Archiv ‘Politik’

Montag, 21. Dezember 2009

Die FDP sollte "liberal" aus ihrem Parteinamen streichen

Das Diskussionspapier ist geheim und bietet Sprengstoff: Die FDP arbeitet an einem neuen Modell für die Krankenkassen: Wer gesund und fit ist, soll einen Bonus auf die Prämie erhalten, berichtete die «SonntagsZeitung».

Auch wie dick jemand ist, soll die Prämie beeinflussen. Um das zu beurteilen, wurde in den Diskussionen bei der FDP der Body-Mass-Index als Referenzgrösse vorgeschlagen.

Quelle: FDP will Krankenkassenprämien nach Gewicht: Wie dick darf ich sein, dass ich keinen Strafzuschlag zahlen muss? – Schweiz – News – Blick.ch

Leute finanziell zu bestrafen, die dick sind, ist absurd — und entspricht überhaupt nicht dem liberalen Credo. Was, wenn ein Übergewichtiger nie ins Krankenhaus muss und über 100-jährig wird? Der Ansatz müsste — wennschon — ein anderer sein: Wer ungesund lebt und deswegen nachweisbar hohe Krankheitskosten generiert, wird stärker an deren Tilgung beteiligt. Erst wenn jemand also ins Spital eingeliefert wird, wird Regress auf ihn genommen — wenn ihm fahrlässiges Verhalten nachgewiesen werden kann.

Konkret würde das bedeuten, dass der Extrembergsteiger bei einem schlimmen Unfall am Berg ebenso zur Kasse gebeten würde wie der Kettenraucher, der wegen Lungenkrebs in Behandlung kommt. Oder der Raser, den es um den Baum gewickelt hat.

Natürlich würde eine solche Gesetzesanpassung auch der grossen FDP-Klientel (den Advokaten) mehr als gelegen kommen. Man stelle sich vor, wie viele Gerichtsfälle es künftig zu behandeln gäbe, in welchen Richter den Angeklagten nachweisen müssten, dass ihr Lungenkrebs direkt auf das Rauchen zurückzuführen ist. Sozusagen die Invalidenversicherisierung des Gesundheitswesens, wo der juristisch-medizinische Komplex längst viel „Wertschöpfung“ generiert, obwohl gerade das bei den Bürgerlichen nie ein Thema ist.

Doch als Politiker setze ich ein riesiges Fragezeichen hinter solche Vorhaben. Will die FDP wirklich festlegen, wann eine Tätigkeit noch gesund ist und wann nicht mehr? 10 Zigaretten pro Tag — hohe Selbstbeteiligung, 9 Zigaretten — von Gesunden subventionierte Selbstbeteiligung? Dies ist eine bis ins Detail staatlich verordnete Steuerung unseres Alltages, gegen die sich doch eine Gewerbepartei strikte zur Wehr setzen müsste …

Stutzen musste ich aber bei folgender Aussage:

Da ist Heinrich von Grünigen, Präsident der Adipositas-Stiftung, anderer Meinung. Die Stiftung setzt sich für Menschen mit Übergewicht ein. 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind übergewichtig, 8 Prozent krankhaft fettleibig. «Gerade Leute aus sozial schwächeren Schichten, haben weniger Zeit und Geld, um sich um ihre Gesundheit zu kümmern. Sie würden unter so einer Regelung zusätzlich leiden», sagt von Grünigen.

Ehrlich gesagt widerspreche ich hier Herr von Grünigen. Das Problem liesse sich relativ leicht beheben: Weniger TV, weniger Videospiele, weniger Fast-Food, mehr Bewegung, mehr Sport, gesündere Nahrung. Der „Unterschicht“ mit diesem Freipassvor Anpassungen an ihrem Lebenswandel auszuschliessen, ist äusserst törricht.

