Archiv ‘Schweiz’

Montag, 23. November 2009

Mein Senf zum Waffenexport

Wenige Tage vor der Abstimmungen gehen die Emotionen über die Kriegsmaterialausfuhrverbotsinitiative (Mann ist das ein langes Wort!) hoch. Heute in fiel mir im Getümmel des Zibelemärits und herumfliegenden Konfettibomben wieder einmal die Plakatwerbung der Gegner der Initiative auf: Es stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel, so die Kernaussage. Was sowohl stimmt, als wohl auch gleich die einzig einigermassen von Waffen losgelöste Meldung ist, die man dem Stimmenden in dieser Sache überbringen kann. Und ja, vermutungsgemäss hat die Waffenlobby recht: Verbieten wir die Ausfuhr, verlagern die Unternehmen die Produktion halt ins Nahe gelegene Ausland. Auf Gewinne aus diesem Geschäft verzichtet kein BWLer freiwillig.

Zuerst gilt es dem idealistisch gesinnten Zeitgenossen vor Augen zu rufen, was wir Schweizer seit 1848 — und wohl schon zuvor — waren und heute immer noch sind: Opportunistenwölfe in Neutralitätsschafspelzen! Soll heissen: Wenn man es verkaufen kann, produzieren wir es. So weit so gut, hat es uns doch in einigen Bereichen an die Weltmarktspitze gebracht.

Das einzige Problem an Waffen ist aber, dass diese von niemandem gekauft werden, um sie ins Wohnzimmer zu stellen, sondern entweder um abzuschrecken (dann ist’s noch nicht ganz so schlimm) oder aber um sie ihrem klassischen Anwendungszweck zuzuführen: Um damit Menschen umzubringen, was dann wirklich der schlimmschte anzunehmende Fall ist.

Mit diesem Hintergrundwissen bewaffnet [sic!] ist es relativ einfach, den Ausgang dieser einen Abstimmung vorauszusagen.

Und doch möchte ich fragen: Können Manager, die Waffenfirmen managen und nun mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen das wohl schlagendste Argument entdeckt zu haben — können diese Leute wirklich unser Vertrauen erwecken? Wer nicht mit der Wimper zu zucken Waffen ausführt und dabei regungslos in Kauf nimmt, dass damit „Tote“ produziert werden — kann der im Gegenzug wirklich derart viel Mitgefühl für „Arbeitsplätze“ zeigen? Ich glaube eher nein … Diese Jungs kalkulieren auch hier kaltblütig, wie sie es im Geschäftsleben gelernt haben. Aber im seinem Innersten ist halt jeder Schweizer ein kleiner Waffenhändler. Bleiben wir dabei!

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Donnerstag, 12. November 2009

Der wahre Grund hinter Ali Kebap

Die ganze Schweiz kennt ihn mittlerweile: Den Kebapbrater, den Hotelbesitzer und Pilot in Personalunion: Ali! Mit dieser schweizweiten Plakataktion zeigt die APG wieder einmal die bleibende Wirkung von Plakatwerbung auf.

Sollte man deshalb der Marketingabteilung des Unternehmens gratulieren? Nun, ich vermute seit Beginn der Kampagne, dass dahinter mehr steckt als reine Eigenwerbung.

Ein Blick in die Tagespresse und die Wirtschaftsblätter der Nation bestätigen meinen Eindruck:

Die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) wappnet sich mit einer Reorganisation für die anhaltende Krise am Werbemarkt. Dabei fallen in der ganzen Schweiz 20 Vollzeitstellen weg.

Quelle: APG baut 20 Stellen ab

Schlussendlich ist Ali also nicht viel mehr als ein Platzhalter für Plakatwerbung, die schlicht und ergreifend nicht mehr geschaltet wird. APG wäre ja sonderlich blöd, wenn man bei einer riesigen Nachfrage nach Plakatfläche das Angebot künstlich verknappen würde. Ali hat höchstens interne Verrechnungen im Konzern zur Folge, ohne dass irgendeine Wertschöpfung stattfindet.

Natürlich kann man nun argumentieren: Aber der Bekanntheitsgrad der APG steigt doch mit dieser Aktion! Veto — ein Unternehmen, dass 75 Prozent Marktanteil hält, hat Eigenwerbung wohl kaum nötig.

