Archiv ‘Schweiz’

Samstag, 11. Juli 2009

Bei der NZZ ist Unerfahrenheit Trumpf …

Und das ausgerechnet beim Mutterblatt aller Schweizer Liberalen!

Wie Markus Spillmann ausführt, habe er sich bewusst für eine internationale Agentur entschieden, die zudem noch wenig Erfahrung im Zeitungsbereich habe.

Quelle: persoenlich.com – Medien – Im September kommt die neue NZZ

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Freitag, 10. Juli 2009

Gestatten: Erich J. Hess, Blockwart

«Der Sozialmissbrauch in der Stadt Bern geht weiter», ist SVP-Stadtrat Erich Hess überzeugt. Die Missbrauchsquote liege «deutlich im zweistelligen Bereich», die Dunkelziffer bleibe unbekannt – und der Gemeinderat tue zu wenig. «Deshalb handeln wir jetzt und richten per sofort selbst ein Sozialmissbrauchstelefon ein», so Hess. Unter 031 398 42 00 würden Anrufe von Bürgern entgegengenommen, die den Sozialmissbrauch bekämpfen wollten. Gefragt seien nicht nur Schilderungen von Vorfällen, sondern auch Beweismittel wie Fotos oder allenfalls Belege. «Nach seriö ser Prüfung der Unterlagen reichen wir diese – ohne die Quelle zu nennen – an das Sozialamt der Stadt Bern weiter», so Hess.

Quelle: Berner SVP lanciert Schnüffler-Telefon

Man muss kein Historiker sein, um sofort Parallelen zu dunklen Zeiten zu erkennen:

Blockleiter, umgssprachlich „Blockwart“

In der NSDAP-Parteiorganisation gab es ab 1933 die Dienstbezeichnung Blockleiter der NSDAP. Der Name leitet sich vom innerstädtischen Bau- oder Wohnblock ab. … Zur politischen Überwachung führte er eine normierte Haushaltskartei, notierte Unmutsäußerungen und das Verhalten bei Beflaggung, gab Leumundszeugnisse ab und war allgegenwärtiger Ansprechpartner für Denunziationen. …

Quelle: Blockleiter – Wikipedia

Aber es ist selbstverständlich nur purer Zufall, dass sich wieder einmal ein Parteimitglied der Schweizerischen Volkspartei SVP mit seinen Aussagen und Aktivitäten – selbstverständlich völlig unbewusst – in die Nähe einer populären deutschen Partei aus den 1930er-Jahre rückt …

Wie man vermuteten Sozialhilfemissbrauch wirklich meldet

Auch wenn ich mit Frau Olibet nichts am Hut habe – ihre Aussage ist völlig korrekt:

«Wir brauchen keine Umwege über die SVP. Fälle kann man bei uns direkt melden – und das passiert auch», entgegnet Sozialdirektorin Edith Olibet. Diesen Fällen gehe ihre Direktion nach.

Was aber viele Leute Denunzianten stört: Die Sozialdienste unterliegen der Schweigepflicht. Sie nehmen Hinweise aus der Bevölkerung auf, gehen ihnen nach – dürfen aber dem „Tippgeber“ keine Rückmeldung geben. Schliesslich könnte ein Jäger gegen „Sozialschmarotzer“ seine ganze Nachbarschaft anschwärzen, um zu erfahren, wer denn nun eigentlich alles Sozialhilfebezüger ist. Der lokale Sozialdienst darf nicht nennen, wer seine Kunden sind – und genau so wenig wer es nicht ist. Wird Missbrauch durch einen Hinweis aufgedeckt, wird der Übeltäter aber selbstverständlich auf rechtlichem Weg belangt.