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Samstag, 19. Dezember 2009

Junge Lehrerin kämpft für das "Grüss Gott"

Heute habe ich von einem bürgerlichen Politiker aus meinem Kollegenkreis folgendes Mail erhalten, dass angeblich von einer „jungen schweizerischen Lehrerin“ verfasst wurde. Es macht derzeit — wohl nicht zufälligerweise einige Wochen nach der Abstimmung über die Minarettinitiative — die Runde durch die schweizerischen Mailboxen:

Liebe verantwortliche Landes- und Bezirksschulräte, liebe Politiker und liebe Journalisten der diversen schweizerischen Zeitschriften! Wenn wir in der Schweiz nicht mehr „Grüß Gott“ sagen dürfen, gibt es nur eine Alternative: Wem dieses „Grüß Gott“ nicht gefällt, der muss es ja nicht sagen, aber wen es stört, dass Schweizer untereinander „Grüß Gott“ sagen, der hat das Recht, die Schweiz zu verlassen und sich in einem anderen Land niederzulassen! Schön langsam sollten auch wir in der Schweiz wach werden!!!

Zu Schulbeginn wurden in Schweizer Schulen die Kinder von ihren Klassenvorständen informiert, wie man sich in der Gesellschaft zu verhalten hätte. Grüßen, Bitte und Danke sagen, einfach höflich und freundlich sein.

Weiters wurde ihnen aber auch mitgeteilt, dass das bei uns in der Schweiz so vertraute „Grüß Gott“ nicht mehr verwendet werden darf, da das die muslimischen Mitschüler beleidigen könnte. Dazu kann man als Otto Normalbürger eigentlich nichts mehr anfügen und nur mehr den Kopf schütteln.

Ich kann’s gar nicht glauben. Ist aber wahr, Ihr könnt Euch gerne in der Schweiz in den Volksschulen erkundigen.

DIE EINWANDERER UND NICHT DIE Schweizer SOLLEN SICH ANPASSEN!!!

Ich bin es leid, zu erleben, wie diese Nation sich Gedanken macht darüber, ob wir irgendein Individuum oder seine Kultur beleidigen könnten. Die Mehrheit der Schweizer steht patriotisch zu unserem Land. Aber immer und überall hört man Stimmen angeblich ‚politisch korrekter‘ Kreise, die befürchten, unser Patriotismus könnte andere beleidigen. Versteht das bitte nicht falsch, ich bin keineswegs gegen Einwanderung; die meisten Einwanderer kamen in die Schweiz, weil sie sich hier ein besseres Leben erhofften.

Es gibt aber ein paar Dinge, die sich Neuankömmlinge, und offenbar auch hier Geborene, unbedingt hinter die Ohren schreiben sollten. Die Idee von Schweizern als multikultureller Gemeinschaft hat bisher nur eine ziemliche Verwässerung unserer Souveränität und unserer nationalen Identität geführt.Als Schweizer haben wir unsere eigene Kultur, unsere eigene Gesellschaftsordnung, unsere eigene Sprachen und unseren eigenen Lebensstil.

Diese Kultur hat sich während Jahrhunderten entwickelt aus Kämpfen, Versuchen und Siegen von Millionen Männern und Frauen, die Freiheit suchten.

Wir sprechen hier Deutsch, nicht Türkisch, Albanisch, Jugoslawisch, Libanesisch, Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Russisch, oder irgendeine andere Sprache. Wenn Sie also Teil unserer Gesellschaft werden wollen, dann lernen Sie gefälligst die deutsche Sprache! ‚Im Namen Gottes‘ ist unser nationales Motto. Das ist nicht irgendein politischer Slogan der rechten Parteien. Wir haben dieses Motto angenommen, weil christliche Männer und Frauen diesen Staat nach christlichen Prinzipien gegründet und entwickelt haben.

Wenn Sie sich durch Gott beleidigt fühlen, dann schlage ich vor, Sie wählen einen anderen Ort auf der Welt als Ihren neuen Wohnsitz, denn Gott ist nun mal Teil unserer schweizerischen Kultur.