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Dienstag, 3. November 2009

SVP will die Schweiz autark machen

Ernährungssouveränität? Spinnen die?

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – Nehmen wir die SVP zum Nennwert

Als angehender Historiker, der in seiner Lizentiatsarbeit („Missernte 1916/17 in der Schweiz“) auch ausführlich auf den Selbstversorgungsgrad der Schweiz im Ersten Weltkrieg eingegangen ist, musste ich gestern ob den Worten Toni Brunners den Kopf schütteln. Egal was der St. Galler Bauer und SVP-Parteipräsident raucht, er sollte schleunigst damit aufhören!

Gerade er als (Meister?)Landwirt sollte doch um Gottes Willen wissen, wie viel die Schweiz ihres Grundbedarfs an Nahrungsmitteln importieren muss. Damit nicht genug, hinzu kommen riesige Mengen an Treibstoff, Dünger, Pestiziden und Futter, die offensichtlich auch Bauern geflissentlich aus ihrer Rechnung ausblenden.

Man muss sich nun wirklich nicht lange mit der industrialisierten Landwirtschaft auseinandergesetzt zu haben, um zu realisieren, dass die Schweiz schon nur ohne fossile Energieträger (damit meine ich aber nicht nur Diesel für die Traktoren, sondern auch Grundbausteine von Dünger) landwirtschaftstechnisch komplett am Arsch wäre.

Hinzu kommt, dass wir Unmengen an sogenannt veredelten Nahrungsmitteln produzieren (Milch, Käse, Fleisch). Für eine tierische Kalorie herzustellen, sind zwischen 5 bis 10 pflanzliche Kalorien nötig. Um die Ernährung von 7 Millionen Menschen auch nur annähernd sicherzustellen, müssten wir folglich allesamt über Nacht zu Vegetariern mutieren, um die Verschwendung von Getreide, Mais etc. an Nutztiere zu stoppen.

Etwas, was das letzte Mal im Zweiten Weltkrieg versucht wurde. War Wahlens Anbauschlacht ein Erfolg? Wenn man die Mythisierung der geistigen Landesverteidigung von der Anbauschlacht abschält, bleibt

Immerhin stieg der Selbstversorgungsgrad von 52% auf 59%, verbunden allerdings mit einer Senkung der durchschnittl. Kalorienmenge pro Person von 3’200 auf 2’200 kcal.

7 mickrige Prozent! Es darf angenommen werden, dass der Selbstversorgungsgrad des Landes heute noch viel niedriger liegt.

Was gedenkt also die SVP zu tun? In meinem Bücherregal habe Herbert Backes „Um die Nahrungs-Freiheit Europas“ stehen. Erschienen 1943 — im Dritten Reich. Ob die dort angepriesen Lösung für das Problem der Nahrungsmittelknappheit („Lebensraum im Osten“) von unserer SVP wirklich verfolgt werden möchte, wage ich zu bezweifeln.

Auch ein Strukturwandel hin zu pflanzlichen Erzeugnissen wäre im derzeitigen „Agrarfreihandel“ reiner Selbstmord — Schweizer Bauern können auf Grund der Kleinräumigkeit der Höfe und des Landes nun mal nicht zu den Preisen Getreide produzieren, wie es die USA oder Argentinien tun.

Ich bin also gespannt, welches Patentrezept die SVP aus dem Ärmel schütteln wird.

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Sonntag, 1. November 2009

Verpasster Bankensturm 2008

«Der Bank-Bank-Markt war klinisch tot. Noch ein Konkurs – und nach drei Tagen wären drei grosse Banken dicht gewesen. Und drei Tage später 1500 Banken», sagte ein Banker von Credit Suisse. «Der letzte Herbst war eine aufregende Zeit.» Die nächsten Schritte würden dann «logisch wie eine atomare Kettenreaktion» (so der Banker) folgen: Panik, gestürmte Schalterhallen, Schliessung der restlichen Banken. Und darauf: Tote Bankomaten, wertlose Kreditkarten, keine Überweisungen mehr. Alle Transaktionen auf Cash.