Viele Konservative sind der Meinung, dass alle Namen von Sozialhilfebezügern eines Dorfes öffentlich aufgelistet werden sollten, am besten gleich per Massensendung in jeden Haushalt. Nicht nur, damit so der Gang zur Sozialhilfe für jeden Bedürftigen äusserst peinlich wird, sondern auch, damit man seine Nachbarschaft unter die Lupe nehmen kann – man hat ja sonst nicht zu tun. Denn: Sei wachsam, der Feind ist unter uns!

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Donnerstag, 9. Juli 2009

Tilllate konkurs

Auf Drängen hin von gleich zwei voneinander unabhängigen Tippgebern mache ich hier noch die formelle Mitteilung, dass eine Firma namens tilllate management SA zu Beginn dieses Monats konkurs gegangen ist:

Aguna AG

Adliswil (ZH)

Übersetzungen des Firmennamen

  • tilllate management Ltd
  • tilllate management SA

Mit Verfügung vom 01.07.2009 hat der Konkursrichter des Bezirksgerichts Horgen über die Gesellschaft mit Wirkung ab dem 01.07.2009, 08.00 Uhr, den Konkurs eröffnet; demnach ist die Gesellschaft aufgelöst.

Quelle: Aguna AG in Liquidation

(Bemerkenswert, dass die Firma im Februar 2009 von tilllate management AG nach Aguna AG umbenannt wurde – wollte man damit weniger Aufmerksamkeit auf sich lenken? Vielleicht auch einfach nur um zu verhindern, dass ein blöder, kleiner Blogger einen Artikel mit „Tilllate konkurs“ betitelt … *zwinker*)

Keine Angst, liebe Züricher Partyszene – ihr könnt euch weiterhin im Indochine oder Kaufleuten ablichten lassen. inside-it hat am Tag der Konkurseröffnung bereits verdeutscht, was uns die Firma und das Handelsamtsblatt eigentlich mitteilen wollten:

Die im Jahr 2000 in der Schweiz gegründete Nightlife-Site Tilllate hat nach „intensiver Suche“ einen Abnehmer für ihre internationalen Ableger gefunden. Das internationale Geschäft und die Markenrechte für alle Länder ausser der Schweiz und Liechtenstein werden vom schottischen Konkurrenzunternehmen Equitate übernommen. Die Schotten sind Besitzer des Nightlife Magazins „M8 Magazine“.

In der Schweiz und Liechtenstein wird die Site weiterhin von der Tilllate Schweiz AG, die seit Januar dieses Jahres zum Tamedia-Verlag gehört, betrieben.

Quelle: Tilllate wird internationales Geschäft los

Bye bye, multinationales Tilllate. Dabei ergeht es Tilllate in etwa wie Rivella, welche vor einiger Zeit in England und den USA Fuss fassen wollte. (die BWLer verloren trotz dieses Misserfolgs keine Zeit und lancierten gleich die nächste Schlappe: Rivella Gelb) Einige Schweizerische Unternehmen sind von Marketing-Fuzzis und BWLer einfach falsch beraten, wenn sie den Sprung ins Ausland wagen – und grandios scheitern. Lieber sollte man seine Fähigkeiten auf den lokalen Markt konzentrieren statt sich international zu verzetteln.

Doch unter uns gesagt gelingt Tilllate selbst die nationale Präsenz mehr schlecht als recht. Zu lange ist man mit dem uralten Design von 2000 unterwegs gewesen, zu lange hat man vor sich hingewurstelt, anstelle Innovationen auf den Markt zu bringen. Kein Wunder, dass Facebook kam, sah und siegte. Bestes Indiz: Hat Facebook einen „tilllate connect“-Knopf prominent auf seinen Seiten? Eben …

Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich das Geschäft mit der Ankündigung von Parties und der Publikation von Partyföttelis den durch die Wirtschaftskrise veränderten Bedingungen weiter anpassen wird.

Totgeschwiegen?

Wieso erschien der Konkurs nicht als Eilmeldung auf meinem Blog? Nun, momentan widme ich mir der Lektüre meiner Lizentiatsprüfung, die ich im Herbst absolvieren werde. Dies hat momentan die höchste Prioritätsstufe.