Wenn Sie das Kreuz in der Schule empört, oder wenn Ihnen der christliche Glaube nicht gefällt oder wenn Sie nicht bereit sind, die in der Schweiz geltenden Gesetze einzuhalten, dann sollten Sie ernsthaft erwägen, in einen anderen Teil dieses Planeten zu ziehen, er ist groß genug.

Wir sind hier glücklich und zufrieden mit unserer Kultur und haben nicht den geringsten (!) Wunsch, uns gross zu verändern. Es ist uns auch völlig egal, wie die Dinge dort liefen, wo Sie herkamen.

Dies ist UNSER STAAT, UNSER LAND, und UNSERE LEBENSART, und wir gönnen Ihnen gerne jede Möglichkeit, dies alles und unseren Wohlstand mit uns zugenießen.

Aber wenn Sie nichts anderes tun als reklamieren, stöhnen und schimpfen über unsere Fahne, unser Gelöbnis, unser nationales Motto oder unseren Lebensstil, dann möchte ich Sie ganz dringend ermutigen, von einer anderen, großartigen schweizerischen Freiheit Gebrauch zu machen, nämlich vom „RECHT, UNS ZU VERLASSEN, WENN ES IHNEN NICHT PASST!“Wenn Sie hier nicht glücklich sind, so wie es ist, dann hauen Sie ab! Wir haben Sie nicht gezwungen, herzukommen. Sie haben uns darum gebeten, hier bleiben zu dürfen. Also akzeptieren Sie gefälligst das Land, das SIE akzeptiert hat. Eigentlich ganz einfach, wenn Sie darüber nachdenken, oder?

Wenn wir dieses Schreiben an unsere Freunde (und Gegner) weiterleiten, dann werden es früher oder später auch die Reklamierer in die Finger bekommen.

Versuchen könnte man’s wenigstens.

Egal, wie oft Ihr es empfangt… sendet es einfach weiter an alle, die Ihr kennt!

Braucht es ein Studium der Geschichte, um hier an einigen Stellen zu stocken und Quellenkritik anzubringen? Mir ist folgendes aufgefallen:

  • Der Schreibstil entspricht vollkommen nicht einer „jungen schweizerischen Lehrerin“, die in deutscher Sprache geschult sein sollte. Unter anderem sind mir die vielen Apostrophs ins Auge gestochen. Das ist kein schöner Schreibstil. Und das scharfe S (ß) braucht hierzulande niemand, Sie Landesveräterin! Bitte stellen Sie auf Ihrem Computer doch „Deutsch (Schweiz)“ als Standardsprache ein — falls Sie wirklich aus der Schweiz Propaganda betreiben. Ach ja, und nach den Satzzeichen wie dem Punkt schreibt man konsequent ein Leerzeichen.
  • Ich kann mich nicht erinnern, wann mich jemand mit „Grüss Gott“ begrüsst hat. Und das ist auch gut so — Gott hat im 21. Jahrhundert in einer Begrüssung absolut rein gar nichts verloren.
  • Haben wir in der Schweiz „Schulvorstände“? Bei uns nennt man das doch Schulleitungen und Schulkommissionen …
  • Ich kann mich nicht erinnern, dass in einem Schulzimmer, das ich in den letzten 29 Jahren gesehen habe, jemals ein Kreuz gehangen hat. Und ich bin sehr froh darum, dass wir hierzulande nicht italienische Zustände haben.
  • Die dumme Nuss von „Lehrerin“ blendet geflissentlich aus, dass es in der Schweiz vier Landessprachen gibt. Dieser germanophile alldeutsche Orientierung hat unser Land bereits einmal an den Rande des Zusammenbruchs gebracht — 1914–18. Zur Erinnerung: In der Schweiz spricht man offiziell Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
  • Die Schweiz wurde als christlicher Bundesstaat gegründet?! Wo bittesehr kommt in der Tell-Saga Gott vor? Was für ein Bullshit. Ausserdem leben wir nicht mehr 1291, sondern 2009 — Ewiggestrige sollten den Gesellschaftswandel — wenn schon nicht akzeptieren — zumindest zur Kenntnis nehmen. Als 1980 Geborener darf ich ohne zu Lügen behaupten, dass Gott überhaupt nicht Teil „meiner“ Kultur ist.
  • Ich frage mich sowieso, wie viele der Minarettverbieter jeden Sonntag in die Kirche pilgern und am Mittagstisch ein Gebet sprechen. Die Zahl wird sich in Grenzen halten.
  • Abgesehen davon, dass wie überall in rechtspopulistischen Kreisen behauptet, in der Schweiz keine homogene Kultur existiert — ein St. Galler unterscheidet sich markant von einem Deutschfreiburger, der Romands hat ein völlig anderes Weltbild als der Appenzell-Innerrhoder.
  • Wieso Multikulturalität unsere Souveränität „verwischt“, muss man mir bitteschön noch jemand genauer erklären.
  • „Millionen von kämpfenden Männer und Frauen„? Gut, dass die Frauen offensichtlich gekämpft haben, aber es war auch richtig schweizerisch, ihnen bis in die 1970er das Stimm- und Wahlrecht vorzuenthalten. So sind wir halt, wir vorbildlichen Schweizer.

