Ich bin davon überzeugt, dass Herr Pillkahn Recht behalten wird:
Energieintensive Unternehmen produzieren längerfristig dort, wo der grösste Kostenblock in der Produktion (die Energie) am günstigsten ist. Und, was wir Europäer und „Klimaretter“ mit zunehmenden Mengen an erneuerbarem „Flatterstrom“ nicht vergessen sollten: Energie muss zuverlässig, das heisst rund um die Uhr, verfügbar sein.
Wir setzen uns gerade selbst Schachmatt, indem wir alle Energieformen exorbitant teuer machen, und viele davon zu alledem auch nur unzuverlässig abgerufen werden kann (bspw. Sanktionen, Pipeline-Sprengungen, Flatterstrom).
Besonders einfach lassen sich diese Abwägungen in einem multinationalen Unternehmen verdeutlichen: Pillkahn zeigt das in seinem Vortrag schön auf, wenn er ein hypothetisches (?) Unternehmen erwähnt, welches Produktionsstandorte in Deutschland, Kanada und China unterhält. Irgendwann muss man selbst als heimatverbundener CEO dieses Unternehmens die Verschiebung ins Ausland anordnen, wenn man konkurrenzfähig bleiben und am Markt überleben will.
Verfechter der Marktwirtschaft werden natürlich jetzt argumentieren, dass eine Spezialisierung explizit gewünscht wird: Jedes Land/Region produziert die Waren, für deren Produktion das Land/die Region prädestiniert ist. Valabler Punkt. Hier wird aber der Markt absichtlich (und: unnötig!) verzerrt, in dem man Energie verteuert und deren Verfügbarkeit mindert.
Wenn die Amis in solche Händel involviert sind, muss man sich immer fragen: Cui bono? Und in den allermeisten Fällen lautet die Antwort: Den USA:
Aus der deutschen Rüstungsindustrie ist jedoch die Sorge zu hören, dass die Amerikaner nur darauf warteten, den Europäern für ihre Leopard-Lieferung Ersatz durch eigene Panzer zu offerieren. Der Ukraine-Krieg biete den USA gerade die Gelegenheit, nach Helikoptern, Kampfjets und Raketen nun auch mit Panzerfahrzeugen auf dem europäischen Rüstungsmarkt Fuss zu fassen und die deutsche Konkurrenz zu verdrängen.
„Noch vor gar nicht so langer Zeit war Deutschland eine Nation von genialen Ingenieuren und Erfindern… Heute redet eine Minderheit von Germanistikstudium-Abbrechern, von Apokalyptikern & wissenschaftlichen Analphabeten diesem Land ein, dass im Verzicht die Lösung liege
Die von Gas abhängigen Länder in Europa und deren für diesen Winter so wichtigen Gasspeicher haben im Oktober eine unerwartete Verschnaufpause gekriegt:
Dieses Witterungsereignis könnte sich einreihen in die Kriegsgeschichte, die immer wieder positiv oder negativ vom Wetter und der Witterung beeinflusst wurden.
Merke: Der (vom Menschen gemachte?) Klimawandel kann auch Vorteile bringen.
Am vergangenen Wochenende brach die Bundespolizei mit mehreren Schiffen auf, zum Teil von der Deutschen Marine zur Verfügung gestellt, um das Ausmaß der Zerstörung an den Pipelines zu begutachten und zu dokumentieren. Auch Taucher und Sprengstoffexperten der Bundespolizei waren dabei. Allerdings kamen die Taucher vor Ort nicht zum Einsatz, da sie nicht die nötige Ausrüstung für einen Tauchgang in 70 Metern Tiefe haben.
Was mir von der Lektüre geblieben ist: Dank dem massiven Ausbau von Solar haben die Deutschen der ganzen Welt geholfen, die Preise für Solarpanels spürbar zu senken.
The ca. 25 GW of solar installed in 2009-12, generating roughly 25 TWh per year, cost something in the order of EUR 10 bn per annum (for 20 years), amounting to more than half of the current renewable surcharge on an ongoing basis. That cost, along with slightly smaller costs borne by Italians and French ratepayers for parallel installation booms, is what made the rapid drop in the cost of solar panels in that period possible – something that benefits the whole planet. German (and Italian and French) ratepayers are subsidizing cheap solar around the world.
Und noch das hier:
Energy is a commodity with very limited demand elasticity in the short term, and thus it takes very large price hikes to re-balance markets, especially when you have a negative supply shock. This should be obvious from the multiple crises we have gone through over the past 50 years, but politicians still push the gospel of “the markets” for energy while being unable to tolerate the price hikes they necessarily (occasionally) entail, and then imposing market distorting measures (price caps, etc) and looking for scapegoats rather than explain their ideological decisions…
Wenn ich diesen Paragraphen richtig verstehe führen uns die exorbitanten Gas- und Strompreise direkt ins Paradies. Hoffentlich aber ist noch was von Europa übrig, wenn wir dort ankommen.
