Dienstag, 28. Juli 2009
Bei der Schweinegrippe haben wir die unheilige Allianz zwischen Pharmaziefirmen (Die Schweinegrippe macht ihn mit jedem Tag reicher – noch Fragen?) und Angestellten, die die Berufsbezeichnung „Journalisten“ längst abgesprochen erhalten sollen – und nun haben sich die Postillenschreiber ausgerechnet mit der Waschmittel- und Waschmaschinenindustrie verbündet, um uns vor neuen äusserst gefährlichen Gesundheitsschäden zu warnen:
Erkrankt eine Person, zum Beispiel an einer Grippe oder einem Fußpilz, sollten ihre Kleidungsstücke jedoch gesondert mit einem Vollwaschmittel bei 60 Grad in die Trommel gegeben werden.
Quelle: SPIEGEL ONLINE – Druckversion – 30-Grad-Wäsche: Waschmaschine wird zur Keimschleuder – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Wissenschaft
Die politisch nicht korrekte Antwort darauf wäre: „Habt ihr endgültig einen Flick fort?!“
Wenn das so weiter geht, erkläre ich 2009 als Jahr der übergeschnappten JournalistInnen. Frau Donner – Angehörige ihres Geschlechts reagieren erfahrungsgemäss deutlich stärker auf reale und gefühlte Hygienemissstände – hat zwar gründlich recherchiert und unzählige Meinungen eingeholt – doch diejenige Frage, die mich am meisten interessiert, hat sie nicht gestellt: Gehen wir hypothetisch davon aus, dass ich das perfekte Kleiderwaschregime entwickle, dafür für tausende von Franken Investitionen in neue Produkte tätige und schlussendlich keimfreie (!!!) Kleidgung aus der Waschmaschine ziehe. Spätestens wann – und in welcher Menge – treffe ich dann doch auf die pöhsen, pöhsen Keime? An Handgriffen von Türen, in der Strassenbahn, im Kontakt mit anderen Menschen, bei der Dusche im Fitness-Center … Na? Aber solche Fragen entsprechen ja nicht der Auftrag eines professionellen Journalisten im 21. Jahrhundert. Nichts da von Komplexitätsreduktion und Einbettung des Berichts ins grössere Ganze – die Schreiberlinge sind ja nur noch dazu da sind, die Arbeitszeit und die Publikation auszufüllen. Die Qualität des Produkts ist dabei nebensächlich. Hauptsache fette Schlagzeile.
Wer immer noch Angst vor einer Ansteckung über Kleidungsstücke hat, soll sich zuerst überlegen, den Mitbewohner einer richtigen Quarantäne zu unterziehen.