Alles in allem habe ich das Gefühl, dass dieses Mail aus Deutschland — Bayern vielleicht — oder aus dem rechtspopulistischen Kärnten stammt, welches von den erzkatholischen Patrioten (und nicht von Juden, Muslimen oder Atheisten) ja mittlerweile lehrbuchmässig zu Grund gerichtet wurde. Es scheint, dass einige Passagen, bspw. diejenige über die Souveränitat des Volkes, erst anschliessend von einem Zweitautor hinzugefügt wurde, damit es auch in der Schweiz versendet werden konnte.

Meine Gedanken zur Religion im schweizerischen Alltag

  • Religion gehört nicht ins Schulzimmer, Religion gehört auch nicht in den Alltag — Religion gehört in die eigenen vier Wände. Insbesondere gehören die christlichen Feiertage allesamt abgeschafft.
  • Sonderbehandlungen von strengläubigen Katholiken, Reformierten, Muslimen, Juden, Buddhisten und Mitgliedern sonstiger Freikirchen und Sekten gehören abgeschafft. Sei es bezüglich Feier- und Sonntagen, sei es bezüglich dem Schwimmbadbesuch oder sonstigen angeblichen „Konflikten“ mit dem Glauben.

Nachtrag

Es ist wirklich ein Hoax, sprich ein seit Jahren (!) zirkulierender Kettenbrief mit Ursprung in Österreich:

Immer wieder tauchen Falschmeldungen auf, wonach es an manchen Linzer Schulen Kindern verboten sei, „Grüß Gott“ zu sagen. Recherchen des Landesschulrats ergaben, dass das absolut unzutreffend sei.

Quelle: „Grüß Gott“ an Schulen verboten?

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Freitag, 18. Dezember 2009

Die Schweiz schaute bei der Crédit Suisse einfach weg

Weil die Schweiz offenbar nicht in der Lage ist, internationale Sanktionen, bei denen sie mitmacht, bei hier tätigen Unternehmen durchzusetzen, kassieren die USA das Bussgeld.

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Ein weiterer Pflock für die Abzockerinitiative

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Donnerstag, 17. Dezember 2009

Notrufknopf für den Web-Browser

What would Jesus do?

Frau Nationalrätin Schmid-Federer (CVP) hat die Antwort gefunden und macht dank dem „Notrufknopf“ das Internet zu einem besseren Ort:

In Deutschland wird derzeit, vom Bund der Kriminalbeamten lanciert, das Konzept eines Internet-Notrufknopfes als Bestandteil des Browsers diskutiert, mit dem rechtswidrige Inhalte direkt an die Polizei gemeldet werden können.

Quelle: 09.5409 – Internet-Notrufknopf – Curia Vista – Geschäftsdatenbank – Die Bundesversammlung – Das Schweizer Parlament

Wie geil ist das denn? 2011 werde ich garantiert CVP wählen … die Jesus-Internet-Partei. Immerhin scheinen die Christen durch solche Fürze temporär davon abgehalten, jüdische und muslimische Friedhöfen zu verbieten.