Quelle: Was, wenn das Weltfinanzsystem abstürzt? – News Wirtschaft: Konjunktur – bernerzeitung.ch

Hmmm … wahrlich ein äusserst spannender Gedanke! Mit Edelmetallen in der Hand hätte man wohl auf Grosseinkauf gehen können. Und für was wäre man dann eigentlich noch arbeiten gegangen? Sparen wir uns die Hypothesen für den Ernstfall.

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Samstag, 31. Oktober 2009

Schleichende Islamisierung der Schweizer Nati

Nassim Ben Khalifa schoss die Schweiz zum 1:0 gegen Brasilien. Nach Mexiko und Japan schlug das Team von Dany Ryser auch den dreifachen Titelträger Brasilien. Das entscheidende Tor fiel schon nach 21 Minuten.

Quelle: 1:0 gegen Brasilien: Mit Sieg in die Achtelfinals – News Sport: Fussball – tagesanzeiger.ch

Was uns Herr Köppel in den letzten Wochen mit seinem Kampfblatt permanent weiszumachen versucht — die schleichende Islamisierung unseres Landes, die sehr sehr gefährlich ist — wurde der Öffentlichkeit gestern auf eindrückliche Art und Weise gewahr: Dank den Ballkünsten eines Fussballers mit arabischem Namen kommt es wohl tatsächlich noch so weit, dass wir fussballerisch endlich einmal Erfolge zu verzeichnen haben. Angesichts dieser verdammt gefährlichen Entwicklung gebe ich den xenophoben Rechtsaussen vollkommen Recht: Solche Erfolgserlebnisse sind unserer Nati zwingend zu verwehren. Schickt gefälligst die Uelis und die Sepps aus der Innerschweiz wieder auf die Spielfläche!

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Samstag, 31. Oktober 2009

Was brächten uns 66 Prozent Maturanden?

«Die Herren Professoren scheinen noch nie etwas von einer Grundbildung mit Berufsmatur und anschliessenden Weiterbildungen an Fachhochschulen und Universitäten gehört zu haben. Unsere Berufsbildung ist heute so durchlässig wie nie zuvor und fein abgestimmt auf die Bedürfnisse sowohl der Wirtschaft als auch der Arbeitnehmenden.» Der Gewerbedirektor entkräftet die These wonach mehr Maturanden unbedingt nötig seien. «Das Pisa-Musterland Finnland weist eine Maturitätsquote von 95 Prozent auf, während sich die Schweiz mit 26 Prozent begnügt. Die Finnen zahlen aber für diese Verschulung einen hohen Preis: Die Jugendarbeitslosenquote lag vor Ausbruch der Krise bei 27,5 Prozent, während sie in der Schweiz bloss tiefe 7,5 Prozent betrug.»

Quelle: Impuls – die Zeitung der FDP Sense, 3/2009, S. 4.

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Sonntag, 25. Oktober 2009

Linker Bettelbrief

was man halt so schreibt, wenn man ein Linker ist.

Quelle: arlesheimreloaded-manfred-messmer – E-Mail von den Jusos

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Freitag, 16. Oktober 2009

Christlich-soziale Fundis wollen mein Geld

Deshalb will seine Partei einen Vorstoss einreichen, der vorsieht, dass alle, die aus der Kirche austreten, eine Atheistensteuer zahlen sollen.

Quelle: 20 Minuten Online – Junge CVP fordert Atheistensteuer – Schweiz

Volltreffer, liebe JCVPler.

Versuchen wir es mit einem Analogon: Nur weil jemand sein Zeitungsabo kündet, heisst das noch lange nicht, dass man ihm künftig keine Abonnementsrechnung mehr zusendet. Wäre ja gelacht, wenn man es den Schweizern so einfach machen würde, die Zeitung zu wechseln. Oder, noch schlimmer: Gar keine Zeitung mehr abonnieren zu wollen. Das geht einfach nicht, da muss ein Irrtum vorliegen! Denn wenn das alle tun würden, gingen die Zeitungsverlage allesamt konkurs! Personen, die einmal eine Zeitung abonniert hatten, obliegt die heilige Pflicht, bis an ihr Lebensende Geld an den Verlag zu zahlen. Marktwirtschaft? Kennt man bei bibelfreundlichen Politikern offensichtlich nicht.

