Archiv ‘USA’

Dienstag, 25. September 2007

Aechzende US-Touristen

In München hatte ich ein wenig Zeit, um mich mit „fellow Americans“ auszutauschen. Für einen kurzen Schwatz sind Angelsachsen aus Übersee die unkompliziertesten Zeitgenossen, die man sich vorstellen kann – als Schweizer, der sich manchmal über die Reserviertheit seiner Landsleute , ein Segen.

Achtung Minenfeld

Nun, natürlich habe ich mittlerweile gelernt, dass man auch (oder gerade) mit Besuchern von Übersee besser das Thema Politik nicht anspricht. Lieber den Smalltalk noch etwas ausdehnen und Nettigkeiten austauschen – rückblickend werden es beide Gesprächspartner schätzen. Sowieso sind die wenigsten Amis angebissene Politfreaks.

Das brennendste Thema

Was mich dennoch erstaunte: Beide Päärchen, sowohl die Pensionierten als auch Gary, „who runs his own business in Dallas“, kamen relativ rasch auf das Thema Währung zu sprechen: Der Wechselkurs US Dollar zu Euro „is killing us“ und „sadly, we booked the flight in February“. Tjach, damals sah alles noch rosiger aus …

Weiterhin darauf bedacht, das „deficit spending“ Regierung (und Volk!) zu erwähnen, antwortete ich versöhnlich: Nun, für uns hingegen ist es billiger denn je, nach Übersee zu fliegen und unseren Teil an den Irak-Krieg zu bezahlen. Ist doch schön, wenn auch wir einmal vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten profitieren können.

Henusode, was will man – entweder rettet man (temporär?) die Finanzwirtschaft oder den US-Dollar. Beides geht nun leider kaum miteinander. Ein Schelm, wer den kleinen Mann wieder einmal als Verlierer sieht.

Sich wandelndes Zielpublikum?

Der Tourismus in Europa sollte sich deshalb vorsorglich eher auf die neureichen Chinesen konzentrieren – keine Ahnung, ob Joe Normalverbraucher in den nächsten Monaten neben der Hypothekenkrise, dem hohen Benzinpreis und seiner verschuldeten Kreditkartenrechnung noch die Lust haben wird, ins „good old Europe“ zu fliegen und sich ein „Oktoberfest 2007“-Shirt zu kaufen.

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Donnerstag, 20. September 2007

Ein einig Volk von Hypothenschuldnern

Nicht schlecht staunte ich, als ich heute die Schweiz endlich wieder einmal in einer Rangliste unangefochten auf Platz 1 sah:

Quelle: Housing burdens

Alle Hypothekenschulden dieses Landes zusammengefasst entsprechen deutlich mehr als 125% des Bruttosozialproduktes – auf weiter Flur kein Konkurrent. Da soll einer noch sagen, dass die Amis auf Pump leben (immerhin kaufen wir mit dem Geld nicht Billig-Schrott aus China, Panzer SUVs oder gesundheitsgefährdenden Fast-Food, sondern lebensnotwendigere Dinge wie z.B. ein Dach über dem Kopf).

Ex-Kommunisten

Ich vermute übrigens, dass es kein Zufall ist, dass die Tschechen und Ungaren das „Schlusslichtlein“ bilden. Die Wurzeln dazu liegen wohl im Kommunismus.

It can also be said that the Soviet economy was run either very well or very badly. On the plus side, that system, for all its many failings, managed to eradicate the more extreme forms of poverty, malnutrition, many diseases, and illiteracy. It provided economic security of an extreme sort: everyone knew exactly how much they would earn, and the prices of everyday objects remained fixed. Housing, health care, education, and pensions were all guaranteed. Quality varied; education was generally excellent, housing much less so, and Soviet medicine was often called „the freest medicine in the world“.