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Montag, 7. Dezember 2009

Die USA kriegen die neue, tolerante Schweiz zu Gesicht

O-Ton Jon Stewart: „Die Schweizer haben also den Bau von Minaretten verboten … Hmmm, das lässt vermuten, dass in der Schweiz die Zahl solcher Bauvorhaben etwas aus dem Ruder gelaufen ist — Was? Es stehen gerade mal 4 Minarette im ganzen Land?! Sind die nicht ganz bei Trost?“

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Oliver’s Travels – Switzerland
www.thedailyshow.com
Daily Show
Full Episodes
Political Humor Health Care Crisis

Dank: Raffi

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Sonntag, 6. Dezember 2009

Die bisher beste Reaktion auf das Minarettverbot

Böses Erwachen für Anti-MInarett-Initiant Ulrich Schlüer letzten Sonntag: Um halb acht hielt ein Auto mit aufgesetztem Lautsprecher vor seinem Haus und liess ohrenbetäubenden Muezzin-Gesang erschallen. Bevor die aufgewachten und aufgebrachten Nachbarn den Fahrer schnappen konnten, machte er sich aus dem Staub. Die avisierte Polizei soll ihn allerdings erwischt haben. […]

Quelle: SonntagsZeitung vom 6. Dezember 2009, „Politohr“, S. 3.

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Sonntag, 6. Dezember 2009

Der beste Kommentar zum Minarettverbot

Aus der Ecke der Linken, Toleranten und Gutmenschen (also auch aus meiner Ecke!) kommt aus der Feder von Charles Lewinsky der bisher beste Kommentar über den Ausgang der Initiative über das Verbot des Baus von Minaretten:

Im Lauf des Abstimmungskampfes haben wir viele Argumente gehört, die nur ein Eidenbenz (oder sein PR-Spezialist) erfunden haben konnte. «Ich bin gegen Minarette, weil ich mich für Frauenrechte einsetze.» Einleuchtend. Weil Frauenrechte und Minarette ja dasselbe sind. So wie Fahrräder und Bratwürste. «Ich bin für die Minarett-Initiative, weil man in Saudiarabien keine Kirchen bauen darf.» Klar. Man beweist seine moralische Überlegenheit am besten, indem man das, was man verurteilt, selber tut. «Ich bin für die Minarett-Initiative, weil die Schweiz sonst islamisiert wird.» Natürlich, die verdammten Ausländer wollen unser Land übernehmen. Die U-17-Nationalmannschaft haben sie schon unterwandert. Und im Zürcher Tram werden die Stationen auch schon hochdeutsch angesagt. Wehret den Anfängen.

Quelle: «Jetzt müssen wir sogar Köppels triumphierende Ironie schlucken» – News Kultur: Bücher – tagesanzeiger.ch

Der Hammer …

… folgt aber erst etwas später:

1893. Damals war die Familie Schlüer noch nicht einmal eingebürgert.

Wenn Schlüer so weitermacht, sollten wir echten Schweizer, die seit Jahrhunderten auf diesem Boden leben, diese deutschen Fötzel vom Stamme Schlüer und Blocher ein für allemal über Bord der MS Switzerland werfen. Aber halt! Dann würden wir den Feind mit seinen eigenen Methoden bekämpfen.

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Sonntag, 6. Dezember 2009

The Onion über das Minarett-Verbot

„I guess there are some Swiss who believe Islamic customs are a threat to their national identity. This is all very eye-opening to me, because I never even knew there was a Swiss national identity.“

Quelle: Swiss Vote Down New Minarets | The Onion – America’s Finest News Source

So humorvoll The Onion ist — hier haben sie tatsächlich recht.

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Freitag, 4. Dezember 2009

Climategate — oder: Hier sind Rohdaten!