Was die JCVP erst andenkt, ist in den USA bereits seit langem Praxis: US-Amerikaner, die im Ausland leben und dort ein Einkommen erzielen, haben der Steuerbehörde IRS in vielen Fällen weiterhin Rechenschaft abzulegen:

United States Citizens and resident aliens who live and work abroad may be able to exclude all or part of their foreign salary or wages from their income when filing their U.S. federal tax return.

Quelle: Five Facts about the Foreign Earned Income Exclusion

Der kleinste gemeinsame Nenner dieser so ungleichen Gebilde: Sowohl die Kirche als auch die USA sind faktisch bankrott und greifen nach jedem Strohhalm, um ihre leeren Kassen wieder zu füllen. Wenn sie da die Rechnung nur nicht ohne Wirt gemacht haben …

Via: Wir brauchen wirklich eine Furzideen-Steuer

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Donnerstag, 1. Oktober 2009

NYT berichtet über das Schweizer Gesundheitssystem

Like every other country in Europe, Switzerland guarantees health care for all its citizens. But the system here does not remotely resemble the model of bureaucratic, socialized medicine often cited by opponents of universal coverage in the United States.

Quelle: Swiss Model for Health Care Is Gaining Admirers – NYTimes.com

Dank der UBS, Steuerhinterziehern und der Polanski-Festnahme schafft es die Schweiz in die us-amerikanische Presse. Deutlich positiver geht es im Artikel der New York Times über das schweizerische Gesundheitssystem zu und her. Dieser Artikel gehört zur Pflichtlektüre für alle, die sich gerne einmal für den Blick von aussen interessieren.

Zugegeben, aus Sicht der Amis (deren geiles Motto bekanntlich lautet: „Jahrelang Krankenkassenprämien zahlen, um im Notfall die Leistung verweigert und die Police gekündigt zu bekommen“) ist unser System wohl ein Klon des Paradieses. Wir Schweizer hingegen sollten nicht zu den schlechten Beispielen herab-, sondern zu den guten hinaufblicken. Es gibt noch viel zu tun!

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Dienstag, 29. September 2009

Jahrgang 1979

Dass wir erfolgreich werden würden, war von Anfang an klar. Wir waren eine Generation, die gefördert wurde. Ähnlich wie die Kinder von heute, aber wir trugen keinen Helm beim Fahrradfahren. Wir hatten Ballettunterricht, Musikunterricht, Reitunterricht. Notfalls auch Nachhilfeunterricht, denn — und das war die vielleicht deutlichste Lektion, die uns unsere Eltern mit auf den Weg gaben, das vielleicht einzige Mal, dass sie den Mahnfinger erhoben — Ausbildung ist alles. Sie ist der Schlüssel zu sozialem Aufstieg, zu einem geglückten Leben.

Quelle: Das Magazin » Wir Dreissigkäsehochs

Auch wenn ich aus der Jahrgangslese 1980 stamme, habe ich genau dieselbe Leier auch gehört.

Wir haben fröhlich und ausgiebig PhilI-Gänge studiert, weil wir nicht das Gefühl hatten, den Abschluss wirklich zu brauchen. Zu sehen, wie die angestrengten Jus- und Wirtschaftsstudenten heute Jobs annehmen müssen, die sie auch ohne das Liz gekriegt hätten, freut uns ein kleines bisschen.

Und dann auch das noch:

Haben wir mal den Job, den wir wirklich wollen, arbeiten wir bis zum Umfallen. Denn dann ist der Job nicht mehr Arbeit, sondern Erfüllung und Selbstverwirklichung und -darstellung.

Das Wichtigste im Leben sind unsere Freunde. Sie sind uns heilig. Freundschaft ist unsere Religion, die Bar unsere Kirche, Bier unser Wein. Unsere vielen Freunde sind der Grund dafür, dass wir am liebsten nur 80 Prozent arbeiten. Sie fangen uns auf zwischen Vereinzelung und Kollektivdruck. Sie sind der Fixpunkt, sie sind die Heimat für uns globale Nomaden.

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