Quelle: Post-Soviet Lessons for a Post-American Century

Spannend ist hierbei das Gedankenspiel von Dmitry Orlov, was passieren würde, wenn die USA kollabierten …

The United States remains a powder keg of ethnic tension, where urban blacks feel oppressed by suburban whites, who in turn fear to venture into the cities. In a time of permanent crisis, the urban blacks are likely to riot and loot the cities, because they don’t own them, and the suburban whites are likely to get foreclosed out of their „little cabins in the woods“, as James Kunstler charmingly calls them, and decamp to a nearby trailer park. Add to this already volatile mixture the fact that firearms are widely available, and the fact that violence permeates American society.

… und hier, was in den 1990ern beim Kollabieren der Sowjetunion passierte (der ganze Text ist äusserst lesenswert!):

Another key difference: in the Soviet Union, nobody owned their place of residence. What this meant is that the economy could collapse without causing homelessness: just about everyone went on living in the same place as before. There were no evictions or foreclosures. Everyone stayed put, and this prevented society from disintegrating.

Sollte unserer Wirtschaft also irgendwann einmal etwas zustossen, könnte es auf Grund der Besitzverhältnisse (den Banken gehören – wenn ich diese Grafik richtig verstehe – einiges an Wohnraum in der Schweiz) bitter werden. In solchen Fällen würde ich den Kapitalismus gerne mit dem Kommunismus tauschen (wenn es mit der Wirtschaft rund läuft, ist jeder ein Kapitalist und möchte den Gewinn für sich alleine, wenn es mit der Wirtschaft bachab geht, möchte man die Verluste lieber sozial abfedern).

Ich frage mich hingegen, ob man bei einem Kollaps des Kapitalismus wirklich die Leute aus ihren Häusern jagen würde. Was nützte dies den Banken, wenn kaum neue Kauf-Interessenten vorhanden wären? Schliesslich würde kein Wohlhabender in eine mickrige 4.5 Zi-Wohnung ziehen, nur weil er diese für einen Schnäpchenpreis erwerben könnte … Die Alternative? Die Banken beissen in den sauren Apfel, tun nichts (oder nicht viel) und hoffen, dass irgendwie weiter Geld zurückfliesst. Irgendwie auch nicht wirklich plausibel.

Anstelle solchen hypothetischen Schmarren weiterzudenken: Die liberale Marktwirtschaft muss weiterhin ein Erfolgsmodell bleiben. Auf Biegen und Brechen, immer weiter Aufwärts, langfristig einige Prozent mehr Wachstum pro Jahr.

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Mittwoch, 19. September 2007

Schuldenfalle

„Gestern“ in den Medien:

December 28, 2000

Today, President Clinton will announce that The United States is on course to eliminate its public debt within the next decade. The Administration also announced that we are projected to pay down $237 billion in debt in 2001. Due in part to a strong economy and the President’s commitment to fiscal discipline, the federal fiscal condition has improved for an unprecedented nine consecutive years. […]

Quelle: President Clinton: The United States on Track to Pay Off the Debt by End of the Decade

Heute in den Medien:

September 19, 2007

Treasury Secretary Henry Paulson told Congress on Wednesday the government will hit the current debt ceiling on Oct. 1. […] The limit is $8.965 trillion. Unless Congress votes to raise it, the country would be unable to borrow more money to keep the government operating and to pay debt obligations coming due.

Quelle: Treasury: U.S. To Hit Debt Limit By Oct. 1

Zum Glück befinden sich nur noch gerade 2.34 US-Dollar (2.77 CHF) von meinem Kalifornien-Trip in meinem Besitz.

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Mittwoch, 19. September 2007

Sollen die USA den Iran angreifen?

Wieso haben wir in der Schweiz nie solche Diskussionen?! Das wäre wohl das erste erfolgreiche Comedy-Format auf unserem Staatsfernsehen …

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Mittwoch, 19. September 2007

Liberalisiert den Geldmarkt

Stewart: So we’re not a free market then.

Greenspan: No. No.

Stewart: There’s a visible – there’s a benevolent hand that touches us.

Greenspan: Absolutely. You’re quite correct. To the extent that there is a central bank governing the amount of money in the system, that is not a free market. Most people call it regulation.

