007, „Die Käserei in der Vehfreude freuts“.

Dies als kleine Replik auf Smythes Spruch, den er von Köppel und dieser wiederum bei Reagan ausgelehnt hat (ich finde ihn Klasse!):

Government’s view of the economy could be summed up in a few short phrases: If it moves, tax it. If it keeps moving, regulate it. And if it stops moving, subsidize it.

Quelle: Ronnie Rules

Was lernen wir aus dem Vergleich der beiden Text-Passagen? Keiner, und sei es noch so ein „liberaler“, scheint sich dem verlockenden Honigtopf fernhalten zu können.

Und übrigens, falls sich Köppel jemals ausführlich dem Thema „Subventionen in der schweizerischen Landwirtschaft“ annimmt, … nun … nun dann abonniere ich das Käseblatt für ein ganzes Jahr. Oder noch besser: Ich suche jemanden, der es mir subventioniert!

Details

Wer sich für Details interessiert, lese Büttikers Votum im Wortprotokoll nach (Schon online? Das ging aber zackig! – „teilweise Heiterkeit“, einfach köstlich):

Wenn wir die Bergebiet-Lösung anstreben, verstärken wir diese Verzerrungen zwischen dem Flachland und dem Berggebiet. Das gibt Abgrenzungsprobleme. Wenn man dann noch die Produktekette anschaut, wo es unterschiedliche Wertschöpfungsanteile gibt, gibt es hier Probleme. Es wird auch Probleme geben – das ist die Schwäche des Antrages der Mehrheit -, denn die Betriebe müssen mindestens die erste Verarbeitungsstufe umfassen. Das mag ja bei den Käsereien richtig sein. Ich finde, die Ausrichtung der ganzen Geschichte ist etwas „käsereilastig“. Deshalb könnte das natürlich in den anderen Bereichen, im Fleischbereich (teilweise Heiterkeit) – ja, er ist ja mehrmals angesprochen worden – zu Problemen führen.

Quelle: Büttiker Rolf (RL, SO)

Wer noch nicht genug hat, liest noch die Worte von Vorredner Frick, dann stehen einem endgültig die Haare zu Berge:

Da sind wir mit zwei Prinzipien konfrontiert, die uns in ein Dilemma bringen können. Das eine betrifft die Ordnungspolitik: Mit rigider Ordnungspolitik brauchen wir keine Unterstützung der Landwirtschaft mehr, können wir die Landwirtschaftspolitik abschaffen. Aber es gibt auch andere Prinzipien: In der Landwirtschaft braucht es eben auch Waffengleichheit. Um dieses Prinzip geht es bei diesen Bestimmungen.

Quelle: Frick Bruno (C, SZ)

Labels: Politik

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Mittwoch, 6. Juni 2007

Wie heutzutage US-Präsidenten gemacht werden

  • „Popular“ candidates are placed toward the center of the stage. The few true liberals and true conservatives are positioned on the outskirts.
  • The majority of questions, though distributed somewhat evenly, are always guided back to the candidates of choice.
  • The „popular“ candidates are given far more time to speak than all other candidates.

Quelle: Corporate Media Has Decided The 2008 Election For Us

Besonders eindrücklich ist die Grafik mit den zugebilligten Sprechzeiten. Die „Spitzenkandidaten“ sowohl der Republikaner als auch der Demokraten erhalten am meisten Zeit, zu antworen.

Dennoch möchte ich vor voreiligen Schlüssen abraten: Es ist wie immer die Frage mit der Henne und dem Ei. Haben die Medien die Spitzenkandidaten erst durch ihre Hervorhebung gemacht, oder waren sie es schon vorher?

Ein kleines Beispiel aus der Sportwelt: Die meisten meiner Leser werden wohl wissen, dass unsere Fussballnationalmanschaft … nun ja … rechnet wirklich jemand damit, dass diese die EM gewinnen? Eben. Ich glaube deshalb nicht, dass es irgendein ARD- oder BBC-Zuschauer verstünde, wenn die Sender die Schweizer Nati in einer einstündigen Sondersendung porträtierten – und die Nationalelf aus England, Frankreich etc. in fünfminütigen Beiträgen abspiesen. Auch Journalisten wählen aus, und wie im Wahlkampf so auch im Sport diejenige Person/Mannschaft, die die grössten Chancen auf einen Gewinn hat (was nicht heissen soll, nur die Top-Elite zu zeigen – manchmal schafft es ja auch ein Newcomer aus dem Mittelfeld an die Spitze. Die Schweizer Nati aber garantiert nicht!).

