Ich weiss immer noch nicht, ob es hier dem Verleger rein nur um die KMUs im Amt geht …
In eigener Sache
Die Verwaltungsreform 2010 im Kanton Bern und der Laupen Anzeiger
Offener Brief an:
- Alle Einwohner des Amtsbezirkes Laupen
- An die Gemeindebehörden des Amtsbezirkes
- An alle Vereine und Institutionen im Amtsbezirk
- An alle Inserenten des Anzeigers
- An alle Betriebe und Geschäftsleute im Amt
- An alle Freunde des Laupen Anzeiger
Im kommenden Jahr feiert der Laupen Anzeiger sein 100-jähriges Bestehen. In hundert Jahren hat der Anzeiger die Einwohner des Amtsbezirkes wöchentlich mit Publikationen, Nachrichten und Informationen versorgt. Inserate über Produkte, Wohnungen, Stellen und vieles anderes mehr haben dazu beigetragen, das Wirtschaftsleben im Amt anzukurbeln und aufrecht zu erhalten. Amter, Behörden, Kirchen, Vereine usw. haben dank dem Anzeiger Ihre Publikationen im Amt bei ihren Leuten verbreiten können.
Die vorgesehene Verwaltungsreform mit der Schaffung von so genannten Verwaltungskreisen im Kanton Bern stellt die heutige Form des Informationsflusses zu Recht in Frage. Die Frage steht im Raum: Wie soll es weitergehen, wie und mit weIchen Mitteln sollen in Zukunft Publikationen den Einwohnern zukommen, wie soll der Handwerker seine Dienstleistung, wie der Wirt, der Bäcker, der Metzger seine Produkte anpreisen.
Bisher hatte jeder Amtsbezirk seinen Anzeiger. Alle Anzeiger waren und sind im Amtsanzeigerverband des Kantons Bern vereinigt. Nun möchte ein Mitglied dieses Verbandes diese Organisation umgehen, seinen Geschäftsbereich auf Kosten anderer erweitern und einen «Monsteranzeiger», den Anzeiger Bern-Mittelland schaffen. Dabei sollen über 75000 Haushalte von Ferenbalm bis Vechigen und von Meikirch bis Oberbalm bedient werden.
Als Verleger des Laupen Anzeiger muss ich dieses Vorhaben ablehnen. Dies nicht aus persönlichen oder wirtschaftlichen Gründen, sondern weil ich der Meinung bin, dass ein solcher Grossanzeiger die Interessen von harmonisch gewachsenen und zusammengesetzten Regionen, wie zum Beispiel den Wirtschaftsraum Neuenegg, Laupen und andere mehr, nicht optimal bedienen kann.
Ein solcher Anzeiger ist viel zu umfangreich, er wird schwer lesbar, der Leser muss mit Mühe und viel Aufwand diejenigen Publikationen suchen, die ihn betreffen oder interessieren. Was nützt einem Bäcker aus Laupen ein Inserat in Stettlen? Wieso muss die Einwohnerin in Mühleberg aus über hundert Kirchennachrichten diejenige mühsam suchen, die ihre Gemeinde betrifft?
Für den Kleininserenten wird ein solches Blatt unbezahlbar, er kann es sich nicht mehr leisten, für seinen Betrieb regelmässig in seiner Region zu werben. Bereits heute werden Millimeterpreise von Fr. 1.07 angeboten, dabei ist absehbar, dass dieser Preis noch ansteigen wird. Die heutigen kleineren Anzeiger des Kantons liegen im Bereiche von ca. Fr. 0.60.
Sicher ist, dass es schlussendlich ein politischer Entscheid sein wird, wie die rechtlichen verbindlichen Publikationen von Staat und Gemeinden zu verbreiten sind.
Die Gemeinden als Träger der heutigen Anzeiger müssen entscheiden, wie sie in Zukunft diese Aufgabe erfüllen wollen. Als Verleger und Geschäftsmann muss ich aber noch andere Interessen in den Vordergrund stellen, nämlich die wirtschaftlichen einer bestimmten Region. Genauso wie es Aufgabe der Anzeiger ist, amtliche Publikationen zu verbreiten, tragen wir, als Herausgeber der Anzeiger, auch eine wirtschaftliche Verantwortung. Der heutige Anzeiger ist eine wichtige Plattform für das örtliche Gewerbe, für nicht Profit orientierte Institutionen, für Vereine, aber auch für Privatinteressen, in ihrem Raum auf sich aufmerksam zu machen. Ein «Monsteranzeiger» wie er angeboten wird, kann diese Aufgabe nicht erfüllen und benachteiligt damit eine breite Schicht unserer Gesellschaft.
In diesem Sinne bin ich guten Mutes und voller Tatendrang, die nächsten 100 Jahre Laupen Anzeiger in Angriff zu nehmen.
Der Verleger, im November 2007
Konrad Feiler