Quelle: Alan Greenspan and Jon Stewart on free markets versus central banking

Jetzt verstehe ich gar nichts mehr :-(

Nachtrag: Video-Mitschnitt

Nachtrag: Ron Paul befragt Greenspan

7/21/2004 — DIALOGUE THREE
(In which Ron Paul gets Greenspan to admit that, in fact, successful central banks must replicate gold standard – so why not return to it?)

[…] Once you decide that a commodity standard such as the gold standard is, for whatever reasons, not acceptable in a society and you go to a fiat currency, then the question is automatically, unless you have Government endeavoring to determine the supply of the currency, it is very difficult to create what effectively the gold standard did. I think you will find, as I have indicated to you before, that most effective central banks in this fiat money period tend to be successful largely because we tend to replicate that which would probably have occurred under a commodity standard in general.

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Sonntag, 16. September 2007

Die USA, Irak und das Oel

Ein Einspruch von höchster Stelle: US-Verteidigungsminister Robert Gates hat dem früheren Notenbankchef Alan Greenspan widersprochen, wonach es den USA im Irak-Krieg vor allem um das Erdöl gehe. […] Nicht der Zugriff auf Öl, sondern die Sorge um die Stabilität in der Golfregion sei also der Grund für den Irakkrieg gewesen, sagte Gates damit.

Quelle: Gates widerspricht Greenspan – Irakkrieg nicht wegen Erdöl

Und es geht doch um’s Öl. Ob man jetzt als Besatzungsmacht direkt Zugriff auf das Öl hat oder aber mit den Besitzern entsprechende Verträge schliesst (weniger der amerikanische Staat als die us-amerikanischen Öl-Firmen) spielt keine Rolle. Damit man aber von den seit 20 Jahren brachliegenden Öl-Reserven im irakischen Boden profitieren kann, muss in der Region selbstverständlich Ruhe einkehren. Niemand will wie in Nigeria oder Mexiko Anschläge auf Pipelines und Mitarbeiter der Fördergesellschaften, Raffinerien und Transportunternehmen.

Wie auch immer, folgende Grafik sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn die Stichworte USA und Öl fallen:

Quelle: Who Has The Oil, Who Uses The Oil

Die Länder mit den grössten Reserven (Saudi Arabien, Iran, Irak) tauchen erstaunlich häufig in Verbindung mit den USA auf. Die Saudis sind gute Freunde der USA, die Iraker sträuben sich noch ein wenig und die Iraner bombt man im Notfall in Grund und Boden. Zufall?

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Samstag, 15. September 2007

Pinks "Dear Mr. President" erklärt

Pinks Chart-Kracher, wenn man eine Ballade so nennen kann, enthält einige Textpassagen, die für Nicht-Amerikaner schwer verständlich sind:

How can you say
No child is left behind?

George W. Bush hat 2001 ein Gesetz verabschiedet, um die Schulbildung der amerikanischen Kinder zu verbessern. Das Gesetz ist unter dem Namen No Child Left Behind bekannt. Es gibt kritische Stimmen, die seit der Einführung des Gesetzes gar von einer Verschlechterung der Ausbildungssituation sprechen.

And what kind of father might hate his own daughter if she were gay?

Hier spielt Pink meiner Meinung nach auf die Tochter von Vizepräsident Dick Cheney an, die sich öffentlich als lesbisch geoutet hat (und mittlerweile mit ihrere Partnerin ein Kind erwartet).

You’ve come a long way from whiskey and cocaine.

Bevor George W. Bush seine nationale Polit-Karriere startete und seine destruktiven Kräfte auf den Nahen Osten richtete, war er drauf und dran, sich mit Alkohol (und vermutlich auch mit Kokain) selber zu zerstören.