So sehr ich Messmers Ergüsse mag (er schreibt sozusagen die Weltwoche unter den wenigen Schweizer Blogs, die ich mir regelmässig zu Gemüte führe) … aber was zum Teufel schwafelt er da?

Und wie es sich gehört, für eine richtige Glaubensgemeinschaft, gibt es die Esoteriker, welche die Rohdaten zu den Glaubenssätzen besitzen (gut, die sind inzwischen vernichtet worden), die sie uns, dem profanen Volk in einfache Glaubenssätze und Regeln übersetzen.

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Der Hockey Stick-Kult

Herr Messmer, die Datengrundlagen für den Hockey-Stick sind sehr, sehr simpel! Wenn man den Klimawandel aufzeigen will, zieht man am Besten die guten, alten Temperaturmesswerte herbei. Den aus irgendeinem Grund sprach man früher immer von Klimaerwärmung — auch wenn der Begriff heute mit dem allgemeineren „Klimawandel“ ersetzt wird.

In der Schweiz wurden diese beispielsweise seit 1864 von der Schweizerischen Meteorologischen Centralanstalt mit unzähligen, über das ganze Land verteilten Messstationen erhoben und jährlich in den Annalen abgedruckt.

Abgedruckt, Herr Messmer! Sie können also — man verzeihe mir den Ausdruck — gopferdelli nochmal in die nächste wissenschaftliche Bibliothek (oder direkt zur SMA nach Zürich) gehen und dort die Annalen eines jeden Jahres seit 1864 auf Papier bestaunen.

Da Sie ja (korrekterweise) den baldigen Tod der klassischen Presse auf Grund des Internets predigen, möchte ich es nicht unterlassen, Sie auch noch darauf hinzuweisen, dass Meteoschweiz — man höre und staune! — die Monatsmittel der wichtigsten Messstationen kostenlos im Netz zum Download anbietet. Diese Dienstleistung nennt sich treffenderweise …

Langjährige homogene Temperatur- und Niederschlagsreihen der Schweiz

Sie können diese Daten also abgreifen, in Excel importieren und ihre eigenen Plausibilitätsberechnungen anstellen. Es ist nicht so kompliziert — wer in der Schule Arithmetik und Statistik gelernt hat, sollte über die nötigen Grundlagen verfügen, um mit den Rohdaten die nötigen Berechnungen anzustellen.

Ihr Einwand, dass die heutigen Forscher die Rohdaten absichtlich unter Verschluss halten oder gar löschen, um ihre Manipulationen zu verschleiern, ist damit nichtig. Denn wie soll ein Wetterbeobachter um 1920 von der viele Jahrzehnte später etablierten globalen Verschwörung um den Klimawandel gewusst und die Daten dementsprechend getürkt haben? Wenn Sie also an eine Verschwörung glauben, holen sie sich lieber die Annalen auf Papier. Denn so ist ausgeschlossen, dass ein neumodischer Klimawissenschaftler dreingepfuscht hat.

Anmerkung 1: Für die Kenner der Materie: Ja, ich weiss, dass die elektronischen Daten von SMA „homogenisiert“ werden. Messmer würde gerade hier die Scharlatanerie der Meteorologen vermuten — in Tat und Wahrheit geht es aber nur darum, dass die Messreihen angepasst werden müssen, wenn die Messstation verschoben wird. So lag die Messstation Bern um 1916 beispielsweise noch am westlichen Ende der Schanzeneckstrasse.

Anmerkung 2: Ich gehe mit meiner studentischen Naivität natürlich davon aus, dass sich die Temperaturkurve des Hockeysticks bereits mit solchen Messdaten klar aufzeigen lässt. Ich habe diese Kurve aber noch nie selbst berechnet! Sollte dies nicht der Fall sein, würde ich gewisse Zweifel der Climategatler selbstverständlich verstehen.