Ist die Situation im US-amerikanischen Wahlkampf derart anders gelagert? Ich denke nicht. Auch wenn ich Ron Paul wegen seiner Unkonformität mag – seine Chance in die Endauswahl zu kommen ist mehr als gering. Dank dem Internet wird er aber nicht wie viele Leute zuvor nicht ungehört in die Geschichte der Wahlkämpfer eingehen. Das ist der grosse Unterschied zu früher.

Labels: Medien, Politik, USA

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Mittwoch, 6. Juni 2007

Die OPEC droht

Das Erdöl-Kartell Opec versucht den Westen unter Druck zu setzen: Sollten die Staaten weiter auf Biotreibstoffe setzen, könne die Opec weniger in ihre Ölanlagen investieren. Die Ölpreise würden dann „durch die Decke“ gehen, warnt der Generalsekretär.

Quelle: Opec warnt Westen vor Biosprit-Investitionen

Na, in dem Falle: Jetzt erst recht, zu verlieren haben wir ja sowieso nichts mehr. Wenn die Ölscheichs schon jetzt nicht fähig sind, mit den Abermilliarden, die wir Ihnen in den letzten Jahrzehnten geschickt haben, ihre Anlagen in Schuss zu halten, wie wird das erst, wenn „Peak Oil“ auf voller Breite einsetzt und die Förderung von Erdöl deutlich aufwändiger wird, um schlussendlich ganz zu versiegen?

Biotreibstoffe – Rettung des Status Quo?

Wobei ich mich überhaupt nicht hinter Biotreibstoffe stelle: Wer nur etwas Ahnung von den komplexen Zusammenhängen der Landwirtschaft hat, weiss, dass das mit den Biotreibstoffen nur solange gut geht, als wir immer noch über billige Erdölimporte verfügen. Versiegen diese oder werden zu teuer, setzt eine verheerende Abwärtsspirale ein:

  • Dünger und Pestizide beruhen hauptsächlich auf Erdöl – direkt oder indirekt (!). Je weniger Dünger, je weniger Pestizide, desto weniger Ertrag werfen die Felder ab. Von der Bewirtschaftung von hunderten Hektar grossen Felder wage ich gar nicht erst zu sprechen – dies geschieht nämlich mit Landmaschinen, und die … schlucken ebenfalls Benzin.
  • Durch die hohen Treibstoffkosten wird der Transport von Weizen, Raps & Co. aus allen Herren Länder an den Bestimmungsort immer kostspieliger.
  • Die Verwertung von pflanzlichen Produkten für die Tierzucht wird Fleisch und Milchprodukte äusserst teuer machen.
  • Verringert sich der Import von Nahrungsmitteln, muss der Ausgleich von der inländischen Landwirtschaft besorgt werden. Für Biotreibstoffe bleibt dann weniger oder nichts übrig – zuerst muss die Bevöklerung ernährt werden.
  • Durch die Klimaerwärmung kann es in hochproduktiven Agrarregionen zu einer abnehmenden Ertragsentwicklung kommen. Da der Ausgleich durch Import nicht mehr gegeben ist, haben Missernten auch im Westen wieder einen deutlich stärkeren Effekt – fast wie früher …

Hirngespinste? Polemik? Völlig überdrehte Schreckensszenarien? Ich hoffe es doch schwer.

Fazit

Ich wünsche, dass diese Kausalkette nie eintreten wird, bin aber trotzdem der Meinung, dass es äusserst spannend wäre, eine solche Entwicklung mitzuerleben (jedenfalls anfänglich).

Ich bin aber äusserst nüchtern: Meine Generation McDonalds wäre schlicht nicht fähig, mit Ressourcenmangel umzugehen, davon bin ich überzeugt.

Es wäre folglich besser, wenn man mit dem Worst-Case rechnen und alle nur erdenklichen Massnahmen treffen würde, um den „Impact“ auf unsere Gesellschaft so gering als möglich zu halten.

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