Dienstag, 12. Juni 2007, 17:27 Uhr

Wie steht es eigentlich um … Betty TV?

Im Oktober 2006 titelte ich BluewinTV und Betty – beides Flops? – und ich sollte Recht behalten. Aber unter völlig verschiedenen Vorzeichen.

Bluewin TV

Das IPTV-Produkt traf anscheinend doch den Nerv der Zeit – die Kunden liefen „in Scharen“ von einem Monopolanbieter zum nächsten über (mein Beileid) – um ruckelnde Fernsehbilder und „Lags“ beim Ton in Kauf zu nehmen. Ich selbst hatte einige Monate vor der Einführung des eigentlich geplanten Produkts bereits Besuch einer Vertreterin erhalten – und lehnte deren Angebot – in Form eines PVRs mit Abo – dankend ab.

Eigentlich sollte der Zulauf den Anbieter, Bluewin und dahinter der grosse Telekomriese (der nicht mal Telefonrechnungen gebacken kriegt), ja freuen. Doch um die Dienstleistung von den oben genannten Problemen zu kurieren, musste man sich zuerst die italienische Fastweb einverleiben. Kostenpunkt: gegen 6 Milliarden SFr. Mit dem Kauf besitzt Swisscom nun das Know-How, microsoft- und ruckelfreies IPTV einzuführen. Zudem hat Fastweb eine „Technik“ entwickelt, mit der man ohne Kundenbesuch abklären kann, ob seine Hausinstallation VDSL-tauglich ist, oder erst für 1400 SFr. pro Haus aufgerüstet werden muss.

In weniger als zwei Jahren wird der Betrieb aber kostendeckend sein, wie uns ein Swisscom-Manager verspricht. Wunschdenken oder Realität? Ist der Fastweb-Kauf in diese Kalkulation bereits eingerechnet?

Betty TV

Ich kenne immer noch niemanden in meinem nahen und entfernten Bekanntenkreis, der sich die Betty-Fernbedienung gekauft hat.

Leider schweigt sich auch die offizielle Web-Site darüber aus, ob es sich beim Produkt wirklich um einen Verkaufsschlager handelt.

Zum Glück gibt es die schweizerische Blogosphäre und ihre Berichterstatter:

[…] Wenn ich allerdings im Handbuch nachlese – was man eigentlich ja erst NACH dem Kauf tut – und sehe, dass für die Installation (Installation?!) einer Fernbedienung zehn Seiten vonnöten sind, dann weiss ich nicht so recht, ob das etwas Zeitmässiges sein kann.

Quelle: What the f*** is Betty TV?

Die Verantwortlichen der interaktiven Fernbedienung «Betty TV» benehmen sich wie Kinder im dunklen Wald, die laut vor sich hinpfeifen, um ihr Unwohlsein zu überdecken. […] Im vergangenen August sei eine Zahl von 5000 Kunden bekannt gegeben worden, sagte er [Swisscom-Sprecher Neuhaus], neuere Zahlen gebe es nicht. Gauchat hatte vor Jahresfrist auf «mehrere Zehntausend Verkäufe» gehofft, und innerhalb eines Jahres wollte er «eine sechsstellige Zahl knacken». […] Eine Zahl von 6000 Geräten im Markt dürfte realistischer sein, von denen überdies 4000 verschenkt worden waren.

Laut Swisscom-Sprecher Neuhaus brauchen 30 Prozent der Betty-Benützer das Gerät «konstant», es sei eine «grosse Kundenakzeptanz» festzustellen, und der Telecom-Riese sei «sehr zufrieden» damit.

Quelle: Betty TV: Grosse Versprechen und nix gehalten. (zitiert den KleinReport)

Anscheinend verursachen die Betty-Datensignale (die werden optisch übertragen?! WTF?) auf SF1 und SF2 zudem auch zu Problemen mit gewissen digitalen TVs:

Ja, ich weiss. Es ist eine wilde Schlussfolgerung. Aber ich behaupte:
Diese gehassten Betty-TV Flimmer-Punkte verursachen Probleme mit Deinterlacern und trüben ganz extrem den TV-Genuss. Auch wenn das auf den ersten Blick sehr abenteuerlich tönt, so lassen die Beobachtungen keinen anderen Schluss zu.

Quelle: Abenteuerlich: Stört Betty-TV gewisse Deinterlacer?

Fazit: Wäre Betty TV an der Börse kotiert, würde ich auf diese Firma wohl die erste Put-Option meines Trader-Lebens setzen.

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Labels: Wirtschaft

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