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Freitag, 4. Dezember 2009

Gedankenfetzen zum Minarettverbot

  • Ironie des Schicksals: Mit dem Begriff „Minarett“ enthält nun sogar die Schweizerische Bundesverfassung ein arabisch-islamisches Wort …
  • Ich wünsche den Bundesrichtern bereits jetzt viel Spass, eine juristische Definition von „Minarett“ zu ergrübeln. Handelt es sich um einen Turm? Oder muss ein Turm noch zusätzliche besondere Eigenschaften aufweisen, damit er ein Minarett ist? (Ja, ich weiss — der Stammtischpolterer und Büetzer wird sagen: Bullshit, wo liegt das verdammte Problem? Doch lasst euch sagen, ich weiss langsam, wie Juristen ticken — und die Herleitung einer Definition für „Minarette“ ist ein verdammt riesiges Problem für diese Berufsgruppe!)
  • Die Abstimmung ist korrekt abgelaufen; weshalb entschuldigen sich nun unsere Bundesräte für das Stimmverhalten „ihres“ Volkes?! Auch wenn ich ein Nein in die Urne gelegt habe — Plebiszit ist Plebiszit, dafür muss man sich (derzeit noch) nun wirklich nicht entschuldigen. Alle politischen Pappnasen, die sich jetzt schon bei irgendwem aus dem Ausland entschuldigt haben, sollen ihren Job an den Nagel hängen. Damit man mich aber nicht falsch versteht: Ich begrüsse es selbstverständlich, wenn Micheline Calmy-Rey ausländischen Botschaftern die direkte Demokratie Schweizerischer Prägung erklärt und damit die Wogen glättet. Aber Entschuldigen? Für was?
  • Aus diesem Grund habe ich auch lange gezögert, der „Ich schäme mich …“-Facebook-Gruppe beizutreten. „Schämen“ ist irgendwie das falsche Wort … so emotional.
  • Die Aufforderung der Facebook-Grüppeler, ein weisses Armband als Protest gegen den Ausgang der Abstimmung zu tragen, finde ich hirnrissig.
  • Roger Köppel sollte in den Rang eines ausserordentlichen Botschafters gehievt werden — so wie er derzeit Medienauftritte für ausländische Stationen realisiert …
  • Mich nerven die Trittbrettfahrer!
    • Insbesondere das katholische „Fähnchen im Wind“ Darbellay und seiner bescheuerten Idee, nun auch noch die Totenruhe in die Verfassung aufzunehmen („Die Erstellung nicht-christlicher Friedhöfe ist verboten“?). Stoppt den mal jemand?
    • Und da gibt es ja noch all diese Jesus-Parteien wie die EDU, die nach hunderttausenden Kirchenaustritten nun auch ihre Glanzstunde kommen sehen. Im Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geists — bitte verschont mich mit dem Christentum. Und nun soll ausgerechnet noch die „christliche Leitkultur“ plötzlich in der Bundesverfassung verankert werden? Wer gibt zu sowas seine Unterschrift her? Wann die Mehrheit der Minarettverbötler wohl das letztes Mal andächtig in der Kirche sass?
    • Und natürlich nervt auch dieser türkische Europaminister, der — völlig uneigennützig, versteht sich — seine Glaubensbrüder dazu aufruft, alles Geld von Schweizer Bankkonti in das osmanische Reich überzusiedeln … Trotz Minarettverbot und UBS-Debakel ist unser Ruf als Finanzplatz noch nicht derart am Arsch, dass die reichen Ölscheiche im Nahen Osten ihr Geld (viel Geld!) vollständig den einheimischen und regionalen Banken anvertrauen würden.
  • Das Geschrei um Boykotte ist völlig übertrieben. Wenn wir in 3–6 Monate Bilanz ziehen, wird sich kaum ein Einbruch bemerkbar machen. Protestieren ist das eine — die so schön glänzende Rolex im Schaufenster dann deshalb nicht zu kaufen, verbietet das Ego.
  • Heute Abend hat ein Bekannter erzählt, dass alle akademisch Gebildeten in seinem Kollegenkreis ausnahmslos ein Nein in die Urne gelegt hätten. Sobald er aber seine Büetzer-Kollegen gefragt hätte, seien alle für ein Ja eingestanden.

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