Abgesehen davon: Ich habe den „Markt“ für schweizerische Partyfötteli-Flirt-Kindergarten-Communities längst als tot erklärt, weshalb ich meine Zeit nicht mehr mit Artikeln über dieses Web-Segment vergeuden möchte. So fand auch das erst kürzlich veröffentlichte Tilllate-Redesign (ja, der Murks vom letzten Oktober (2008) musste schon überarbeitet werden) keine Erwähnung hier. Auf den Punkt gebracht: Das Redesign macht sicherlich einiges Besser, doch das reicht im Zeitalter von Facebook halt einfach nicht mehr.

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Donnerstag, 9. Juli 2009

Im Gold-zu-Schulden-Verhältnis sind wir Spitze!

What nation has the best gold/debt ratio? Switzerland. It has only twice as much in government debt as it has in gold.

Quelle: War Between the Uighurs and Han Chinese

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Mittwoch, 8. Juli 2009

Bill O’Reillys Reality Check muss einem Fact Check unterzogen werden

Eigentlich könnte man meinen, dass Bill von der Schweizerischen SVP eingeladen worden wäre (beide haben die Ideologie in etwa auf derselben Bühne), doch dann würde er doch nicht derart schmeichelhaft über unser Land sprechen:

I was in Switzerland last week and I did not see any litter on the street. Let me repeat: I drove hundreds of miles there was no litter anywhere. Switzerland is the cleanest country in the world.

And I went there to look at the Swiss environmental approach. The place is stunning! There are 7.5 … there are 12.5 I should say million people living in Switzerland … 22 % foreign born but apparently they are all greens according to environmental performance index. Switzerland is Number 1 in the world.

Health care is mandatory for the Swiss, but the government does not pay. And the worker, and the company that he works for, do. However the poor receives subsidies from the government, you can choose your own doctor there.

Retirements also funded by workers, not by the government. By law, retirement contributions are deducted from all pay checks. Companies are also required to pay into retiree accounts.

If you want to become a Swiss citizen … they don’t want you! It takes 12 years or longer and you can be rejected without a reason. If you sneak in there, they’ll boot you right out.

Income taxes top out at 40 %, just about like here. There are a number of other taxes, like here. But very little poverty, not like here. Only 3 % of Swiss citizens run on welfare.

So the country works and our leaders should be studying it. They should also stay at the Palace Hotel in Gstaad – it’s a great place.

Quelle: Schweizer: «Sie sind alle grün»

Meine kritischen Bemerkungen:

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Sonntag, 5. Juli 2009

Bank- oder Bankkundengeheimnis?

Nicht nur UBS, Credit Suisse oder ZKB, auch viele Auslandbanken trennen sich von jedem Kunden, der ihnen früher oder sdpäter Ärger mit den Behörden eintragen könnte. Es rollt eine Well von Kontoschliessungen. Sie betrifft nicht nur amerikanische, sondern auch europäische Kunden. Bevor es zu spät ist, wollen sich weitsichtige Finanzinstitute absichern. Das „Bankkundengeheimnis“ schrumpft zu dem, was es schon immer war, nämlich dem Bankgeheimnis: Trotz allen verlogenen Beteuerungen hatte immer das Interesse der Bank und nicht das ihrer Kunden Vorrang.

Quelle: „Roger de Weck: Erst die Bank, dann wir“, SonntagsZeitung, 5. Juli 2009, S. 5.

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Donnerstag, 2. Juli 2009

Newsnetz: Ist das noch seriöser Journalismus?

Ferienzeit scheint Ordografi-Fehlerzeit zu sein. Bereits vor einigen Tagen habe ich auf Unachtsamkeiten der Damen und Herren Online-Redakteure von Newsnetz hingewiesen. Zwei Tag vor Sommerbeginn verstärkt sich die Chose nun frappant:

Diese peinlichen Fehler lassen vermuten, dass die Content Management-Software von Newsnetz tatsächlich keine Rechtschreibekorrektur kennt. Hoffentlich gibts für die Journis Lohnabzug pro aufgetauchtem Fehler. Gratis-Tipp: Artikel mindestens einmal in aller Ruhe durchlesen. Amateure.