Minimum wage with a baby on the way

Mit Minimallohn sind die sogenannten McJobs verbunden. Wer einen McJob besitzt, muss nicht zwingend bei McDonalds arbeiten – wichtig ist nur, dass der Job kaum Anforderungen an die Angestellten stellt, da diese meistens keine Schulbildung mit sich bringen. Als Beispiel sind die „Willkommens-Lächler“ und Plastictüten-Packer bei Wal-Mart anzuführen.

Natürlich sind solche Anstellungen äusserst schlecht bezahlt und bieten kaum Zukunftschancen. Kein Wunder, dass die Fluktuationen sehr hoch sind. Wer einem McJob nachgeht und Schwanger wird, sollte sich auf ein Leben in Armut gefasst machen („Working poor“).

Übrigens: Es gibt auch die McMansions (verständlicher: McHouses). Diese Fertigbauhäuschen in den Vorstädten, die meist aus dünnen, schlecht isolierten Holzwänden bestehen und bei jedem Tornado in Luft aufgelöst werden (wenn sie nicht gerade bei einer Hypotheken-Krise verlassen werden müssen).

Building a bed out of a cardboard box

Als ich bei Abenddämmerung mein Auto in Venice (Los Angeles) parkierte, fielen mir unweit von meinem Parkplatz unzählige Obdachlose auf, die sich auf einer Grasfläche gemütlich gemacht hatten. Während meines Aufenthaltes sollte ich immer wieder an diesen armen Gestalten vorbeikommen. Obdachlosigkeit ist in den USA ein deutlich grösseres Problem als in der Schweiz, weil der Wohlfahrtsstaat äusserst schwach entwickelt ist. Dies mag wohl auch mit dem immer wieder propagierten Individualismus („Nach mir die Sintflut!“) und dem ausgesprochenen harten Wettbewerbsdruck unter den Individuen zusammenhängen.

Item. Auf jeden Fall bauen sich die Leute aus Karton-Schachteln („cardboard boxes“) ein Dach über dem Kopf, um darin zu nächtigen. Auch in Japan gibt es vereinzelt solche Konstruktionen.

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Freitag, 14. September 2007

Bye bye, SCO!

SCO Group today filed for bankruptcy protection.

Quelle: SCO files for US bankruptcy protection

Endlich ist die Bude hops gegangen. In den letzten Jahren produzierte das Unternehmen nichts substanzielles mehr, als es mit Hilfe einer Horde Rechtsverdreher gegen den Giganten IBM vor Gericht zog. Grund der Klage: IBM habe Unix-Quellcode geklaut und in Linux eingebaut.

Ausser Spesen nichts gewesen: In einem Monat sollen 9 Millionen US-Dollar an die Anwälte überwiesen worden sein. Wenn zwei sich streiten freuen sich am Ende nur die Anwälte.

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Donnerstag, 13. September 2007

Irak: Wie hoch wird der Abschreiber?

America is long past the possibility of some kind of profitable outcome in Iraq. Neo-con dreams of a quick, cheap victory, delivering democracy and peace and self-financed from Iraq’s own oil revenue, got us started on this misadventure. Like the students, the early bidding seemed like a fun adventure to the boys in the Bush administration. „Bring ‚em on,“ the chief boy said about the other bidders. And like the economics class, suddenly we were in the thing up to our necks, with only bad choices available at an ever-escalating cost.

Quelle: Lessons on the surge from economics 101

Najaaa … wenn man die Truppen schon mal vor Ort hat, könnte man es doch in Iran versuchen?

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Dienstag, 11. September 2007

Fox: US-Propaganda-Maschinerie

That hour-long „interview“ last night with Petraeus and Crocker would fit quite comfortably on North Korean state television.

Quelle: Brit Hume and the Bush administration take propaganda to a new level

Übrigens, das Säbelwetzen gegenüber dem Iran geht wie geplant weiter – dieses Mal wetzt aber sogar ein „Journalist“ – komisches Land, komisches Mediensystem:

HUME: That sounds pretty disturbing, Ambassador Crocker — that we are confronting with Iran now a situation where it doesn’t appear that we have any diplomatic possibilities to suppress this activity by Iran, or do we?

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