Mittlerweile hat wohl jeder, der sich für das aktuelle Zeitgeschehen interessiert, Annalena Baerbocks Aussagen über die fortwährende Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland gehört.
Hier die ungekürzte Fassung, da „Faktenchecker“ einen auf Twitter und Telegram herumgeisternden Zusammenschnitt als „ein von einer Pro-Putin-Gruppe manipulativ geschnittenes Video von Außenministerin Baerbock“ klassifiziert haben, welches „massiv von extremen Rechten geteilt“ werde.
Nebenbemerkung: Habe zu meinem Kollegen, welcher mir das Video gesendet hat, natürlich sofort den Kontakt abgebrochen, weil jetzt dank Volksverpetzer klar belegt ist, dass er ein Rechtsextremer ist …
Um was geht es? Ich versuche hier das Englische zu übersetzen und zu kondensieren:
Ein Panel-Teilnehmer fragt Baerbock, was Deutschlands Vision und ihre persönliche Definition einer erfolgreiche Ukraine sei. Sie antwortet, dass „wir“ [Deutschland? Die EU? Der Westen?] dafür kämpfen, dass die Ukraine ihre Zukunft selber bestimmen dürfe. Aus ihrer Sicht sei die Vision, eine freie und friedliche Ukraine zu haben, wie „jedes“ andere Land auf der Welt [naja]. Deshalb stünden Deutschland zusammen mit Frankreich so lange an der Seite der Ukraine, wie die Ukraine Deutschland und Frankreich benötigen würde. Das sei doch völlig normal wenn man an Rechtsstaatlichkeit und die Freiheit auf Erden glaube.
Dann geht Baerbock auf die Aussage ihres Vorredners ein, der gesagt habe, dass man nicht behaupten solle, dass der Krieg für längere Zeit weitergehen könnte. [ich verstehe das so, dass es aus Sicht Baerbocks durchaus ein langer Krieg werden könnte, und der Vorredner es für gefährlich hielt, dass man die Planung danach auszurichten begänne]. Ihr Versprechen an die Ukraine sei, dass man an der Seite der Ukraine stünde so lange die Ukraine das nötig habe. [Jetzt kommt der für mich trotz mehrmaligem hören völlig unverständliche Teil] Sie könne dieses Versprechen geben, und in einer Demokratie bedeute das glücklicherweise, dass die „Leute“ mit ihr nicht einverstanden sein müssen und die Leute ihr in vier Jahren [bei den nächsten Wahlen?] vorhalten könnten, dass sie gelogen habe [sprich … sie resp. ihre Partei abwählen?]. Aber da sie nun für vier Jahre gewählt sei, könne sie der Ukraine dieses Versprechen geben, und das Versprochene auch liefern — egal was ihre Wähler [derzeit?] denken [das ist meine eigene Interpretation des Gesagten, sprich mein Versuch, zwischen den Zeilen Sinn zu machen]. Und wenn der Krieg weitere zwei Jahre dauere halte ihr Versprechen so lange. Dementsprechend müssen Massnahmen aber auch danach beurteilt werden, dass sie mehrere Jahre aufrecht erhalten werden können. Man müsse aber ehrlich zueinander sein und einen längeren Krieg als wahrscheinlich erachten.
if i give the promise to people in ukraine we stand with you as long as you need us then i want to deliver no matter what my german voters think but i want to deliver to the people of ukraine and this is why for me it’s important to be always very frank and clear and this means every measure i’m taking i have to be clear that this holds on as long as ukraine needs me and this is why i think it’s so important that we have to be frank yes everybody wishes from us that tomorrow the war stops but in case tomorrow it wouldn’t stop i will be also there in two years time
Quelle: YouTube maschinell übersetztes Audio
Schlussendlich sagt Baerbock, dass sie sich bewusst sei, dass der Winter bald komme und die Leute [das deutsche Volk] auf den Strassen gegen die hohen Energiepreise protestieren könnten. Dies sei eine Herausforderung für demokratisch [gewählte] Politiker. Sie werde den Leuten mit „sozialen Massnahmen“ helfen. Das dürfe aber auf keinen Fall bedeuten, dass man die Sanktionen fallen lasse — auch wenn es dann für die Politiker ganz brenzlig werde. Man müsse in ganz Europa Lösungen finden, um die „sozialen“ [nicht auch: wirtschaftlichen?] Effekte abzufedern. Die Alternative sei die Spaltung der Demokratie und die armen Leute „zurückzulassen“. Das sei falsch, „wir“ stehen in Solidarität mit allen Bewohnern unseres Landes, so wie wir solidarisch sind mit allen Leuten in der Ukraine.