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Sonntag, 28. Juni 2009

Nominal- oder Verbalstil?

[Hans-Rudolf] Merz‘ Sätze sind sehr schlicht aufgebaut. Oft reiht der Appenzeller einfach Sachverhalte aneinander. Selten verknüpft er die Sätze kausal. Es dominiert der sogenannte Nominalstil, der wegen seiner vielen Substantive schwerfällig wirkt. Typisch sind Wendungen wie „Die Gefahr ist gross“ oder „Die Globalisierung erreicht…“

Gerne formuliert Merz so, dass der Urheber einer Handlung oder eines Sachverhalts nicht klar benannt wird. Beispiel: „Die Ausgaben des Bundes erhöhten sich.“ Rhetorisch und politisch sind solche Sätze eine Todsünde. „Wer so formuliert, legt sich nicht genau fest“, sagt Sprachforerscherin Ebling.

Wortwahl, Satzaufbau und die formelhaften Wendungen erinnern „stark an Behördensprache“, bilanzieren die Forscher.

Quelle: SonntagsZeitung, 28. Juni 2009, „Sehr nüchtern und ohne Emotionen“, S. 15.

Und was stand in den Anmerkungen zu meiner Lizentiatsarbeit? Genau:

besser Verbalstil als Nominalstil

*hmpf*

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Dienstag, 23. Juni 2009

Nach der Schweingegrippe mal wieder der Iran

Der Machtkampf in Iran geht weit über das Duell Ahmadinedschad vs. Mussawi hinaus. Ajatollah Ali Chamenei ist in Bedrängnis durch Kritiker innerhalb der islamischen Elite, der Vorwurf des Wahlbetrugs gefährdet auch seine Position – haben die jahrelang unterdrückten Reformer doch eine Chance?

Quelle: Kampf um Irans Zukunft: Schockwellen in Chameneis Machtsystem – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Politik

Meine Prognose: Trotz all dieser Pseudo-Möchte-Gern-Revolutionsunterstützer-Mit-Grünem-Twitter-Avatar-Bildli (mehr kann man ja vom Bürostuhl aus nicht tun, oder?) wird die vom Westen derart erhoffte Revolution im Sande verlaufen. Natürlich sind unsere Medien für einen abrupten Machtwechsel – aber kaum, weil die Journis das Regime als ersetzungswürdig empfinden, sondern einzig, weil man damit wieder die Hälfte der heutigen Titelseite gefüllt hat …

Übrigens: Die Schweinegrippe bricht im Herbst aus. Jeder Dritte soll infiziert werden. Ich scheisse gleich in die Hosen vor Angst! Ich betone es ein weiteres Mal: Werden durch die Pig-Flu ganze Zeitungsredaktionen ausgelöscht, weine ich keinem sensationsgeilen Journi auch nur eine Träne nach. Die sollen kriegen, was sie in ihren Titelblatt-Träumen vorphantasieren …

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Samstag, 20. Juni 2009

CO2-Abgabe geht in unsere Taschen

Offenbar stossen wir immer noch zu viel CO2 aus, und deswegen müssen wir jetzt dem Staat dafür Geld abgeben, damit er das böse CO2 aufkaufen kann, von dem die Pflanzen leben.

Quelle: Wirtschaftsförderung, Swiss-style | Snoop InfoSystems

Das ist nur die halbe Wahrheit: Mittels den Krankenkassenprämien erhalten alle Schweizer einen identischen Anteil an der eingezahlten CO2-Abgabe. Folglich macht derjenige einen Nettogewinn, der so wenig CO2-Abgaben wie möglich bezahlt.

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