Donnerstag, 13. Dezember 2007, 2:58 Uhr

Die Weltwoche hat Kurs aufgenommen

Am Mittwoch-Abend zeigte ich mich äusserst gespannt, wie das SVP-Kampflatt auf die Abwahl ihrer Ikone reagieren würde. Ab sofort ist klar, auf wen die SVP-Mitglieder einzuschlagen haben: Niemand anderes als die CVP ist am Debakel schuld – die Verräter vom 12. Dezember werden hart dafür büssen müssen … „Die Endgültige Lösung der CVP-Frage?“ In vier Jahren bei den nächsten Nationalratswahlen.

Kurzzusammenfassung

  • Die CVP ist zu blöd, um das Komplott in dieser taktischen Güte wirklich geplant zu haben. Betriebsunfall.
  • Die CVP hat ihre Seele an die Linken verkauft.
  • Die CVP hat den kurzfristigen Erfolg gewollt und wird in ihren Stammlanden längerfristig viele Wähler an die SVP? verlieren.
  • Die SVP hat sich mit Gadient und Hasslers Ausschlüssen aus den Kommissionen eine kleine Schnittwunde zugeführt. Diese war nicht matchentscheidend, hat aber einen Einfluss auf die anderen bürgerlichen Parteien gehabt.
  • Die linken Medien haben auch noch ihr Stückchen zur Abwahl beigetragen

Einige kommentierte Auszüge aus dem Artikel Ins Komplott gestolpert:

Die neue Bundesrätin

Zuerst einmal demontieren wir Frau Widmer-Schlumpf. Da sie sich anscheinend in ihrer Tätigkeit als Regierungsrätin kaum etwas zu schulden hat kommen lassen, drischt man halt einfach auf ihren Pappi ein – diese Vorgehensweise kennt man ja längst aus dem SVP-Repertoire; Stichwort: Sippenhaft für ausländische Straftäter. Wenn der erwachsene Sohn etwas verbockt, schafft man die ganze Familie zurück ins Heimatland:

Da Schlumpf als ein gemütlicher, harmloser und teurer Bundesrat (Vereina-Tunnel) in die Geschichte eingegangen ist, dürfte das genügt haben, die Tochter für hervorragend zu halten.

Figgumühli dank dem Seisler

Ebenso wenig hat sich die CVP Gedanken darüber gemacht, wie sie sich verhalten sollte, wenn Widmer-Schlumpf die Wahl ablehnt, wie das ihre Partei von ihr verlangte. Würde dann Schwaller kommen? In der CVP, so wird versichert, habe man nur entschieden, in einem solchen Fall noch einmal zusammenzusitzen.

Vielleicht ist die CVP wirklich so naiv und unvorbereitet in den Kampf gezogen, wie es uns Somm weis machen will. Fakt bleibt: Selten haben Zauberlehrlinge ein solches Debakel (der Autor nennt es treffenderweise „Betriebsunfall“) angerichtet.

Will Widmer-Schlumpf nun doch nicht, kommt Schwaller. Die CVP und die FDP haben ihre Bundesräte im Trockenen. Ich wäre äusserst überrascht, wenn die Fraktionen ihre Leute im Zaum halten könnten.

Der B-Plot wird plötzlich relevant

Vor einer Woche gaben die Bündner SVP-Vertreter Hansjörg Hassler und Brigitta Gadient bekannt, dass ihre Partei sie aus wichtigen Kommissionen ausgeschlossen hatte – weil sie die Parteilinie zu wenig beachteten. Hassler agierte dabei vor den Medien so theatralisch empört, dass sich der Verdacht einstellt, er habe schon zu diesem Zeitpunkt von Eveline Widmer-Schlumpf als möglicher Kandidatin gewusst. Indem er wortreich seine Gekränktheit genoss, bereitete er der innerparteilichen Fronde den Boden.

Auch ich vermute mittlerweile, dass diese Vorgeschichte einen Einfluss auf Widmer-Schlumpf gehabt haben könnte …

Vergebt ihnen, denn sie wussten nicht, was sie taten

Trifft es aber zu, dann dürfte es den Eindruck bestätigen, dass insbesondere die CVP nicht wusste, was sie tat.

Die CVP – ein Haufen unkontrollierter, ungezügelter Irrer. Gerade für der SVP nahestehenden Persönlichkeiten der Weltwoche kaum vorstellbar, dass in einer Partei nicht bis in die hinterste Ritze nach dem Tagesbefehl gelebt wird.

Judas

Vor gut einer Woche hatte die CVP der SVP signalisiert, dass man Blocher wiederwähle.

Wer besseres als die Christdemokraten könnten den Judas spielen, die den Messias an die Römer Linken verrieten?

Was nicht sein kann …

Tatsächlich grenzt das Manöver vom Mittwochmorgen an ein Wunder. Man hätte der CVP nie die Chuzpe zugetraut, Blocher ins Abseits laufen zu lassen.

Die CVP – fähig zu einer solchen taktischen Meisterleistung? Wahrscheinlich zogen eigens dafür eingeflogene „SP-Berater“ die Fäden. Die CVP als dümmlicher Zampano.

Linke Medien

In einem flammenden Appell hatte ihn der Tages-Anzeiger am Morgen aufgefordert «anzutreten». Man lobte den schwankenden Freiburger über den grünen Klee und bezeichnete es als «staatspolitisch wünschenswert», Blocher aus dem Bundesrat zu werfen

Wer die Welt aus der Sicht der Weltwoche sieht, wird in der Aussage des Tagis den Marschbefehl für die Linken erblicken.

Auf ewig versklavt

Aus Unfähigkeit oder aus Hass hat die Partei sich der Linken ausgeliefert.

Irgendwo mussten die Linken ja noch erwähnt werden … Was ist besser? Sich den Linken oder den Rechten (= der SVP und der FDP) ausliefern?

Enigma

Hier in der Innerschweiz und in der Ostschweiz droht nun ein Massaker.

Will heissen: Wird umgesetzt, aber dalli!

Blocher – drei-viertel CVPler?

Die Leute verstehen nicht, warum die eigene Partei einen Bundesrat abwählt, der in 75 Prozent das vertritt, wofür die eigene CVP im Kanton steht.

In meinem innersten wusste ich schon immer, dass der Pfarrerssohn eigentlich ein verhinderter CVPler ist. Der verlorene Sohn Darbellays und Leuthards, sozusagen.

Labels: Medien, Politik, Schweiz

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