Fazit: Solche Steilvorlagen entstehen primär, wenn man das falsche, sprich (fremd)sprachlich wie auch intellektuell ungeeignetes Personal zum Aussenminister macht. Kein Wunder kann jeder, der diese schwer verständliche Rede hört, irgendwas hineindeuten.
Meine Meinung: Wie mir ein Kollege gestern erzählt hat, ist das oberste Ziel einer Rettungsaktion immer, die Sicherheit der Retter zu gewährleisten. Die Rettung des Opfers hat zweite Priorität, so unmenschlich das klingen mag. Ist es nachhaltig, wenn die Retter sich selber in grösste, nicht mehr verantworbare Gefahr bringen, oder bei der Rettung sogar sterben? Wenn ich Baerbock richtig verstehe, gilt aus ihrer Sicht die Umkehr des Fundamentalprinzips: Die Ukraine müsse um jeden Preis gerettet werden, das Wohlergehen der Retter, sprich der Europäischen Staaten (der Bewohner, der Wirtschaft, der Politik), sei sekundär.
Sprich der Winter wird nicht als das bezeichnet, was er war (kalt, und dunkel — mangels Gas und Strom), sondern er wird nach der Reaktion der Einwohner eines Landes betitelt.
In Denmark after ww2 the 350 km long, wide beach at the West coast was loaded with mines from the nazits. Denmark forced the POVs to remove the mines. Every evening, after a days work, they forced these soldiers to walk through the area they just cleaned up
— Pia Klemmensen 🇩🇰 (@klemmensenpia1) May 23, 2022
Man stelle sich vor, die Japaner hätten den einen Wall gegen Tsunamis bei dem einen Kraftwerk nur 2 Meter höher gebaut. Wie es empfohlen war. Deutschland hätte auf Jahre noch sauberen Strom und keine Kohlekraftwerke mehr. Einfach irre.
— Dr. Hausse for Grimdark Future ➐ (@DrHausse) January 3, 2022
Aeby Faktencheck: Der Spur nach richtig.
Its seawall was 19 feet high. Despite warnings in a 2008 report suggesting that the plant could be exposed to a tsunami of up to 33 feet, the plant was still protected only by the existing 19-foot seawall when the tsunami struck. The tsunami that made landfall reached over 40 feet high, even larger than the earlier report had suggested was possible.
Die damalige Mauerhöhe von 19 feet entsprechen 5.79 Meter. Die 2008 in einem Bericht empfohlenen 33 feet entsprechen 10.06 Meter. Die Tsunamiwelle war aber tatsächlich 40 feet hoch, das entspricht 12.19 Metern.
Ergo: Wäre die Mauer vor dem Unglück um 6.40 Meter erhöht worden, wären Deutschland und die Schweiz energietechnisch jetzt nicht auf bestem Weg zurück zu Schwellenländern, wo Stromausfälle an der Tagesordnung sind.
Übrigens auch ein Lehrbuchbeispiel von gescheitertem Risk Management: Selbstverständlich hätte die Erhöhung der Mauer einiges an Geld gekostet. Doch hätte man diese perfekt planbaren Baukosten den Kosten des Unglücks gegenübergestellt (u.a. ein Menschenleben wegen Radioaktivität, und 2202 Menschenleben bei der darauffolgenden Evakuierung, Evakuierung, Betriebsausfall, Engpässe in der Stromversorgung, vorzeitige Abschreibung des Reaktors, Reparaturkosten, Reputationsverlust), hätte jede Person mit gesundem Menschenverstand und minimster mathematischer Grundbildung die Variante Risiko-Mitigation gewählt.
Mario Aeby, geboren am 25. September 1980 in Bern, Schweiz
Ein Weblog über IT (Linux, OSS, Apple), Heim-Automation; mein mittlerweile abgeschlossenes Geschichtsstudium; Erkenntnisse aus meiner aktuellen Tätigkeit in der Informationssicherheit, meine Erfahrungen als IT-Berater, IT-Auditor, Web-Developer und IT-Supporter; die Schweiz, den Kanton Bern, meine ursprüngliche und auch wieder aktuelle Wohngemeinde Neuenegg, meine vorherige Wohngemeinde Bern, über lokale, regionale und globale Politik; meine Reisetätigkeit und Erfahrungen mit anderen Kulturen; und zu Guter letzt auch das Älter werden.
Alle in diesem Blog gemachten Aussagen und Meinungen sind persönlich und nicht als Ansichten meines aktuellen und/oder meiner bisherigen Arbeitgeber zu verstehen.